Deutsche Reiterliche Vereinigung
21.04.2014 | 19:05 Uhr | Susanne Hennig

Weltcup-Finale: Daniel Deußer Sieger, Ludger Beerbaum Zweiter

Marcus Ehning folgt auf Rang 4 / Bundestrainer Otto Becker überwältigt

Lyon (fn-press). Die deutschen Springreiter sind in Lyon über sich selbst hinausgewachsen. Daniel Deußer auf Cornet D’Amour ritt zum Weltcup-Sieg, Ludger Beerbaum und Chiara folgen auf Platz zwei, Marcus Ehning und Cornado auf Platz vier.

Was für ein Tag im Messezentrum von Lyon! Der neue Weltcup-Sieger Daniel Deußer rang nach Worten: „Was soll ich sagen, ich kann’s kaum fassen.“ Nach tiefem Luftholen ergänzt der 32-Jährige: „Wenn man sieht, wie eng die Konkurrenz hier zusammenlag, dann ist es für mich fast unglaublich, dass ich gewonnen habe.“ Der in Belgien lebende Deußer begeisterte im Sattel seines westfälischen Wallachs Cornet D’Amour mit zwei souveränen Umläufen. Zwar sorgte er für Nervenkitzel, als gleich am ersten Sprung des zweiten Umlaufs die Stange bedenklich wackelte, aber danach fanden Reiter und Pferd zu voller Konzentration. Mit nur zwei Minuspunkten belastet (errechnet anhand der Differenz zum Sieger nach zwei Qualifikationen) beendeten der amtierende Deutsche Meister und der elfjährige Schimmel das Weltcup-Finale. Finanziell hat sich der Ausflug nach Frankreich durchaus gelohnt. Alle Preisgelder addiert, verließ Daniel Deußer die Veranstaltung mit über 200.000 Euro – brutto.

Ludger Beerbaum zollte dem neuen Champion höchstes Lob. „Ich habe Daniel bewundert, wie er in dieser Woche agiert hat. Hinter einem solchen Sieger Zweiter zu werden, ist für mich überhaupt kein Problem“, sagte der 50-Jährige, bei dessen erstem Weltcup-Sieg 1993 (mit Ratina Z) der junge Daniel gerade mal der Grundschule entwachsen war. Beerbaum war als Reservist erst auf den letzten Drücker ins Weltcup-Aufgebot nachgerückt. Eigentlich hatte er seine Pferde schon auf die Freiluftsaison eingestellt. Aber Pferdeprofis wie Chiara und Chaman sind flexibel. Nach seinem Sieg im Großen Preis am Vorabend mit Chaman war in der finalen Weltcup-Wertung die Holsteinerin Chiara gefordert. In der ersten Runde wirkte sie unzufrieden, die Hoffnung auf eine Doppel-Nullrunde hatte man schon aufgegeben. „Vor dem zweiten Umlauf habe ich das Gebiss gewechselt, da fühlte sie sich deutlich wohler“, erzählte Beerbaum. Der 50-jährige Riesenbecker rangierte gleichauf mit dem Olympiasieger Steve Guerdat auf Platz zwei. Ein Fehler warf den Schweizer auf den fünften Platz zurück (8 Strafpunkte), Beerbaum blieb bei vier Punkten. Das drittbeste Ergebnis erzielte der Brite Scott Brash, die aktuelle Nummer 1 der Weltrangliste. Im Sattel der 13-jährigen Ursula vermied auch er Fehler (5 Strafpunkte).

Den deutschen Triumph machte Marcus Ehning als Viertbester perfekt (sechs Minuspunkte). Der 39-jährige Borkener hätte den Stilpreis dieses Weltcup-Finales verdient. So elegante Runden durch alle Parcours, wie sie der elfjährige nordrhein-westfälische Landbeschäler und sein fein reitender „Pilot“ zeigten, euphorisierten das Publikum geradezu. Kein Paar wurde mit so stürmischem Applaus gefeiert wie Ehning und der erfolgreiche Zuchthengst (außer den französischen Reitern natürlich). Der Borkener bilanzierte: „Ich bin richtig froh. Von der Rittigkeit her ist Cornado zwar noch weit weg von Plot Blue, aber dieses Championat hat mich mit ihm sehr viel weiter gebracht.“

Christian Ahlmanns Schimmelwallach Aragon Z zauderte vor der zweifachen Kombination, so dass sein Reiter ihn abwenden und neu anreiten musste. Der teure Fehler ließ den 39-jährigen Weltcup-Sieger von 2011 auf Platz 14 rutschen. „Ich bin trotzdem sehr zufrieden. Aragon ist super in Form, aber er ist sehr, sehr vorsichtig. Ich hoffe, dass sich das noch verbessert.“

Bundestrainer Otto Becker und Co-Trainer Heiner Engemann waren schier aus dem Häuschen. „Das war gewaltig, es ist zu schön, um wahr zu sein“, sagte Becker. Er sei optimistisch nach Lyon gereist. „Das ist eine gute Truppe, und die Pferde sind topfit. Aber dass es so läuft, hätte ich im Leben nicht gedacht. Es ist ein gutes Gefühl, so in die WM-Saison zu starten.“ Aber zugleich warnte er vor zu großen Erwartungen: „Weltcup-Finale und Weltmeisterschaft, das sind zwei Paar Schuhe. Die Weltreiterspiele in der Normandie sind kein Selbstläufer.“ Egal – die Ergebnisse des Weltcup-Finales 2014 lassen das enttäuschende Abschneiden im vergangenen Jahr in Göteborg endgültig vergessen.

Ergebnisse: www.feiworldcupfinals-lyon.com/

Stand: 22.04.2014