Deutsche Reiterliche Vereinigung
10.09.2013 | 10:00 Uhr | fn-press

EM Orientierungsreiten Vielsam/BEL: Gold für deutsches Jugendteam

Jugend-Europameisterschaften TREC in Belgien

Vielsalm/Belgien (fn-press). Das deutsche Jugendteam ist Europameister im Orientierungsreiten. Im belgischen Vielsalm erritt das Nachwuchsquartett bestehend aus Lea Gröber (Thiergarten/Rheinland-Pfalz) mit Altasilva Iantharis, Lena Kopnarski (Hermeskeil/Rheinland-Pfalz) mit Uvando, Anna Maria Schmitt (Ludwigshafen/Rheinland-Pfalz) mit Altasilva Hathor und Jessica Schneider (Alterkülz/Rheinland-Pfalz) mit Saygak mit deutlichem Vorsprung die Goldmedaille (1.033 Punkte). Im vergangenen Jahr musste sich die deutsche Mannschaft in Portugal noch mit dem undankbaren 4. Platz zufrieden geben, jetzt standen sie ganz oben auf dem Treppchen. Die Silbermedaille errangen die gastgebenden Belgier (990), Bronze ging in die Schweiz (949). Die Goldmedaille der Einzelwertung erritt der Spanier Hildago Agustin Fernandez mit Timba (410) deutlich vor der Französin Marie-Loup Bertrand mit Quartz du Faux Miroir (376), knapp dahinter auf dem Bronzerang Luca Fabbri mit Camilla aus Italien (362).

60 Reiter aus 11 Nationen waren Anfang September in das europäische Reitzentrum Mont le Soit in den belgischen Ardennen gereist. Die Belgier hatten unter der Leitung von Marc Renard schon im Vorfeld für Einbeziehung der jungen Reiter über Facebook gesorgt, und insgesamt eine sehr gelungene Veranstaltung auf die Beine gestellt. So startete das Rahmenprogramm bereits am Donnerstag Abend mit einer humorvollen Präsentation der teilnehmenden Teams, eine prima Idee für nationenübergreifendes Kennenlernen.

Die Eingangsverfassungsprüfung am ersten Wettkampftag passierten die deutschen Pferde problemlos ebenso die Ausrüstungskontrolle. Hier gilt es die Gegenstände zu präsentieren, die auf mehrstündigen Wanderritten mitgeführt werden sollten: geeignetes Zaumzeug, Sattel und Packtaschen, Halfter und Anbindestrick, Erste Hilfe Set und Identifikationsunterlagen, Ersatzhufeisen und Beschlagzeug oder Hufschuhe, Stirnlampe und reflektierende Materialien für schlechtes Wetter, Nebel oder Dunkelheit. 10 Minuspunkte kassiert derjenige, dessen Equipement nicht geeignet oder unvollständig ist.

Im geradezu verwunschenen Quartier des deutschen Teams am Waldrand allerdings mussten die Reiter und Begleiter damit fertig werden, dass Wasser nur selten zur Verfügung stand. Nach Auskunft des Veranstalters ein Thema, das wegen der anhaltenden Trockenheit der letzten Monate die ganze Region betrifft. Nicht wirklich willkommen diese Erfahrung – das deutsche Team meisterte auch dieses Problem mit Bravour.

Am Samstag ging es dann richtig los: zunächst musste die geforderte 30 Kilometer lange Strecke innerhalb von 20 Minuten von der offiziellen in die eigene Karte übertragen werden und zwar höchst genau, denn hinter jeder Kurve oder Weggabelung konnte später eine Kontrolle lauern. Im Fünf-Minuten-Takt machten sich zuerst die Mannschaftsreiter anschließend die Einzelreiter auf den Weg. Dann folgten vier bis sechs Stunden volle Konzentration, die richtige Route musste gefunden und die Topographie des Geländes ständig eingeschätzt werden, um einerseits das geforderte Tempo präzise einzuhalten und andererseits dabei stets darauf zu achten, dass das Pferd mit dem Untergrund ebenso klar kommt wie mit dem Fortkommen in den dichten Wäldern der Ardennen mit nur gelegentlichen Ausblicken bergauf und bergab. Waren es in den Tagen zuvor noch heiße 30 Grad, so hatte der Wettergott nun ein Einsehen und bot angenehme Reittemperaturen, nur gelegentlich unterbrochen von ardennentypischem Nieselregen. Den Orientierungsritt meisterte das deutsche Team bestens und setzte sich deutlich an die Spitze der Nationenwertung. Nur fünf Reiter schafften mehr als 200 Punkte, darunter gleich zwei deutsche Reiterinnen: Lena Kopnarski (205) und Lea Gröber (201), nur übertroffen von dem später siegreichen Spanier Hildago Agustin Fernandez (226) und dem belgischen Teammitglied Coriane Renard (219). Auch der spätere Bronzemedailliengewinner Luca Fabbri fand sich mit 204 Punkten in dieser Klasse.

