Deutsche Reiterliche Vereinigung
19.08.2017 | 19:38 Uhr | Uta Helkenberg

EM Vielseitigkeit Strzegom: Klimke und Jung auf Medaillenkurs

Deutsche Mannschaft nach Dressur und Gelände hinter Großbritannien auf Platz zwei

Strzegom/POL (fn-press). Bei den Vielseitigkeit-Europameisterschaften in Strzegom hat es einen Führungswechsel gegeben. Neue Nummer eins nach Dressur und Gelände ist Ingrid Klimke (Münster) mit Horseware Hale Bob OLD, gefolgt von Titelverteidiger Michael Jung (Horb) mit fischerRocana FST und der in Warendorf lebenden Schwedin Sara Algotsson-Ostholt mit Reality. Nach einem sehr ereignisreichen Geländetag rangiert die britische Mannschaft in der Teamwertung vor Deutschland und Schweden.

Julia Krajewski (Warendorf) fiel die Aufgabe zu, mit ihrem Samourai du Thot den „Pathfinder“ fürs deutsche Team zu machen. Von Anfang rutschte der kleine Wallach in den Kurven immer wieder aus, was schließlich an der Hinderniskombination 8 a/b zu einem Vorbeiläufer und damit 20 Strafpunkten führte. Dennoch kam die Junioren-Bundestrainerin mit nur wenigen Zeitfehlern ins Ziel. " Ich bin natürlich enttäuscht, aber auch stolz auf mein Pferd, der trotzdem so toll durchgezogen hat. Sam hat gezeigt, dass er hier wirklich drüber wollte, gerade auch an der Kombination 4a/b/c, an der ja einige Reiter Probleme hatten. Generell hat sich gezeigt, dass sich der Kurs gut und auch in der Zeit reiten lässt“, sagte sie. Eine frühe Entscheidung hätte eine Nullrunde von Bettina Hoy (Rheine) gebracht, die mit Seigneur Medicott ein EM-Rekordergebnis von nur 24,6 Minuspunkten in der Dressur erzielt hatte. Nach einem Vorbeiläufer an 4c schied die Deutsche Meisterin jedoch nach einem Sturz über einen überbauten Graben, Hindernis zehn aus. „Ich hab ein bisschen Kopfweh, aber Micky hat zum Glück keinen Kratzer, ihm geht es gut. Er hat früh auf der Strecke ein Eisen verloren, vermutlich schon vor Hindernis vier. Ich habe das am Rutschen gemerkt und daran, dass er immer unsicherer wurde. Er ist eben ein sehr vorsichtiges Pferd. Das Wichtigste ist, dass ihm nichts passiert ist.“

Nach Hoys Missgeschick lag es Ingrid Klimke (Münster) und Michael Jung (Horb), die nach Dressur mit Hoy auf dem Podium gesessen hatten, die Eisen fürs deutsche Team aus dem Feuer zu holen. Und beide lösten die Aufgabe mit Bravour. "Es war echt easy“, schwärmte Klimke nach ihrer Nullrunde, die sie auch selbst in Führung der Einzelwertung brachte. „Bei Hindernis 8 hatte ich Order, den langen Weg zu reiten. Eigentlich hätte ich es gerne direkt versucht, aber da wir immer gut vor der Zeit waren, war die längere Alternative überhaupt kein Problem." Michael Jung als Schlussreiter ritt jeden Sprung auf dem geraden Weg und kam mit seiner Stute fischerRocana FST ebenfalls innerhalb der erlaubten Zeit ins Ziel. „Nur an allen drei Grabensprüngen hat sie etwas gebremst, da musste ihr sagen: ‚Pass auf, das ist kein Kindergarten, jetzt müssen wir uns konzentrieren‘“, sagte Jung zu seiner ansonsten gewohnt perfekten Geländerunde.

Für die deutschen Topreiter blieb es damit bei ihren Dressurergebnissen von 30,3 bzw. 32,8 Minuspunkten. Zusammen mit dem Zwischenstand von Julia Krajewski von 59,9 Minuspunkten (Platz 21) hat die deutsche Mannschaft 123,0 Minuspunkte vor dem abschließenden Springen auf dem Konto und musste damit den Briten die Führung überlassen. Mit Ausnahme von Startreiter Oliver Townend mit Cooley SRS kamen alle drei britischen Teamreiterinnen ohne Hindernisfehler ins Ziel und belegen damit Plätze unter den Top 8 der laufenden Wertung. Gemeinsam kommen sie auf 113,9 Minuspunkte. Das einzige Team, das keinerlei Probleme an den Hindernissen hatten, waren die Schweden. Sie nehmen mit 128,5 Minuspunkten morgen Kurs auf Bronze.

Pech hatte dagegen dagegen das französische Team, das nach der Dressur noch Platz zwei belegt hatte und eine Favoritenrolle einnahm. Seine Reiter gehören zu den drei von 13 Mannschaften, die am Ende der Geländeprüfung nur noch einen bzw. zwei Reiter in Wertung haben. Insgesamt schieden 14 der ursprünglich 77 Paare auf der Strecke aus, darunter acht wegen eines Sturzes von Reiter oder Pferd. Unter ihnen der polnische Einzelreiter Michal Knap und Bob the Builder. Während der Reiter unverletzt blieb, wurde bei seinem Pferd nach einer Untersuchung in der nahe gelegenen Klinik ein irreparabler Bruch festgestellt. Besitzer und Reiter entschlossen sich daher, das Pferd einzuschläfern.

Zu den 36 Paaren, die den Kurs ohne Hindernisfehler bewältigten, gehörten auch die beiden deutschen Einzelreiter Kai Rüder (Blieschendorf) mit Colani Sunrise und die EM-Debütantin Josefa Sommer (Immenhausen) mit Hamilton. Beide nahmen mit Ausnahme von Hindernis 8 überall den geraden Weg und sammelten lediglich ein paar Strafpunkte für Zeitüberschreitung. Rüder rangiert damit auf Platz neun und Josefa Sommer konnte sich in die Top 15 vor dem abschließenden Springen vorarbeiten.

Die Europameisterschaften werden am Sonntag nach der Verfassungsprüfung mit dem Springen abgeschlossen.

Zwischenstand nach dem Gelände:
Mannschaftswertung:
1. Großbritannien; 113,9 Minuspunkte
2. Deutschland; 123,0
3. Schweden; 128,5
4. Italien; 177,5
5. Belgien; 196,6
6. Polen; 206,3

Einzelwertung
1. Ingrid Klimke (Münster) mit Horseware Hale Bob OLD; 30,3 Minuspunkte
2. Michael Jung (Horb) mit fischerRocana FST; 32,8
3. Sara Algotsson-Ostholt (SWE) mit Reality; 35,0
4. Nicola Wilson (GBR) mit Bulana; 35,5
5. Gemma Tattersall (GBR) mit Quicklook V; 36,7
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9. Kai Rüder (Blieschendorf) mit Colani Sunrise; 40,3
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14. Josefa Sommer (Immenhausen) mit Hamilton; 47,8
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21. Julia Krajewski (Warendorf) mit Samourai du Thot; 59,9

Stand: 20.08.2017