Deutsche Reiterliche Vereinigung
19.09.2018 | 01:30 Uhr | Uta Helkenberg

WEG Tryon: Regine Mispelkamp gewinnt Bronze

Zweite WEG-Woche beginnt mit Medaille für WM-Debütantin in der Para-Dressur

Tryon/USA (fn-press). Springen, Voltigieren, Para-Dressur und Fahren: Die zweite Woche der Weltreiterspiele in Tryon/USA hat begonnen. Bereits am ersten Tag wurde es ernst für die Para-Dressurreiter. In drei der fünf Behinderten-Grades wurden die Medaillen vergeben, einer davon (Grade V) fand mit deutscher Besetzung statt. Hier sicherte Regine Mispelkamp aus Issum mit Look at me Now die erste Medaille fürs deutsche Aufgebot. Die WM-Debütantin gewann die Bronzemedaille. 

Für Regine Mispelkamp sind es nicht nur die ersten Weltreiterspiele. Die an Multipler Sklerose erkrankte Berufsreiterin aus Issum bestreitet in diesem Jahr überhaupt ihre erste Saison im Para-Dressursport und konnte sich mit ihren Erfolgen im CPEDI Mannheim und den deutschen Meisterschaften auf Anhieb für den Start in Tryon empfehlen. Dort wurde ihr erster Aufritt mit dem 13-jährigen Rheinländer Look At Me Now mit einem Ergebnis von 71,452 Prozent und damit der Bronzemedaille belohnt. „Ich wurde super im Team aufgenommen. Wir passen echt gut zusammen, ergänzen uns miteinander. Ich fühle mich einfach pudelwohl, war auch nicht so aufgeregt, wie ich vorher dachte, und es hat einfach nur Spaß gemacht, in dieser Arena zu reiten. Look hat sich gut angefühlt, bis auf zwei Ecken. Speziell im Schritt war er super entspannt, zog gut durch, war super an der Hand“, sagte sie zufrieden. Mit ihrem Ergebnis musste sie sich lediglich der Titelverteidigerin und neuen Weltmeisterin Sophie Wells aus Großbritannien mit C Fatal Attraction (75,429 Prozent) sowie dem Niederländer Frank Hosmar mit Alphaville N.O.P. geschlagen geben (73,167 Prozent).

Bereits am Vormittag hatte sich Sanne Voets aus den Niederlanden den allerersten Titel dieser zweiten WEG-Woche geholt. Sie sicherte sich mit Demantur N.O.P. Gold in Grade IV. Bislang war vor allem die Kür ihre Stärke, dort gewann sie zuletzt bei den WM 2014 und bei den Paralympics in Rio 2016 die Goldmedaille. Nun setzte sie sich mit 73,927 Prozent auch in der „klassischen“ Einzelwertung an die Spitze. Die weiteren Medaillenränge belegten der Brasilianer Rodolpho Riskalla mit Don Henrico (73,366 Prozent) sowie die Dänin Susanne Jensby Sunesen mit 's Que Faire mit 73,146 Prozent.

Auch in Grade II machten die Favoriten die Medaillenränge unter sich aus. Gold gab es für die Dänin Stinna Tange Kaastrup mit Horsebo Smarties (72,735 Prozent), gefolgt von Pepo Puch aus Österreich mit Sailor's Blue (72,676 Prozent) und der Dänin Nicole den Dulk mit Wallace N.O.P. (70.735 Prozent).

Springen
Bei einem lockeren Warm-up haben sich die Springreiter heute mit dem Hauptstadion vertraut gemacht. Alle deutschen Paare hinterließen einen sehr guten Eindruck. Die Startreihenfolge wird allerdings frühestens nach Mitternacht deutscher Zeit ausgelost. „Die Stimmung im Team ist sehr gut, alle sind gut angekommen und wir freuen uns, dass wir hier sind. Wir haben natürlich vor unserem Abflug viel gehört und gelesen über die Zustände in Tryon, aber ich muss sagen, die Bedingungen für die Pferde, die Stallungen und die Plätze sind top“, sagte Bundestrainer Otto Becker.

Am Mittwoch um 15 Uhr deutscher Zeit beginnen die Wettbewerbe der Springreiter mit dem Zeitspringen. Das deutsche Springreiter-Team in Tryon wird morgen in folgender Reihenfolge an den Start gehen: Simone Blum (Zolling) mit DSP Alice, Laura Klaphake (Steinfeld) mit Catch me if you can, Maurice Tebbel (Emsbüren) mit Don Diarado und Marcus Ehning (Borken) mit Pret A Tout. 

Voltigieren
Für die Voltigierer stand den ganzen Tag die Pflicht auf dem Programm. Dort wo vor Kurzem die Reiner noch ihre Spins drehten, ist nun der Boden für den Voltigierzirkel ausgetauscht. Den Beginn machten die Gruppen. Hier gingen die Deutschen, vertreten durch das deutsche Team Norka des VV Köln-Dünnwald, mit 7,794 Punkten zunächst in Vorlage. Nur die Schweizer lieferten am Ende noch ein besseres Ergebnis ab und führen nun mit 7,979 das Feld nach der ersten von drei Teilprüfungen – Pflicht und zwei Mal Kür – an. „Die Schweizer sind schon lange auch dafür bekannt, eine starke Pflichtleistung abliefern zu können. Das ist ihnen offensichtlich auch hier gelungen“, sagte Co-Bundestrainer Kai Vorberg. Noch sei damit aber nichts entschieden, auch im vergangenen Jahr bei den Europameisterschaften habe die Schweizer Mannschaft zu diesem Zeitpunkt des Championats geführt, sagte er.

