Deutsche Reiterliche Vereinigung
31.08.2023 | 20:10 Uhr | Janet Mlynarski/Uta Helkenberg

HKM BCH: Donnerstag – Tag zwei der Bundeschampionate

Karajan-Nachkommen dominieren Qualifikation der fünfjährigen Vielseitigkeitspferde

Karlo  und Paolo Mario De Simone. Foto (c) Equitaris/TBE

Die "Karajan-Festspiele" auf dem Geländeplatz der HKM Bundeschampionate wurden angeführt von Karlo und seinem Reiter Paolo Mario De Simone. Foto (c) Equitaris/TBE

Volles Programm an Tag zwei der HKM Bundeschampionate 2023: In 12 Prüfungen auf fünf Plätzen traten am Donnerstag die besten Nachwuchspferde und -ponys Deutschlands an, um sich für die Finals am Samstag und Sonntag zu qualifizieren. Auf dem Geländeplatz fiel der Startschuss für die Vielseitigkeitspferde, bei denen zur Verbesserung der Transparenz erstmals Einzelnoten vergeben wurden.

Achtjährige und ältere Springpferde: Blitzschnelle Runde von Richard Vogel
Erst im letzten Jahr feierte die S*-Prüfung für achtjährige und ältere Springpferde ihre Premiere bei den HKM Bundeschampionaten. Mit 41 Starterpaaren wurde die Prüfung auch in diesem Jahr wieder gut angenommen. Die schnellste fehlerfreie Runde lieferte Richard Vogel, der mit dem achtjährigen Holsteiner Wallach Munin (v. Mylord Carthago – Chin Chin) in 63,09 Sekunden ins Ziel kam und damit knapp fünf Sekunden schneller war als der Zweitplatzierte Wilhelm Winkeler mit Calissi, einer neunjährigen Hannoveraner Stute von Cassador – Glenfiddich. In 69,86 Sekunden beendete Diarmuid Howley mit der neunjährigen Holsteiner Stute Fina VA (v. Quintago – Casall) den Parcours und sicherte sich Platz drei. Mit ihrem Start qualifizierten sich alle 41 Starter für das Finale, den Großen Preis von Warendorf am Freitagnachmittag, der über einen S**-Kurs führt.

Dreijährige Reitponys – Stuten und Wallache: Ein Sieg für Top Casanova
Top Casanova heißt der Sieger der Finalqualifikation - Preis der Ponyforum GmbH – der dreijährigen Ponystuten und -wallache. Der westfälische Reitponywallach aus der Zucht von Werner Leusmann glänzte auf dem Reitpferdeplatz durch eine gleichmäßig gute Vorstellung. Neben einer 8,0 für den Trab, gab es gleich vier Mal die 8,5 für Schritt und Galopp, Rittigkeit und Gesamteindruck. Vorgestellt wurde Top Casanova von Greta Künhenrich. Einen zweiten und dritten Platz bescherten Kastanienhof Roxette und Didgeridoo NE WE ihrer Reiterin Hanna Richter. Gleich als erstes Pony verleitete die Weser-Ems-Stute v. Crown Notting Hill – Cockney Cracker WE vom Gestüt Kastanienhof die Richter, hohe Noten zu zücken. Sie verließ mit 8,2 das Viereck, während der ebenfalls für das Pferdestammbuch Weser-Ems startende Rappfalbe Didgeridoo NE WE (v. Kastanienhof Donnertrommler – Davenport II) eine 7,9 erzielte. Zusammen mit den beiden Viert- und Sechstplatzierten zieht das Spitzentrio am Samstag ins Finale ein.

