Deutsche Reiterliche Vereinigung
27.08.2017 | 08:00 Uhr | fn-press

DKB-BCH 2017: Junge Überflieger im Parcours

Die Springprüfungen aus Sicht von Reiter, Trainer und Pferdebesitzer

Warendorf (fn-press). Hoch hinaus geht es für die jungen Springpferde, die fünf-, sechs- und siebenjährig vom 30. August bis 3. September bei den DKB-Bundeschampionten in Warendorf an den Start gehen. Speziell für Letztere wurde 2013 das Warendorfer Youngster-Championat für siebenjährige Springpferde geschaffen.

Nach dem Qualifikationsergebnis bei extra ausgeschriebenen Qualifikationsprüfungen von mindestens 8,0 (Pferde) und 7,5 (Ponys) – und bei den älteren Pferden weiteren Qualifikations-Auflagen – bestreiten die Youngster in Warendorf zunächst zwei Finalqualifikationen, bevor es für die Besten ins Finale geht. Bei den Ponys gibt es für die Fünfjährigen zusätzlich zur Finalqualifikation eine Einlaufprüfung zur Gewöhnung an die Umgebung und die Platzverhältnisse.

Die besten Karten auf Titel und Schleifen haben Youngster mit richtig viel Springpotenzial und möglichst idealer Bascule. Flink, flüssig und wendig soll das junge Talent gehen und mit Leistungsstärke und Rittigkeit punkten. Das harmonische und rationelle Absolvieren des Par-cours führt darüber hinaus zu einer positiven Bewertung.

Direkter Vergleich junger Spitzenpferde

Wieder mit dabei ist der 27-jährige Warendorfer Christian Kukuk, der für die Beerbaum-Stables reitet und 2015 mit dem Westfalen Caressini (v. Carento – Cassini I) das DKB-Bundeschampionat der 5-jährigen Springpferde gewinnen konnte. Kukuk reist mit gleich drei Pferden in seine Heimatstadt. Zwei Sechsjährige und ein Siebenjähriger sollen sich hier bestmöglich präsentieren. „Wer zu den DKB-Bundeschampionaten kommt, hat eine ambitionierte Vorbereitung hinter sich und natürlich auch immer den ein oder anderen Titel-Traum im Gepäck“, blickt der Springreiter positiv gespannt auf die Wettkämpfe. „Die DKB-Bundeschampionate sind inzwischen Anziehungspunkt für Reitsportler aus aller Welt, denn hier kann man die besten deutschen Pferde eines Jahrgangs direkt miteinander vergleichen. Das gibt es ja nur ein einziges Mal pro Jahr. Die Pferde, die es hierher geschafft haben, sind hochtalentiert. Sie zu sehen, ist etwas ganz Besonderes.“

Seit er denken kann, ist Kukuk am ersten September-Wochenende bei den DKB- Bundeschampionaten. Ein Pferd ist ihm aus dieser Zeit besonders in Erinnerung geblieben. „Da habe ich Couleur Rubin unter Joachim Heyer im Parcours gesehen. Der Hengst ist so unglaublich gesprungen, das war ein wirklicher `Wow-Moment´“, erinnert sich Kukuk an das Jahr 2000. Auch Caressini gehört zu den Pferden, die Kukuk in einem Atemzug mit den DKB-Bundeschampionaten nennt. „Als ich 2015 mit dem Hengst nach Warendorf reiste, wusste ich, dass ich ein außergewöhnliches Springtalent unter dem Sattel hatte. Doch wie der Hengst sich dann die gesamten Tage über auf den DKB-Bundeschampionaten zeigte und seine Qualitäten ein ums andere Mal unter Beweis stellte, das hat mich dann doch überrascht und natürlich sehr glücklich gemacht“, sagt er.

