Deutsche Reiterliche Vereinigung
08.09.2013 | 18:52 Uhr | Uta Helkenberg

DKB-Bundeschampionate: Calle, Chipmunk und Nadeem gewinnen im Busch

Die vielseitigen Bundeschampions 2013

Warendorf (fn-press). In keiner Disziplin führt der Weg von den DKB-Bundeschampionaten so häufig zum internationalen Championat wie in der Vielseitigkeit. Allein bei den Europameisterschaften in Malmö waren fünf der sechs deutschen Pferde ehemalige Bundeschampionatsfinalisten. So darf man schon jetzt gespannt sein auf ein Wiedersehen mit Calle, Chipmunk und Nadeem, den frisch gekürten Bundeschampions 2013.

Calle heißt der Champion bei den sechsjährigen Vielseitigkeitspferden. Der von Lutz Dechau (Nutteln) gezogene Holsteiner von Cristo – Quebec aus dem Besitz von Greta Petersen steht zur Ausbildung im Stall von Peter Thomsen in Lindewitt. Im vergangenen Jahr stellte ihn der zweimalige Mannschafts-Olympiasieger selbst in Warendorf vor, in diesem Jahr ließ er seine schwedische Bereiterin Louisa Svennson-Jähde in den Sattel des braunen Wallachs – nicht ohne ihr vor dem Geländefinale letzte Tipps mit auf den Weg zu geben. Der Ratschlag des Meisters half. Calle überzeugte die Richter Tonius Lehmkuhl und Dr. Ernst Topp nicht nur mit seiner raumgreifenden, schnellen Galoppade und seinem Springvermögen, sondern auch mit seiner Rittigkeit. Diese hatte ihm tags zuvor schon die Spitzenposition nach Dressur (7,8) und Springen (8,0) eingetragen. Die doppelte gewertete Note 8,6 im Gelände tat ihr Übriges und verhalf dem schwedisch-deutschen Paar mit einer Gesamtnote von 33,0 Punkten zum Sieg.

„Wir haben in diesem Jahr in beiden Alterklassen wieder tolle Ritte im Gelände gesehen. Dressurmäßig haben wir, speziell bei den Sechsjährigen, vielleicht noch etwas mehr erwartet“, fasste Bundestrainer Hans Melzer seine Eindrücke zusammen.

Mit ausgewogenen Leistungen in allen drei Teilprüfungen der Finalprüfung konnte sich der Oldenburger Lemondo (v. Ligretto – Mont du Cantal AA) auf Platz zwei behaupten. Der dunkelbraune Wallach aus der Zucht von Hans-Arnold Meyer (Hollern) und dem Besitz von Pia Maass kam auf ein Gesamtergebnis von 31,1 Punkten (7,3 Dressur, 7,8 Springen, 8,5 Gelände). Vorgestellt wurde Lemondo von einem der Stammgäste des Vielseitigkeitschampionats, Elmar Lesch aus Bavendorf. Einen Namen gemacht hat sich in Warendorf auch Andreas Brandt (Neuendorf). Unter anderem wurde er 2010 beim DKB-Bundeschampionat Vierter mit der Hannoveraner Stute Escada JS, die Ingrid Klimke jetzt bei den Europameisterschaften in Malmö zu Gold und Silber trug. In diesem Jahr stellte Brandt die Mecklenburger Stute Charlize von Champion de Cord – Admiral (Züchter: Wolfgang Kuhrt, Siedenbrünzow, Besitzerin Nina Huss) vor, die ebenfalls in allen drei Teilprüfungen überzeugen konnte und mit insgesamt 31,90 Punkten auf dem Bronzerang landete. Das beste Geländeergebnis am Finaltag erzielte allerdings gleich der erste Starter: der Hannoveraner Crisby (v. Contendro I – Sandro) aus der Zucht und im Besitz von Kurt-Heinrich Böttcher (Warmsen). Crisby und seine Reiterin Anna Christina Rössler „ließen den anspruchsvollen Bundeschampionatskurs leicht aussehen“, kommentierte Melzer und die Richter spendierten die 9,2. In der Gesamtwertung belegte das Paar Platz sechs (30,6 Punkte).