Fünfjährige Vielseitigkeitspferde – Finalqualifikation: Karajan-Festspiele
Karajan! Der Kannan-Sohn vom Klosterhof Medingen dominierte mit seinen Nachkommen die Finalqualifikation der fünfjährigen Vielseitigkeitspferde. Allen voran der Hannoveraner Karlo v. Karajan – Contendro I aus der Zucht von Johann Quast und im Besitz von Christoph Wahler, für den allerdings Paolo Mario De Simone im Sattel saß. Mit einer Gesamtnote von 9,4 führte er das 60 Teilnehmer zählende Feld an und gewann die erste Abteilung der Finalqualifikation. Zur Verbesserung der Transparenz wurden die Noten wieder als Einzelnoten vergeben, vergleichbar mit Reit- und Dressurpferdeprüfungen. Für den fleißigen und elastischen Galopp erhielt Karlo eine 9,5, eine 9,0 für Springmanier, Springtechnik und Verhalten am Sprung sowie die Höchstnote 10 für Rittigkeit und Ausbildung. Entsprechend hoch fiel auch die Note für den Gesamteindruck als Vielseitigkeitspferd aus: 9,5. Auch der Sieg in der zweiten Abteilung des „Preis von uvex Sports“ ging an eines der Karajan-Kinder, den dunkelbraunen Hannoveraner Kasparow v. Karajan – Diacontinus, vorgestellt von Antonia von Baath. 9,3 erzielte der aus der Zucht von Friedrich Thiesse stammende Wallach, dessen ebenso energischer wie leichtfüßiger Galopp den Richtern eine 10 wert war (jeweils 9,0 für Springen und Rittigkeit, 9,5 für den Gesamteindruck). Antonia von Baath stellte darüber hinaus den Holsteiner Klayton v. Karajan – Casall vor, mit 8,7 Zweiter in der zweiten Abteilung. Einziger Nicht-Karajan unter den ersten Vier: Finanzierungsstalls Charlie Brown, ein Deutsches Sportpferd v. Con Sherry – Lindbergh, vorgestellt vom EM-Siebten dieses Jahres, Jérôme Robiné. Nicht zuletzt dank seiner praktischen Galoppade (8,5) und des schnellen Vorderbeins (9,5) kam der Braune auf eine Endnote von 9,1. Insgesamt konnten sich die ersten 20 Pferde (7,9 und besser) für das Finale am Samstag und Sonntag empfehlen. Für die übrigen gibt es morgen ein Kleines Finale als Trostrunde.

Siebenjährige Springpferde: Meganus PS gewinnt erste Qualifikation
Die schnellste fehlerfreie Runde in der ersten Qualifikation der siebenjährigen Springpferde zeigten Eiken Sato und Meganus PS. Der Oldenburger Hengst von Messenger – Carthago aus der Zucht und im Besitz des Gestüt Lewitz absolvierte den Parcours mit seinem Reiter in 67,05 Sekunden und war damit noch einen Tick schneller als der bis dahin führende Richard Vogel, der mit Clou (v. Casall – Lux) aus der Zucht von Nicole Struve am Ende Rang zwei belegte. Eine ebenfalls gute Ausgangsposition für die zweite Qualifikation erarbeiteten sich mit Rang drei Bernd Rubarth und Queena, eine Hannoveraner Stute v. Qualito I – Calypso II aus der Zucht und im Besitz von Inga Dralle. Die zweite Qualifikation der siebenjährigen Springpferde findet am Freitag statt, danach steht fest, welche 40 punktbesten Paare im großen Finale am Samstag antreten dürfen.

Dreijährige Reitponys – Hengste: ein Traum in Gold
Dream in Gold AT, im Vorjahr noch Reservesieger der westfälischen Körung, setzte sich in der Finalqualifikation der dreijährigen Ponyhengste an die Spitze. Neben guten Grundgangarten (Trab 8,0, Galopp und Schritt 8,5) bescheinigten die Richter dem im Rheinland gezogenen Palomino-Hengst v. D-Gold AT – Valido aus dem Hause Schurf (Züchter: Wolfgang Schmitz) eine hohe Rittigkeit und ein sehr gutes Exterieur (je 9,0). Mit einer Gesamtnote von 8,6 verwies er den Holsteiner Youngster Steendieks Dinaro (v. Morgensterns Dakai – FS Chambertin) auf Platz zwei. Auch er wurde mit zwei Neunen ausgestattet, für den Schritt und das Exterieur, und kam insgesamt auf eine Note von 8,5. Ebenfalls in Szene setzen konnte sich bei seinem ersten Aufritt auf der großen Bundeschampionatsbühne der in Westfalen gezogene Herzgold D, der wie sein Vater Herzzauber D aus der Zucht und im Besitz von Danica Duen steht und von dieser selbst vorgestellt wurde. Er verließ das Viereck mit der Note 8,4. Insgesamt konnten sich acht Ponyhengste für das Finale empfehlen.

