Deutsche Reiterliche Vereinigung
21.08.2016 | 21:46 Uhr | Uta Helkenberg

WM Le Mans: Drei Mal Silber und Bronze für deutsche Voltigierer

Deutsche Voltigierer gewinnen in jeder Disziplin eine Medaille

Le Mans/FRA (fn-press). Drei Mal Silber, einmal Bronze – so lautete das Ergebnis der deutschen Topvoltigierer, die heute im französischen Le Mans mit dem letzten Kürdurchlauf ihre Weltmeisterschaften beendeten.

Wie bei der EM der Junioren am Tag zuvor, machten auch bei den „Senioren“ die Damen den Anfang. Hier gefiel den Richtern die fehlerfrei geturnte „Zombie“-Kür von Kristina Boe (Hamburg) auf Don de la Mar (Longenführerin: Winnie Schlüter) am besten, mit einem Gesamtergebnis von 8,108 Punkten musste sie sich allerdings der Österreicherin Jasmin Lindner (8,212) geschlagen geben. Für die Medizinerin aus Hamburg, die seit 2013 regelmäßig zum deutschen Championatsteam zählt, ist die Silbermedaille der erste Treppchenplatz. Bereits im Frühjahr deutete sich ihr Erfolgsjahr mit einem zweiten Platz beim Weltcupfinale in Dortmund und dem Sieg beim CVIO Aachen an. Dritte wurde die Italienerin Anna Cavallaro mit 7,992 Punkten. Auch Janika Derks (Dormagen), die in Le Mans von Jessica Lichtenberg auf Bella Bientje vorgestellt wurde, konnte zum Abschluss noch einmal mit ihrer akrobatischen Kür punkten. Beim ersten Durchgang war sie jedoch einmal abgerutscht. So verpasste sie mit 7,935 Zählern knapp eine Medaille und wurde Vierte. Vizeeuropameisterin Corinna Knauf (Köln), die wie gewohnt von ihrer Schwester Alexandra Knauf auf Fabiola vorgestellt wurde, landete mit ihre „Evita“-Kür auf Platz sieben.

Jannis Drewell gewinnt Bronze
Wie nicht anders zu erwarten, waren die Medaillen besonders in der Herrenkonkurrenz heiß umkämpft. „Das war ein echter Voltigier-Krimi“, sagte Bundestrainerin Ulla Ramge. „Das war ein ganz hohes Niveau und eigentlich hätte es sechs Weltmeister geben müssen.“ Es kann aber nur einen geben und der hieß in Le Mans Lambert Leclezio. Der 19-Jährige, der vor zwei Jahren sein Heimatland Mauritius erstmals bei Weltreiterspielen vertrat und im vergangenen Jahr den FEI-Award als „Rising Star“ erhielt, konnte sich bereits im ersten Durchgang an die Spitze setzen. In der finalen Kür landete er zwar hinter dem Franzosen Victor Haennel mit seiner „Napoleon-Kür“, mit 8,135 Punkten war ihm der Titel aber nicht zu nehmen. Haennel gewann mit 8,127 Punkten Silber vor Jannis Drewell auf Diabolus (Simone Drewell). Für den Europameister sah es nach einem Sturz im ersten Durchgang noch nicht nach einer Medaille aus, doch mit einer glänzenden zweiten Runde kämpfte er sich mit 8,117 Punkten vom fünften auf den Bronzerang vor. Das Nachsehen hatte Daniel Kaiser (Delitzsch), der mit seiner „Houdini“-Kür bereits das Weltcupfinale gewinnen konnte. In Le Mans landete Pferdesportjournalist und -fotograf, der von Nina Vorberg auf Down Under vorgestellt wurde, mit 8,107 Punkten knapp an den Medaillen vorbei auf Platz vier. Vizeeuropameister Thomas Brüsewitz (Garbsen) mit Bigstar (Irina Lenkeit) wurde mit 8,053 Punkten Fünfter.

Silber für Derks/Kay
Mit zwei neuen Paaren waren die Deutschen im Pas-de-Deux vertreten. Besonderes Pech hatten die beiden Altenaer Jolina Ossenberg-Engels und Timo Gerdes, vorgestellt von Nina Vorberg auf Dragoner OE. Bei ihrer Romeo-und-Julia-Kür, mit der sie in diesem Jahr in Dortmund ihren ersten großen Auftritt hatten und in Aachen Fünfte wurden, rutschte Gerdes einmal ab und es brauchte einen Moment, bis beide wieder auf Spur waren. Auch in Le Mans lag das Duo nach dem ersten Durchgang auf Platz fünf, am Ende wurde mit 7,694 Punkten Platz sieben daraus. Einen Sprung nach vorne machte dagegen die noch recht neue Kombination, Janika Derks und Johannes Kay (Neuss), die in Aachen ihren ersten großen Auftritt gehabt hatte. Sie kämpften sich mit ihrer sportlich anspruchsvollen Kür vom vierten auf den Silberrang vor (8,435). Am Ende mussten sie nur den Titelverteidigern Lukas Wacha und Jasmin Lindner aus Österreich mit 9,084 Punkten den Vortritt lassen, die wie schon in Caen 2014 Gold gewannen. Dritte wurden Lucie und Simon Chevrel aus Frankreich mit 8,370 Punkten.

Silber für Team Deutschand
Die Stunde der Gastgeber schlug schließlich in der Teamwertung, die den krönenden Abschluss der Weltmeisterschaften bildete. Mit ihrem ideenreichen Auftritt als schwarz- und weißgefiederte Vogelschar ließ das französische Team der Konkurrenz keine Chance, lieferte mit 8,973 die am höchsten bewertete Kür und verwies das Team des VV Ingelsberg mit Lazio und Alexander Hartl an der Longe auf den Silberrang. Das Gesamtergebnis der Franzosen: 8,343 Punkte. Die pflichtstarken Bayern kamen am Ende auf 8,260 Punkte. Auf dem dritten Platz landete das österreichische Team mit 8,159 Punkten.

Drei Mal Silber, einmal Bronze: ein tolles Ergebnis, aber angesichts der Favoritenrolle der Deutschen und des sensationellen Erfolgs der Nachwuchsvoltigierer bei ihrer Europameisterschaft am Tag zuvor eher ernüchternd? „Auf keinen Fall. Wir sind sehr zufrieden. Wir sind die einzige Nation, die in allen Disziplinen eine Medaille gewonnen hat. Wir hatten uns vorgenommen, mit einem Sack voller Edelmetall nach Hause zu kommen, das haben wir erreicht. Über die Farbe hatten wir nicht gesprochen“, sagt Ulla Ramge und lacht. „Klar, hätten wir uns über das ein oder andere Gold gefreut. Das ist nun das Ziel für die Weltreiterspiele in zwei Jahren.“

Stand: 24.08.2016