Deutsche Reiterliche Vereinigung
14.06.2019 | 10:00 Uhr | Uta Helkenberg

Marina Köhncke in Hall of Fame der Vielseitigkeit aufgenommen

Seit mehr als 30 Jahren stilistisches Vorbild im Sattel

Luhmühlen (fn-press). Seit 2007 werden im Rahmen des internationalen Vielseitigkeitsturniers in Luhmühlen ein Reiter und ein Pferd in die Hall of Fame des Vielseitigkeitssports berufen. In diesem Jahr wurde diese Ehre Marina Köhncke und Sundance Kid zuteil.

1987 gewann Marina Köhncke, damals noch Loheit, mit dem Hannoveraner Sundance Kid, das allererste Bundeschampionat des deutschen Geländepferdes in Süseler Baum – der Auftakt zu einer „Bilderbuch-Karriere“, wie Antje Kerber in ihrer Laudatio beschrieb. Schon dreijährig hatten der Züchter Uwe Ropers aus Drochtersen und sein erster Ausbilder Willi Koppermann erkannt, dass in dem Sohn des Halbblüters Smaragd (MV: Eisenherz) ein ganz besonderes Pferd heranwächst. Allerdings muss so ein Pferd auch in die richtigen Hände kommen und die waren mit Marina Loheit aus Radbruch und ihrer Familie bald gefunden. Bereits in ihrer Jugend machte Marina Loheit ihren Konkurrenten das Leben schwer. „Wir wussten, wenn Marina mit ihrem Pony Dulcinea startet, geht es für uns nur darum, wer Zweiter wird“, erinnerte Antje Kerber und ergänzte mit einem Schmunzeln. „Es sei denn, es war ein Graben im Kurs. Denn Gräben mochte Dulcinea nicht.“

Auf Dulcinea folgte El Extranjero, mit dem Marina Loheit zweimal an Junioren-Europameisterschaften teilnahm. Der Durchbruch an die internationale Spitze gelang dann mit Sundance Kid. 1989 wurde das Paar Deutscher Meister und Mannschaftseuropameister der Jungen Reiter und gehörten bereits ein Jahr später zur deutschen Mannschaft bei den ersten Weltreiterspielen in Stockholm. Einzeln wurden sie dort Siebte, im Team gewannen sie die Bronzemedaille. 1993 ging für die ehemalige Pony-Meldereiterin des Luhmühlener Turniers ein Traum in Erfüllung: Sie wird Deutsche Meisterin mit Sundance Kid und belegt als erste Deutsche Platz eins der FEI-Weltrangliste. „Es gab Stimmen, die sie als deutsche Antwort auf die britischen Topreiterinnen Ginny Leng und Lucinda Green bezeichneten, ein größeres Kompliment gab es damals nicht“, sagte Kerber. Sundance Kid verabschiedete sich 1996 mit einem vierten Platz in einer S-Prüfung in Rodderberg von der Vielseitigkeit und startete eine zweite Karriere als Dressurpferd. 1999 feierte er seinen letzten sportlichen Erfolg in einer M-Dressur mit Bine Schulz im Sattel. „Sundance Kid war ein Pferd mit einem Löwenherz, einer wunderbaren Bergaufgaloppade und dem unbedingten Willen, jederzeit und in jeder Disziplin für seinen Reiter das Beste zu geben“, so Kerber.

Marina Köhncke setzte ihre Karriere mit anderen Pferden fort. 1993 wurde sie mit Arapaima Vierte mit dem deutschen Team bei den Europameisterschaften in Achselschwang, gewann 1998 DM-Silber mit Sir Toby und ging mit Böttchers Longchamps sowohl bei den WM in Pratoni del Vivaro 1998 als auch bei den Olympischen Spielen 2000 an den Start. Zudem verhalf sie in Sydney mit Sir Toby dem deutschen Team zu Platz vier.

2001 verlagerten sich dann die Prioritäten. Für Marina Köhncke, inzwischen verheiratet und im schleswig-holsteinischen Badendorf zuhause, wurden Familie und Kinder zum Mittelpunkt. Den Pferden blieb sie – inmitten einer Züchterfamilie – dennoch weiter treu. 2004 kehrte sie dank der Holsteiner Stute Calma Schelly nicht nur in den Sport, sondern in den Spitzensport zurück. 2009 gewannen die beiden die Weltcupprüfung in Malmö, starteten 2010 in Burghley und wurden ein Jahr später in Badminton Neunte. Das bislang letzte Pferd, das Marina Köhncke selbst bis auf Drei-Sterne-Niveau ausgebildet hat, ist der Holsteiner Let’s Dance, der mittlerweile mit ihrer Auszubildenden Kari Ingrid Gunzenhäuser erfolgreich im Junge-Reiter-Sport unterwegs und aus eigener Zucht stammt. Ebenso wie der Clarimo-Sohn Costbar, mit dem Marina Köhncke 2017 das Bundeschampionat in Warendorf gewinnt – 30 Jahre nach ihrem ersten großen Erfolg mit Sundance Kid. „Marina Köhncke ist als Stilistin im Sattel bis heute ein herausragendes Vorbild für die nächste Generation“, schloss Antje Kerber ihre Rede. Hb

Stand: 27.06.2019