Vierjährige Reitpferde – Hengste: Endorphin löst Glücksgefühle aus
Elf Kandidaten traten am Donnerstagnachmittag zur Finalqualifikation der vierjährigen Hengste um den Preis der Hengststationen Beckmann, Wettringen und Schurf, Bedburg an. Mit den höchsten Noten der Richter und dem größten Applaus der Zuschauer bedacht wurde der dunkelbraune Hannoveraner Hengst Endorphin (v. Escamillo – Fürstenball), der mit Greta Heemsoth im Sattel die Hengststation Pape vertrat. Neben einer 9,0 für Trab und Galopp und einer 7,5 für den Schritt, vergaben die Richter eine 9,5 für die altersgemäße Erfüllung der Aufgaben und eine 8,5 für die Perspektive. Am Ende hieß dies: 8,7. Laut beklatscht wurde auch der Oldenburger Hengst Viva Vitalis (v. Vitalis – Fürst Romancier). Er wurde von Linda Casper vom Landgestüt Moritzburg präsentiert, dem der Fuchshengst zusammen mit der Paul Schockemöhle Pferdehaltung GmbH gehört. Auch in seiner Beurteilung findet sich zwei Mal die 9,0 – für den Galopp und die Perspektive, dazu eine 8,5 für Trab und Rittigkeit. Ein guter Schritt (8,0) komplettierte den Gesamteindruck. Insgesamt errechnete sich für ihn die 8,6. Ebenfalls in der ersten Abteilung ging der Dunkelfuchs Benison (v. Benicio – Don Diamond) mit seiner Reiterin Anna-Catherine Schöffner aufs Viereck, erzielte die höchste Schrittnote (9,0) in dieser Prüfung und sicherte sich mit der 8,4 neben Platz drei auch einen Startplatz im Finale. Insgesamt gibt es am Samstag ein Wiedersehen mit sechs Hengsten.

Sechsjährige Geländepferde – Finalqualifikation: Diadina war die Beste
Die schwarzbraune Hannoveraner Stute Diadina v. Diarado – Silvio I war im vergangenen Jahr noch im Springsport unterwegs, jetzt feierte sie mit Andreas Dibowski im Sattel den Sieg in der Finalqualifikation der sechsjährigen Vielseitigkeitspferde. Auch in dieser Altersklasse wurden Einzelnoten vergeben und diese sahen für Diadina wie folgt aus: 9,0 für den Galopp, 9,5 für Springvermögen und Manier, eine 9,0 für die Rittigkeit und eine 9,5 für die Perspektive des Pferdes als Vielseitigkeitspferd. Insgesamt errechnete sich damit eine 9,3 für die aus der Zucht von Dieter Jennrich stammende Stute und damit der sichere Einzug ins Finale am Samstag und Sonntag. Ebenfalls empfehlen konnte sich der erste Starter dieser Prüfung, Thorsten, ein Oldenburger Springpferd von Thagoras – Da Lisco, vorgestellt von Jérôme Robiné. Mit drei Neunen – für Springvermögen, Rittigkeit und Perspektive – sowie einem guten Galopp (8,5), kam der Braune auf eine Wertnote von 8,9, ebenso wie die geschickt springende Hannoveraner Stute Viva L’Amour. Reiterin der Valentino-Tochter ist – für Insider wenig überraschend – Nadine Marzahl (Munster), die ein besonderes Händchen für die Nachkommen dieses Hengstes hat. Auf der Mutterseite führt Viva L’Amour den bekannten Vielseitigkeitspferdevererber Heraldik xx im Pedigree. Insgesamt konnten sich elf Paare für das Finale empfehlen. Für alle Nicht-Qualifizierten gibt es ein Kleines Finale als Trostprüfung.

Fünfjährige Dressurpferde – Kleines Finale: Fünf zusätzliche Startplätze vergeben
Ob am Abend noch die Sektkorken knallen, ist nicht bekannt. Fakt ist allerdings, dass es dem Hannoveraner Veuve Clicquot (v. Vitalis - Fürst Heinrich) übers Kleine Finale der fünfjährigen Dressurpferde gelungen ist, sich mit seinem Reiter Lars Ligus noch fürs Große Finale am Samstag zu empfehlen. Mit der Gesamtnote 8,4 bildete er zusammen mit der Hannoveraner Stute Happy Days Di Fonteabeti (v. Valverde – Wup), mit Kira Maxi von Platen Finalistin der Weltmeisterschaften in Ermelo, eine Doppelspitze in der Prüfung. Die zweite Chance auf einen Finalstart nutzen konnten außerdem der westfälische Rappwallach Velvet Black (v. Vitalis M.v. Harvard) mit Reiterin Linda Weiß, die vormalige Bundeschampionesse der dreijährigen Pferde, die Westfalenstute Baroness Bibi (v. Benicio - Don Romantic) mit Reiterin Bianca Nowag-Aulenbrock, sowie der Oldenburger Wallach Lordswood Secret Agent PJF OLD (v. Secret – Follow me) mit Philly Roberts im Sattel.

