Deutsche Reiterliche Vereinigung
28.07.2014 | 08:00 Uhr | Uta Helkenberg

EM Arezzo: Gold und Bronze für deutsche Nachwuchsspringreiter

Kaya Lüthi wird Vizeeuropameisterin der Jungen Reiter, Laura Klaphake gewinnt Bronze

Arezzo/ITA (fn-press). Mit Gold für die Jungen Reiter und Bronze für die Junioren und Children kehrten die deutschen Mannschaften von den Europameisterschaften der Nachwuchsspringreiter im italienischen Arezzo zurück. Obendrauf gab es bei den Jungen Reitern Silber für Einzelreiterin Kaya Lüthi (Aach) mit Pret a Tout und Bronze für Laura Klaphake (Steinfeld) mit Nifrane de Kreisker.

Die Jungen Reiter waren in diesem Jahr so stark wie schon lange nicht mehr. „Im Grunde hatten alle fünf Reiter die Chance auf den Titel“, sagte Markus Merschformann, der in diesem Jahr erstmals als Bundestrainer die Junioren und Jungen Reiter zum Championat begleitete. Im Nationenpreis mussten sich Angelina Herröder (Büttelborn) mit Abc Trixi, der ehemalige Junioren-Europameister Maurice Tebbel (Emsbüren) mit Cooper, Niklas Krieg (Villingen/Schwenningen) mit Carella und Laura Klaphake lediglich einen Abwurf pro Umlauf anrechnen lassen. Trotzdem musste noch einen Moment gebangt werden, denn ein Abwurf von Schlussreiterin Laura Klaphake hätte den Titelgewinn für das norwegische Team bedeutet. Riesenjubel brach daher im deutschen Lager aus, als die 20-jährige Studentin ohne Fehler ins Ziel kam und den Jungen Reitern erstmals nach 2010 wieder Team-Gold bescherte. Norwegen wurde mit neun Strafpunkten Zweiter, Italien mit 13 Strafpunkten Dritter. 

Und nicht nur das: Dank ihrer Topleistungen qualifizierten sich alle deutschen Paare für das Finale, angeführt von der Preis-der-Besten-Siegerin Angelina Herröder, der im Nationenpreis die „Doppel-Null“ gelungen war. Direkt dahinter reihten sich Einzelreiterin Kaya Lüthi und Laura Klaphake ein. Der Druck am Sonntag war allerdings groß. Im ersten Umlauf fielen Klaphake und Herröder mit einem Abwurf um je zwei Plätze zurück, dafür eroberte nun Kaya Lüthi mit einer Nullrunde die Spitzenposition. Während Klaphake auf der letzten Runde der Sprung zurück aufs Treppchen gelang, kamen bei Angelina Herröder zwei weitere Abwürfe hinzu, sie wurde Zehnte. „Sie hat hier eine Goldmedaille mit der Mannschaft gewonnen, das zählt. Alles, was dann in der Einzelwertung dazu kommt, ist obendrauf. Das ist auch im großen Sport bei den Senioren so“, tröstete Bundestrainer Markus Merschformann. Dies gilt auch für Maurice Tebbel, der am Ende Siebter wurde, sowie Niklas Krieg, der nach den guten Vorleistungen am letzten Tag etwas den Faden verlor und die EM auf Platz 25 beendete. Beinahe hätte es noch zu Gold für Einzelreiterin Kaya Lüthi gereicht. Als Führende war sie die allerletzte Starterin dieser EM. Als in der Dreifachen eine Stange fiel, war zwar der Titel weg - er ging an die Schwedin Irma Karlsson mit Cornet -, der Vorsprung reichte aber immer noch für die Silbermedaille. „Alle fünf waren hier einfach spitze. Und es ist toll, dass alle mit einer Medaille belohnt werden“, sagte Equipechefin Heidi van Thiel.

Children: „Ein Wechselbad der Gefühle“
Gut geschlagen haben sich in Arezzo auch die U14-Reiter, die Children. Ihre Europameisterschaft glich einer wahren Achterbahnfahrt. So sorgte ein schweres Unwetter zum Abbruch des ersten Nationenpreisumlaufes und das ausgerechnet, als Laura Hetzel (Goch) mit Quanita im Parcours war. Dennoch lag das deutsche Team vor dem dritten und letzten Springen um die Mannschaftswertung gemeinsam mit Österreich und Frankreich in Führung. Allerdings blieben nur die österreichischen Reiter fehlerfrei und sicherten sich mit „weißer Weste“ den Titel vor den Belgiern, die die EM mit nur einem Zeitfehler beendeten. Bei den Deutschen brachte je ein Abwurf der beiden ersten deutschen Starter – Max Haunhorst (Hagen) mit Florida Lady Ixes und Beeke Carstensen (Sollwitt) mit Venetzia – das Team zunächst ins Hintertreffen, doch dann zog Frankreich mit fünf und vier Strafpunkten nach. Damit herrschte Gleichstand zwischen beiden Teams, jeweils vier Strafpunkte, denn sowohl Laura Hetzel als auch Marec Dänekas (Holtland) mit City blieben fehlerfrei. Das bedeutete ein Stechen, das die deutschen Reiter schließlich mit drei schnellen Nullrunden für sich entscheiden konnten und damit Bronze holten. „Das war ein echtes Wechselbad der Gefühle. Erst waren wir gefühlt raus aus den Medaillen, dann waren wir durch die beiden Nullrunden dann plötzlich wieder auf Kurs. Im Stechen haben wir schließlich alles auf eine Karte gesetzt“; sagte Bundestrainer Eberhard Seemann.

