Deutsche Reiterliche Vereinigung
12.05.2013 | 20:20 Uhr | fn-press

Preis der Besten: Weser-Ems dominiert im Parcours

Rothenberger, von Danwitz und Niemann sind die "Besten" in der Dressur

Warendorf (fn-press). Keine Vielseitigkeit, dafür Quadrillenchampionate – der Preis der Besten zeigte sich in diesem Jahr von einer etwas anderen Seite. Im Parcours lehrten die Nachwuchsreiter aus Weser-Ems ihren Altersgenossen das Fürchten, auf dem Viereck gab es alte Bekannte und neue Sieger.

 „Die Bedingungen waren gut, das Wetter bis auf einige Schauer auch, die sportlichen Leistungen top.“ Carsten Rotermund zog einmal mehr ein positives Resümee des „Preis der Besten“. Ein paar Zuschauer mehr, hätte sich der Turnierleiter allerdings schon gewünscht. Wer jedoch den Weg ins Bundesleistungszentrum fand, wurde mit besten Nachwuchssport in allen Altersklassen belohnt.

Hattrick für Justine Tebbel bei den Pony-Springreitern
Bereits zum dritten Mal in Folge hat an diesem Wochenende Justine Tebbel (Emsbüren/Weser-Ems) den Preis der Besten der Ponyreiter gewonnen. Mit dem Schecken Okehurst Little Bow Wow absolvierte die 14-jährige Tochter des dreimalige Deutschen Meisters René Tebbel die beiden Wertungen auf M* beziehungsweise M**-Sterne-Niveau fehlerfrei und verwies mit insgesamt 102 Punkten die 40-köpfige Konkurrenz auf die Plätze.

Würde das Reglement es zulassen, hätte Justine Tebbel mit ihrem Zweitpony DJ in der Preis-der-Besten-Gesamtwertung auch noch den zweiten Platz belegt. Einmal Platz drei, einmal Platz vier hieß ihr Ergebnis mit dem Schimmel, das brachte insgesamt 96 Punkte. Mit Okehurst Little Bow Wow hatte Justine bereits 2011 in Warendorf gewonnen und war Fünfte in der Einzelwertung der Europameisterschaften geworden. Inzwischen gehört der 14-jährige Schecke Ludger Beerbaum (Riesenbeck).

Platz zwei in der Gesamtwertung ging mit 86 Punkten an Carola Wegener (Lembruch) mit Kalinka. Die 16-jährige Reiterin vom Pferdesportverband Hannover hatte in der zweiten Wertung eine ganz starke Leistung gezeigt und nach fehlerfreien Ritten im Umlauf und der Siegerrunde diese Prüfung vor Justine Tebbel gewonnen. Platz drei im Preis der Besten belegte der aktuelle Deutsche Meister Lars Volmer (Legden/Westfalen) mit seinem Schimmelhengst Carrick (81,5 Punkte). Auf ebenfalls 81,5 Punkte kam Ann-Katrin Dettmer (Porta-Westfalica/Westfalen) mit Don Diabolo, wegen des schlechteren Ergebnisses in der zweiten Wertung musste die 15-jährige aber mit Platz vier vorlieb nehmen.

„Das war sehr guter Sport auf hohem Niveau“, zog Bundestrainer Peter Teeuwen (Hanstedt) Bilanz. „Die routinierteren Reiter haben über beide Tage konstante Leistungen gezeigt. Aber wir haben auch viele neue Paare gesehen, die zwar heute noch ein wenig an ihre Grenzen kamen, aber in der Tendenz deutlich positiv sind“.

Guido Klatte jun. ist der Beste der Junioren
Nach Kathrin Stolmejier, die bereits am Samstag den Titel bei den Children holte, und Justine Tebbel bei den Ponyreiten ging auch bei den Junioren der Titel nach Niedersachsen: Guido Klatte jun. aus Klein-Roscharden ist in diesem Jahr der Beste der Besten. Mit seinem Holsteiner Hengst Collado gewann der 17-Jährige, der im vergangenen Jahr noch Silber geholt hatte, nach Platz fünf in der ersten Wertung die zweite Wertung und kam am Ende auf 130 Punkte.