Die wohl kürzeste Anreise zum Bundeschampionat der fünfjährigen Vielseitigkeitspferde hatte der Hannoveraner Chipmunk v. Contendro I aus einer Mutter des bekannten Vielseitigkeitsvererbers Heraldik xx aus der Zucht von Dr. Hilmer Meyer-Kulenkampff (Engeln). Er wurde von Julia Krajewski, Mitglied der Warendorfer Perspektivgruppe Vielseitigkeit, vorgestellt. Mit einer 7,6 und einer 7,7 aus Dressur und einer 8,1 im Springen vorbelastet, eroberte sich der braune Wallach mit einer 8,9 im Geländefinale und damit insgesamt 33,5 Punkten den Titel. „Ein Talent, wie wir es für den modernen Vielseitigkeitssport brauchen“, sagte Hans Melzer.

Begeistert waren Hans Melzer und die Richter Horst Karsten und Gerhard Moser auch über die Vorstellung von Kerry M. Die Fuchsstute, Oldenburger Sportpferd v. Canto – Consul aus der Zucht und im Besitz von Sybille Michalski (Borstel), konnte bereits die Finalqualifikation gewinnen und demonstrierte auch am Sonntag ihre Stärke für diese Disziplin. „Haben Sie einmal in das Gesicht des Pferdes geschaut, mit welcher Freude es bei der Sache ist?“, fragte Hans Melzer das Publikum. Da es in der Dressur allerdings eine 6,9 gegeben hatte (Springen 7,8), reichte die 9,2 für den Geländeritt nur zu 33,1 Punkten und damit Platz zwei. Bronze ging mit 32,8 Punkten an den Westfalen Percy v. Primeur’s As – Rivellino aus der Zucht und im Besitz von Helmut Korte (Telgte), der sich unter dem Sattel von Christina Korte in allen drei Teildisziplinen routiniert erwies.

Die ersten Schärpen am Finalsonntag wurden bei strömendem Regen an die Vielseitigkeitsponys vergeben. Bereits mit dem ersten Starter, dem in Hannover gezogenen Nadeem (v. Immenmoor Nova-Space – Apslau xx), erlebten die Zuschauer den späteren Sieger. „Einen Auftakt nach Maß“, kommentierte Bundestrainer Hans Melzer die Vorstellung des sechsjährigen Palominowallachs unter dem Sattel von Lara Herrmann (Heidenau). Noch zuvor hatte der Bundestrainer die Kriterien erläutert, die ein gutes Vielseitigkeitspferd ausmachen: Galoppiervermögen, Springtechnik, das Verhalten am Sprung und nicht zuletzt die Rittigkeit, die nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen im modernen Vielseitigkeitssport eine wichtige Rolle spielt. Nadeem, der aus der Dressur die 8,1 und aus dem Springen die 7,8 mitbrachte, erfüllte diese Wünsche in hohem Maße. Seine Wertnote 8,8 im Gelände konnte nur der schwarzbraune Fernet, gezogen in Brandenburg-Anhalt v. For Kids Only, übertreffen. Mit Felicia von Baath (Salzhausen) im Sattel hatte er bereits die Finalqualifikation gewonnen und erzielte für sein leichtfüßige Geländevorstellung im Finale die glatte 9,0. In Dressur und Springen hatte es allerdings ein wenig gehapert, so dass am Ende nur Platz sieben heraussprang.

Die Silbermedaille ging mit einem Endstand von 33,5 Punkten an den sechsjährigen Westfalen v. Principal Boy – Bolero aus der Zucht und im Besitz von Hugo Schulze Wartenburg (Everswinkel), der mit seiner Reiterin Annika Schnüpke aus Telgte das beste Ergebnis aus Dressur (7,9) und Springen (8,5) mit ins Geländefinale gebracht hatte. Dort gab es noch einmal die 8,3 für die „geschlossene, kraftvolle Galoppade“ und den „Zug zum Sprung“. Den dritten Platz erzielte mit 33,0 Punkten die in Sachsen-Thüringen von Volker Tonn (Langenbernsdorf) gezogene sechsjährige Stute Golden Empress v. Kaiserstolz – Black Horse, die wie schon im vergangenen Jahr von Charlie Knoll aus Königshain-Wiederau vorgestellt wurde. „Wir haben hier wieder ein paar richtig gute fünf- und sechjährige Ponys gesehen, von denen wir sicher noch hören werden“, äußerte sich Pony-Bundestrainer Fritz Lutter ähnlich zufrieden wie sein Kollege Hans Melzer über das Pferde-Starterfeld.  

Stand: 08.09.2013