Deutsche Reiterliche Vereinigung
09.08.2023 | 13:40 Uhr | fn-press

HKM Bundeschampionate: Talentschuppen für EM-Ponys

Viele Championatsponys machten in Warendorf auf sich aufmerksam

Cosmo Callidus NRW sammelte drei Bundeschampionatstitel, hier mit Tanja Fischer als Sieger der vierjährigen Reitponys 2019. Foto (c) Stefan Lafrentz

Die Europameisterschaften der Ponyreiter Ende Juli im französischen Le Mans waren in Dressur und Vielseitigkeit ein voller Erfolg aus deutscher Sicht. Viele der Karrieren, die dort und bei anderen Championaten einen Höhepunkt auf dem Treppchen hatten, begannen bei den Bundeschampionaten in Warendorf.

Dressur

Absahner des EM-Wochenendes auf dem Dressurviereck waren Lilly Marie Collin und Cosmo Callidus NRW v. Cosmopolitan D (Z.: Bernd Sabel, Dohren). Ihr letztes gemeinsames Championat – Lilly ist 2007 geboren, darf nächstes Jahr also bei den Ponys nicht mehr starten – krönten sie mit drei Goldmedaillen: in Mannschafts- und Einzelwertung sowie der Kür. 2022 waren sie bereits Mannschafts- und Einzeleuropameister geworden – und 2021 hatten sie in ihrer ersten gemeinsamen Turniersaison Silber beim Bundeschampionat gewonnen. Cosmo Callidus war sechsjährig, Lilly 14 Jahre jung. Dass der gekörte Hengst ein Ausnahmetalent ist, wurde früh klar. Seine erste Goldmedaille gewann er bereits als Dreijähriger auf dem Reitpferde- bzw. in dem Fall Reitponyviereck der Burandtwiese. Vierjährig wiederholte er den Erfolg. Bei beiden Gelegenheiten saß Tanja Fischer im Sattel. Fünfjährig wurde er seiner Favoritenrolle auch auf dem Warendorfer Dressurviereck gerecht, damals mit Antonia Busch-Kuffner. Dann die Silbermedaille mit seiner neuen Reiterin, die sozusagen der Startschuss einer großen Ponykarriere für beide war.

Aber nicht nur die von Cosmo Callidus, sondern die Erfolgsgeschichten von insgesamt drei der vier Ponys in der glorreichen Dressurmannschaft von Le Mans begannen auf dem Bundeschampionat. Für Julie Sofie Schmitz-Heinens Chilly Morning WE war es das erste Championat. Bei ihren vorherigen EM-Auftritten saß Schmitz-Heinen im Sattel ihres zweiten Ponys Carleo Go, auch der ein mehrfacher Medaillengewinner in Warendorf. Chilly Morning WE, ein Sohn des Calido-G (Z.: Josef Wernke, Cloppenburg), trug seine Reiterin neben Mannschaftshgold auch zu ihrer ersten Silbermedaille. Silber war auch die Farbe, die er in Warendorf gleich zweimal holte, vier- und sechsjährig, zuerst mit Anna-Lisa Theile, dann unter Ann-Cathrin Rieg.

Eigentlich waren Maria Teresa Pohl und Der kleine Sunnyboy WE v. Der feine Lord AT (Z.: Inge Hinrichs, Hude) als Reservisten für die Europameisterschaft gelistet. Doch der Ausfall des ursprünglich gesetzten Paares bescherte Maria Teresa Pohl ihren ersten EM-Auftritt. Sie übertrafen alle Erwartungen, als sie am Sonntag sogar Bronze in der Kür gewannen. Auch Der kleine Sunnyboy hat schon als junges Pony Warendorfer Luft geschnuppert. Sechsjährig wurde er Neunter mit Paul Anton Schulze-Isenbeck im Sattel. Danach war er mit Shona Benner für Deutschland im Viereck unterwegs – auch dies eine Kombination, die mehrere Medaillen holte, unter anderem bei den Europameisterschaften 2019 (dreimal Bronze) und 2020 (Mannschaftsgold).

Die Zahl der Ponys, die erst in Warendorf und dann auf dem internationalen Viereck Medaillen in Serie gewonnen haben, ist kaum zu erfassen. Darunter sind einige, die heute geradezu Legendenstatus haben, man denke nur an Dressman, Dornik B, Deinhard B. Alle drei haben sich nicht nur durch ihre sportlichen Leistungen mit mehreren Kindern, sondern auch in der Zucht unsterblich gemacht und begannen ihre Karrieren in Warendorf. Weitere Namen sind Dulcia, Cyrill WE, Massimiliano FH, Daddy Moon (mit Rose Oatley der Rekordhalter, was EM-Ergebnisse angeht) usw.