Peter Teeuwen, Bundestrainer der deutschen Nachwuchsspringreiter, misst den DKB-Bundeschampionaten als zentralem Turnier immense Bedeutung bei: „Diesen direkten Vergleich der Jahrgangsbesten gibt es nur bei diesem Jungpferdechampionat – nirgends sonst.“ Außerdem träfe man in Warendorf auf das „Who is Who“ der Pferdewelt: „Spitzenreiter, die sonst in Großen Preisen unterwegs sind, steigen häufig selber in den Sattel, um ihre Nachwuchspferde bei den DKB-Bundeschampionaten zu präsentieren. Das garantiert also hervorragendes Reiten auf tollen Pferden und ist somit eine Werbung für unseren Sport.“

Derselbe Stellenwert wie Deutsche Meisterschaften

Als langjähriger Bundestrainer der Ponyspringreiter widmet sich Teeuwen natürlich stets auch mit großer Aufmerksamkeit den Prüfungen für die Springponys. „Kinder, die es mit ihren jungen Ponys bis nach Warendorf geschafft haben, sind zurecht sehr stolz und geben den DKB-Bundeschampionaten denselben Stellenwert wie den Deutschen Meisterschaften“. Positiv betrachtet Teeuwen die Entwicklung, dass sich Züchter, Besitzer und Ponyreiter inzwischen sehr gut vernetzt haben: „Heutzutage finden die vierbeinigen Talente durch entsprechendes Networking sehr gute Nachwuchsreiter, die – obwohl noch im Pony-Alter – bereits hoch professionell reiten und die Ponys im Parcours toll vorstellen. Die Berittmachung ist also gesichert. Das war nicht immer so.“ Schmunzeln muss Teeuwen, wenn er an die finale Siegerehrung des letzten Jahres denkt: „Eine Elf- oder Zwölfjährige strahlte mich bei der Platzierung von ihrem Pony aus an und sagte mit großem Ernst, jetzt habe sie ihr Lebensziel erreicht. So etwas berührt schon und unterstreicht den wirklich hohen Stellenwert der DKB-Bundeschampionate“. Auch als Karrieresprungbrett. „Gerade im Ponybereich haben wir viele Doppel-Champions, die sowohl fünf- als auch sechsjährig den Titel holen“, sagt Peter Teeuwen. Als Beispiele nennt er High Noon (RPS von Halifax – Chico) und Magic Cornflakes (Westfale v. Miraculix – Nibelungenheld). Beide haben übrigens anschließend auch im großen Sport Fuß gefasst: High Noon nimmt mit Lars Vollmer inzwischen erfolgreich an Nationen-Preisen teil, Magic Cornflakes stand in diesem Jahr mit Leonie Böckmann auf der EM-Longlist.

Warendorf als Karrieresprungbrett

„Hochkarätige, topausgebildete und wunderschöne Nachwuchspferde, die zu den Besten ihres Jahrganges in Deutschland zählen, an einem Ort im Wettbewerb zu sehen, das ist das Großartige an den DKB-Bundeschampionaten“, findet die ehemalige FN-Mitarbeiterin Marion Rippert, Amateur-Springreiterin und Springpferdezüchterin. „Auch als ‚kleine‘ Züchterin war es immer mein Zuchtziel und Wunsch, einmal ein Pferd zu züchten, das zuerst überhaupt an den Qualifikationen im Lande teilnehmen kann und sich obendrein dann sogar für die DKB-Bundeschampionate qualifiziert.“ Mit der Westfalen-Stute Corona (v. Coronas – Calypso I) gelang ihr nicht nur ein tolles Zuchtprodukt. Dank einer soliden Ausbildung zuhause und die Wahl des passenden Profireiters konnte 2014 die „Mission Bundeschampionat“ gestartet werden. Die damals fünfjährige leistungsstarke und ehrgeizige Stute machte sich unter dem Sattel von Martin Fink auf den Weg, eine Große zu werden. Marion Rippert erinnert sich: „Ein Traum erfüllte sich, als Corona nicht nur Sonntagnachmittags vor vollem Haus im Finale starten konnte, sondern auch noch mit nur einem Zehntel am Stechen der jahrgangsbesten Pferde Deutschlands vorbeischrammte.“

Corona ist nur eines von vielen Pferden, für die der Auftritt bei den DKB-Bundeschampionaten der Start in eine tolle Karriere war: „Heute – achtjährig – hat die Stute mit ihrem Reiter Martin Fink nicht nur die Großen Preise von Herford und Steinhagen gewinnen können, sie trug ihren Reiter kürzlich auch noch zum Titel des westfälischen Meisters 2017“, schwärmt Rippert. FN/J.Kaup/Hb

Mehr: www.DKB-Bundeschampionate.de

Stand: 27.08.2017