Deutsche Reiterliche Vereinigung
18.09.2021 | 16:30 Uhr | Uta Helkenberg

Aachen: Zwei fünfte Plätze für deutsche Vielseitigkeitsreiter

Andreas Ostholt Fünfter in Team- und Einzelwertung / Erfolgreicher Einstand für Aachen-Debütanten

Aachen (fn-press). Wie schon bei den Olympischen Spielen in Tokio waren auch beim CHIO Aachen die Briten als Team in der Vielseitigkeit nicht zu schlagen. Das Damenquartett rund um Mannschaftsolympiasiegerin Laura Collett und die Weltmeisterin von 2006, Zara Tindall, setzte sich in einem Start-Ziel-Sieg mit nur 116,1 Minuspunkten wenn auch knapp gegen die Konkurrenz aus den USA (116,5) und die geländestarken Iren (127,2) durch. Die deutsche Mannschaft wurde Fünfter, mit den EM-Reservisten Andreas Ostholt (Warendorf) und Corvette als bestem Paar auf Platz fünf auch in der Einzelwertung.

„Das ist natürlich ein bisschen schade. Ich bin das erste Mal mit im Team und habe natürlich darauf spekuliert, dass, wenn man hier im Team mitreitet, dann man auch aufs Podest kommt. Dieses Jahr ist es nun nicht so, es lief nicht ganz so perfekt. Die anderen guten Reiter haben Nachwuchspferde geritten, das hat sich im Springen und heute im Gelände bemerkbar gemacht. Aber wir haben ein vollgepacktes Jahr, viele Pferde waren in Tokio oder gehen am kommenden Wochenende in Avenches, das teilt sich eben bisschen auf“, sagte Andreas Ostholt. Aber Aachen sei Aachen sagt er, und: „Es gefällt mir sehr gut, hier so eine Visitenkarte beim Bundestrainer abzugeben.“ Der Warendorfer Sportsoldat war der einzige Deutsche, der – nach einer guten Dressur – den anspruchsvollen Parcours im Soerser Springstadion ohne Abwurf und nur Zeitfehlern absolvierte und diesen guten Eindruck mit einer schnellen Geländerunde zum Abschluss bestätigte (Endstand 37,2).

Für seine Teamkolleginnen Ingrid Klimke (Münster) und Sandra Auffarth (Ganderkesee) stand Aachen in diesem unter dem Motto, ihre Nachwuchspferde Erfahrung sammeln zu lassen. Sandra Auffarths Roseveel verlor früh zwei Eisen, so dass sie sich für den Rest des Kurses entsprechend Zeit nahm. „Er ist erst acht Jahre alt und so ein ehrliches Pferd. Er will alles machen, das ist schon beeindruckend“, sagte sie (Endstand 71,3). Ingrid Klimke musste mir ihrer Westfalenstute Equistros Siena just do it einen Vorbeiläufer am ersten Wasserkomplex hinnehmen. „Sie hat alle Aufgaben super gemeistert bis auf das Wasser, das hat sie einfach nicht erkannt. Da waren so viele (Fahr-)Hindernisse, das hat sie sehr beeindruckt. Sie hatte es echt nicht auf dem Sender, war mit ihrer Aufmerksamkeit überall nur nicht bei der Kiste“, sagte sie (Endstand 72,7). „Mega stolz“ auf ihren Geländeritt war dagegen Josephine Schaufer-Völkel, eine der vier deutschen Aachen-Debütanten in diesem Jahr. Sie war als erste Teamreiterin für Deutschland an den Start gegangen und damit morgens die zweite Starterin im Gelände gewesen und beendete die Prüfung mit 62,8 Minuspunkten. „Mein Pferd hat alles gemacht, wie ich es wollte. Ich hatte geplant, an den ‚Traktoren‘ (Hindernis 18ab) alternativ zu reiten, einfach für mich als Sicherheit. Ich bin ja noch nie auf so einem Niveau geritten. Und Pasadena war einfach genial“, schwärmte sie nach der Premiere. Die 31-Jährige betreibt in Neitersen die Reit- und Trainingsanlage Im Engels, ihre 14-järige Stute Pasadena (v. Primeur’s As) hat sie, seitdem sie vierjährig ist.

