Deutsche Reiterliche Vereinigung
07.09.2014 | 18:29 Uhr | fn-press

DKB-BCH 2014: Corrida, Carlson und Nordkap sind die Besten im Busch

Fünf- und sechsjährige Vielseitigkeitspferde und -ponys

Warendorf (fn-press). International sind deutsche Buschpferde - und ihre Reiter – zurzeit das Maß aller Dinge. Damit das nach den Titeln bei, EM, Olympia und gerade eben bei den Weltreiterspielen auch noch lange so bleibt, müssen junge vielseitige Pferde-Talente nachwachsen. Und das tun sie ganz offensichtlich, wie die diesjährigen DKB-Bundeschampionate bei den Buschpferden zeigten.

Eigentlich hätte er in Burghley am Start sein sollen, doch aufgrund eines selbstdiagnostizierten Formtiefs trat Andreas Dibowski die Reise mit seinen Spitzenpferden erst gar nicht an und startete stattdessen mit einem Youngster auf dem DKB-Bundeschampionat. Mit riesigem Erfolg: Dibowski pilotierte Corrida zum Titel bei den fünfjährigen Vielseitigkeitspferden. Ganz viel Springvermögen attestierte der Bundestrainer der Vielseitigkeitsreiter Hans Melzer der Contendro-Tochter aus einer Espri-Mutter, aus der Zucht und in Besitz von Dr. Rainer Zurmaar. „Contendro ist ein für die Vielseitigkeitszucht ausgesprochen interessanter Vererber“, bilanzierte Melzer mit Blick auf die erstklassige Abstammung und vergab mit seinen Richterkollegen Tonius Lehmkuhl, Karsten Huck und Dieter Hesselbach die 8,8. „Fleißig, ehrgeizig und mit dem nötigen Vermögen“ sei die Stute auf einem sehr guten Weg. Dibowski selbst wurde von der konstanten Leistung seiner Stute doch ein wenig überrascht, lobte aber gleichsam den Ehrgeiz und die innere Ruhe der Fünfjährigen, die insgesamt 34 Punkte verbuchen konnte.

Als Führende ins Finale gestartet hatte Nadine Marzahl mit ihrer Valentino-Tochter Vally K (Mutter von Freiherr) im Gelände das Nachsehen. Zwar konnte die Fuchsstute hier auch noch eine gute 8,4 erreichen, jedoch kreidete die Jury der Stute, die im Springen und in der Dressur Spitzenleistungen erbracht hatte, den etwas „mangelnden Zug zum Sprung“ an. Insofern musste sich die von vielen als Favoritin gehandelte, von ihrer Besitzerin Dr. Susanna Kleindienst gezüchtete Hannoveraner-Stute Dibos Corrida mit 33,9 Punkten hauchdünn geschlagen geben. Dennoch ein Vize-Titel für Marzahl, die an selber Stelle auch vor zwei Jahren eine Valentino-Tochter auf den Silberrang geritten hatte und mit Vienna – ebenfalls von Valentino - die Finalqualifikation mit 9,0 für sich entscheiden konnte. In den Teilprüfungen Dressur und Springen aber landete die Braune dann nur im Mittelfeld und hatte auch im finalen Cross nicht ihren besten Tag.

Im vergangenen Jahr ritt sie Chipmunk zum Titel bei den fünfjährigen Buschpferden, in diesem Jahr steuerte sie Allez Hop auf den Bronze-Platz: Julia Krajewski, die mit dem dritten Rang von Allez Hop die Phalanx der Stuten in dieser Altersklasse komplettierte. „Ein modernes Sportpferd“ sei die Rappschimmelstute von Avagon aus einer Forrest xx-Mutter, befanden die Richter. Sie lobten die rhythmische und sichere Runde und hoben die gute Grundausbildung der stets sicher an den Hilfen stehenden Hannoveraner-Stute aus der Zucht von Klaus Meyer hervor. Stolzer Besitzer der Stute, die mit der glatten 9,0 als beste Geländenote dieser Prüfung letztlich 33,8 Punkte sammelte, ist Malte Plagmann.

Sechsjährige Vielseitigkeitspferde: Durchmarsch im Finale
Mit einem Paukenschlag eröffneten Vanessa Bölting und Carlson B 2 das finale Gelände der Klasse M der Sechsjährigen. Führend nach Dressur und Springen ließ die Münsteraner Buschreiterin auch im 2000 Meter langen Cross nichts anbrennen und zeigte eine Runde, die dynamisch, kraftvoll und absolut gleichmäßig war. „Das Vertrauen des Pferdes zur Reiterin und die gute Ausbildung“, so Melzer, hätten diesen Bilderbuchritt möglich gemacht. Der sechsjährige Westfalenwallach von Chambertin aus einer Mutter von Akitos ist übrigens ein echtes Familienpferd: Schließlich ist er von Dieter Bölting gezogen und steht im Besitz von Dominik Bölting. Mit einer 9,3 übernahmen Vanessa Bölting und ihr Carlson die Führung und gaben diese bis zum Schluss nicht mehr ab: Titelgewinn mit insgesamt 33,9 Punkten also für die Pferdewirtschaftsmeisterin, die erfolgreicher Stammgast bei den DKB-Bundeschampionaten ist. Nach der Championats-Schärpe sah es übrigens in der Finalqualifikation noch nicht aus. Hier waren die beiden nicht vorne mit dabei. Seit dem Gewinn des kleinen Finals aber lief dann alles wie am Schnürchen.

