Deutsche Reiterliche Vereinigung
16.05.2021 | 19:45 Uhr | Uta Helkenberg

Preis der Besten Vielseitigkeit: Siege für Schaaf, Dehn und Fernandez

Goldenes Reitabzeichen für Calvin Böckmann

Warendorf (fn-press). In drei Altersklassen haben in Warendorf die Top-Nachwuchsreiter*innen Deutschlands ihre Besten in der Vielseitigkeit ermittelt. Sieger des „Preis der Besten“ sind Anna Lena Schaaf (Junge Reiter), Nane Nikolaus Dehn (Junioren) und Maya Marie Fernandez (Ponyreiter).

Drei Starts, zwei Siege: Nach dem Titelgewinn 2019 mit Kick stand Maya Marie Fernandez (Weiterstadt) nun zum zweiten Mal beim Preis der Besten oben auf dem Treppchen. Mit der besten Dressur als Ausgangsbasis und einer Nullrunde im Springen gelang es ihr mit Maruto quasi in letzter Minute, Ella Krüger mit Golden Grove Simon von der Spitzenposition zu verdrängen. „Meine Chance stand Fifty-Fifty, dass es klappt. Das Springen war wirklich anspruchsvoll und lang. Aber es ist natürlich schade für Ella“, sagte die Siegerin, die am Ende 36,9 Minuspunkte auf dem Konto hatte. Ella Krüger hatte sich vom achten Platz nach Dressur mit der drittschnellsten Geländerunde die vorläufige Spitzenposition erarbeitet und startete als Führende und Letzte in den Parcours. Ein Abwurf im Springen bedeutete Silber (39,9 Minuspunkte). Für die 15-jährige Hamburgerin, die mit ihrem Erfolg in die Fußstapfen ihrer älteren Schwestern Lara und Jule tritt, war es der erste Start beim Preis der Besten, für Maya Marie Fernandez der letzte – zumindest als Ponyreiterin. Dritte wurde mit 40,6 Minuspunkten Antonia Fulst aus Königslutter mit dem For Kids Only-Sohn Fernet, die gemeinsam mit dem Team vom Landesverband Hannover im vergangenen Jahr das Bundesnachwuchschampionat gewinnen konnte.

Für den Bundestrainer der Vielseitigkeitsponyreiter Rüdiger Rau, der seit Januar im Amt ist, war es der erste Preis der Besten in seiner neuen Funktion. „Ich habe mir über den Winter einen Überblick verschafft und Stallbesuche bei allen Kaderreitern gemacht. Da es ja wenig Trainings- und Turniermöglichkeiten im Vorfeld gab, haben wir diese und noch ein paar mehr Reiter zu zwei Trainingstagen nach Warendorf eingeladen“, sagte Rau, der sich grundsätzlich zufrieden über die „ordentlichen Leistungen“ seiner Schützlinge zeigte. „Die Trainingsleistungen haben sich hier weitgehend bestätigt, wobei es schon etwas anderes ist, die Reiter im Wettkampf unter Spannung und Druck zu erleben.“ Zur Vorbereitung auf die Pony-Europameisterschaften in Strzegom sind nun alle Preis-der-Besten-Teilnehmer eingeladen, in Westerstede an den Start zu gehen.

Bereits zum dritten Mal wurde im Rahmen des Preis der Besten ein Sonderpreis der Stiftung Deutscher Spitzenpferdesport vergeben, mit dem die stilistisch beste Geländevorstelltung mit Fokus auf die Sicherheit, aber auch die Vor -und Nachbereitung im Sinne guter Horsemanship gewürdigt wird. Bei den Ponyreitern ging der Preis an Helena Himstedt aus Opfenbach mit Mr. Harvey.

