Deutsche Reiterliche Vereinigung
21.03.2016 | 14:20 Uhr | Julia Basic

Weltcup-Finale in Göteborg mit sieben deutschen Paaren

Isabell Werth und Don Johnson müssen auf Start verzichten

Göteborg (fn-press). Traditionell beenden die besten Dressur- und Springreiter die Hallensaison beim Weltcup-Finale, das in diesem Jahr in der schwedischen Hafenstadt Göteborg ausgetragen wird. Während die Springreiter der Westeuropa-Liga ihre Weltcup-Qualifikationen bereits seit Anfang Februar hinter sich haben, konnten sich die Dressurreiter vor kurzem in s’Hertogenbosch (NED) noch die letzten Plätze für das Finale sichern. Nun steht fest: Fünf Springreiter und zwei Dressurreiterinnen werden mit ihren Pferden am Osterwochenende die deutschen Farben in Schweden vertreten.

Es ist der Abschluss und zugleich der Höhepunkt der Hallensaison: Das Weltcup-Finale der Dressur- und Springreiter, das vom 24. bis 28. März im schwedischen Göteborg ausgetragen wird. Auch im Hinblick auf die Olympischen Spiele im August ist das Turnier ein wichtiger Gradmesser. Und besonders die deutschen Teilnehmer bringen alle Voraussetzungen mit, um sich in Skandinavien von ihrer besten Seite zu zeigen.

Über fünf Monate zog sich die Qualifikationsphase der Springreiter in der Westeuropa-Liga hin. Für das Team von Bundestrainer Otto Becker hätten die vergangenen Wochen gar nicht besser laufen können. Christian Ahlmann (Marl) war der dominierende Reiter dieser Weltcup-Saison, gewann die Final-Qualifikationen in Stuttgart, Madrid und Mechelen und führt das Ranking der Liga souverän an. Der erst 22-jährige Niklas Krieg (Villingen-Schwenningen) sorgte mit seinem Sieg in Leipzig für Aufsehen. Vor einer Woche folgte der Sieg von Marcus Ehning (Borken) und Cornado NRW im Großen Preis von s’Hertogenbosch (NED).

Ahlmann, Krieg und Ehning zählen, genau wie Marco Kutscher (Bad Essen) und Daniel Deußer (Mechelen/BEL), zum fünfköpfigen deutschen Starterteam im Weltcup-Finale der Springreiter. Und sie gehen diese Sache nun natürlich mit großem Selbstbewusstsein an. Nach seinem Triumph in s’Hertogenbosch ist Marcus Ehning noch immer beeindruckt von der Leistung seines westfälischen Hengstes Cornado NRW (v. Cornet Obolensky – Acobat). „Das war richtig stark. Wenn wir so in Schuss sind wie in s’Hertogenbosch, dann erwarte ich ganz Großes für das Weltcup-Finale“, sagt Ehning, der mit dem 13-jährigen Schimmel eine ganz vordere Platzierung in Schweden anpeilt. Im März 2014 hatten die beiden zuletzt einen Großen Preis gewonnen. Von Cornados Verletzung, die ihn im vergangenen Jahr noch den Start bei den Euromeisterschaften in Aachen kostete, sei nichts mehr zu spüren. „Er ist topfit“, sagt Ehning. „Das hat er aber auch dieses Jahr schon mit dem vierten Platz beim Weltcup-Springen in Bordeaux bewiesen.“

Weltcup Springen: Premiere für Niklas Krieg
Während der 41-jährige Borkener Ehning das Weltcup-Finale bereits drei Mal gewann (2003, 2006, 2010), nimmt Niklas Krieg zum allerersten Mal daran teil. Der Baden-Württemberger hat sich bei nur zwei Qualifikationsturnieren die nötigen Punkte für Göteborg gesichert – ein sensationeller Erfolg „Wenn mir vor einem halben Jahr jemand gesagt hätte, dass ich am Weltcup-Finale teilnehmen würde, hätte ich denjenigen für verrückt erklärt“, schmunzelt Krieg. Mit seinem Sieg in Leipzig überraschte er im Januar alle. Dass dieser Erfolg keine Eintagsfliege war, bewiesen er und seine Holsteiner Stute Carella (v. Clearway-Concerto) nur zwei Wochen später mit dem fünften Platz in Zürich und Anfang März mit dem zweiten Platz im Großen Preis von Dortmund. „Ich kann mich nicht beschweren momentan“, sagt Krieg, der bereits frühzeitig nach Schweden reisen will. Den Pferdetransporter will er höchstpersönlich über die knapp 1.400 Kilometer gen Norden steuern. „Das macht mir Spaß, dabei kann ich mich entspannen. Die Anforderungen im Finale sind hoch, aber ich traue das Carella natürlich zu, sie ist richtig gut drauf“, sagt der 22-Jährige und bleibt bescheiden: „Ich nehme mir nichts Großartiges vor. Aber den finalen Umlauf zu erreichen, das wäre natürlich toll.“