„Das war eine sehr gute Runde“, bescheinigte Bundestrainer Melzer auch Frank Ostholt und Cesar. Der Leiter des DOKR war mit dem drittbesten Zwischenergebnis in den Cross gestartet und konnte sich durch die Tageshöchstnote im Gelände, einer 9,4, auf den Silber-Rang nach vorne schieben. Der sechsjährige Oldenburger Wallach von Casiro (Mutter von Sandro) wurde von der Zuchtgemeinschaft Vietor gezogen und gehört seinen Züchtern und seinem Reiter je anteilig. Der Braune, der insgesamt 32,9 Punkte erreichte, strebt, so war sich die Jury sicher, einer erfolgreichen Zukunft im großen Sport entgegen. Wie Frank Ostholts Cesar mit dem drittbesten Zwischenresultat gestartet, hatte Anna Siemer auf Valerie M im Finale „das Nachsehen“. Mit einer schönen Performance konnte die in Luhmühlen beheimatete Reiterin ihre sechsjährige Hannoveraner-Stute aber auf dem Bronze-Platz halten. Die braune Stute aus der Zucht von Friedhelm Mohlfeld und im Besitz von Kirsten Kistermann stehend, hat Top-Vererber Valentino zum Vater und zeigte ihre guten Gene unter anderem in einer kraftvollen Galoppade und mit einem sehr sicheren und vermögenden Sprung. Am Ende sammelten Valerie M und Anna Siemer einschließlich der doppelt gewerteten 9,0 im Cross insgesamt 32,1 Punkte.

Ingesamt 59 fünfjährige Buschtalente waren nach Warendorf gereist, um sich fürs Finale zu qualifizieren und hatten schon bei ihrer ersten Runde auf dem anspruchsvollen Geläuf durchweg schöne Leistungen gezeigt. Mit 30 Startern war die Abteilung der Sechsjährigen erwartungsgemäß deutlich schwächer besetzt und musste auch im Vergleich zum Vorjahr einen Nennungsrückgang verzeichnen.

Fünf- und sechsjährige Vielseitigkeitsponys: Sieg für Nordkap
In der Konkurrenz der Buschponys stellten sich insgesamt 20 Starter der diesjährigen Qualifikation zum DKB-Bundeschampionats-Finale. Letztlich bestritten elf von ihnen das Finale in Form einer Vielseitigkeit der Klasse A. „Was für tolle Ponys“, schwärmte Bundestrainer Hans Melzer nach dem Finale, in dem es grandiose Ritte und keine Veränderung der Rangierung nach Dressur und Springen gab. Nordkap punktete als komplettestes Pony in allen drei Disziplinen am konstantesten und zwar auf ganz hohem Niveau. Der sechsjährige Nagano-Sohn aus einer Wortley Magic-Mutter aus der Zucht von Werner Lülf erreichte unter seiner Reiterin Celine Geissler jeweils eine 8,3 in Springen und Dressur und setzte mit eine 9,5 im Cross einen krönenden Abschluss. Der braune Westfale, der im Besitz von Monika Geissler steht, überzeugte Melzer und seine Richterkollegen mit einer „flüssigen Runde“ seiner „geschlossenen Galoppade“ und seiner Spritzigkeit am Hindernis. Satte 35,9 Zähler sammelten Nordkap und Celine Geissler insgesamt. Die Qualität dieses Ponys zeigte sich auch daran, dass sich Nordkap bereits zuvor im Finale der sechsjährigen Springponys mit Isabelle Gerfer im Sattel auf Rang vier platziert hatte.

Nichts zu beanstanden gab es auch beim Vize-Bundeschampion mit seinen insgesamt 34,7 Punkten. Prinz S.W. heißt der fünfjährige Wallach von Principal Boy aus einer Bolero-Mutter – wie der Bundeschampion ebenfalls mit westfälischem Brand. Er zeigte im Gelände mit einer 9,3 eine Runde wie an der Schnur gezogen und begeisterte die Richter mit schnellem Vorderbein und vorbildlicher Durchlässigkeit. „Gute Ausbildung zahlt sich aus und zeigt sich durch hervorragende Rittigkeit im Gelände“, so Melzer, der auch noch einmal die imposante 8,8 (Dressur) des aus der Zucht von seinem Besitzer Hugo Schulze Wartenhorst stammenden Braunen hervorhob. Auf den Bronzerang ritt Konstantin Harting den fünfjährigen Fuchshengst Camillo WE aus der Zucht von Aloys Meyer, der im Besitz von Noelle Schulte-Mimberg steht. Der Sohn des Cracker Jack M aus einer Brillant-Mutter glänzte mit einer besonders ausbalancierten und raumgreifenden Bergauf-Galoppade und kassierte dafür eine 9,2. 32,4 Punkte lautete hier das Endergebnis. FN/Jessica Kaup

Stand: 10.09.2014