Kinderreitunterricht gestalten: Ideen und Tipps
Kinder an den Pferdesport heranführen
"Der Umgang mit dem Pferd hat eine persönlichkeitsprägende Bedeutung gerade für junge Menschen. Diese Bedeutung ist stets zu beachten und zu fördern.“ Schon in den Ethischen Grundsätzen des Pferdefreundes wird auf die besondere Beziehung zwischen Kindern und Pferden hingewiesen. Wer als Ausbilder Kinder an den Pferdesport heranführt, wird bestätigen, dass diese Arbeit viel Freude und Bestätigung bereitet. Kinder sind noch voller Tatendrang, sie wollen entdecken, erforschen und ausprobieren. Bewegung gilt als Motor für die motorische, psychisch-emotionale, soziale und kognitive Entwicklung des Kindes. Die Beschäftigung mit dem Pony, das Reiten und Voltigieren bieten dafür eine unendliche Vielfalt an Möglichkeiten.

Veränderte Kindheit – veränderter Reitunterricht
Es ist ein Phänomen der heutigen Zeit, dass Kinder weniger Möglichkeiten zur freien, kindgerechten Bewegung haben und oft bereits in frühen Jahren ein straffes Freizeitprogramm absolvieren. Das führt dazu, dass viele Kinder Defizite im Bereich der grundlegenden motorischen Fähigkeiten haben. So beklagen viele Ausbilder, dass die Kinder heute oft sehr ungeschmeidig sind und sich bei einem Sturz vom Pferd nicht mehr abrollen können. Daher sollten so elementare Übungen wie die Rolle vorwärts, aber auch das Hüpfen, Balancieren, Laufen und Springen einen festen Platz im Reitunterricht für Kinder einnehmen. So wird eine gut ausgebildete motorische Basis geschaffen, die das Erlernen der reitspezifischen Techniken erleichtert.
Gestaltung von Kinderreitunterricht
Kinder brauchen einen spielerischen, kindgerechten Aufbau der Reitstunden mit der Möglichkeit zur vielseitigen Schulung der koordinativen Fähigkeiten. Der Ausbilder im Kinderreitunterricht muss verinnerlichen, dass neben der Schulung der reitspezifischen Fähigkeiten und Fertigkeiten ein ganz allgemeines und abwechslungsreiches Bewegungsangebot geschaffen werden muss, um den Kindern optimale Voraussetzungen für das Reiten lernen zu schaffen.
- Guter Reitunterricht für Kinder ist vielseitig, abwechslungsreich und systematisch strukturiert. Schon bei den ersten Ausbildungsschritten sollte immer das Pferd mit einbezogen werden. Schließlich kommt das Kind, weil es Pferde liebt. Der Kontakt zum Pferd steht deshalb von Anfang an im Vordergrund. Besuche auf der Weide oder im Stall machen das Verhalten des Pferdes für das Kind anschaulicher als eine Theoriestunde.
- Erste Erfahrungen auf dem Pony sammelt das Kind am besten ohne Sattel mit einem Gurt und am Führzügel. Durch das Reiten auf unterschiedlichen Böden, Bodenwellen und Hügeln oder durch erste einfache Übungen werden das Gleichgewicht und das Vertrauen gefördert.
- Dem geführten Reiten folgen dann das Reiten an der Longe und später das Reiten in Gruppen. Von Anfang an wird im Kinderreitunterricht auf einen vielseitigen und abwechslungsreichen Aufbau geachtet. Neben der Schulung des Dressursitzes erfolgt parallel die Schulung des Leichten Sitzes. Wann immer es möglich ist, findet die Ausbildung draußen statt – zum einen um den Kindern das Erleben des Ponys in seinem natürlichen Lebensraum zu ermöglichen, zum anderen aber um auch dem Kind vermehrt Naturerlebnisse zu verschaffen, die gerade im städtischen Raum heute oft zu kurz kommen.
- Das Spiel ist die Lernform des Kindes. Kinder lernen spielerisch und setzen sich im Spiel mit den ernsten Dingen auseinander. Je mehr der Ausbilder diese Besonderheit des Kindes akzeptiert und in den Reitunterricht einbaut, desto motivierter und schneller wird das Kind sich entwickeln. Wer Lernschritte in Spiele verpackt, vermittelt auf kindgerechte Art und Weise Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten. Vor allem Gleichgewicht und Losgelassenheit können sehr gut spielerisch verbessert werden. Ob im Team, als Paar oder auch allein: mit Slalom und Staffelreiten, mit Balancieren, Rollen und Springen lässt sich im Kinderreitunterricht viel erreichen. Es gibt endlose Varianten, die je nach Alter und Einzelfall ausgewählt werden können.
