Deutsche Reiterliche Vereinigung
07.09.2014 | 17:50 Uhr | Uta Helkenberg

WEG Fahren: Silber für deutsche Mannschaft

Alle drei deutschen Fahrer in den Top Ten / Niederlande gewinnt viertes Gold

Caen/FRA (fn-press). Zum Abschluss der siebten Weltreiterspiele in Caen gab es noch einmal Edelmetall fürs deutsche Team. Die Vierspännerfahrer sicherten sich die Silbermedaille in der Mannschaftswertung. „Wir haben unser Ziel erreicht. Wir wussten, es geht hier um Silber und dass wir uns mit den Ungarn messen müssen. Wir wussten aber auch, dass die Niederländer kaum zu packen sind“, sagte Christoph Sandmann (Lähden), der als bester Deutscher auf Platz fünf in der Einzelwertung auch sein persönliches WM-Ziel erreicht hat.

Wie die Experten vorausgesagt hatten, wurde die Vierspänner-WM weitgehend in der Dressur entschieden. Zwar konnten Christoph Sandmann und Georg von Stein (Modautal) durch den Sieg beziehungsweise Platz zwei im Marathon einige Plätze gut machen und der Mannschaft auf Silberkurs verhelfen, das abschließende Kegelfahren brachte jedoch – zumindest unter den ersten Neun – keine Veränderung mehr. So sicherten bereits Michael Brauchle (Lauchheim-Hülen) und Georg von Stein mit ihren Fahrten Deutschland die Silbermedaille, da beide lediglich einen „Ball“ verzeichnen mussten, ansonsten aber innerhalb der Zeit blieben „Der Parcours war an sich nicht so schwer, was es schwierig machte, war der Boden“, sagte Brauchle im Anschluss, denn anders als üblich fanden in Caen Dressur und Kegelfahren auf einem Ascheplatz statt. Mit einem Endstand von 144,19  beziehungsweise 148,52 Minuspunkten beendeten von Stein und Brauchle die WM auf den Plätzen acht und neun.

Auch Christoph Sandmann als letzter deutscher Starter kassierte einen Fehler nach einer engen Wendung an Hindernis elf, ein wenig Zeitüberschreitung kam hinzu. „Ich hatte die ganze Zeit kein gutes Gefühl. Die Kutsche rutschte und driftete auf dem Boden weg und ich hatte ständig den Eindruck, dass sie nicht ganz gerade läuft“, sagte der 47-jährige Speditionskaufmann. Mit seinem Ergebnis konnte auch er an seiner Platzierung nicht mehr rütteln. Mit 139,7 Minuspunkten blieb es für ihn wie vor zwei Jahren in Riesenbeck bei Platz fünf, denn die besten vier Fahrer aus Dressur und Gelände kamen ohne Zeit- und Hindernisfehler ins Ziel.

Neuer und alter Weltmeister ist der in Großbritannien beheimatete Australier Boyd Exell, der mit 125,83 Minuspunkten seinen dritten WM-Titel in Folge gewinnen konnte. Dressur-„Sieger“ Chester Weber aus den USA folgte auf dem Silberrang (128,6). Die Bronzemedaille durfte sich der Niederländer Theo Timmermann umhängen lassen, der die WM mit 133,88 Minuspunkten dicht vor seinem Teamkollegen Ijsbrand Chardon (134,38) beendet hatte. Damit war den Niederländern das vierte WM-Gold in Folge nicht mehr zu nehmen. Mit nur 263,19 Minuspunkten verwiesen sie das deutsche Trio (283,56) und die Ungarn (287,29) auf die Plätze. 