Auch Platz zwei nahm ein Paar aus Weser-Ems ein: Patrick Bölle (16, Haselünne) und Louis waren Zweite in der ersten und Fünfte in der zweiten Wertung und erzielten insgesamt 125,5 Punkte. Auf dem Bronzerang folgte ein Reiter-Pferd-Paar aus Schleswig-Holstein: Frederike Staack (16, Lasbek) und Caitoki. Die Beiden waren einmal Vierte und einmal Sechste und kamen auf 122 Punkte.

Vor allem die zweite Wertung, ein S*-Springen mit Stechen, hatte es in sich. Nur vier Teilnehmer blieben im Umlauf ohne Abwurf: Guido Klatte jun., Laura Strehmel (Neustadt-Dosse/Berlin-Brandenburg) mit Letkiss, Marina Röhrig (Mülheim/Rheinland-Pfalz) mit Ladykiller sowie Julia Plate (Fredenbeck/Hannover) mit Limbiskit, die aber mit einem dreiviertel Zeitfehler das Stechen knapp verpasste. Guido Klatte jun. und der Cassini I-Sohn Collado mussten als Erste in den Stechparcours und zeigten eine ausgesprochen couragierte Runde. An die Zeit von 45,89 Sekunden sollte kein Konkurrent mehr herankommen. „An Guido führt derzeit kein Weg vorbei“, kommentierte Bundestrainer Lars Meyer zu Bexten (Herford), „er ist einfach richtig gut unterwegs“. Laura Strehmel und Letkiss blieben wie auch Marina Röhrig, Vorjahressiegerin in der Altersklasse der Children, und Ladykiller fehlerfrei und belegten die Plätze zwei beziehungsweise drei in dieser Prüfung. Etwas Pech hatte der aktuelle Deutsche Meister, Philip Koch (Tasdorf/Schleswig-Holstein). Mit Cracker Jack war er mit einem Sieg gut in den Preis der Besten gestartet, fiel jedoch mit zwei Abwürfen in der zweiten Wertung auf Rang fünf in der Gesamtwertung zurück.

Fünfter Titel für Maurice Tebbel
Zu guter Letzt ging auch der vierte Titel auf dem Springplatz an den Pferdesportverband Weser-Ems. Und wieder an einen Tebbel. Nach Schwester Justine bei den Ponyreitern gewann Maurice Tebbel (Emsbüren) bei den Jungen Reitern die Konkurrenz. Für den 19-jährigen Europameister der Junioren, der sich in diesem Jahr erstmals in der Altersklasse der Jungen Reiter bewähren muss, ist es der vierte Titel in Folge: Einmal gewann er den Preis der Besten der Ponyreiter und drei Mal den der Junioren. Tebbel saß im Sattel des achtjährigen Akku von Albatros, mit dem er bereits bei den DKB-Bundeschampionaten in Warendorf erfolgreich war.

Platz zwei im Preis der Besten sicherte sich Angelina Herröder mit der Holsteiner Stute ABC Trixi. Die junge Amazone aus Büttelborn in Hessen, die im Frühjahr in Dortmund den Großen Preis gewann, war sowohl mit ABC Trixi als auch mit ihrem Zweitpferd, dem Oldenburger Springpferd Copasetic, in beiden Wertungen ohne Fehler geblieben und belegte in der Gesamtwertung nicht nur den zweiten sondern auch den vierten Platz.

Bronze ging an den Baden-Württemberger Niklas Krieg. Der 19-Jährige aus Villingen-Schwenningen hatte mit dem Westfalen Ayers Rock die erste Wertung gewonnen, gehörte ebenfalls zu den wenigen Nullreitern in der zweiten Wertung und belegte hier Platz drei.

Bundestrainer Lars Meyer zu Bexten (Herford) war sehr zufrieden. „Sowohl Maurice wie auch Angelina und Niklas haben in den vergangenen Wochen tolle Erfolge erzielt. Sie sind einfach die Routiniers und zu Recht vorn platziert“. Probleme bereitete in der zweiten Wertung der Mauersprung, etliche Reiter – so auch Maurice Tebbel mit Cooper – hatten hier eine Verweigerung. „Die Mauer ist neu“, sagte Meyer zu Bexten und lachte: „Ich schätze, jetzt werden viele sich für zu Hause auch eine Mauer kaufen“.