Wer Reitunterricht für Kinder anbietet, wird schnell feststellen, dass die Einbindung der Eltern unerlässlich für ein harmonisches Miteinander ist. Gerade bei Eltern mit wenig oder gar keiner eigenen Pferdeerfahrung sind Missverständnisse und Konflikte ansonsten vorprogrammiert, weil die Vorstellungen und Erwartungen beider Seiten auseinandergehen.
- Verständnis füreinander
Eltern wollen zunächst einmal nur das Beste für ihr Kind. Das eigene Kind in die Obhut anderer zu geben, braucht großes Vertrauen in diese Person. Eltern dürfen zu Recht erwarten, dass ihr Kind mit der größtmöglichen Sorgfalt und Umsicht betreut wird. Auf der anderen Seite darf auch der Ausbilder erwarten, dass seine fachliche Kompetenz und sein Konzept anerkannt und respektiert werden. Idealerweise entsteht eine gemeinsame Basis für eine individuelle und angemessene Förderung des Kindes. Elternarbeit ist ein Prozess, sie begleitet den Ausbilder über den gesamten Zeitraum der Zusammenarbeit. - Informationen im Vorfeld
In der Praxis hat es sich bewährt, bereits im Vorfeld offene Fragen und wichtige Eckpunkte zu klären. Am besten in einem ausführlichen Erstgespräch mit Rundgang und Vorstellen der Ansprechpartner. So bekommen die Eltern einen ersten Eindruck von den Abläufen, den Mitarbeitern und der Infrastruktur des Betriebs. Die Erstellung eines Elternflyers mit allen wichtigen Informationen ist empfehlenswert. - Vorstellen des Konzepts zum Kinderreitunterricht
Ein vielseitiger und kindgerechter Reitunterricht findet nicht nur auf dem gesattelten Pony statt, sondern beinhaltet auch das Putzen, Versorgen, Führen, Voltigieren, Spielen und Übungen zum Training der koordinativen Fähigkeiten. Diese Konzeption muss den Eltern im Vorfeld verständlich und transparent dargelegt werden, um spätere Diskussionen und Beschwerden bezüglich der eigentlich "Sitz-Zeit" auf dem Pony zu vermeiden. - Einbinden der Eltern
Eltern haben gerade für kleine Kinder eine wichtige Vorbildwirkung, daher sind Ansätze, die die Eltern in die Reitausbildung einbinden, sinnvoll. Durch einen kurzen Schnupperkurs kann bei den Eltern Interesse geweckt, aber auch eventuelle Ängste abgebaut werden. Der Pferdeführerschein Umgang stellt ein geeignetes Abzeichen auch für Eltern reitender Kinder dar und schafft mehr Verständnis und Sicherheit in der Begleitung des Kindes.
Weitere Informationen zum Thema Elternarbeit finden Sie auf der Seite der Deutschen Sportjugend.
Was Eltern vor der ersten Reitstunde ihrer Kinder wissen sollten, findet sich in unserem Themenbereich "Reiten lernen".
Je früher man Kinder für den Pferdesport gewinnen kann, umso mehr werden sie sich mit ihm identifizieren. Durch die Einführung der Ganztagsschule eröffnen sich für Vereine und Betriebe eine Reihe von Herausforderungen, aber auch völlig neue Perspektiven. Pferdesportliche Angebote können durch Kooperationen mit Schulen in das Schulleben integriert werden und schon im Kindergarten können Reitvereine attraktive Angebote machen, von denen beide Seiten profitieren. Mehr dazu gibt es auf unseren Seiten zum Themenbereich "Reiten in Schule und Kindergarten - Kooperationsmöglichkeiten für Vereine und Betriebe".
Um den besonderen Anforderungen in der Ausbildung von Kindern gerecht zu werden, hat die FN für Ausbilder die Ergänzungsqualifikation Kinderunterricht im Pferdesport entwickelt. Sie setzt Schwerpunkte in der Gewöhnung an den Umgang mit dem Pferd und vertieft Wissen zu Reitunterricht unter pädagogischen Gesichtspunkten. Inhaltlich werden Themengebiete wie Erstkontakt und Sinnesschulung mit dem Pony, Unterrichtseinheiten für unterschiedliche Altersstufen, Spiele und Abzeichen vermittelt. Nach bestandener Prüfung erhält der Bewerber ein Zertifikat über die Ergänzungsqualifikation Kinderreitunterricht.
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