Die Verfassungsprüfung am frühen Sonntag Morgen passierten die deutschen Pferde wieder ohne Beanstandung. Strömender Regen und wechselnde Winde bei nur noch 13 Grad erschwerten die folgende Rittigkeitsprüfung: Rutschiger Boden, flatternde Regencapes und bunte Schirme machten den Reitern Mühe. Unter den Teamreitern ließ sich nur Jessica Schneider nicht aus der Ruhe bringen und erreichte Platz 5, die anderen schafften es nicht unter die ersten 25 in dieser Teilprüfung, also hieß es um den Vorsprung des Vortages zittern.

Gegen Mittag zogen sich die Schlechtwetterwolken glücklicherweise zurück und so herrschten pünktlich zum Start des Geländerittes wieder ideale Bedingungen. Nun galt es 16 Hindernisse und Aufgaben zu bewältigen, die auf einem Wanderritt angetroffen werden können, wie zum Beispiel Baumstamm, Hecke, Tiefsprung, Rückwärts richten, Labyrinth, Aufgaben im Sattel und an der Hand.

Wesentlicher Unterschied gegenüber Geländeritten der Vielseitigkeit ist, dass auf Passagen mit frischem Galopp über Sprünge unmittelbar ganz ruhige Aufgaben folgen, wie Stillstehen oder Wasserdurchquerung im Schritt. Das ist die besondere Herausforderung des 1,5-Kilometer-langen Geländeritts, in dem es neben der korrekten Durchführung besonders auf Gelassenheit und Gehorsam ankommt.

Es siegte Marie-Loup Bertrand mit 143 von 160 möglichen Punkten vor Hildago Agustin Fernandez (135 Punkte) und Jessica Schneider mit 134 Punkten.

Am Ende war die Freude groß. Im Ergebnis der drei Teilprüfungen reichte es mit gut 40 Punkten Vorsprung deutlich zur Goldmedaille für die deutsche Mannschaft. Das ist eine Premiere seit der 40jährigen Existenz dieser Wettbewerbe und 19 Jahre nach dem Einzelerfolg von Ingo Meyer stand zum ersten Mal ein deutsches Team ganz oben auf dem Podium: Jessica Schneider aus Alterkülz mit Achal Tekkiner Saygak, Lena Kopnarski aus Hermeskeil mit Fjordpferd Uvando, Lea Gröber mit Friesen-Fjord-Mix Altasilva Iantharis aus Thiergarten und Anna Maria Schmitt aus Ludwigshafen mit Fjord Altasilva Hathor unter Leitung der Equipechefin Brigitte Kindel. Silber errang die belgische Mannschaft und Bronze ging in die Schweiz. Für die Deutsche Reiterliche Vereinigung, die die Orientierungsreiter seit Jahren unterstützt, war die Abteilungsleiterin Umwelt und Pferdehaltung, Gerlinde Hoffmann, mit im Boot.

In der Einzelwertung hatte der Spanier Hildago Agustin Fernandez mit Timba deutlich die Nase vorn (410 Punkte) vor der Französin Marie-Loup Bertrand mit Quartz du Faux Miroir (376 Punkte) und Luca Fabbri mit Camilla aus Italien (362). Dicht dahinter auf Platz 4 Jessica Schneider (351 Punkte) und Lena Kopnarski auf Platz 5 (349 Punkte). Lea Gröber erreichte Platz 10 (333 Punkte), Anna-Maria Schmitt Platz 20 (293 Punkte). Die Einzelreiter Jenny Stemke, Oberndorf, mit der Oldenburger Stute Koriana errang Platz 22 (286 Punkte) und Newcomer Jerg Koch, Nehren, mit Haflinger Nelli Nathana Platz 43 (194 Punkte).

2014 finden Europameisterschaften der Orientierungsreiter Senioren und Weltmeisterschaften der Junioren vom 5. bis 7. September 2014 in Scandiano in Norditalien statt, etwa 50 Kilometer von Bologna entfernt. FN/Gerlinde Hoffmann

Stand: 02.10.2013