Nane Nikolaus Dehn neuer Bester der Junioren
Am Ende war es der 17-jährige Nane Nikolaus Dehn aus Schwesing, der sich mit Zilia D die schwarz-rot-goldene Schärpe umhängen durfte. Als Einziger des sehr kleinen Juniorenstarterfeldes beendete er den Preis der Besten mit seinem Dressurergebnis (30,6 Minuspunkte). „Mein Pferd sprang einfach super“, sagte er und richtete seinen Dank an seinen Großvater Friedrich Dehn als Züchter der Schimmelstute. Punktgleich beendete die für Rheinland-Pfalz startende Sophia Rössel den Preis der Besten, allerdings mit der langsameren Geländezeit. Das bedeutete Silber für die Reiterin, die seit rund zwei Jahren in der Nähe von Warendorf ein Internat besucht und am DOKR-Bundesstützpunkt trainiert. Sie saß im Sattel von Exclusive, den sie 2019 in England entdeckte. Sophia Rössel durfte sich darüber hinaus über den Stilpreis der Stiftung deutscher Spitzenpferdesport freuen.

Die Bronzemedaille ging an die DM-Dritte Kaya Thomsen (Lindewitt), die nach dem ersten Geländeergebnis mit ihren beiden Pferden in Führung lag und schon wie die sichere Siegerin aussah. Am Sonntagvormittag gab es allerdings eine Zeitkorrektur, so dass plötzlich fast alle Zeitstrafpunkte vom Gelände gestrichen wurden. Nach ursprünglicher Berechnung hätte Kaya Thomsen mit dem Olympiapferd ihres Vaters Peter, Horseware’s Barny, die Prüfung punktgleich mit Nane Dehn beendet, so aber landete sie mit 32,2 Minuspunkten auf Platz drei. Mit Caspar wurde sie mit 37,5 Minuspunkten Fünfte.

„Es ist erfreulich, dass der gesamte Kader hier fast geschlossen an den Start gegangen ist. Sie sind mit den Anforderungen gut zurechtgekommen. Das gilt auch für das Gelände, auch wenn das Tempogefühl bei einigen noch besser werden kann. Und man merkte, dass ihnen drei, vier Prüfungen vorweg fehlen, gerade in dieser Altersklasse“, sagte U18-Bundestrainerin Julia Krajewski. .

Deutsche U21-Meisterin bleibt „die Beste“
Anna Lena Schaaf ist die derzeit führende Reiterin bei den Jungen Reitern. Mit dem Gewinn des Preis der Besten knüpfte die 19-Jährige in Warendorf nahtlos an ihren Sieg bei den Deutschen U21-Meisterschaften 2020 an. War es in Luhmühlen allerdings die Danone I-Tochter Debby, mit der sie den Titel holte, hatte in Warendorf deren Mutter Fairytale (v. Fidertanz) die Nase vorn. Debby wurde Zweite. „Fairytale als die abgeklärtere und rittigere der beiden kam die Strecke hier in Warendorf mit den vielen Wendungen etwas mehr entgegen“, sagte die Siegerin. Die Silbermedaille ging an Paula Reinstorf (Neustadt), die mit ihrer nur 1,58 Meter großen, blutgeprägten Stute Ilara W seit fünf Jahren ein eingeschworenes Team bildet. Die beiden starteten von Platz 13 nach der Dressur und rollten das Feld von hinten auf. „Sie ist eine totale Kämpferin. Die Dressur ist zwar nicht einfach, aber bei unseren letzten acht Turnieren war sie im Gelände und Springen immer fehlerfrei“, sagte die Enkelin des früheren Hannoveraner Landeskommissions-Geschäftsführer Peter Reinstorf. So auch in Warendorf. Hier kam das Paar mit nur wenigen Zeitstrafpunkten durchs Gelände und drehte eine von drei Nullrunden im Parcours. Für Paula Reinstorf gab es auch den Sonderpreis der Stiftung Deutscher Spitzenpferdesport. Von Anfang an auf Medaillenkurs lag der letztjährige Vize-Juniorenmeister Ben Philip Knaak mit Let’s Go. Der Norderstedter startete von Platz drei nach der Dressur, rückte nach dem Gelände sogar noch einen Platz vor. Im Springen fielen allerdings drei Mal die Stangen, dennoch durfte sich Knaak am Ende noch über Bronze freuen.

