Deutsche Reiterliche Vereinigung
27.07.2016 | 17:00 Uhr | Uta Helkenberg

Rio 2016: Gute Stimmung im Trainingslager

Vielseitigkeitsreiter bereiten sich in Bonn auf die Abreise vor

Bonn-Wachtberg (fn-press). Es sind nur noch wenige Tage bis zum Abflug der deutschen Vielseitigkeitsmannschaft zu den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro. Seit gestern befindet sich das Team auf dem Bonner Rodderberg im abschließenden Trainingslager.

„Die Zeichen stehen auf Grün“, berichtete Bundestrainer Hans Melzer bei einem Pressegespräch und meinte damit den Austausch des Angloarabers Takinou von Michael Jung (Horb), der kurz nach der Nominierung erkrankt war. Stattdessen wird nun Multi-Champion Sam FBW nach Rio reisen. „FEI, IOC und NOK haben bereits zugestimmt, da sollte der Rest auch klappen.“ Jung selbst sagte, dass der Tausch keine große Umstellung für ihn bedeute: „Sam und ich sind ein eingespieltes Team und kennen uns in- und auswendig.“

Aber nicht nur für den Titelverteidiger waren die letzten eineinhalb Wochen nach der Nominierung vollgepackt, auch für seine Teamkollegen. „Jeder hat einen Stall zuhause zu organisieren. Man hält die Spannung hoch und die Pferde fit, zum Durchatmen kommen wir eigentlich erst hier“, sagte Doppelweltmeisterin Sandra Auffarth (Ganderkesee). Ingrid Klimke (Münster) ergänzte, dass sie noch ein paar Tage mit der Familie verbracht habe, bevor sie in Rio ihre mittlerweile fünften Olympischen bestreitet. Besondere Ehre: Sie ist eine von fünf deutschen Athleten, die als Fahnenträgerin für die Eröffnungsfeier vorgeschlagen wurden. „Das ist eine ganz große Ehre für mich. Ich erinnere mich noch an 1988 in Seoul, als mein Vater Fahnenträger war und ich auf der Tribüne saß“, so Klimke. „Ich freue mich riesig hier zu sein und bin mit der Reservistenrolle sehr glücklich“, sagte Julia Krajewski (Warendorf). „Ich trainiere mein Pferd so, als müsste ich reiten. Wir sind fit und guter Dinge. Wenn es zu einem Einsatz kommen sollte, sind wir bereit. Ich hoffe, dass ich der Mannschaft als Unterstützung dienen kann.“ Seinen ersten Olympischen Spielen blickt Andreas Ostholt (Warendorf) entgegen. Er erzählte, dass er in den letzten Tagen mehr zu tun hatte als üblich. „Ich hatte in der Sportschule noch vieles zu organisieren, meine Schüler wollten vor der Abreise alle noch einmal mit mir trainieren und es gab ein großes, positives Medieninteresse“, sagte der „Spaßvogel“ des Teams. „Und dann war da ja noch der 90. Geburtstag meines Mentors Hans Günter Winkler.“

Während des Trainingslagers steht nur noch ein letzter Feinschliff für Ross und Reiter auf dem Programm, so zum Beispiel das Reiten der Dressuraufgabe mit anschließender Videoanalyse. „Wir haben eine erfahrene Truppe. Deshalb wird in den letzten Tagen nicht zu viel trainiert. Alle sind gut vorbereitet. Deshalb sind sie hier. Die Gefahr eines zu langen Trainingslagers ist, dass es den Rhythmus zu sehr stört“, sagte Bundestrainer Chris Bartle. „Man muss die richtige Balance zwischen Training und Pausen finden. Man darf die Pferde auch nicht zu sehr in Watte packen, denn sie sollen nicht nur gesund, sondern auch fit nach Rio kommen“, dieser Meinung war auch Michael Jung, der auf dem Flug nach Rio seinen 34. Geburtstag feiert.

„Die Reiter haben hier viel Zeit für sich. Es gibt auch noch viel zu packen für sie und die Pferde“, sagte Hans Melzer. Neben der grundsätzlichen Ausstattung durch DOSB und DOKR haben die meisten auch Persönliches in ihrem Koffer. „Ich habe viele Glücksbringer geschenkt bekommen, die ich aber erst in Rio auspacken werde“, sagte Sandra Auffarth. Ingrid Klimke hat, wie alle anderen, die schon traditionelle Team-CD im Gepäck. Diese haben Reiter und Trainer selbst zusammengestellt. So viel sei verraten: „Atemlos“ ist dieses Mal nicht dabei, dafür aber ein „Klassiker“: We are the Champions. Für Julia Krajewski muss es ein spezieller Gürtel beim Reiten sein, bei Michael Jung darf ein T-Shirt, das er schon in London dabei hatte und das von Freunden beschriftet wurde, nicht fehlen. Und Andreas Ostholt hat ein ganzes Sortiment spezieller Glücksbringer im Koffer. „Bei mir dürfen die Zigarillos nicht fehlen. Eine ganz bestimmte Marke, die aber erst nach der Siegerehrung geraucht werden darf“, sagte Hans Melzer mit einem vergnügten Schmunzeln. Hb/jbc

Unter www.deutsche-olympiamannschaft.de/de/fahnentraeger.html kann übrigens jeder noch an der Abstimmung für Ingrid Klimke als Fahnenträgerin teilnehmen.

Stand: 27.07.2016