Deutsche Reiterliche Vereinigung
28.04.2024 | 23:00 Uhr | Uta Helkenberg

Vielseitigkeit: Malin Hansen-Hotopp auf Platz vier in Lexington

Erfolgreiche Fünf-Sterne-Premiere für deutsche Paare

Malin Hansen-Hotopp und Carlitos Quidditch K. Foto (c) Stefan Lafrentz

Bestes deutsches Paar in Kentucky: Malin Hansen-Hotopp und Carlistos Quidditch K . Archivfoto (c) Stefan Lafrentz

Das Olympiajahr 2024 nimmt Fahrt auf. Ein erster Meilenstein war die Fünf-Sterne-Vielseitigkeit CCI5*-L im Kentucky Horse Park in Lexington/USA, an der drei deutsche Paare teilnahmen, um sich für größere Aufgaben zu empfehlen. Als Beste beendeten Malin Hansen-Hotopp und Carlitos Quidditch K die Prüfung auf Platz vier hinter einem britischen Top-Trio aus Oliver Townend mit Cooley Rosalent, Tom McEwen mit JL Dublin und Weltmeisterin Yasmin Ingham mit Banzai de Loir. Christoph Wahler und D‘Accord FRH wurden Neunte, Calvin Böckmann landete mit The Phantom of the Opera auf Platz 18.

Im vergangenen Jahr gehörten sie zum deutschen Silberteam bei den Europameisterschaften in Haras du Pin, in den USA bestritten die beiden nun ihren ersten Fünf-Sterne-Start: der Holsteiner Schimmel Carlitos Quiddich K und seine Reiterin Malin Hanen-Hotopp aus Gransebieth in Mecklenburg-Vorpommern. In der Dressur erhielten von Lektion zu Lektion bessere Noten und landeten am Ende bei 31,1 Minuspunkten. Den über elf Minuten langen Gelände mit seinen 27 anspruchsvollen Hindernissen am Samstag bewältigten die beiden fehlerfrei, wenn auch 17 Sekunden über der erlaubten Zeit. „Mein Pferd ist einfach der Wahnsinn. Wie er springt, ist einfach genial. Auch wenn ich mal die Linie etwas verloren habe. Wenn ich ihm sage: Achtung, da müssen wir hin – dann springt er los“, sagte sie im Ziel. Mit 37,9 Minuspunkten starteten sie von Platz zehn ins abschließende Springen, wo sie als eines von nur sieben Paaren fehlerfrei blieben. Danach sorgten die noch folgenden Reiter mit ihren Fehlern dafür, dass Malin Hansen-Hotopp und Carlitos Quidditch K bis auf Platz vier vorrücken konnten. 

Einer von denen, die Hansen-Hotopp Platz machten, war ihr EM-Teamkollege Christoph Wahler. Der Chef des Klosterhofs Medingen in Bad Bevensen war der Einzige des deutschen Trios mit Fünf-Sterne-Erfahrung, für seinen Hannoveraner D’Accord FRH war es allerdings der erste Start auf diesem Niveau. Die Dressur beendeten die beiden mit 34,0 Minuspunkten, nicht zuletzt, da sich ausgerechnet in die Galopptour, die besondere Stärke von D’Accord, ein Fehler eingeschlichen hatte. Bei den 34 Minuspunkten sollte es im Gelände allerdings bleiben. Wie an der Schnur gezogen galoppierte der dunkelbraune Wallach durch die Geländestrecke. Nur am Eckensprung im großen Teich wurde es einmal weit, aber D’Accord wusste auch damit umzugehen, sprang auf das Hindernis und danach direkt weiter. „Da musste er mir einmal aushelfen, hat das aber richtig gut gelöst“, lobte Wahler. Als eines von nur zwei Paaren blieben die beiden im Kurs ohne Zeit- und Hindernisfehler. „Ich schon gedacht, dass wir das in der Zeit schaffen,
weil er unheimlich schnell ist. Aber gedanklich war ich natürlich mehr bei den Hindernissen als bei der Zeit, schließlich war es ein sehr anspruchsvoller Kurs“, sagte Wahler. Aufgrund der guten Vorleistung konnten Christoph Wahler und D’Accord trotz seiner Abwürfe im Parcours – einer davon ausgerechnet am letzten Hindernis – die Prüfung in den Top Ten beenden. Mit innerhalb Zusätzliche acht Strafpunkte bedeuteten ein Endergebnis von 42,4 Minuspunkten, davon 0,4 für Zeitüberschreitung im Parcours, und damit Platz neun.

Der Jüngste im deutschen Trio und wahrscheinlich im ganzen Starterfeld war Calvin Böckmann, der an diesem Wochenende nicht nur seine Fünf-Sterne-Gelände-Premiere feierte, sondern auch seinen 23. Geburtstag. Der Warendorfer Sportsoldat und sein Fuchswallach The Phantom of the Opera beendeten die Dressur mit 31,4 Minuspunkten und beeindruckten mit einer schnellen und sicheren Geländerunde. Am Wasser hielten die Zuschauer kurz die Luft an, als „Phanti“ mit einem Riesensatz über den Einsprung in den Teich sprang, doch die beiden setzten ihren Ritt unbeeindruckt fort und kamen bis auf ein Missverständnis an der Normandie-Bank (Hindernis 15) fehlerfrei ins Ziel. Hier stockte der Fuchs zunächst, bevor er im zweiten Versuch lossprang, was das Paar 20 Strafpunkte kostete. Ohne das kleine Malheur wären die beiden wahrscheinlich ohne Zeitfehler ins Ziel gekommen. So addierten sich 7,2 Strafpunkte zum Gesamtergebnis. „Mein Pferd war grandios! Ich bin so stolz auf ihn. És war der schwerste Kurs, den ich je gesehen und geritten habe, und es hat sich angefühlt wie ein Drei-Sterne-Kurs. Und im Ziel war er total fit“, sagte Böckmann begeistert, wenn auch verständlicherweise etwas enttäuscht. „Das Ergebnis hat er eigentlich nicht verdient, es spiegelt nicht seine Leistung wider.“ Im abschließenden Parcours kam ein Fehler hinzu, dennoch konnten Calvin Böckmann und The Phantom of the Opera noch einmal zwei Plätze gutmachen. Mit 62,6 Minuspunkten landeten sie auf Platz 18. „Mein Pferd und ich sind jetzt seit zweieinhalb Jahren ein Team. Es war immer mein Traum, auf Fünf Sterne-Niveau zu reiten und dieser Traum ist jetzt in Erfüllung gegangen.“

„Die Veranstaltung hier war genau, so, wie wir es erwartet hatten: hevorragende Bedingungen, aber auch ein echter Test“, sagte Bundestrainer Peter Thomsen, der insgesamt sehr zufrieden war. „Wir haben jetzt wieder drei Pferde mehr, die bewiesen haben, dass die Fünf-Sterne-tauglich sind. Für die erste Prüfung in diesem Jahr war das alles voll im Maß, aber alle haben auch das Potenzial, um aufs Podium zu kommen. An den dafür notwendigen Kleinigkeiten werden wir arbeiten. Aber jetzt erst einmal bekommen die Pferde eine Pause, eine aktive Erholung wie ich immer sage, bevor es dann in Richtung Aachen weitergeht.“fn-press/Hb

Stand: 28.04.2024