Anders als in den anderen beiden Altersklassen – und umgekehrt zu den Vorjahren – war das U21-Starterfeld in diesem Jahr mit 21 Starter gut besetzt und dabei fehlten sogar noch Namen wie Alina Dibowski, Joelle Celina Selenkowitsch und Calvin Böckmann. Allerdings machten die Jungen Reiter auch mehr Fehler auf der Geländestrecke als ihre jüngeren Kollegen. Zu den Pechvögeln gehörte unter anderem die Vorjahres-Juniorenmeisterin Greta Busacker mit Scrabble, die nach guter Dressur nach einem kleinen Rumpler an der Blumenbank die wallabwärts stehende Triplehecke verpasste. Oder auch Felicia von Baath, die mit Quantum E als einzige ohne Zeitfehler ins Ziel kam, dafür aber elf Strafpunkte für einen ausgelösten Sicherheits-MIM-Clip kassierte. Fünf Paare mussten sogar ausscheiden. „Der Kurs war anspruchsvoll, aber genau richtig für eine M-Vielseitigkeit. Und es handelte sich ja auch um eine EM-Sichtung“, sagte Bundestrainer Frank Ostholt. „Aber man merkte schon, dass einige noch nicht so oft los waren. Für manche war es sogar die erste Prüfung in diesem Jahr.“

Goldenes Reitabzeichen für Calvin Böckmann
Eines der vielseitigen jungen Talente im Pferdesport fehlte in Warendorf: Calvin Böckmann. Dem 20-jährigen Reiter, der gleich zwei Perspektivgruppen angehört sowie dem Talentpool der Stiftung Deutscher Spitzenpferdesport und als einziger Reiter bisher in einem Jahr an Europameisterschaften Springen und Vielseitigkeit teilgenommen hat, fehlt das passende Springpferd und sein Vielseitigkeitspferd Altair de la Cense hatte sich kurz vor dem Preis der Besten verletzt. Dennoch stand er bei der Siegerehrung der Jungen Reiter für kurze Zeit im Mittelpunkt, als sein Goldenes Reitabzeichen verliehen bekam. Peter Teeuwen, Bundestrainer der Nachwuchsspringreiter lobte die Geradlinigkeit und den Teamgeist des vielseitig ausgebildeten Reiters und nannte ihn schon jetzt „ein Vorbild für die Jugend“.

Sein Talent wurde Calvin Böckmann quasi in die Wiege gelegt. Sowohl Mutter Simone als auch Vater Roger stammen aus passionierten Pferdefamilien. Simone war die erste Deutsche Meisterin in der Vielseitigkeit, Vater Roger ebenfalls im Vielseitigkeits- und Springsattel hocherfolgreich. Beide erkannten frühzeitig Calvins Talent und begründeten seine Laufbahn, später setzten Trainer wie Fritz Lutter, Kurt Gravemeier, Carola Koppelmann, Martin Haunhorst und Peter Teeuwen diese Aufgabe fort. Bereits als Zwölfjähriger erwies sich Calvin Böckmann als wissbegierig, bereit zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Inzwischen hat er unzählige sportliche Meriten gesammelt: Seit seiner ersten Platzierung am 23. Mai 2010 in Löningen (eine kombinierte E-Prüfung für Mannschaften), seiner ersten Deutschen Ponymeisterschaft als Zehnjähriger und dem ersten EM-Start als Zwölfjähriger hat er bis heute rund 580 Siege und Platzierungen im Springen bis Klasse S2* und 160 Siege und Platzierungen in der Vielseitigkeit bis CCI3*-S errungen. Diese spiegeln sich auch in den Titeln und Medaillen wider, die Calvin bereits gewonnen hat: neun Medaillen bei Europameisterschaften in Vielseitigkeit und Springen und vier Medaillen bei Deutschen Meisterschaften, dazu ein Sieg im Preis der Besten.

Stand: 17.05.2021