Deutsche Reiterliche Vereinigung
21.06.2023 | 14:15 Uhr | fn-press

Die HKM Bundeschampionate: Sprungbrett in den Spitzensport

Viele Olympia- und Championatspferde machten in Warendorf auf sich aufmerksam

Marcus Ehning und Stargold - Foto: Lafrentz

EM Riesenbeck 2021, WM Herning 2022 und nächste Woche Nationenpreis in Aachen: Stargold -2018 Sieger der siebenjährigen Springpferde bei den Bundeschampionaten. Foto (c) Stefan Lafrentz

Die HKM Bundeschampionate, in diesem Jahr vom 30. August bis 3. September, sind das Schaufenster der deutschen Pferdezucht, vor allem aber auch der Ort, an dem Zuschauer schon heute die Pferde sehen können, die morgen zur Weltspitze gehören. Ein Blick auf gestern und heute beweist es – und zeigt, dass Starqualitäten nicht nur unter den Medaillenträgern in Warendorf zu finden sind.

Stars im Viereck

Von Marius bis Chipmunk, von Farbenfroh bis Franziskus, von Goldfever bis Stargold – seit Jahrzehnten glänzen ehemalige Bundeschampionatspferde im Spitzensport. Interessant dabei: Manchen Pferden hat man ihre Starqualitäten schon als Youngster angesehen, andere waren eher Pferde, die entdeckt werden wollten. Beispiele gibt es viele. Man brauchte keine Glaskugel, um zu erkennen, dass Damon Hill NRW v. Donnerhall (Züchter: Heinrich Sauer, Bad Sassendorf) fürs große Viereck gemacht ist, als Ingrid Klimke ihn vierjährig zu Bronze und sechsjährig zu Silber in Warendorf ritt. Später führte der westfälische Hengst Deutschland zusammen mit Helen Langehanenberg zu WM- und EM-Titeln mit der Mannschaft, hatte den Löwenanteil an der olympischen Silbermedaille in London und wurde 2013 Weltcup-Sieger.

Apropos Klimke – auch ihr aktuelles Erfolgspferd Franziskus FRH v. Fidertanz aus der Zucht von Elisabeth Albers in Löningen (WM-Bronze mit der Mannschaft 2022, 2023 DM-Bronze in der Kür) war in aller Munde, als er vierjährig unter Johanna Klippert Bundeschampion wurde.

Sowohl Weihegold OLD v. Don Schufro (Z.: Inge Bastian, Bargteheide) als auch Desperados FRH v. De Niro (Z: Herbert Schütt, Hemmoor) holten bei ihren Auftritten auf dem Reitpferdeviereck in Warendorf Bronze. 2016 gehörten sie gemeinsam zur deutschen Goldmannschaft der Dressurreiter in Rio, holten außerdem Silber und Bronze in der Einzelwertung. Bemerkenswert: Im Jahr 2016 führten die beiden mit ihren Reiterinnen Isabell Werth und Kristina Bröring-Sprehe auch die Weltrangliste an – vor ihrem dritten Kollegen im deutschen Gold-Team, der ebenfalls zweimal in Warendorf einen Auftritt hatte: Showtime FRH v. Sandro Hit (Z.: Heinrich Wecke, Stadthagen) unter Dorothee Schneider (s. u.).

Der Trakehner Hengst Imperio v. Connery (Z.: Hartmut Keunecke, Strasburg) verzauberte Zuschauer wie Richter gleichermaßen, als er fünfjährig Bundeschampion unter Anna-Sophie Fiebelkorn wurde. Mit Reitmeister Hubertus Schmidt avancierte er zu einem der besten Dressurpferde seiner Zeit und war unter anderem Reservist für Deutschland in Rio.

Stars im Parcours
Im Parcours glänzen aktuell unter anderem Marcus Ehnings Oldenburger Hengst Stargold und der westfälische Hengst United Touch S mit Richard Vogel. Stargold v. Stakkato Gold (Z.: Gestüt Sprehe GmbH, Löningen) war der erste Sieger der siebenjährigen Springpferde mit Einführung dieser Klasse und gehörte 2021 – damals erst zehnjährig – zur Silbermannschaft der EM in Riesenbeck.

United Touch S v. Untouched (Z.: Julius-Peter Sinnack, Bocholt) gewann unter Hendrik Dowe die Silbermedaille bei den fünfjährigen Springpferden 2017. Mit Richard Vogel siegte der heute Elfjährige 2022 im ersten „Ehemaligen-Springen“ auf der Burandtwiese auf S-Niveau. Das war ganz am Anfang der gemeinsamen Karriere. Wenige Wochen später gewannen sie das Weltcup-Springen in Stuttgart, qualifizierten sich letztlich für das Finale in Omaha und vertraten Deutschland in den Nationenpreisen von Rom und La Baule.

