Deutsche Reiterliche Vereinigung
19.11.2014 | 18:20 Uhr | Uta Helkenberg

Bundesjugendausschuss: "Reiten muss zuhause gelernt werden"

Springtrainer bemängeln reiterliche Grundlagen bei vielen Jugendlichen

Warendorf (fn-press). Einmal jährlich tagt der Bundesjugendausschuss, um die vergangene Saison Revue passieren zu lassen und die Weichen für die kommende Saison zu stellen. In diesem Jahr trafen sich die Bundesjugendleitung und die Jugendvertreter der Landespferdesportverbände in Schwerin. Zu den Schwerpunkten der Tagung zählte einmal mehr der Jahresrückblick der Nachwuchsbundestrainer, wobei speziell die drei Springtrainer trotz aller Erfolge in diesem Jahr auch kritische Worte fanden.

Mit Hinblick auf die kommende Saison bemängelten insbesondere Peter Teeuwen und Eberhard Seemann Defizite in der Grundausbildung der jugendlichen Springreiter. „Die Reiter müssen mehr an den dressurmäßigen Grundlagen arbeiten. Es ist schon erstaunlich, dass manche bei den vorhandenen Mängeln an Sitz und Einwirkung überhaupt in der Lage sind, einen Parcours zu bewältigen“, sprach Children-Bundestrainer Seemann Klartext. „Diese grundlegenden Defizite können wir auch nicht in einem Lehrgang ausgleichen. Reiten muss zuhause gelernt werden“, unterstützte ihn darin der Pony-Bundestrainer. Beiden war aufgefallen, dass das Leistungsniveau bei den jüngsten Herbstlehrgängen stark unterschiedlich gewesen sei, was die Arbeit sehr erschwere. Diesen Eindruck bestätigte auch der Junioren- und Junge-Reiter-Trainer Markus Merschformann. „Je größer die Unterschiede sind, desto schwieriger ist es, allen Teilnehmern im Lehrgang gerecht zu werden und eine Weiterentwicklung zu ermöglichen“, sagte er und appelliert an die Landespferdesportverbände, dies einerseits bei der Beschickung der Lehrgänge zu berücksichtigen, andererseits aber auch die Reiter auf Landesebene bereits mehr zu fordern.

Die Saisonplanung 2015 entspricht weitgehend der des Vorjahres, allerdings wurden kleinere Veränderungen beim „Preis der Besten“ und den Deutschen Jugendmeisterschaften verabschiedet.

So soll beim "Preis der Besten“ das Warm-up der Ponyreiter, Junioren und Jungen Reiter wegfallen und die Ausschreibung an die gestellten Anforderungen angepasst werden, d.h. die Junioren reiten künftig in der zweiten Wertungsprüfung anstelle eine S* ein S**-Springen, die Jungen Reiter ein S***- statt eines S**-Springens. Außerdem sollen künftig in den Junioren-Prüfungen auch Pferde zugelassen werden, die im laufenden Jahr an einem Nationenpreis oder Großen Preis bei einem CSIO (Senioren) teilgenommen haben. Diese waren bislang ausgeschlossen.

Ferner beschlossen wurde eine Änderung der Startfolge bei den Deutschen Jugendmeisterschaften. So sollen die Ponyreiter, Children, Junioren und Jungen Reiter ab dem nächsten Jahr in der zweiten Wertungsprüfung in der umgekehrten Reihenfolge zur Starterliste (und nicht mehr zum Ergebnis) der ersten Wertung starten.

Ab kommenden Jahr sind im Finale des HGW-Bundesnachwuchschampionats der Springreiter in Braunschweig alle Teilnehmer der Qualifikationsprüfung auch in der Finalprüfung startberechtigt. Die besten vier aus dem ersten Umlauf der Finalprüfung starten dann auch im zweiten Umlauf mit Pferdewechsel. Sieger ist – wie bisher – der Teilnehmer mit der höchsten Endnotensumme aus beiden Umläufen der Finalprüfung.

Darüber hinaus stimmten die Delegierten des Bundesjugendausschusses einer Vereinbarung zu, die den sogenannten Verbandstourismus einschränken soll. So müssen Reiter, um an den DJM teilzunehmen, den Landesverband bis zum 31. Dezember des Vorjahres gewechselt haben. Eine Sondergenehmigung gibt es nur in Ausnahmefällen, beispielsweise Umzug der Familie, die vom alten und neuen Landesverband schriftlich dokumentiert werden müssen. 

Sichtungsweg Ponyspringreiter 2015
Die Pony-Europameisterschaften finden im kommenden Jahr vom 5. bis 9. August im schwedischen Malmö statt. Bei den Ponyspringreitern werden altersbedingt die Karten neu gemischt, da die meisten der in den letzten Jahren hocherfolgreichen deutschen Ponyspringreiter 2015 ins Juniorenlager wechseln. Der Sichtungsweg beginnt auch 2015 mit einem Start beim CSIOP/CSIP Fontainebleau/Frankreich (16. bis 19. April) und führt über den „Preis der Besten“ in Warendorf (8. bis 10. Mai) und das CSIOP Wierden/Niederlande (3. bis 6. Juni) bis zu den Future Champions/CSIOP Hagen a.T.W. (16. bis 21. Juni). Bei der Auswahl der EM-Kandidaten werden darüber hinaus sämtliche Eindrücke auch bei anderen Turnieren bis zum Nominierungszeitpunkt berücksichtigt.

Sichtungsweg Children, Junioren und Junge Reiter
Die Europameisterschaften in den drei Altersklassen finden gemeinsam vom 10. bis 16. August in Wiener Neustadt in Österreich statt. Meilensteine auf dem Weg dorthin sind einmal mehr der Preis der Besten in Warendorf (8. bis 10. Mai) sowie die Future Champions in Hagen a.T.W. (16. bis 21. Juni). Darüber hinaus zählen Eindrücke aus weiteren (internationalen) Turnieren. Speziell Markus Merschformann wird gezielt Junioren und Junge Reiter zu weiteren CSI2* und CSI3* entsenden, auch wenn die Reiter im Rahmen der Veranstaltungen ggf. nur in der Mittleren Tour an den Start gehen. „Die dort gewonnenen Erfahrungen sind einfach immens wichtig im Hinblick auf einen erfolgreichen Championatsstart“, so der Bundestrainer. Hb

Stand: 08.01.2015