Deutsche Reiterliche Vereinigung
21.01.2024 | 19:53 Uhr | fn-press

Leipzig: Mareike Harm beste Deutsche im Vierspänner-Weltcup

Überraschungssieg für jungen Belgier

Mareike Harm beim Weltcup-Finale in Leipzig - Foto: Stefan Lafrentz

Mareike Harm war "super happy" mit ihrer Runde in Leipzig - Archivfoto (c): Stefan Lafrentz

Leipzig ist für die Vierspänner die letzte der acht Stationen der Weltcup-Saison 2023/2024 gewesen, bei der die Fahrer Punkte für das Finale in Bordeaux sammeln konnten. Die einzige Fahrerin im Starterfeld dieser FEI Hallenserie war Mareike Harm (Negernbötel), die in Leipzig mit einer Wildcard fuhr. Sie lieferte am Sonntag in Leipzig das aus deutscher Sicht beste Ergebnis. Sie fuhr auf den sechsten Rang (178,58 Sekunden).

„Ich bin super happy“, bewertete sie ihre Leistung. „Das war heute eine sehr flüssige Runde, ich war zehn Sekunden schneller als in der Qualifikation. Mein Problem ist nur, dass die Männer immer schneller werden“, fügte sie schmunzelnd hinzu. Während diese überwiegend spezielle Pferde für die Indoor-Saison haben, fährt die Team-Vize-Weltmeisterin aus Holstein ihr Outdoor-Gespann auch in der Halle. Und Bundestrainer Karl-Heinz Geiger ergänzte: “Ich freue mich sehr für Mareike, dass es in Leipzig so gut gelaufen ist.“

Geiger hatte auch eine Erklärung, warum es für den an siebter Stelle (178,73) platzierten Georg von Stein (Modautal) keine so ganz ideale Weltcup-Saison war. „Georg hat erst sehr spät erfahren, dass er im Weltcup teilnahmeberechtigt ist, da war die Vorbereitungszeit zu kurz. Die Prüfungen in der Halle sind doch recht speziell, nicht zu vergleichen mit den klassischen Fahrprüfungen, die wir vom Frühjahr bis zum Herbst draußen fahren. Man braucht schon ein Jahr Vorlauf, um sich auf die Hallensaison vorzubereiten, das hatte Georg nicht. So konnte er heute zwar den Parcours ohne Abwurf absolvieren, war jedoch nicht schnell genug“.

Michael Brauchle (Aalen) hat sich als einziger deutscher Fahrer für das Finale qualifiziert, er steht im Ranking an vierter Stelle. Beim Finale Anfang Febrauar in Bordeaux geht es allerdings bei null los, alles ist offen. In Leipzig lief es für den Dritten der Europameisterschaft 2023 nicht gut, drei Abwürfe im Umlauf machten trotz einer sehr schnellen Zeit alle Hoffnungen auf eine Teilnahme am Stechen zunichte (179,82). „Michi hat zuhause keine Halle, er trainiert also unter erschwerten Bedingungen. Eis und Schnee in der letzten Zeit waren für ihn besonders hinderlich. Heute fehlte es bei ihm an der Feinabstimmung“, erklärt der Bundestrainer. Dennoch überraschte das Ergebnis des Hufschmieds aus Baden-Württemberg, der bisher in der Halle eine solide Saison gefahren war.

Die größte Überraschung aber lieferte der Sieger. Der Belgier Dries Degrieck gewann in Leipzig seine erste Weltcup-Prüfung (161,14 Sekunden im Stechen) und konnte es selbst kaum fassen. „Was für ein Erlebnis vor dieser Kulisse! Das Publikum ist unglaublich, es hat mich nach jeder Hindernisdurchfahrt angespornt, das habe ich so noch nicht erlebt.“ Degrieck war mit seinen vier Gelderländer Füchsen der einzige Fahrer, der beide Parcours ohne Abwürfe bewältigte, das brachte ihm den Sieg. Das war knapp, hinter ihm folgte trotz eines Abwurfs mit nur 0,17 Sekunden Abstand Bram Chardon, einer der Favoriten im Weltcup. Es war wohl nicht das Wochenende des Niederländers, in der Qualifikation am Freitag hatte er sich nach einem Fahrfehler auf dem fünften Platz einreihen müssen. Der amtierende Europameister nahm es sportlich: „Super, dass mit Dries so ein junger Fahrer zwei Wochen vor dem Finale hier vorne steht. Spannender und besser hätte es für unseren Sport nicht sein können“.

Dritter Teilnehmer am Stechen war mit Koos de Ronde ebenfalls ein Niederländer: 175,58 Sekunden lautete sein Ergebnis nach zwei Abwürfen, Rang drei. Seinen Startplatz in Bordeaux hatte er schon vorher sicher, er fuhr in Leipzig mit einer Wildcard.

Dass der Seriensieger der Weltcup Saison 2023/2024, der Australier Boyd Exell, in Leipzig das Stechen nicht erreichen würde, war eine weitere große Überraschung. Zwar hätte seine Zeit mühelos gereicht, aber es gab vier Strafsekunden für einen Abwurf. So lautete sein Endergebnis 166,10 Sekunden, das reichte nicht aus, drei andere Gespanne waren schneller. Dennoch fährt der zehnmalige Weltcup-Gewinner als Top-Favorit zum Finale, sein schärfster Gegner ist sicherlich Bram Chardon. Es wird spannend! Boyd Exell, Bram Chardon, sein Vater Ijsbrand Chardon, Michael Brauchle, Dries Degrieck und Koos de Ronde treten im Finale vom 1. bis 4. Februar gegeneinander an. fn-press/Christine Meyer zu Hartum

Stand: 21.01.2024