Deutsche Reiterliche Vereinigung
06.02.2024 | 16:00 Uhr | Eva Borg

Neues FN-Projekt: „100 Schulpferde plus“

FN plant Unterstützungspaket für Vereine und Betriebe

Ponyreitschule - Foto: Thoms Lehmann

Reiten lernen ist immer noch sehr beliebt, aber es fehlt an Schulpferden und Reitschulen. Foto: Thoms Lehmann

Viele Kinder wollen reiten lernen, aber in den Reitschulen gibt es häufig lange Wartelisten. Einer der Gründe dafür ist, dass es an Schulpferden mangelt. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) startet jetzt ein neues Projekt „100 Schulpferde plus“, das sie erstmals auf der Messe SPOGA Horse Anfang Februar in Köln vorstellte.

„Die Herausforderungen für Reitschulen sind zurzeit besonders groß, es ist nicht nur schwierig geeignete und bezahlbare Schulpferde zu finden, sondern auch Ausbilder und Stallhelfer. Außerdem steigen die laufenden Kosten mehr und mehr und diese Kosten können nicht einfach eins zu eins an den Kunden weitergegeben werden“, sagt Britta Berse, die die gleichnamige Familienreitschule in Velbert betreibt. Wie dramatisch die Situation der Reitschulen ist, macht auch Evelyn Schmitz, Inhaberin der Reitschule Biesenbach in Kürten, deutlich: „Wenn es so weiter geht, werden in den kommenden Jahren nochmal 30 Prozent der Reitschulen aufgeben.“ Eine Entwicklung, die den ganzen Pferdesport und auch eine ganze Wirtschaftsbranche betrifft. „Reitschulen sind das Fundament des organisierten Pferdesports, sie leisten Nachwuchsarbeit und stellen den Pferdesport in Deutschland sicher. Die Reitanfänger von heute sind die Kunden von morgen. Und damit geht es um die mittelfristige Existenz der ganzen Pferdebranche“, erklärt Thomas Ungruhe, Leiter der FN-Abteilung Pferdesportentwicklung und Projektleiter, warum das Projekt so wichtig ist.

Zum Hintergrund: „Reitschulen steht Wasser bis zum Hals“

In Deutschland gab es vor Corona rund 65.000 Schulpferde und nach Corona waren es ca. 10.000 Schulpferde weniger. Die Hälfte aller Vereine hat Schulpferde und sogar 67 Prozent aller Betriebe auch. „Ein geeignetes und bezahlbares Pferd für den Unterricht zu finden, betrifft also mehr als die Hälfte aller unserer Vereine und Betriebe“, so Ungruhe. „Die Wartezeiten auf einen Reitstundenplatz lagen schon 2020 bei 4,4 Monaten und sind bestimmt eher länger als kürzer geworden, zusätzlich steht den Reitschulen durch die steigenden Kosten das Wasser bis zum Hals“, sagt Thomas Ungruhe.

Hilfe soll jetzt das Projekt „100 Schulpferde plus“ bringen. „Wir brauchen individuelle Lösungsangebote, die direkt helfen. Dazu haben wir Impulse aus der Wirtschaft bekommen und jetzt eine ganze Reihe an Maßnahmen gesammelt, um Ausbilder und Reitschulen zu unterstützen“, erklärt Projektleiter Thomas Ungruhe. 100 neue Schulpferde für Vereine und Betriebe sollen finanziell bezuschusst werden, das Plus steht dafür, dass darüber hinaus noch sehr viel mehr notwendig ist. Neben den Schulpferden soll es im Rahmen des Projektes dann auch noch Krankenversicherungen für Schulpferde, Turnierpferdeeintragung für Schulpferde, Beratungen für Reitschulen, Futter für Schulpferde, Ausrüstung für Schulpferde, Gesundheitsvorsorge für Schulpferde, Lern- und Lehrmaterialien, Bezuschussungen von Trainerausbildungen und Reitschul-Seminarteilnahmen geben.

Start des Projekts mit vier Schulpferde-Gipfeln

Das Projekt startet mit vier Online-Schulpferde-Gipfeln im April für FN-Partner und Sponsoren, für Verbände, für Medienvertreter und für weitere Unterstützer aus der Wirtschaft. Die ersten Maßnahmen starten außerdem in Kürze. Dazu gehören finanzielle Bezuschussungen von 20 Trainerausbildungen, 50 kostenlose Agria-Krankenversicherungen für Schulpferde, 100 kostenlose Eintragungen von Schulpferden als Turnierpferde. Der neue FN-Hauptsponsor Agria unterstützt diese Aktion darüber hinaus, indem alle Vereine und FN-Mitgliedsbetriebe einen Schulpferderabatt in Höhe von zehn Prozent auf alle Agira-Pferdeversicherunge erhalten. Sind die Schulpferde als Turnierpferd eingetragen, sind es sogar 18 Prozent.

Das Problem der fehlenden Schulpferde ist nicht neu, seit Jahren kümmert sich die FN um das Thema Schulpferde. Schon vor drei Jahren ist die FN-Schulpferde-Initiative gestartet. Seitdem gab es 150 PM-Schulpferdeturniere präsentiert von HKM, 300 Schulpferde-Champions präsentiert von Effol und zwölf BSI-Schulpferde-Ausbilderschulungen und -tagungen. Ende Februar wird zudem ein Effol-Schulpferde-Aausbilderseminar veranstaltet, zu dem mehr als 800 Ausbilder, Pferdewirte und Pferdewirtschaftsmeister eingeladen wurden, die alle 2023 ihre Lizenz bzw. ihren Abschluss erreicht haben.

„100 Schulpferde plus“ ist ein Leuchtturmprojekt, das auch aus den Ideen des Social-License-Workshops entstanden ist. Die FN hat eine langfristige Strategie erarbeitet, die das Vertrauen der Gesellschaft in den Pferdesport zurückgewinnen und sichern soll. Sie besteht aus sechs Aktionsbereichen: Öffentlichkeitsarbeit, Sensibilisierung, Nachhaltiger Zugang, Regeln und Kontrolle, Wissenschaft und Spitzensport. Zu jedem Aktionsbereich gibt es Leuchtturmprojekte. Eines dieser Leuchtturmprojekte ist die jetzt gestartete Aktion "100 Schulpferde plus". fn-press/evb

Stand: 07.02.2024