Im Finale starteten 13 Children bei Null, am Ende blieben vier davon übrig. In einem Stechen machte der Brite Robert Murphy mit Del Fuego das Rennen vor Lorenzo Sciacca aus Italien mit Webster und Elisa Mellec (Frankreich) mit Renarde Rumel. Deutsche waren allerdings nicht darunter, nachdem Laura Hetzel einen Fehler und Marec Dänekas zwei Fehler im ersten Umlauf verzeichnen mussten. Beeke Carstensen gelang mit Venetzia zwar die „Doppel-Null“, allerdings hatte sie bereits vier Strafpunkte ins Finale mitgebracht. „Das waren heute Bilderbuchrunden von Beeke. Schade, dass sie in der zweiten Nationenpreisrunde diesen Flüchtigkeitsfehler gehabt hat“, sagte Eberhard Seemann. Laura Hetzel und Beeke Carstensen belegten am Ende zusammen mit drei weiteren Teilnehmern Platz sieben, Marec Dänekas landete auf Platz 18.

Team-Bronze für die deutschen Junioren
Nach den Jungen Reitern und Children gab es auch für die Junioren Team-Bronze. Im ersten Umlauf war Leonie Krieg (Villingen-Schwenningen) mit Champerlo die einzige, die fehlerfrei geblieben war. In der zweiten Runde des Nationenpreises war es dann umgekehrt. Hier sorgten ihre Teamkollegen Theresa Ripke (Steinfeld) mit Calmado, Laura Strehmel (Neustadt) mit DSP Lucie und Teike Carstensen (Sollwitt) mit Cara Mia mit ihren fehlerlosen Ritten dafür, dass es für das deutsche Team beim Endstand von acht Strafpunkten blieb. Das bedeutete Bronze, da sämtliche Mitbewerber – Polen, Tschechien, Belgien und Italien – , die ebenfalls mit acht Strafpunkten in den zweiten Umlauf gestartet waren, ihr Ergebnis nicht erhalten konnten. Der Titel wurde in einem Stechen zugunsten Großbritanniens entschieden, das niederländische Team wurde Zweiter. Beide Mannschaften hatten den Nationenpreis mit nur vier Strafpunkten beendet.

Wie bei den Children erreichten auch bei den Junioren drei deutsche Paare das Finale. Anders als bisher wurde auch bei den U18-Reitern im ersten Springen „gegen die Uhr“ geritten. „Der Springplatz, auf dem die Junioren und Jungen Reiter ihre Meisterschaft austragen, war einfach gigantisch. Fast so groß wie Aachen“, sagte Heidi van Thiel. Entsprechend unterschiedlich war die Zeit, die die insgesamt 102 Teilnehmer für den Parcours benötigten. So blieben mit Ausnahme von Einzelreiter Jesse Luther (Wittmoldt) mit Tribro alle deutschen Paare fehlerfrei, fielen aber aufgrund der Zeitdifferenz schon zu Beginn im Klassement zurück. Auch Theresa Ripke begann die EM mit einem Platz 35, denn am ersten Tag war sie fast zehn Sekunden langsamer gewesen als die Siegerin des Zeitspringens. Damit hatte die Tochter der ehemaligen Deutschen Meisterin Cora Ackermann und Nationenpreisreiter Andreas Ripke umgerechnet 5,45 Strafpunkte auf dem Konto. Im weiteren Verlauf kamen jedoch nur vier weitere hinzu  - ihr einziger Abwurf in fünf Prüfungen. Das hieß Platz sechs für den EM-Neuling. Etwas Pech hatten dagegen Ripkes Mitstreiterinnen Teike Carstensen und Leonie Krieg. Auch sie waren mit guter Ausgangsbasis ins Finale gestartet, mussten dann aber jeweils acht Strafpunkte in Kauf nehmen. Carstensen wurde mit 17,63 Strafpunkten 22ste, einen Platz dahinter landete Krieg mit 17,96. Neue Junioren-Europameisterin ist Amalie Hegre (Norwegen) mit Remedy vor dem Belgier Gilles Thomas mit Conaro und der Britin Jessica Mendoza mit Spirit T.  Hb

Stand: 06.08.2014