Vielseitigkeit

Mannschaftsgold und dazu alle drei Einzelmedaillen – mehr als die Vielseitigkeitsmannschaft um Bundestrainer Rüdiger Rau in Le Mans erreich hat, geht nicht! „Pathfinderin“ in Parcours und Gelände war Sietlands Catrina v. Greylight (Z.: Annette Slonka, Ihlienworth) mit Pita Schmid. Die beiden sind schon lange ein Team. Vor fünf Jahren fanden die damals elfjährige Pita und die fünfjährige Stute zusammen. Ein Jahr später gewannen sie Bronze beim Bundeschampionat. Die Stärken der beiden sind ganz klar Gelände und Springen. Bei 24 Geländestarts seit ihrem internationalen Debüt im Herbst 2021 haben die beiden noch nicht ein einziges Mal Hindernisfehler im Gelände gehabt und waren zum Schluss auch im Parcours fast immer null. Bei zwei EM-Einsätzen wurden sie zweimal Achte in der Einzelwertung und gewannen zudem beide Male Mannschaftssilber. Nun sind sie auch noch Mannschaftseuropameister.

Sietlands Catrina ist aber bei weitem nicht das einzige EM-Medaillenpony im Busch, dessen Karriere im Wald von Warendorf begann. Zu den silbergeschmückten Mannschaften der Vorjahre gehörten auch Penny Lane WE v. Calido G (Z.: Friedrich Kuhlmann, Neuenkirchen-Vörden) und Merle Hoffmann, die zudem letztes Jahr noch Bronze in der Einzelwertung gewannen. Bronze wurde es auch, als Penny Lane WE 2020 mit Laura Henning im Sattel über den Geländeplatz des Bundeschampionats fegte.

2021 waren es sogar drei Bundeschampionatsponys in der EM-Silberequipe, außer Sietlands Catrina und Penny Lane WE auch der gekörte Maruto v. Makuna Matata (Z.: Michael Beindorf, Beutesitz). Er war sechsjährig Bundeschampion unter Kay Ahillen und machte dann international Karriere mit Maya Marie Fernandez.

Unvergessen unter den Buschponys aus Warendorf ist der Hengst Voyager v. Vivaldi (Z.: ZG Willi und Monika Böckmann, Ibbenbüren). 2005 wurde er, damals fünfjährig, mit Helena Camp Bundeschampion der Vielseitigkeitsponys. Im selben Jahr war er außerdem Zehnter bei den Dressurponys mit Camp. Sechsjährig holte er den Titel des Bundeschampions sowohl bei den Busch- als auch bei den Dressurponys. International Karriere gemacht hat Voyager letztlich im Viereck. Mehrere Reiterinnen trug er zu internationalen Meriten. Am erfolgreichsten war er unter Sophie Kampmann, mit der er 2013 an der EM in Arezzo Mannschaftsgold für Deutschland holte. Darüber hinaus zeugte Voyager mehrere international erfolgreiche Nachkommen, z. B. den von August Camp gezogenen Veith, der nach Anfängen ausschließlich im Viereck unter Jana Lehmkuhl zu einem der besten Buschponys Deutschlands heranreifte und mit ihr Zweiter bei der DM 2017 war, Dritter beim Preis der Besten, Vierter im Team bei der EM 2018 usw.

Springen

Teil der Springmannschaft in Le Mans waren dieses Jahr Leonie Assmann und Hankifax H v. Halifax (Z.: Ralf-Günther Hanken, Osteel). Hankifax H war fünfjährig Bundeschampionesse der Springponys mit Inken Haneborger und begleitete nun Leonie Assmann zu ihrer ersten EM. Die beiden haben schon internationale Große Preise gewonnen und diverse Nationenpreise erfolgreich für Deutschland bestritten.

Miss Mc Fly D v. Mc Fly High D (Z.: Christa Dahlkamp, Selm) und Hanna Bräuer waren fünftes Paar der Equipe. Die Stute war sechsjährig mit Lara Tönnissen siegreich in Warendorf und sammelte mit ihr auch erste internationale Erfahrungen und Erfolge. Seit 2021 sitzt nun Hanna Bräuer im Sattel von Miss Mc Fly. Auch für sie war es der erste EM-Start nach diversen Nationenpreisen und Großen Preisen, in denen sie Schleifen sammeln konnten. Allerdings war diese Saison auch für Hanna der Abschied von der Ponyzeit.

Als Reservepaar für Le Mans waren Ava Ferch und Chessy v. Viktoria’s Colano (Z.: Heinrich Schmees, Niederlangen) nominiert worden. Chessy hatte fünfjährig Rang fünf beim Bundeschampionat belegt, ging später eine Vielseitigkeits-EM unter Julian Wippermann und nahm mit Bo Chiara Gröning an zwei Europameisterschaften im Parcours Teil. Mittlerweile ist Chessy 18 Jahre alt, aber noch immer topfit. Dieses Jahr war sie mit Ava Ferch noch siegreich in Nationenpreisen.