Fünf- und sechsjährige Springponys: erstes Warm-Up
Anders als ihre „größeren“ Kollegen hatten die Springponys heute die Chance, das Bundeschampionatsstadion und die Atmosphäre in einer Einlaufprüfung kennenzulernen. Beim „Warm-Up“ durften die Starterpaare in Gruppen unter Aufsicht von Bundestrainer Peter Teeuwen zunächst zwei Sprünge auf dem Turnierplatz absolvieren, im Anschluss wurde unter Prüfungsbedingungen der Parcours geritten. Das beste Ergebnis bei den fünfjährigen Springponys im Preis des DEM-Meldestellenservice Beelen erzielte Top Melody aus der Zucht von Josef Volle. Die Schimmelstute v. Maverick - Top Christobell und ihre Reiterin Antonia Ercken verließen den Platz mit der Wertnote 9,0. In der Einlaufprüfung der sechsjährigen Springponys - Preis von Patricia von Mirbach – siegte True Blue v. Toto - Calido I. Auch hier lautete das Urteil der Richter 9,0. Vorgestellt wurde der Schimmelwallach von Justus Rotermund, Züchter und Besitzer ist Sascha Hahn.

Sechsjährige Dressurpferde: Triple für Oldenburg
First Date OLD, Fille D'Or OLD und Galaxy Man heißen die Sieger bei den sechsjährigen Dressurpferden, Preis der Reitsportanlage Troike/Paech GbR. Die Tagesbestnote von den insgesamt 60 teilnehmenden Pferden erzielte First Date OLD. 2020 wurde die Tochter des For Dance – Weltmeyer Vize-Bundeschampionesse, heute erhielt sie mit ihrer Reiterin Julie Sofie Schmitz-Heinen für die Durchlässigkeit die Höchstnote 10,0. Für den Schritt und die Perspektive als Dressurpferd gab es die 9,5, den Galopp bewerteten die Richter mit einer 9,0, dazu eine 8,5 für den Trab. Mit der Gesamtnote 9,3 setzte sich die dunkelbraune Stute aus der Zucht von Dr. Hans-Hermann Lagershausen an die Spitze der ersten Abteilung. Auch in der zweiten Abteilung kam die Siegerin aus Oldenburg: Fille D'Or OLD v. St. Schufro – Fidertanz aus der Zucht von Mireille Segatz-Bunte erhielt für Schritt, Galopp und Durchlässigkeit jeweils eine 9,0. Für den Trab gab es eine 8,0 und für die Perspektive als Dressurpferd vergaben die Richter die 9,5. Das bedeutete für sie und ihre Reiterin Lisa Marie Koch am Ende eine Gesamtnote von 8,9. Die beiden teilten sich den ersten Platz der zweiten Abteilung mit Galaxy Man und Sina Aringer, die das Triple für Oldenburg damit perfekt machten. Für Trab und Durchlässigkeit protokollierten die Richter eine glatte 9, im Schritt und Galopp gab es für den Rappwallach v. Grand Galaxy Win T – Desperados aus der Zucht von Dr. Stefan Tietje eine 8,5. Die Perspektive beurteilten die Richter auch hier mit einer 9,5. Insgesamt qualifizierten sich 15 Paare für das Finale am Sonntag.

Sechsjährige Dressurponys – Finalqualifikation
Vater FS Numero Uno M war Bundeschampion, Muttervater FS Don't Worry stand in Warendorf sogar zweimal ganz vorne. Ob es FS Next Diamond gelingen wird, in die Hufe seiner Vorfahren zu treten, entscheidet sich am Samstag. Mit ihrem Sieg in der Finalqualifikation der sechsjährigen Dressurponys haben der Fuchshengst aus der Zucht und im Besitz des Ferienhofs Stücker in Weeze und seine Reiterin Virginia Spönle zumindest den Grundstein dafür gelegt. Auf dem Dressurviereck erzielte FS Next Diamond ein Endergebnis von 8,6, davon eine 9,5 für den Trab. Es könnte aber auch sein, dass aus DSP Der kleine Champion ein Bundeschampion wird. Mit einer 8,2 rangierte der in Rheinland-Pfalz-Saar gezogenen Diamond Touch-Londontime-Nachkomme heute auf Platz zwei von insgesamt 21 Teilnehmern. Im Sattel saß Amelie Bertazzoni. Insgesamt konnten sich acht Paare auf direktem Weg für das Finale empfehlen.

fn-press / mly/Hb

Stand: 01.09.2023