Deutsche Reiterliche Vereinigung
09.08.2015 | 18:37 Uhr | Uta Helkenberg

EM Pony Malmö: Gold für Calvin Böckmann

Deutsche Ponydressurreiter gewinnen Mannschaftssilber sowie zwei Silber- und eine Bronzemedaille

Malmö/SWE (fn-press). Einzelgold in der Vielseitigkeit, drei Mal Silber und einmal Bronze in der Dressur – bei den Ponyeuropameisterschaften im schwedischen Malmö räumten die deutschen Teilnehmer einmal mehr viele Medaillen ab. „Wir sind mit sehr unterschiedlichen Erwartungen nach Malmö gereist, manches ist besser gelaufen als erwartet, es gab aber auch Enttäuschungen“, sagte Equipechefin Simone Gummelt.

Den Auftakt der EM machte die Mannschaftsdressur. Hier hatten sich Nadine Krause (Bad Homburg), Lana Raumanns (Frankfurt) und die Zwillinge Helen und Linda Erbe (Krefeld) nur knapp den Briten geschlagen geben müssen, die erstmals bei Pony-EM Gold in der Dressur holten. „Ich bin positiv überrascht, wie eng das ganze Unternehmen hier ausgegangen ist“, kommentierte Bundestrainerin Conny Endres die Silbermedaille für ihr noch junges und EM-unerfahrenes Team. Zu verdanken hatten die Briten ihren Erfolg vor allem ihrem stärksten Paar – Phoebe Peters und SI Lucci. Sie leisteten nicht nur den entscheidenden Beitrag zum Mannschaftsentscheid (80,077 Prozent), sondern konnten auch die Goldmedaille in der Einzelwertung (81,39) und der Kür (85,825) gewinnen.

Das deutsche Quartett zeichnete sich dagegen vor allem durch seine geschlossene Teamleistung aus. Ds spiegelte sich auch in der Einzelwertungsprüfung wider. „Die Mädchen haben hier alle Tage gekämpft. Das war wirklich toll, wie eng die Ergebnisse beieinander lagen“, sagte Endres. Das beste Ergebnis erzielte Nadine Krause, die einzige Reiterin mit EM-Erfahrung, die allerdings in Malmö auf einem neuen Pony, Cyrill WE, saß. Sie gewann mit 76,732 Prozentpunkten die Silbermedaille. Mit etwas Abstand folgte Helen Erbe mit S FS Charly Brown mit 73,756 Prozent auf dem Bronzerang. Sie trennten nur Hundertstel von der fünftplatzierten Lana Raumanns mit Den Ostriks Dailan (73,659) und ihrer Schwester Linda Erbe mit Dujardin B. Diese belegte mit 73,512 Prozent Platz sieben und durfte daher am Sonntag nicht mehr zur Kür antreten. „Es ist nun mal so, dass nur drei pro Nation ins Finale dürfen. So ist leider die Regel, auch wenn sie nach wie vor sportlich fragwürdig ist“, sagte Endres.

In der Kür konnte Nadine Krause noch einmal die deutsche Medaillen-Bilanz verbessern. Auch sie konnte die 80er-Marke "knacken und sicherte sie sich mit 80,55 Prozent ihre dritte Silbermedaille bei dieser EM. Die Bronzemedaille ging wie in der Teamwertung nach Dänemark. Mit 77,825 Prozent rangierten die Richter Sara Van Deurs Petersen mit Farbenfroh vor Helen Erbe und S FS Charly Brown. Sie wurde mit 75,625 Prozent Vierte. Lara Raumanns beendete ihre EM-Premiere mit einem Kürergebnis von 74,850 Prozent auf Platz sechs.

Triumph für Calvin Böckmann
Im vergangenen Jahr war er noch Dritter. In Malmö war er nun nicht mehr zu bremsen: In einem Start-Ziel-Sieg setzte sich Calvin Böckmann (Lastrup) mit Askaban B gegen die Konkurrenz durch und sicherte Deutschland den ersten Titel in der EM-Einzelwertung der Ponyvielseitigkeitsreiter nach 2010. „Das war richtig gut“, kommentierte Bundestrainer Fritz Lutter bereits die Dressur des 14-Jährigen, der mit nur 33,4 Minuspunkten das Viereck verließ. Dabei blieb es auch, denn Böckmann fügte seinem Ergebnis auch in Gelände und Parcours keine weiteren Strafpunkte mehr hinzu. Zeit zum Feiern bleibt ihm allerdings wenig, denn bereits eine Woche später startete das Ausnahmetalent aus Lastrup bei den Europameisterschaft der Nachwuchsspringreiter in Wiener Neustadt, wo er mit Carvella Z in der Altersklasse Children Mannschaftsgold und Einzel-Silber einheimste.

