Deutsche Reiterliche Vereinigung
31.08.2015 | 01:37 Uhr | fn-press

DM Alsfeld: Neuss, Drewell und Knauf holen Gold

Kürsiege am Finaltag gehen an Jannis Drewell, Christine Kuhirt und den VV Ingelsberg

Alsfeld (fn-press). Der RSV Neuss-Grimlinghausen (Rheinland), Corinna Knauf (Köln) und Jannis Drewell (Steinhagen) sind die Deutschen Meister 2015. In einem spannenden Finale setzten sich diese Akteure in den finalen Kürumläufen in der Hessenhalle in Alsfeld durch. Für Drewell war es der erste Titel, Knauf schaffte nach 2013 und 2014 nun den Hattrick. Die Neusser Mannschaft aus dem Rheinland eroberte den zehnten Titel in Folge – das ist absoluter Rekord.

Wenn es um die Voltigierer des RSV Neuss-Grimlinghausen geht, sind Superlative nicht weit. Einen weiteren Rekord sicherten sich die Pferdeakrobaten aus dem Erfolgsstall am Nixhütter Weg nun in Alsfeld. Denn die Goldmedaille für die Mannschaft von Trainerin und Longenführerin Jessica Lichtenberg in der Königsdisziplin des Voltigiersports war der sagenhafte zehnte nationale Triumph für die Rheinländer in Serie. Seit 2006 standen die RSV-Athleten beim prestigeträchtigsten Bundesturnier immer auf dem obersten Podest. Neun Mal als Team Neuss, einmal aufgrund von Verletzungsproblemen als Mix-Team aus Neusser und Kölner Akteuren anno 2010 bei den Titelkämpfen in Leipzig. „Das macht einen natürlich stolz“, kommentierte Lichtenberg.

Die erste Kür am Samstag hatten die frisch gekürten Europameister mit ihrer Fuchsstute Delia FRH – die am Ende des Turniers als bestes Mannschaftspferd ausgezeichnet wurde – mit 9,446 Punkten vor dem Hauptkonkurrenten aus Ingelsberg (9,228) gewonnen. Am Finaltag unterlief den Neussern im Schlussblock ihrer Kür ein kleiner Fehler. Teammitglied Mona Pavetic fiel nach einem geworfenen Salto aus den Armen von Johannes Kay, musste einmal ungeplant vom Pferd. Machte in der Endabrechnung 9,337 Punkte. Die Ingelsberger kamen in diesem Durchgang mit ihrem Pferd Lazio und Longenführer Alexander Hartl auf 9,41 Zähler. In der Totalen voltigierten die Neusser aufgrund ihres Vorsprungs aus Pflicht und der ersten Kür zum Titel, siegten mit 8,766 Punkten vor den Bayern (8,708). „Ich bin total glücklich. Wir hatten eine großartige Saison und hier in Alsfeld einen perfekten Abschluss. Es hat richtig Spaß gemacht“, sagte Lichtenberg. „Ich hätte gern gewusst, welche Note wir heute ohne den Sturz bekommen hätten, denn der Rest war richtig gut.“

Platz drei (8,227) und damit Bronze im 24 Mannschaften umfassenden Starterfeld ging an den Landesverband Hannover: Der RV Fredenbeck um Trainerin Gesa Bührig kam mit der Abschlusskür auf dem Rücken von Wizaro zwar „nur“ auf Platz vier – der Vorsprung reichte jedoch für die erste nationale Medaille. Platz drei in der Kür holte am Sonntag der Voltigierverein Köln-Dünnwald auf Holiday on Ice (Longe: Alexandra Knauf). In der Endabrechnung mussten sich die Rheinländer mit Platz vier zufrieden geben, gefolgt von Mainz-Laubenheim (7,951/Rheinland-Pfalz), dem Team Riedmühle aus Butzbach (7,656/Hessen) und Mainz-Ebersheim (7,592/Rheinland-Pfalz).