Andere Springponys, die sowohl beim Bundeschampionat als auch in internationalen Parcours brillierten, waren zum Beispiel Pico v. Principal Boy-Night-Star I (Z.: Martin Vieth-Brehe, Ahlen). Er war 2011 Bundeschampion der sechsjährigen Springponys unter Lara Weber und ging später erfolgreich in Nationenpreisen mit unter anderem Philipp Schulze Topphoff und Max Haunhorst, ehe er nach Großbritannien wechselte.

Mona Liesa v. Mentos (Z.: Siegfried Kehling, Goch) war fünfjährig Neunte beim Bundeschampionat mit Jana Kunz, später nahm sie an zwei Europameisterschaften mit zwei verschiedenen belgischen Reiterinnen teil und war dabei einmal Vierte, einmal Neunte mit der Mannschaft. Zudem verhalf sie Thibault Philippaerts zu seinen ersten Nationenpreissiegen.

Crazy Hardbreaker SP WE v. Charivari (Z.: Sven Pfleumer, Barßel) nahm fünfjährig unter Sarina Beyer am Bundeschampionat teil. Bei der EM 2016 gewann er Einzelbronze bei unter Antonia Ercken. Viele weitere erfolgreiche Turniere und Nationenpreiseinsätze folgten unter Johanna Beckmann und zuletzt mit Arwen-Charlotte Thaler.

Don Diabolo v. Donchester (Z.: Annette Lembeck-Heßling, Stadtlohn) war fünfjährig Elfter beim Bundeschampionat des deutschen Springponys mit Ann-Katrin Dettmer und holte sechsjährig mit ihr Bronze. 2013 starteten die beiden international durch und nahmen noch im selben Jahr an ihrer ersten Euro teil. Drei Jahre später ging Don Diabolo noch einmal für Deutschland im EM-Parcours, damals unter Sönke Fallenberg. Die beiden wurden Sechste mit der Mannschaft. Weitere internationale Erfolge sammelte Don Diabolo mit Louis-Fynn Tschischke und Fabio Thielen.

Diese Auflistungen sind nur ein kleiner Teil von all den Deutschen Reitponys, die von Warendorf aus in die Welt zogen. Besonders auf dem Dressurviereck sind es zig Ponys, die bei weitem nicht nur deutschen Reitern Freude bereiten. Man darf also gespannt sein, welche Ponytalente dieses Jahr auf den Warendorfer Vierecken und in Parcours und Gelände unterwegs sein werden.

Die HKM Bundeschampionate finden vom 30. August bis zum 3. September in Warendorf statt. Dieses Event stellt mit den besten Nachwuchspferden Deutschlands in den Disziplinen Dressur, Springen und Vielseitigkeit ein absolutes Highlight der deutschen Pferdezucht dar und ist ein Muss für jeden Pferdefan. Zahlreiche Aussteller laden zum Einkaufen ein, während gastronomische Stände für das leibliche Wohl sorgen. Darüber hinaus bietet ein umfangreiches Rahmenprogramm zusätzliche Abwechslung. Die Veranstaltung findet inmitten von Wäldern und Feldern statt und verspricht einen ereignisreichen und kurzweiligen Aufenthalt für alle Besucher. Mit der „Warendorfer Pferdenacht“ heißt die Stadt die Gäste an dem Wochenende auch mit Live-Musik, Festivalflair und Sonder-Öffnungszeiten zum Shoppen willkommen. Infos zur Veranstaltung unter www.hkm-bundeschampionate.de

Tickets: Preisbewusste Besucher sollten den Ticketvorverkauf nutzen, da die Karten dort günstiger sind als an der Kasse vor Ort. Tageskarten gibt es im Vorverkauf ab 16 Euro. Familienfreundlich haben Kinder nun bis 14 Jahre freien Eintritt (vorher bis zwölf). Zusätzlich sparen kann man als Persönliches Mitglied der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN). Persönliche Mitglieder erhalten in allen Preisstufen 25 Prozent Ermäßigung. Hier geht es zu den Tickets: www.eventim.de/artist/bundeschampionate.

Die HKM Bundeschampionate in der FN-App: Starterlisten, Live-Ergebnisse und einen individuell erstellbaren Zeitplan bietet die „Meine FN-App“. Dort können Besucher im Bereich „HKM Bundeschampionate“ alle wichtigen Infos zur Veranstaltung einsehen und sich in der Zeiteinteilung einzelne Prüfungen für ihren individuellen Zeitplan markieren. Hier geht es zum Download in den App-Stores. fn-press/Dominique Wehrmann

 

Stand: 09.08.2023