„Etwas mehr Einfluss hätten das Gelände und das Kegelfahren aber ruhig nehmen können. Gerade der Marathon ist doch das eigentliche Herzstück einer Vierspännerprüfung“, sagte Bundestrainer Karl-Heinz Geiger. In Caen erwartete die Fahrer etwas komplett Neues. Statt durchs Gelände führte die Marathonfahrt die Kutschen immer wieder rund um die riesige Trabrennbahn, an deren kurzen Seiten jeweils dicht beieinander vier Hindernisse angeordnet waren. Als „künstlich“, „lieblos“ und sogar „zu leicht“ wurde der Kurs im Vorfeld bezeichnet. Am Geländetag selbst relativierte sich der Eindruck etwas. Als "anspruchsvoller für die Pferde als erwartet", beschrieb Georg von Stein die Fahrt. Vor allem das häufige Pfeifen der Hindernisrichter, das üblicherweise die Einfahrt in ein Hindernis signalisiert, sei durch die Nähe der einzelnen Hindernisse etwas irritierend für die Pferde gewesen. „Die Vorderpferde springen dann an und man muss sie jedes Mal etwas zurückholen, was unnötig Energie kostet“, so von Stein. Andererseits begrüßte er die Möglichkeit, den Fahrsport den Zuschauern näher zu bringen. So konnten die über 16.000 Zuschauer von einem guten Platz aus fast alle Hindernisse einsehen – die Hälfte davon live, die übrigen auf einer großen Leinwand. Dies nutzte auch Christoph Sandmann, der im Zwangshalt auf dem Bildschirm beobachtete, wie sein Teamkollege Georg von Stein einen vorher abgesprochenen Weg im Hindernis fuhr – und dass es funktionierte. „Aber es war schon ein bisschen ungewohnt, dass der Bundestrainer oder jemand anderes ständig mit dem Fahrrad neben der Kutsche herfährt und Tipps gibt“, berichtete Sandmann und verriet schmunzelnd, dass ihm einmal absichtlich die falsche Zeit genannt worden sei, um ihn noch etwas anzustacheln.

Auch wenn Sandmann in der Summe die beste Zeit herausfuhr, war er in keinem der Hindernisse selbst der Schnellste. In gleich vier der acht Komplexe gelang dies dem französischen Einzelfahrer Sebastien Mourier, der allerdings in der Gesamtwertung nicht über Platz 21 hinauskam. Michael Brauchle fand die schnellste Route durch Hindernis zwei, in Hindernis vier war Georg von Stein, der mit den wenigsten Strafpunkten davonkam.

Im kommenden Jahr wären es allerdings ein paar mehr gewesen. Wie Christoph Sandmann zu berichten wusste, soll ab 2015 die Zeit in den Geländehindernisse stärker zu Buche schlagen. „Dann können die Deutschen ihre Stärke im Marathon besser nutzen“, sagte Friedrich Otto-Erley. Denn so sehr sich der Equipechef auch über die souverän gewonnene Silbermedaille seines Teams freute, so sehr ist ihm aber auch klar, dass neben den Ungarn im kommenden Jahr bei den Europameisterschaften in Aachen auch andere Nationen ein Wörtchen mitreden wollen. So belegten Belgien, Schweden, Frankreich oder Großbritannien bei den WEG, keine zehn Punkte voneinander getrennt, die Plätze fünf bis acht. „Dafür sollten wir aber, wenn die beiden Spitzenfahrer Exell und Weber fehlen, ein Wörtchen bei den Einzelmedaillen mitspielen können“, wagte Otto-Erley einen hoffnungsvollen Blick in die Zukunft.

Doch nicht nur der Equipechef, auch die deutschen Fahrer freuen sich auf die EM im Aachen. Dort wird nicht nur wie gewohnt auf Gras gefahren, es werden auch die Leistungen in den einzelnen Teilprüfungen feierlicher gewürdigt als jetzt in Frankreich. So fand die Siegerehrung der Marathonfahrt in Caen mehr als drei Stunden nach der Veranstaltung vor leeren Rängen statt. Lediglich eine große Schar Emsländer hatte sich eingefunden brachte dem Sieger Christoph Sandmann und den Platzierten ein Ständchen. Die Nationalhymne wurde zu diesem Anlasse nämlich nicht gespielt: Die gab es in Caen erst am Sonntag bei der Vergabe der WM-Medaillen. Hb

Stand: 10.09.2014