Insgesamt waren die deutschen Voltigierer und ihre Trainer mit der Gruppen-Pflicht jedoch sehr zufrieden. „Mit Leistung sind wir super zufrieden. Wir haben uns vor allem zum Ziel gesetzt, eine harmonische Pflicht zu machen, sehr souverän und sehr ausdrucksstark. Ich glaube, das ist uns auch gelungen, auch wenn es so ein, zwei kleine turnerische Patzer gab“, zog Teammitglied Torben Jacobs sein Fazit. Bundestrainerin Ulla Ramge teilte diesen Eindruck: „Das war eine runde Sache, ein guter Auftakt. Das Team hat seine Pflciht durchgezogen wie aus einem Guss. Es waren keine Standardabzüge dabei, wie Galoppfehler, Taktfehler oder Verzögerungen. Der ein oder andere hatte vielleicht die Handbremse ein bisschen angezogen, dafür waren andere genial in den einzelnen Übungen.“

Bei den Damen sah es bis zur letzten Startergruppe nach einem Triple für Deutschland aus. Doch dann mischten einige der Mitfavoritinnen die deutsche Reihe noch auf. Das beste Ergebnis erzielte die Österreicherin Katharina Luschin mit 8,506 Punkten, so dass die Deutsche Meisterin Kristina Boe (Hamburg) mit 8,347 Punkten auf Platz zwei rangiert. „Dieses Ergebnis hatten wir auch schon auf anderen Wettkämpfen, aber das dann auf den Punkt auf bei Weltreiterspielen abzurufen, ist noch eine ganz andere Nummer. Insofern sind wir überglücklich gleich zu Beginn der WM so ein geplante Ausrufezeichen schon setzen konnten“, sagte Böe. „Die Bedingungen im Zirkel sind fantastisch, könnten wir uns nicht besser wünschen, die Musik ist top, der Boden ist 1a, besser können wir es hier nicht haben, um unsere Topleistungen abzurufen, sagte Böe, die mit Winnie Schlüter und Don de la Mar ein eingespieltes Team an der Seite hat.

Auf Platz sechs folgt Sarah Kay, vorgestellt von Dr. Dina Menke auf Sir Valentin. „Also es gibt immer was, was noch besser geht. Man kommt nie perfekt durch eine Runde, das wäre ein Traum. Aber insgesamt bin ich zufrieden. Das war schon eine sehr sehr gute Runde, so kann es weitergehen“, sagte Kay. Mit ihrem Ergebnis von 8,203 Punkte rangiert sie vor Jannika Derks, die sich mit 8,192 Punkten den vorläufigen siebten Platz mit der Italienerin Anna Cavallaro teilt. „Ich würde sagen, wir sind mit dem mit ersten Umlauf gut zufrieden. Wir haben gut in den Wettkampf reingefunden. Von meinem Gefühl, hat das stimmig alles gut funktioniert mit dem Pferd, Jessi und mir“, sagte Derks. „Im offiziellen Training hatten wir noch etwas Probleme. Wir haben ein Pferd, was das erste Mal beim Championat läuft und noch etwas unerfahren ist. Aber heute hat er es richtig gut mitgemacht. Das war aber nicht ganz einfach, aber Jannika hat das super rausgeturnt und ist an ihre Grenzen gegangen. Wir haben als Team super funktioniert da drin“, ergänzte Jessica Lichtenberg, die Longenführerin von Kays Pferd Carousso Hit. 

Eine deutsche Führung gab es bei den Herren. Hier konnte sich Thomas Brüsewitz an die Spitze turnen. "Das Pferd war super drauf, sehr entspannt, hat es mit leicht gemacht", sagte der Führende. Mit 8,48 Punken ließ der Kölner, der in Tryon auch in der Gruppe startet, nicht nur Jannik Heiland aus Wulfsen  (8,468/Platz zwei), sondern auch den ehemaligen Europameister Jannis Drewell aus Steinhagen (8,440/Platz vier) hinter sich. Für diesen steht in Tryon nicht seine Mutter und Trainerin Simone Drewell an der Longe, sondern Lars Hansen mit seinem Pferd Feliciano. Jannik Heiland wird von Barbara Rosiny auf Dark Beluga vorgestellt. "Der erste Teil Schere geht noch etwas mehr auf den Punkt, aber sonst war das alles schon sehr gut. Es hat viel Spaß gemacht, ich habe mich gut vorbereitet gefühlt, auch mental war ich auf den Punkt fit", sagte Heiland.

Übrigens: Die Einlaufmusik der deutschen Voltigierer wurde speziell für Tryon von Co-Bundestrainer komponiert und selbst eingesungen: "German eagles fly" heißt das Motto, das die Deutschen motivieren und mit der amerikanischen Symbolfigur verbinden soll. 

Mehr Informationen unter www.pferd-aktuell.de/weg2018

Stand: 19.09.2018