Deutsche Reiterliche Vereinigung
08.08.2016 | 22:30 Uhr | Uta Helkenberg

Rio 2016: Michael Jung nach Gelände auf Platz zwei

Deutsche Mannschaft auf Platz vier

Rio de Janeiro/BRA (fn-press). In Rio de Janeiro ist bei den Olympischen Spielen ein Geländetag mit Höhen und Tiefen zu Ende gegangen. Titelverteidiger Michael Jung (Horb) wurde mit einer überragenden Geländerunde seiner Favoritenrolle gerecht und rückte mit seinem 16-jährigen Württemberger Sam FBW auf Platz zwei in der Einzelwertung vor. Die deutsche Vielseitigkeitsmannschaft, nach Dressur noch auf Platz eins, fiel allerdings auf Platz vier zurück.

Die Geländeprüfung begann aus deutscher Sicht mit einer Überraschung. Weltmeisterin Sandra Auffarth (Ganderkesee) kassierte an Hindernis 4, dem „Botanischen Garten“ einen Vorbeiläufer, der sie 20 Strafpunkte kostete. „Er war sehr übermotiviert. Das ist er am Anfang immer mal, aber dieses Mal hat es sich bis zum Ende durchgezogen", sagte die Reiterin über ihr Pferd Opgun Louvo. Keine Probleme hatte dagegen Michael Jung mit dem erfahrenen Sam FBW, der in diesem Jahr bereits das Vier-Sterne-Turnier in Badminton für sich entscheiden konnte. Auf seinen strafpunktfreien Ritt folgte Olympiadebütantin Julia Krajewski (Warendorf), die mit Samourai du Thot nach drei Verweigerungen ausscheiden musste. Dennoch hatte die deutsche Mannschaft noch gute Aussichten, im Falle einer Nullrunde von Schlussreiterin Ingrid Klimke (Münster) ihren vorderen Platz zu sichern. Und danach sah es auch über lange Zeit aus. Doch kurz vor Ende der 5.840 Meter langen Strecke, am 29sten von insgesamt 33 Hindernissen, wischte auch Klimkes Oldenburger Hale-Bob OLD an einem Sprung vorbei. Damit rangiert das deutsche Team vor dem abschließenden Springen auf Platz vier. „Michael hat hier wieder einmal seine Weltklasse gezeigt. Wir hatten viele tolle Tage, jetzt einmal einen schlechten“, zog Bundestrainer Hans Melzer sein Fazit. „Es ist natürlich eine Enttäuschung. Wir sind durch die Erfolge der letzten Jahre natürlich auch verwöhnt. Es war klar, dass es schwierig werden würde. Es wurden generell viele Fehler gemacht, gab viele Aufs und Abs.“

Den Ton im Kurs gaben die Australier an. Drei der vier Reiter aus Down Under kamen ohne Hindernisfehler und mit nur wenig Zeitüberschreitung ins Ziel und liegen mit nur 150,3 Minuspunkten in Führung. Allerdings haben auch sie nur noch drei Reiter in Wertung ebenso wie die zweitplatzierten Neuseeländer (154,8). Lediglich die Franzosen, die mit 161,0 Minuspunkten aktuell auf Platz drei rangieren, sowie die britische Mannschaft sind nach Dressur und Gelände noch vollzählig am Start. Umgerechnet drei Abwürfe trennt die deutsche Mannschaft von einer Medaille. „Wir haben drei gute Springer, jetzt müssen wir morgen das Feld von hinten aufrollen“, zeigte sich Ingrid Klimke kämpferisch.

Wie in der Teamwertung führt auch im Einzelranking ein Australier. Christopher Burton zählte mit seinem Hannoveraner Santano II zu den drei Reitern, die den Geländeritt ohne Hindernis- und Zeitfehler bewältigen konnten. „Ich habe gar nicht erwartet, dass mein Pferd so schnell sein würde“, sagte er. Mit 37,6 Minuspunkten rangiert er vor den beiden abschließenden Springen – die Besonderheit der Olympischen Spiele – vor Michael Jung mit Sam FBW (40,9) und dem Franzosen Astier Nicolas mit Piaf d B’Neville (42,0). Dieser hatte als einer der ersten Starter bewiesen, dass sich der von seinem Landsmann Pierre Michelet gebaute Kurs fehlerfrei absolvieren lässt. Dicht hinter dem Spitzentrio reihte sich Sir Mark Todd mit seinem Holsteiner Leonidas II ein. Er kam nur knapp über der Zeit ins Ziel und hat mit 46,0 Minuspunkten ebenfalls Chancen, einmal mehr ein Wort bei der Medaillenvergabe mitzureden. Zwei Mal war der heute 60-Jährige bereits Olympiasieger: 1984 in Los Angeles und 1988 in Seoul.


Zwischenstand nach Dressur und Geländeritt:
Einzelwertung:
1. Christopher Burton/AUS mit Santano II; 37,6
2. Michael Jung/GER mit Sam FBW; 40,9
3. Astier Nicolas/FRA mit Piaf d B’Neville, 42,0
4. Mark Todd/NZL mit Leonidas II; 46,0
5. Philipp Dutton/USA mit Mighty Nice; 46,8
6. Boyd Martin/USA mit Blackfoot Mystery; 50,9
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19. Ingrid Klimke/GER mit Hale-Bob OLD, 65,5
20. Sandra Auffarth/GER mit Opgun Louvo; 66,4

Mannschaftswertung:
1. Australien; 150,3
2. Neuseeland; 154,8
3. Frankreich; 161,0
4. Deutschland; 172.8
5. Niederlande; 238,6
6. Schweden; 243,1

Stand: 08.08.2016