Semmieke Rothenberger erneut nicht zu schlagen
Gleich zwei Eisen, sprich Ponys, hatte „Wiederholungstäterin“ Semmieke Rothenberger (13, Bad Homburg) im Feuer, um ihren Titel bei den Pony-Dressurreitern aus dem Vorjahr zu verteidigen. Sie beeindruckte die Richter am Samstag mit 76,838 Prozent (Deinhard B) und 75,214 Prozent (Golden Girl) und konnte sich auch im Finale beide Spitzenplätze erobern. Für ihre Vorstellung mit dem 14-jährigen Dornik B-Sohn gab es 75,894 Prozent, für Golden Girl 73,74. „Das hat Semmie sehr routiniert und souverän mit beiden Ponys nach Hause gefahren“, kommentierte die Bundestrainerin der Ponydressurreiter, Cornelia Endres (Dülmen-Buldern) begeistert.

 Silber ging an die 15-jährige Hamburgerin Sophie Kampmann mit Voyager (71,138 Prozent im Finale, Platz zwei/ 73,419 Prozent in der Qualifikation, Platz drei).Mit dem elfjährigen Schimmelhengst Dein Freund v. Dornik B sicherte sich Francesca Heil (15, Düsseldorf) aus dem Rheinland den Bronzerang. Platz vier und fünf gingen nach Westfalen und Bayern: Hannah Cichos und Equestricons Lord Champion kamen im Finale auf 69,829 Prozent, Vanessa Theresa Oppowa und Giglberg Spotlight folgen mit 69,573 Prozent in Feld der insgesamt 18 Ponyreiter. „Das war ein guter Auftakt für die Grüne Saison. Alle Platzierten erzielten über 70 Prozent. Natürlich ist immer noch etwas Luft nach oben im Hinblick auf die EM in Arezzo/Italien. Etwas unglücklich war natürlich an diesem Wochenende die Terminüberschneidung mit dem Pony-Derby in Hamburg. Aber ich bin mir sicher, dass die Starter in Hamburg auch Spaß gehabt haben beim Finale mit Pferdewechsel“, so das Fazit der Bundestrainerin, die bei den nächsten EM-Sichtungen in Wiesbaden und Hagen hofft, dass die Leistungen aus Warendorf weiter bestätigt werden.

 Johanne Pauline von Danwitz und Habitus sind die Besten
Johanne Pauline von Danwitz heißt die neue Preis-der-Besten-Siegerin 2013 in der Altersklasse Junioren. Mit Habitus v. Hohenstein (16), dem Erfolgspferd von Louisa Lüttgen, grifft die 17-jährige Rheinländerin aus Tönisvorst schon in der Qualifikation voll an (Platz eins mit 72,432 Prozent) und bestätigte diese Leistung auch im Finale (71,947 Prozent). „Das ist natürlich eine sehr glückliche Kombination. Johanne Pauline trainiert bei Habitus Besitzerin Louisa Lüttgen, die das Pferd natürlich in- und auswendig kennt. Dazu kommt, dass unsere neue Preis-der-Besten Siegerin eine sehr gefühlvolle und reaktionsschnelle Reiterin ist“, so Hans-Heinrich Meyer zu Strohen (Hoya), Bundestrainer der Junioren und Jungen Reiter.

Auf den Silberrang ritt eine weitere Rheinländerin: die 16-jährige Jessica Krieg aus Heinsberg mit der zehnjährigen Florestan I-Tochter Florence (71,895 Prozent im Finale). Dritte wurde die Westfälin Claire-Louise Averkorn (18, Nottuln) mit Condio B (69,526 im Finale). Ihr folgten Ellen Richter (Weser-Ems) mit Fontane auf Platz vier sowie Sophie Kampmann (Hamburg) mit dem 18-jährigen Routinier BMC Roman Nature, die gleichzeitig Silber bei den Dressurponys mit Voyager gewann.

