Deutsche Reiterliche Vereinigung
21.08.2019 | 19:15 Uhr | Uta Helkenberg

EM Rotterdam: Drei vierte Plätze für deutsche Para-Dressurreiter

Dresing, Philipp und Zeibig verpassen nur knapp eine Medaille

Rotterdam/NED (fn-press). Drei vierte Plätze – das ist das Resultat des ersten Wettkampftages der deutschen Para-Dressurreiter bei den Europameisterschaften in Rotterdam. „Das ist natürlich nicht ganz das, was wir uns erhofft haben. Aber wir sind dennoch zufrieden. Unsere Routiniers Elke Philipp in Grade I und Steffen Zeibig in Grade III waren nur Zehntel von einer Bronzemedaille entfernt. Unser Teamneuling Heidemarie Dresing ist in Grade II direkt mit einem Ergebnis von über 70 Prozent eingestiegen. Damit sind nicht nur alle drei für die Kür qualifiziert, wir sind auch gut eingestimmt für die Teamprüfungen ab Freitag. Und morgen geht ja auch noch Regine Mispelkamp in Grade V an den Start. Wenn es läuft wie in Tryon, sind alle Chancen auf eine Einzelmedaille noch offen“, fasste Equipechefin Britta Bando ihre Eindrücke des ersten Tages zusammen.

Den Auftakt machte die Einzelprüfung in Grade II, in der EM-Neuling Heidemarie Dresing ihre EM-Premiere feierte. Mit ihrer erst sechsjährigen Hannoveraner Stute La Boum (v. Londontime ) erzielte die an Multipler Sklerose erkrankte Reiterin 70,971 Prozent und wurde damit Vierte. „Es war sehr spannend. Ich musste mich sehr konzentrieren, um keinen Fehler zu machen“, schilderte Dresing ihren ersten Auftritt im EM-Viereck. Ein kleiner Taktfehler im Mitteltrab und beim Halten kosteten das Paar einige Punkte. „Das war noch nicht ganz optimal. Aber meine Stute ist noch sehr jung. Im Training gestern war sie noch etwas wild. Sie ist eben sehr ehrgeizig – genauso wie ich. Aber heute hat sie mir wieder gezeigt, dass ich mich auf sie verlassen kann. Der Ritt hat mir Sicherheit für die bevorstehende Teamprüfung am Freitag gegeben“, sagte die 64-jährige Architektin aus Rheda-Wiedenbrück.

Die erste Medaille der EM Para-Dressur sicherte sich Titelverteidiger Pepo Puch aus Österreich, allerdings nicht mit Fontenoir, sondern mit dem Hannoveraner Rappwallach Sailor's Blue, mit dem er bereits im vergangenen Jahr in Tryon zwei Mal Silber in der Einzelwertung und Kür gewinnen konnte. Mit einem Endstand von 75,235 Prozent verwies er die Britin Georgia Wilson mit Midnight (73,471 Prozent) auf den Silberrang. Dritte wurde die Niederländerin Nicole den Dulk mit Wallace N.O.P. mit 73,353 Prozent.

Grade I: Mit Wespe auf der Brille zu Platz vier
Ebenfalls den vierten Platz belegte Elke Philipp. Als zweifache WM-Bronzemedaillengewinnerin zählte die 55-jährige Grade I-Reiterin mit ihrem Oldenburger Fürst Sinclair OLD (v. Fürstenball OLD ) in Rotterdam zu den Favoriten innerhalb ihres Grades. Auch hier waren es nur Kleinigkeiten, wie zwei Stolperer des Hengstes, die dafür sorgten, dass sich der Medaillentraum nicht erfüllte. Nicht hilfreich war auch eine Wespe, die sich während des Rittes hinter die Brille von Elke Philipp verirrte. „Das ist für die Konzentration natürlich nicht gerade gut“, sagte sie anschließend. „Ansonsten hatte ich alles gut im Griff und bin ganz ruhig in die Prüfung geritten. Insgesamt habe ich es als gute Runde empfunden.“ Mit einem Ergebnis von 74,143 Prozent – zwei der fünf Richter sahen sie sogar auf Platz zwei – musste Elke Philipp allerdings nicht nur ihren beiden Hauptkonkurrenten, Sara Morganti aus Italien mit Royal Delight und dem 31-jährigen Letten Rihards Snikus mit King of the Dance den Vortritt lassen, sondern auch Überraschungssieger Jens-Lasse Dokkan mit Aladdin. Der 58-jährige Norweger, der bereits seit 2000 im Para-Dressursport am Start ist, sorgte mit 75,036 Prozent für eine frühe Führung in der Prüfung und gab diese bis zum Ende nicht mehr ab. Zwar schloss Morganti mit ebenfalls 75,036 Prozent direkt zu ihm auf, konnte aber wegen der schlechteren Schlussnoten ihren Vorjahreserfolg nicht wiederholen. Sie wurde Zweite vor Snikus mit 74,821 Prozent und Elke Philipp.

Wimpernschlagentscheidung um Bronze in Grade III
In Grade III lieferten sich die Belgierin Barbara Minneci mit Stuart und Steffen Zeibig mit der 15-jährigen Hannoveraner Rappstute Feel Good (v. Fürst Heinrich) ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Bronzemedaille. Die Belgierin hatte mit 70,382 Prozent vorgelegt, für Steffen Zeibig blieb es am Ende bei 70,088 Prozent und damit Platz vier. „Die Trabtour war richtig gut, aber im Schritt war sie leider etwas spannig, da hat ihr etwas die Ruhe gefehlt. Das hat einfach Punkte gekostet“, schilderte der Arnsdorfer über sein Pferd und seinen Ritt. „Es war eben auch ein sehr unruhiger Hintergrund, aus dem Wald hinter den Richterhäuschen hat es ziemlich geschallt und dann lief nebenan während meines Ritt auch noch die Clear-Round-Musik für eine Nullrunde im Parcours. Aber diese Bedingungen hatten ja alle. Daher bin ich auch nicht unzufrieden. Wir hatten keine dicken Patzer und ich würde auch in der Vorbereitung alles genau so wieder machen. In Tryon war ich etwas enttäuscht über die Notengebung. Aber hier war das alles in Ordnung, der Beste soll schließlich gewinnen.“

Der Beste, das war an diesem Tag der Däne Tobias Thorning Joergensen, der für seine Vorstellung mit der Schimmelstute Jolene Hill unschlagbare 75,706 Prozent erzielte. Der erst 19-jährige Reiter verwies damit die langjährige Para-Dressurreiterin und Weltmeisterin Rixt van der Horst aus den Niederlanden auf den Silberrang. Im Sattel von Findley N.O.P. erzielte van der Horst 74,705 Prozent.

Die Europameisterschaften gehen für die Para-Dressurreiter am morgigen Donnerstag, 22. August, mit der Einzelwertung in den Grades IV und V weiter. Für Deutschland startet dann noch die WM-Bronzemedaillengewinnerin Regine Mispelkamp aus Geldern mit Look at me Now. Am Freitag und Samstag wird dann in der Teamwertung um die Mannschaftsmedaillen geritten. Das Kürfinale macht am Sonntag den Abschluss. 

Ergebnis- und Starterlisten der EM Rotterdam gibt es unter https://www.longinestiming.com/equestrian/2019/longines-fei-european-championships-rotterdam-rotterdam

Stand: 22.08.2019