Die Silbermedaille ging an die Französin Melissa Prevost mit Podenaagh Aluinn mit 40,9 Minuspunkten, Bronze sicherte sich die Irin Zara Nelson mit Millridge Buachaill Bui (42,5). Als zweitbester Deutscher beendete Einzelreiter Brandon Schäfer-Gehrau (Düsseldorf) seine EM-Premiere mit Pretty in Black auf Platz acht (47,5). Er hatte das insgesamt zweitbeste Dressurergebnis erzielt. Auf der Geländestrecke, die wie die „Senioren“-EM vor zwei Jahren am Ribersborg-Strand entlangführte, verbrauchte er allerdings etwas Zeit. Weniger glücklich als für ihre männlichen Kollegen verlief die EM für die deutschen Vielseitigkeitsreiterinnen. So "platzte" die deutsche Mannschaft, nachdem zuerst die zweimalige Preis-der-Besten-Siegerin Emma Brüssau (Schriesheim) mit Rocky, Vierte nach der Dressur, und kurz darauf auch Antonia Baumgart (Düsseldorf) mit Turn Up Trumps am "Eulenloch" gescheitert waren. „Das war schon ausgesprochen schade. Gerade Emma hatte in diesem Jahr eine super Saison, war in allen drei Disziplinen gut und hatte auch hier eine super Dressur", sagte Simone Gummelt. Die Vierte im Bunde, Charlotte Fritzen mit ihrem Schecken Classic Touch, überzeugte zwar mit guten Leistungen in Gelände und Parcours, kam aber aufgrund ihres Dressurergebnisses nicht über Platz 24 hinaus (68,5). Für Einzelreiterin Anja Schöniger (Lengenfeld) endete die EM ebenfalls vorzeitig. Sie trat mit ihrem Pony Charly vor dem Springen nicht mehr zur Verfassungsprüfung an.

Neuer Mannschaftseuropameister ist das Team aus Großbritannien mit 138,7 Minuspunkten vor den Equipen aus Frankreich (154,6) und Gastgeber Schweden (160,1).

Kein Glück für die deutschen Ponyspringreiter
Ein sechster Platz in der Mannschaftswertung und zwei Mal Platz sieben als bestes Ergebnis in der Einzelwertung, das war das Resultat der deutschen Ponyspringreiter. „Es war von Beginn an klar, dass wir durch den altersbedingten Wechsel nach zwei sehr erfolgreichen Jahren wieder in einer ‚Aufbauphase’ sind. Zwei Reiter in den Top Ten ist ja ein gutes Ergebnis“, sagte Peter Teeuwen, gab aber zu. „Etwas mehr hatte ich mir schon ausgerechnet.“ Einen echten Einbruch erlebte zwar keiner der deutschen Starter, allerdings hatten alle am Ende mindestens zwei Abwürfe auf dem Konto – zuviel für einen Platz auf dem Treppchen.

Nach einem gelungenen Auftakt im ersten Wertungsspringen sammelte die deutsche Mannschaft – Kathrin Stolmeijer (Emsbüren) mit Song Girl, Lisa Schulze Topphoff (Havixbeck) mit Mentos Junior und Franziska Müller (Hückewagen) mit Leo und Enno Klaphake (Steinfeld) – zwölf Strafpunkte im Nationenpreis und belegte damit Platz sechs. Neuer Europameister wurde das Team aus Großbritannien mit einem Strafpunkt vor den Iren (4 Strafpunkte) und Franzosen (5 Strafpunkte). Im Finale ruhten die Hoffnungen dann auf Kathrin Stolmeijer, Franziska Müller und Einzelreiterin Antonia Ercken (Herten) mit Amacho, die jeweils nur vier Strafpunkte auf dem Konto hatten. Allerdings kassierte Kathrin Stolmeijer gleich im ersten Umlauf einen Abwurf, Franziska Müller unterlief in der zweiten Runde ein Fehler. Mit einem Endstand von acht Strafpunkten belegten sie gemeinsam mit drei weiteren Paaren Platz sieben. Antonia Ercken fiel mit insgesamt 16 Strafpunkten auf Platz 21 zurück, noch hinter Enno Klaphake, der im Nationenpreis etwas Pech gehabt hatte und im Finale einen weiteren Fehler hinnehmen musste. Zwölf Strafpunkte bedeuteten für ihn Platz 14.

„Das war wirklich schade, denn mit nur vier Strafpunkten hätten unsere Reiterinnen noch die Chance aufs Stechen gehabt“, sagte Equipechefin Simone Gummelt. So gewann zwar Justine Maerte mit Shamrock du Gitane unangefochten den Titel. Doch auf die Französin, die sich während der gesamten EM keinen einzigen Fehler erlaubt hatte, folgten vier Paare mit jeweils vier Strafpunkten. Das machte ein Stechen um die übrigen Medaillen erforderlich. Die schnellste Nullrunde gelang der Britin Jodie Hall Mcateer mit ihrem Pony Tixylix, das 2007 schon einmal Europameister in der Einzelwertung war. Sie gewann damit Silber vor Thibault Philipaerts, der zwar ebenfalls fehlerfrei, aber langsamer als die Britin war. Der Belgier saß in Malmö im Sattel des früher von Justine Tebbel gerittenen Schecken Okehurst Little Bow Wow. Dank einer „Doppel-Null“ im Finale hatte er sich seinen Platz im Stechen erobert und genutzt. Das Nachsehen hatten der Niederländer Rowen Va De Mheen mit Quaprice d’Astree und der Ire Michael Pender mit Image If One. Beide waren mit weißer Weste ins Finale gestartet, hatten dort aber jeweils einen Abwurf kassiert. Im Stechen um Silber und Bronze kamen weitere Fehler hinzu, so dass sie am Ende Platz vier beziehungsweise Platz fünf belegten. Hb

Stand: 19.08.2015