Deutsche Reiterliche Vereinigung
18.08.2017 | 16:26 Uhr | Uta Helkenberg

EM Vielseitigkeit Strzegom: Dressurtag 2

Bettina Hoy mit 24,6 Minuspunkten bisher in Führung

Strzegom/POL (fn-press). Ein heißer Dressurtag ist heute bei den Europameisterschaften Vielseitigkeit in Strzegom zu Ende gegangen. Heiß, nicht nur, was die Temperaturen betrifft, sondern auch die Noten und Ergebnisse. MIt drei Reitern unter den ersten Drei - Hoy, Klimke, Jung - hätte es für das deutsche Team kaum besser laufen können.

16.26 Uhr
Mit Spannung erwartet wurde der Auftritt des Titelverteidigers Michel Jung und seiner DSP-Stute fischerRocana FST als viertes und letztes Paar fürs deutsche Team. Zum Verdruss der Fans startete Jung mit einer „5“ im Protokoll, gegeben fürs Halten von der britischen Richterin Sue Baxter, doch im weiteren Verlauf waren die Noten wieder im guten Bereich, so dass am Ende ein gewohnt sehr gutes Ergebnis dabei heraussprang: 32,8 Minuspunkte. Damit rangieren am Ende der Dressur drei deutsche Paare vorne. „Ja, super. Es ist natürlich immer ein bisschen von der Tagesform abhängig, der eine kann ein bisschen besser gehen, nicht viel, aber ein bisschen besser gehen, der andere hat vielleicht einen absoluten Toptag gehabt. Aber am Ende sind schon die vorne, die man auch erwartet hat. Die Topdressurnoten kommen nicht durch Zufall“, sagt Jung. Und Hans Melzer kommentierte lachend. „Früher waren wir schon froh, wenn wir einen Reiter mit einem 41er Ergebnis hatten.“ 

15.42 Uhr
Unglaublich! Michi Jung und Rocana machen die beiden Dressurtage für das deutsche Vielseitigkeitsteam perfekt. Mit 32,8 Minuspunkten verlassen sie das Viereck, derzeit Rang drei. Damit liegen fünf deutsche Reiter in den Top Ten: Bettina Hoy und Seigneur Medicott weiterhin auf Rang eins, Ingrid Klimke und Horseware Hale Bob OLD auf Rang zwei, Michael Jung und fischerRocana FST auf Rang drei, Julia Krajewski und Samourai du Thot auf Rang sieben und Kai Rüder mit Colani Sunrise auf Rang acht.

14.50 Uhr
Es ist ja schon beinahe unheimlich. Auch Kai Rüder und Colani Sunrise liefern in Strzegom ihre bisherige Bestleistung ab. Mit 37,1 Minuspunkten belegt der Fehmaraner Platz sechs, nachdem sich kurz nach ihm die Britin Gemma Tattersall mit 33,1 auf den dritten Platz schieben konnte. „Das Pferd ist jetzt im Körper so weit, dass er das umsetzen kann“, sagt er. „Das was letztes Jahr noch nicht ging, geht jetzt in die richtige Richtung und es ist ein tolles Gefühl, ihn zu präsentieren.“ Entdeckt hat Rüder den inzwischen elfjährigen Wallach, ein Oldenburger Springpferd v. Chico’s Boy, bei den DKB-Bundeschampionaten, wo ihn Anne Diener fünfjährig vorstellte. „Er ist mir sofort aufgefallen, wegen seines grenzenlosen Springvermögens und mit seinem Willen, unbedingt auf die andere Seite (des Sprungs) zu wollen“, sagt Rüder. Bei seiner Dressur profitierte er nach eigener Aussage von vielen Trainern, deren Worte er immer wieder in den Ohren hat: Georg Otto „Butzer“ Heyser, Horst Karsten, Herbert Blöcker, Chris Bartle und nun auch Jürgen Koschel, der seit diesem Jahr offiziell als Dressurtrainer die deutschen Vielseitigkeitsreiter betreut. Und natürlich Bundestrainer Hans Melzer. „Ein großer Motivator“, sagt Kai Rüder. „Er arbeitet immer an meinem Sitz rum, aber er sagt nie, ‚wie sitzt du wieder?‘, sondern genau andersrum: ‚Nun setz dich doch mal hin, wie du es kannst‘“.

14.28 Uhr
Der Gruß seiner Fans hat ihm Glück gebracht: Mit 37 Minuspunkten beendet Kai Rüder mit Colani Sunrise die Dressur. Damit liegen die beiden derzeit auf Rang fünf.