2013 holte sie ihren ersten Titel in Verden, legte 2014 in Elmshorn mit der Titelverteidigung nach. In Alsfeld machte Corinna Knauf nun den nationalen Hattrick perfekt. Die frisch gekürte Vize-Europameisterin von Aachen musste sich zwar in der abschließenden Kür ihrer Bundeskader-Kollegin Christine Kuhirt knapp geschlagen geben. In der Endabrechnung nach vier Durchgängen war das DM-Triple für die junge Frau vom Voltigierverein Köln-Dünnwald aber ungefährdet. Auf 8,511 Punkte kam die auszubildende zahnmedizinische Assistentin mit ihrer Stute Fabiola und ihrer Schwester Alexandra Knauf an der Longe. „Ich empfinde diesen Titel als sehr ehrlich. Bislang war es immer so, dass ich im letzten Umlauf immer sehr kämpfen musste, um zu gewinnen. Diesmal war es so, dass ich in den Runden zuvor schon den Vorsprung ausweiten konnte. Das hat mich persönlich sehr gefreut“, sagte die 22-Jährige. Silber ging an Kuhirt. Die Westfälin aus Haan beendete mit ihrem heutigen Kürsieg auf Fuzzy (Longe: Stefan Lotzmann) zugleich ihre Karriere, lief mit Tränen in den Augen unter dem Jubel der voll besetzten Halle aus dem Zirkel und landete in der Summe bei 8,43 Punkten. Über Bronze freute sich Kristina Boe. Die Hamburgerin verbuchte mit Highlander und ihrer Longenführerin Winnie Schlüter im Endergebnis 8,207 Zähler und verwies damit Theresa-Sophie Bresch (Baden-Württemberg) auf Platz vier (8,022). Rang fünf ging an Regina Burgmayr für den Landesverband Bayern. Die Ingelsbergerin kam auf 7,991 Punkte, gefolgt von Janika Derks (7,876/Rheinland) und Gianna Meier (7,779/Westfalen).

Bei den Herren lieferten sich der Gold- und der Silbermedaillengewinner der Europameisterschaft aus Aachen ein packendes Duell auf höchstem turnerischen Niveau. Europameister Jannis Drewell aus Steinhagen hatte mit seinem Hannoveraner Diabolus und Mutter Simone Drewell an der Longe mit einem knappen Pflichtsieg begonnen. Thomas Brüsewitz aus Garbsen konterte mit dem Sieg im Technikprogramm. In der Kür stellte der 24-jährige Sportsoldat Drewell dann wieder die aktuelle deutsche Rangliste her. 9,173 Punkte waren der Tages- sowie der Gesamtsieg. Drewell machte mit total 8,679 Punkten seinen ersten Titel perfekt. „In Alsfeld lief es für mich nochmal deutlich besser als in Aachen. Dort gab es noch den einen oder anderen Patzer. Hier war ich auf dem Saisonhöhepunkt meiner Leistung“, sagte der Sportsoldat, dessen bestes DM-Ergebnis bis dato Platz zwei aus dem Jahr 2013 gewesen war. Thomas Brüsewitz kam mit seinem Erfolgspferd Airbus und Irina Lenkeit an der Longe auf 8,634 Punkte und somit zu Silber. Auf seine abschließende Kür erhielt der 21-Jährige starke 9,04 Punkte. Bronze ging an Daniel Kaiser aus Delitzsch. Der 28-jährige Sachse, der zuletzt 2010 auf einer Deutschen Meisterschaft angetreten war, voltigierte mit seinem Pferd Down Under und Andreas Bäßler an der Longe zu 8,351 Punkten und verwies damit EM-Bronzemedaillengewinner Viktor Brüsewitz aus Garbsen mit seinem Ersatzpferd Highlander (Longe: Winnie Schlüter) auf Rang vier (8,243). Platz fünf ging an den Gesamtweltcup-Dritten Julian Wilfling aus Untermeitingen (7,923), gefolgt von Erik Oese aus Dresden (7,854/Sachsen) und Torben Jacobs (7,712/Rheinland). Dass es die drei DM-Sieger der vergangenen vier Jahre – Jannik Heiland, Erik Oese und Viktor Brüsewitz – in diesem Jahr nicht auf das Podest schafften, unterstrich einmal mehr die derzeitige hohe Leistungsdichte bei den deutschen Herren, die in dieser Saison alle internationalen Wettkämpfe gewinnen konnten.

Die Doppelvoltigierer hatten bereits am Samstag ihr Kür-Finale ausgetragen. Es siegten Pia Engelberty und Torben Jacobs aus Köln für den Landesverband Rheinland, die mit ihrem Triumph auf dem Rücken von Danny Boy – longiert von Patric Looser – ein Stück nationale Voltigiergeschichte schrieben, denn es war die allererste Auflage einer DM in dieser Disziplin. „Endlich, es wurde Zeit und ich bin sehr froh, dass dieser Schritt nun vollzogen ist“, sagte Bundestrainerin Ulla Ramge. FN/Daniel Kaiser

Stand: 02.09.2015