Deutsche Reiterliche Vereinigung
11.08.2023 | 18:00 Uhr | Uta Helkenberg

EM Vielseitigkeit: Jung führt nach Dressur

Deutsche Mannschaft auf Platz zwei vor dem Geländeritt

Michael Jung und fischerChipmunk FRH - Foto (c) Stefan Lafrentz

Michael Jung und fischerChipmunk FRH liegen nach der Dressur mit nur 19,4 Minuspunkten in Führung. Foto (c) Stefan Lafrentz

In Le Pin-au-Haras ist die Dressur als erster Teil der Europameisterschaften Vielseitigkeit zu Ende gegangen. Mit nur 19,4 Minuspunkten konnte sich der deutsche Schlussreiter Michael Jung (Horb) mit fischerChipmunk FRH an die Spitze setzen. Das deutsche Team rangiert vor dem Geländeritt mit 76,3 Minuspunkten auf Platz zwei hinter den Briten mit 67,2 Minuspunkten. Aktuell Dritter ist das belgische Team (90,9 Minuspunkte).

Michael Jung und fischerChipmunk FRH lieferten eine fehlerfreie Runde ab, mit nach eigener Aussage Höhepunkten in der Galopptour. Nur am Anfang sei er etwas angespannt gewesen, weswegen er recht früh ins Stadion eingeritten sei, um etwas Ruhe zu haben, bevor es dann aufs Viereck ging. „Er hat mir ein super Gefühl gegeben, er war sehr gut drauf. Auch letzte Woche schon in der Vorbereitung: Da gab es eigentlich keinen Grund, nervös zu werden“, sagte Jung über seinen 15-jährigen Hannoveraner. Das deutsche Team war zum letzten Trainingslager nach Deauville gereist. „Da hatten wir die große Strecke schon hinter uns und konnten dort erstmal ein bisschen Pause machen, dann mit dem Training beginnen. Als wir hier angekommen sind, konnten wir direkt daran anknüpfen. Das war eine gute Taktik“, so Jung.

Hoch zufrieden mit ihrem Abschneiden war auch Sandra Auffarth, die am Freitagvormittag als dritte Starterin ihren Auftritt im Viereck gehabt hatte. Mit 28,6 Minuspunkten belegt sie Platz elf vor dem Geländeritt. „Ich war wirklich sehr zufrieden. Ich habe noch mal ein bisschen was am Abreiten geändert und ich glaube, das tut ihm gut. Er war sehr entspannt, sehr konzentriert und hier und da hatte ich sogar das Gefühl, er hat es ein bisschen genossen“, sagte sie lachend nach ihrem Ritt. Schließlich ist bekannt, dass die Dressur nicht die Lieblingsdisziplin ihres 14-jährigen Viamant du Matz ist. Nur beim Rückwärtsrichten und zweiten Galoppwechsel ließen die beiden auch ein paar Punkte liegen. „Rückwärtsrichten ist eigentlich so eine seiner Stärken. Das war heute auch nicht ganz schlecht, das geht aber deutlich besser. Und das ist ja das Schöne, dass man immer noch was verbessern kann“, sagte Auffarth. Seit 2011 gehörte sie nahezu nahtlos dem jeweiligen deutschen Championatsteam in der Vielseitigkeit an. An Le Pin-au-Haras hat sie besondere Erinnerungen, denn 2014 feierte sie hier im Sattel von Opgun Louvo („Wolle“) mit Doppel-Gold ihren bisher größten Erfolg: Team- und Einzelgold bei den Weltmeisterschaften. Team-Gold und Silber ging damals an Michael Jung und fischerRocana FST.

Fürs deutsche Team am Start sind außerdem Malin Hansen-Hotopp (Gransebieth) mit Carlitos Quidditch K und Christoph Wahler (Bad Bevensen) mit Carjatan S. Beide waren bereits am ersten Dressurtag am Start. Hansen-Hotopp hatte als Pathfinderin fürs deutsche Team einen frühen Startplatz und kam auf 31,5 Minuspunkte, Platz 20 und das vorläufige Streichergebnis fürs Team. Gewertet werden dagegen Wahlers 28,3 Minuspunkte. Wie Jung und Auffarth gehörte auch er im vergangenen Jahr zum Goldteam bei den WM in Pratoni del Vivaro. Seine vorläufige Rangierung: Platz zehn.

Neben den Teamreitern gehen in Frankreich auch Jérôme Robiné und Nico Aldinger mit Timmo an den Start. Robiné konnte mit Black Ice sein bisher bestes Dressurergebnis verzeichnen und kam aus dem Strahlen nicht mehr heraus. Am Ende des Tages rangiert er mit 26,0 Minuspunkten auf Platz sieben vor dem Geländeritt.

Bei strömendem Regen hatten Nico Aldinger und sein Schimmel Timmo ihren ersten Auftritt bei einer EM. Zunächst sah alles nach einer Vorstellung "unter 30" aus, doch im Schritt war eine Anspannung zu spüren und ein Fehler beim Angaloppieren wurde teuer. "Das hätte ich besser vorbereiten können und dadurch war der erste Wechsel auch schlecht", sagte Aldinger. "Im Trab war er unheimlich konzentriert, da war ich echt happy. Im Schritt merkte man aber schon die Kulisse hier. Er war echt 'an'", sagte er. "Er ist eben trainiert fürs Gelände. Das ist gut für morgen und gibt einem ein gutes Gefühl fürs Gelände." Mit 33,3 Minuspunkten belegt er den vorläufigen Platz 34.

Hinter Jung versammeln sich in der Einzelwertung gleich fünf britische Reiter, begonnen mit der ehemaligen Weltmeisterin Rosalind Canter und Lordships Graffalo (21,3), gefolgt von Einzelreiter Tom McEven mit JL Dublin (22,0 Minuspunkte), Laura Collett mit London (22,4 Minuspunkte), Weltmeisterin Yasmin Ingham mit Banzai du Loir (23,4 Minuspunkte) und dem zweiten Einzelreiter Tom Jackson mit Capels Hollow Drift (25,7 Minuspunkte).

„Das Dressurniveau ist wirklich sehr gut, alle haben sich weiterentwickelt. Unsere Reiter haben sehr gute Leistungen gezeigt, sind nahezu fehlerfrei geritten. Michi hat einfach wieder einmal dem ganzen die Krone aufgesetzt. Nichtsdestotrotz muss man auch die herausragenden Leistungen der Engländer würdigen. Die sind wirklich top in Schuss, aber das wussten wir vorher. Nun schauen wir nach vorne und versuchen weiter, die Form zu halten. Jetzt müssen wir einmal schauen, was das Wetter macht, wie sich die Bodenverhältnisse entwickeln und dann versuchen, die richtige Taktik zu finden, um möglichst gut abzuschneiden“, zog Bundestrainer Peter Thomsen sein Fazit nach der Dressur.

Weitere Informationen zu den Europameisterschaften Vielseitigkeit 2023 gibt es unter www.pferd-aktuell.de/em2023.

 

Stand: 11.08.2023