14.10 Uhr
Für Kai Rüder und Colani Sunrise haben sich seine Fans zuhause übrigens einen ganz besonderen Glücksbringer ausgedacht: ein mit Pferden gestelltes „GO“, aufgenommen mit einer Drohne. Zu sehen gibt es das Foto auf der FN-Facebook-Seite

14.00 Uhr
Es geht in die letzte Runde der Dressur. Noch einige Einzelreiter – darunter auch der Fehmaraner Kai Rüder mit Colani Sunrise um 14.14 Uhr – dann haben die letzten Teamreiter ihren Auftritt. Letzter Starter ist um 16.14 Uhr Mariusz Kleniuk, der die Farben des Gastgeberlandes Polen vertritt und aus Luhmühlen in Erinnerung geblieben ist, weil er mit Winona die schnellste Dressur absolvierte. Trainer der Polen ist übrigens der deutsche Mannschaftsolympiasieger Andreas Dibowski, der dafür in Strzegom das deutsche rote Team-Polohemd gegen ein weiß-rotes polnisches getauscht hat. Zu seinem Posten kam er durch Pawel Spisak, den er bei der EM 2007 in Pratoni del Vivaro kennenlernte und den er bereits bei den Olympischen Spielen in Hongkong betreute. Im Hinblick auf die EM im eigenen Land kam dann Ende 2015 die Anfrage, ob Dibowski das Team-Training übernehmen wollte. „Leider ein bisschen spät“, sagt „Dibo“ und begründet: „Das Potenzial ist da, aber es fehlt einfach an der Basisausbildung.“ Ob es für ihn ab Herbst weitergeht, weiß er noch nicht. Im Moment unterliegt der polnische Verband einem permanenten Führungswechsel. Generell tue er sich im Moment noch etwas schwer damit, sich in die Rolle des Trainers zu finden, sagt Dibowsk. „Ich habe schon Spaß daran. Aber noch mehr Spaß macht es, selbst zu reiten.“

13.00 Uhr
Kurz vor der Mittagspause schiebt sich noch ein neues Paar in die Top Ten: die Finnin Pauliina Swindells, eine ehemalige Schülerin des Briten Chris Bartle, mit ihrem sehr edlen polnischen Wallach Ferro S, der dreijährig von dem ehemaligen deutschen Championatsreiter Adam Liedermann entdeckt worden ist. Mit 40,8 Minuspunkten ist sie vorläufig Zehnte. Davor beendete der Pole Pawel Warszwaski mit Fuksja den dritten Teamblock. An der Führung hat sich zum ersten Tag nichts verändert. Nach drei von vier Teamreitern führt Deutschland nahezu uneinholbar vor Frankreich und Großbritannien:

1. Deutschland, 91,20
2. Frankreich, 117,20
3. Großbritannien, 120,60
4. Schweden, 127,40
5. Italien 134,30
6. Belgien 142,00
7. Schweiz, 142,10
8. Dänemark, 145,00
9. Weißrussland, 146,00
10. Irland, 151,40
11. Spanien, 152,40
12. Polen, 160,30
13. Norwegen 110,80

12.26 Uhr
Unglaublich. Ein Rekordergebnis jagt das nächste. Mit 30,3 Minuspunkten haben Ingrid Klimke und ihr Oldenburger eine Höchstleistung auf dem Viereck abgeliefert – nur einmal, im vergangenen Jahr in Wiesbaden waren es auf diesem Niveau weniger. „Er ist in Topform“, schwärmt die zweimalige Mannschafts-Olympiasiegerin. Allerdings weiß auch sie, dass es morgen weiter geht. „Im Gelände warten genügend Aufgaben“, sagt sie und meint damit nicht nur die vielen schmalen und schrägen Hindernisse, sondern auch deren Standort. „Die Länge der Galoppsprünge am Hügel sind schwer einzuschätzen, das sind Sprünge, an denen die Pferde genügend Selbstbewusstsein brauchen“, sagt sie. „Die Wasserpassagen sind sehr lang, brauchen Zeit und Kraft, da muss man gut vor der Zeit sein. Was aber schön ist, dass zwischen den schwierigen Passagen auch immer wieder schöne ‚Erholungssprünge“ gibt, bei denen man nicht so viel nachdenken muss.“

12:00 Uhr
Ingrid Klimke legt nach und bringt mit Hale Bob ein weiteres Topergebnis für das deutsche Team: 30,3 Minuspunkte, vorerst Rang zwei hinter Bettina Hoy und Seigneur Medicott.