„Wir haben dieses Jahr ein anderes Aachen. Wir hatten keine Sichtung für ein Championat und daher auch nicht alle Topreiter und Toppferde hier. Dafür konnten wir jüngere Pferden und neuen Reitern die Chance gegen, in Aachen zu reiten, und das war sehr wertvoll für uns“, kommentierte Bundestrainer Hans Melzer den Ausgang des Nationenpreises. „Mit dem Geländetag bin ich zufrieden, sie haben tolle Runden geritten. Wir haben hier neue Pferde und neue Paarungen für die Zukunft gesehen und aus der Sicht bin ich sehr zufrieden.“

Das beste Ergebnis der Aachen-Newcomer lieferte Einzelreiterin Sophie Leube (Hamm) mit Jadore Moi ab. Die 34-Jährige aus Hamm hatte zwar im Springen ihre Führung aus der Dressur eingebüßt, landete am Ende jedoch einer fehlerfreien Geländerunde auf Platz acht (38,5 Minuspunkte). Die Schnellsten im Gelände waren – aus deutscher Sicht – allerdings Malin Hansen Hotopp (Gransebieth) und ihr neunjährigen Holsteiner Schimmel Carlito Quidditch. Sie brauchten nur sieben Sekunden länger als erlaubt. „Mein erstes Aachen – mit diesen Pferd! Das war gigantisch. Auch wenn es mal ein bisschen groß wurde: Er springt wie eine Wahnsinnsrakete und das ging dann trotzdem. Ich bin total begeistert“, schwärmte die gebürtige Holsteinerin, die zusammen mit Mann und Familie in Mecklenburg-Vorpommern einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Pensionspferdehaltung betreibt. Das Paar hatte mit Platz 21 nach Dressur begonnen und beendete seine Aachen-Premiere auf Platz zwölf (41,3 Minuspunkte). Eine positive Bilanz zog auch der Jüngste im deutschen Aufgebot, Jerôme Robiné mit Black Ice. Der 23-jährige Warendorfer Sportsoldat und frisch gebackene Sieger im U25-Förderpreis Vielseitigkeit war mit dem Ziel in die Soers gekommen, eine Leistung abliefern, „damit sie nachher sagen, den konnte man hierhin schicken und der hat ein ordentliches Bild abgegeben.“ Am Ende belegte er Platz 21 – dank nur eines Abwurfs im Springen und einer fehlerfreien Runde im Gelände, für die er lediglich 6,0 Zeitstrafpunkte kassierte: „Die Zeit war natürlich mühsam, das habe ich aber vorher schon gewusst, da war jetzt auch nicht mein Fokus darauf. Es war wichtiger, dass ich über direkt reiten konnte und überall gut rübergekommen bin.“

Innerhalb der erlaubten Zeit blieb im Aachener Kurs am Ende keiner der 38 Starter. Dafür erreichte Parcourschef Rüdiger Schwarz auch bei diesem etwas anderen Starterfeld einmal mehr sein Ziel, spannenden Sport zu bieten, der gleichzeitig die Besten nach vorne und die anderen sicher ins Ziel bringt. Am dichtesten heran an die erlaubte Zeit kam der Will Coleman mit Off the Record. Bereits im Springen hatte der US-Amerikaner einen von nur drei Null-Fehler-Ritten vorgelegt und im Gelände fehlten im gerade einmal zwei Sekunden, um die gesamte Prüfung mit dem Dressurergebnis zu beenden (Endstand 30,5 Minuspunkte). Verdientermaßen bedeutete das für ihn der Sieg in der Einzelwertung vor den Britinnen Laura Collett mit Dacapo (32,7) und Emilie Chandler mit Gortfadda Diamond (33,9).

Stand: 18.09.2021