Das Weltcup-Finale besteht aus drei Springprüfungen und erstreckt sich über vier Tage von Karfreitag bis Ostermontag. Bundestrainer Otto Becker (2002 mit Dobel’s Cento), Christian Ahlmann (2011 mit Taloubet Z) und Daniel Deußer (2014 mit Cornet d’Amour) haben übrigens schon jeweils einen Weltcup-Gesamtsieg zu verzeichnen. Titelverteidiger ist der Schweizer Olympiasieger Steve Guerdat.

Weltcup Dressur: Isabell Werth muss Start absagen
Im Weltcup-Finale der Dressurreiter führt der Weg in die entscheidende Kür am Ostersonntag in Göteborg wie gewohnt über den Grand Prix, der am Karfreitag auf dem Programm steht. Die britische Olympiasiegerin Charlotte Dujardin konnte diese Prüfung 2014 und 2015 mit ihrem Spitzenpferd Valegro für sich entscheiden. Der letzte deutsche Weltcup-Gesamtsieg liegt nun drei Jahre zurück. 2013 siegten Helen Langehanenberg (Havixbeck) und Damon Hill NRW. Alle Chancen auf ihren dritten Sieg nach 1997 und 2007 hätte die 43-jährige Rheinbergerin Isabell Werth gehabt. Allerdings hat sich ihr Hannoveraner Don Johnson FRH (v. Don Frederico-Warkant), mit dem sie die Weltcup-Qualifikation in Salzburg gewinnen konnte und in Stuttgart Rang zwei belegte, vor kurzem in der Box verletzt. Der 15-jährige Wallach musste pausieren und ist laut Werth noch nicht wieder soweit fit, um im Finale starten zu können.

Weltcup-Punkte hatte Werth in dieser Saison auch bei ihren Siegen in Amsterdam und Neumünster mit der Oldenburger Stute Weihegold OLD (v. Don Schufro – Sandro Hit) gesammelt und führte somit das Klassement der Westeuropa-Liga souverän an. Für einen Start im Finale war aber ausschließlich Don Johnson vorgesehen. Mit Jessica von Bredow-Werndl (Aubenhausen) und Fabienne Lütkemeier (Paderborn) kann Bundestrainerin Monica Theodorescu – selbst zweifache Weltcup-Gesamtsiegerin (1993 und 1994) – aber noch auf zwei jüngere deutsche Reiterinnen bauen, die schon über einige Final-Erfahrung verfügen. Zum dritten Mal hat sich die 30-jährige Bayerin von Bredow-Werndl mit ihrem KWPN-Hengst Unee BB für das Weltcup-Finale qualifiziert. In Las Vegas belegten sie 2015 einen großartigen dritten Platz.

Fabienne Lütkemeier erholt sich derzeit noch von einer Hüftprellung, die sie sich bei einem Sturz im Training kurz vor dem eigentlich geplanten Start in s’Hertogenbosch zugezogen hat. „Ich bin aber höchst optimistisch, dass ich in Göteborg starten werde“, sagt die 26-Jährige und lässt keinen Zweifel an einer schnellen Genesung. Die Krücken braucht sie seit Sonntag nicht mehr und reiten kann sie auch schon wieder. „Das Weltcup-Finale als Abschluss der Hallensaison ist natürlich immer etwas Besonderes, weil man sich im Hinblick auf die Freiluft-Saison noch einmal gut präsentieren kann.“ In der US-amerikanischen Spieler-Metropole Las Vegas hatte die Studentin mit ihrem Pferd Qui Vincit Dynamis 2015 Rang zehn in der Kür des Weltcup-Finales belegt. Durch den Einsatz ihres Top-Pferdes, den 16-jährigen Hannoveraner D’Agostino (v. De Niro – Shogun xx), hofft sie diesmal auf ein noch besseres Ergebnis. Die beiden haben über die Hallensaison in Lyon (3.), Stuttgart (4.), Stockholm (7.) und Neumünster (5.) jeweils vordere Platzierungen erreicht und damit wichtige Punkte gesammelt. „Daggi ist top in Form und wir wären natürlich auch in s’Hertogenbosch gerne gestartet“, sagt Lütkemeier. „Ich hoffe, dass wir in Göteborg noch ein bisschen weiter nach vorne kommen als in Las Vegas. Mal abwarten, was die Tagesform so möglich macht.“ jbc

Stand: 21.03.2016