11.45 Uhr
Bevor es jetzt mit Ingrid Klimke und Horseware Hale Bob OLD weitergeht, hier mal eine kleine Übersicht über den aktuellen Stand. Die ersten vier Plätze sind bislang unverändert gegenüber Tag eins:
1. Bettina Hoy (Rheine) mit Seigneur Medicott, 24,6
2. Thomas Carlile (FRA) mit Upsilon, 34,4
3. Julia Krajewski (Warendorf) mit Samourai du Thot, 36,3
4. Felix Vogg (SUI) mit Onfire, 37,2

Auf den fünften Platz konnten sich Kristina Cook und Billy the Red mit 38,2 Minuspunkten platzieren, danach geht es weiter mit Louise Svensson Jähde (SWE ) mit Wieloch’s Utah Sun (38,3) und der Britin Rosalind Canter (GBR) mit Allstar (38,6), die in diesem Jahr bereits durch ihren überraschenden Platz fünf beim CCI4* Badminton auf sich aufmerksam machte. Auf Platz acht folgt die bekannte Championatsreiterin Karen Donckers mit Fletcha’s van Verahof (40,1) gefolgt von dem Italiener Pietro Roman mit Barraduff und der deutschen Einzelreiterin Josefa Sommer (Immenhausen) mit Hamilton, die beide jeweils 41,0 Minuspunkte auf dem Konto haben.

10.55 Uhr
Vorletzter Starter um 11.11 Uhr vor der ersten kleinen Pause ist Kristina Cook, die dritte Reiterin des britischen Teams, das bislang auf dem dritten Rang (82,5 Minuspunkten) rangiert. Cook sitzt im Sattel des in Baden-Württemberg gezogenen Fuchswallach Billy the Kid (v. Balou de Rouet – Stan the Man xx). „Billy“ ist übrigens eines von sieben „Deutschen Sportpferden“, das in Strzegom am Start ist. „DSP“, das gemeinsame Stutbuch der süddeutschen Zuchtverbände, stellt damit in Polen die meisten Pferde im Vergleich der deutschen Zuchtverbände. Für ihn werden daher auch deutsche Daumen gedrückt, vor allem von seiner Züchterin Dr. Michaela Weber-Herrmann, der ehemaligen Chefredakteurin der „Reiter Revue“.

10.30 Uhr
Riesenjubel für den Franzosen Vanlandeghem, der mit 43,3 Minuspunkten das Viereck verlässt. Damit ist er vorläufig Zwölfter. Da er allerdings als Einzelreiter startet, ändert sich am Teamergebnis für Frankreich nichts. Bislang sind die Franzosen mit 75,9 Minuspunkten Zweite. Das ändert sich aber in Kürze, denn ab 10.50 Uhr startet der dritte Teamblock. Dann gehen die jeweils dritten Paare jeder Nationen an den Start. Den Anfang machen die Schweizer, die Deutschen haben die Nummer sieben gelost. Erstmals wieder - seit 1928! – bei einem Vielseitigkeits-Championat dabei ist ein Team aus Norwegen. „Die Vielseitigkeit spielt in Norwegen nur eine untergeordnete Rolle“, sagt der erfahrenste Reiter des Trios, Hans Bauer. Er war schon in den 90er Jahren im Sport erfolgreich, hoffte sogar auf einen Start in Burghley, doch leider verletzte sich vorher sein Pferd. „Ich bin ein professioneller Amateur“, sagt der Betreiber eines familieneigenen Bekleidungsgeschäfts in Oslo, „und kann mir immer nur ein Pferd aufbauen.“ In den letzten vier Jahren hat sich in seiner Heimat eine kleine Gruppe von Vielseitigkeits-Enthusiasten zusammengefunden – mit dem Ziel einer EM-Teilnahme in Strzegom. Trainiert und begleitet wird das Trio von der finnischen Olympiareiterin Piia Pantsu. Im vergangenen Jahr kam die Erlaubnis des norwegischen Pferdesportverbandes. „Für mich geht hier ein Traum in Erfüllung“, sagt Bauer strahlend.

10.00 Uhr
Noch eine Viertelstunde bis zum ersten Starter. Den Auftakt macht heute der belgische Einzelreiter Xavier Snackers mit En Silence Otrang, von dem allerdings keine Wunder auf dem Dressurviereck zu erwarten sind. Eher schon von dem Franzosen Matthieu Vanlandeghem, einem Mitglied des berühmten Cadre Noir in Saumur. Courbette und Kapriole sind auf dem Viereck heute allerdings nicht erwünscht, aber einen Platz in den Top 10 könnte er erreichen. Beim CIC3* Jardy erzielte er mit Trouble Fete ‚ENE NH‘ eine 40,6. 

Selbst ein so gutes Ergebnis ist nichts gegen das, was gestern die Deutsche Meisterin Bettina Hoy hier mit ihrem Westfalen Seigneur Medicott abgeliefert hat: 24,6 Minuspunkte – eine echte Meisterleistung. Zusammen mit dem Ergebnis von Julia Krajewski (Warendorf) mit 36,3 Minuspunkten ergeben sich im Moment gerade mal 60,9 Minuspunkte für die deutschen Titelverteidiger. Und noch haben Ingrid Klimke (Münster) mit Horseware Hale Bob OLD und der zweimalige Doppel-Olympiasieger Michael Jung (Horb) mit fischerRocana FST ihre Dressur vor sich. Ihre Startzeiten sind 11.47 Uhr (Klimke) und 15.32 Uhr (Jung).

Stand: 18.08.2017