Mit dabei waren auch zwei Starterinnen, die im Vorjahr noch im Finale des Bundesnachwuchsschampionates der Dressurjunioren erfolgreich waren: Marie-Claire Pöppelmann (Platz acht und neun mit Alwin und Diplomat) aus Westfalen, die von Weltcupsiegerin Helen Langehanenberg gecoacht wird. („Der Preis der Besten war für mich früher auch eine tolle Sache, die mich reiterlich voran gebracht hat, deswegen unterstütze ich den Nachwuchs gerne.“) sowie Meike Oelerich (Schleswig-Holstein) mit Suomi (Platz zwölf). „Die Junioren haben heute insgesamt gute Leistungen gebracht. Am ersten Tag hatten einige noch Probleme mit dem Nervenkostüm. Bis zur EM in Frankreich Mitte Juli haben wir ja noch etwas Zeit, ein passendes Kontingent zusammenzustellen“, sagte zu Strohen.

Vivien Niemann holt den Sieg nach Baden-Württemberg
Sie hat ganz nahtlos an die Erfolge ihrer Junioren-Zeit angeknüpft: Mit Wirsol’s Cipollini konnte sich die Baden-Württembergerin Vivien Niemann (19, Mannheim) im Finale gegen die starke Konkurrenz in der Altersklasse der Jungen Reiter durchsetzen. Platz zwei in der ersten Wertungsprüfung (69, 895 Prozent) und der Sieg in der Finalprüfung auf Niveau der Kl. S* (73,579 Prozent) sorgten für Gold beim Preis der Besten 2013. „Vivien ist am zweiten Tag einfach noch konzentrierter geritten. Ihr Stärken das gute reiterliche Gefühl, die Technik sowie eine hohe Nervenstärke“, bilanzierte Hans-Heinrich Meyer zu Strohen. Bei der Junioren-EM in Bern holte Vivien Niemann im vergangenen Jahr Doppel-Siber (Einzel- und Mannschaft). Mit ihrem zweiten Pferd Sil Jander sicherte sich die Baden-Württemberger auch Rang fünf im Gesamtklassement.

Silber ging an eine brandneue Pferd-Reiter-Kombination: Die Mannschafts-Europameisterin der Jungen Reiter Charlott-Maria Schürmann (Gehrde) aus Weser-Ems, die in Bern auch Einzel-Silber gewann, sicherte sich den zweiten Rang mit dem Celler Landbeschäler Edward v. Embassy I (8). Mit dem ausdrucksstarken Fuchshengst setzte sich die 20-Jährige in der Qualifikation an die Spitze (72,526 Prozent) und wurde im Finale Vierte (69,947 Prozent). Erst seit acht Wochen reiten sie den Hannoveraner Landbeschäler. „Er ist sehr rittig und brav. Nun muss er noch eine bessere Kondition bekommen“, so die Gewinnerin des Nürnberger Burg-Pokals 2012, die ihr Erfolgspferd Burlington in diesem Jahr in schwereren Prüfungen einsetzen möchte. Aus ähnlichen Grund war auch die Vorjahres-Zweite Sanneke Rothenberger (Bad Homburg) nicht am Start. Sie hatte sich kurz vor dem Preis der Besten ins Seniorenlager hochstufen lassen. 

Bronze gewann die Rheinländerin Juliette Piotrowski (19, Kaarst) mit dem achtjährigen Sandro Hit-Sohn Sir Diamond. In der Qualifikation war das Paar noch Dritter (69,737 Prozent), konnte sich aber im Finale Platz zwei sichern (71,373 Prozent). Ein neues Pferd stellte die viertplatzierte Westfälin Petra Middelberg (Ladbergen) mit dem achtjährigen Bellissimo M-Sohn Barclay vor (66,579 Prozent in der Qualifikation, 70,632 im Finale). Im vergangenen Jahr belegte sie mit Moncassado Platz acht in Warendorf.

„Ich kann sagen, dass die Leistungen dieses Jahr bei den Jungen Reitern noch deutlich stärker waren als bei den Junioren. Es sind neue starke Paare dabei, und die Routiniers haben ihre Leistungen bestätigt. Das schafft natürlich eine gute Ausgangsposition für die Europameisterschaften“, zog der Bundestrainer sein Preis-der-Besten-Fazit.
FN/Birgit Springmann/Tina Pantel

Stand: 14.05.2013