Ein anderes Ehning-Pferd, das schon beim Bundeschampionat für Staunen sorgte, war der von Ludger Beerbaum aus seiner Ratina Z in Anpaarung mit Cornet Obolensky westfälisch gezogene Comme il faut, EM-Zweiter 2019 mit der Mannschaft, sechsjährig Silbermedaillengewinner beim Bundeschampionat, damals noch mit Franz-Josef Dahlmann Jun.

Monte Bellini v. Montender (Z.: Marlies Holtgräve, Nottuln), ebenfalls Westfale, war fünf- und sechsjährig Bundeschampion mit Philipp Weishaupt und hätte eigentlich bei den Olympischen Spielen in London für Deutschland antreten sollen, verletzte sich aber, so dass daraus nichts wurde. Dafür gewann das Paar diverse Große Preise und Nationenpreise auf Fünf-Sterne-Niveau.

Nicht für Deutschland, sondern erst für Irland (Darragh Kenny), dann die USA (Brian Moggre) und aktuell Großbritannien (Harry Charles) ist der Bundeschampion der fünfjährigen Springpferde von 2011 im Einsatz, der OS-Hengst Cornet’s Balou v. Cornet Obolensky (Z.: Gestüt Lewitz), inzwischen besser bekannt als Balou du Reventon und als solcher unter anderem Zweiter im Großen Preis von Aachen 2021, Teilnehmer an der Europameisterschaft 2019, der Weltmeisterschaft 2022 und zuletzt dem Weltcup-Finale in Omaha.

Der westfälische Schimmel Clooney v. Cornet Obolensky (Z.: Bernd Richter, Ladbergen), Europameister und WM-Silbermedaillengewinner unter Martin Fuchs, war mit seiner Ausbilderin Jana Wargers in Warendorf Siebter im Stechen des S**-Springens für die Siebenjährigen.

Und nicht zu vergessen: Casall v. Caretino (Z.: Wilfried Thomann, Drelsdorf), schon zu Lebzeiten eine Legende der Holsteiner Springpferdezucht und im Sport ebenfalls eines der besten Springpferde der Welt, Vierter der WM 2014, Mannschafts-Bronzegewinner der EM 2013 in Herning, Sieger der Gesamtwertung der Global Champions Tour 2016 – und 2005 Dritter beim Bundeschampionat der Fünfjährigen, schon damals mit Rolf-Göran Bengtsson (SWE) im Sattel, der bei Casalls Verabschiedung sagte: „So ein Pferd bekomme ich nie wieder.“

Stars im Gelände
Aus dem Warendorfer Wald in die Weltspitze – so verlief die Karriere unzähliger Vielseitigkeitspferde, viele von ihnen schon in jungen Jahren echte Hingucker. Man denke da nur an Hinrich Romeikes Doppelolympiasieger 2008, den Holsteiner Marius v. Condrieu xx (Z.: Hans Werner Ritters, Krumstedt). Der Schimmel gewann fünfjährig Silber, schon damals von Romeike vorgestellt. Marius‘ Kollege der Olympiamannschaft 2008, FRH Butts Leon v. Heraldik xx (Z.: Friedrich Butt, Bülkau) unter Andreas Dibowski, holte sechsjährig Silber beim Bundeschampionat. Zwei weitere von „Dibos“ späteren Championatspferden legten den Grundstein für den Erfolg ebenfalls in Warendorf: der aus demselben Züchterhaus stammende FRH Butts Avedon v. Heraldik xx und FRH Corrida v. Contendro (Z.: Rainer Zurmaar, Ehlscheid), die 2008 bzw. 2014 die Titel bei den Fünfjährigen gewannen.

Rocana FST v. Ituango xx (Z.: Mirko Glotz, Schönberg) war unter Michael Jung zunächst Bundeschampionesse, ehe sie mit ihm 2014 Mannschaftsweltmeisterin und Einzelsilbermedaillengewinnerin wurde, dreimal in Folge den CCI5*-L in Kentucky für sich entschied usw. 
Jungs derzeit bestes Pferd, fischerChipmunk FRH v. Contendro (Z.: ZG Meyer Kulenkampff, Engeln) war fünfjährig Bundeschampion mit Julia Krajewski, wuchs unter der Olympiasiegerin in den großen Sport hinein und wechselte nach dem WM-Auftritt in Tryon 2018 zu Michael Jung, mit dem er Mannschaftseuropa- und -weltmeister ist und den CCI5*-L von Kentucky 2022 mit einem Rekordergebnis gewann.

Der Holsteiner Calle v. Cristo (Z.: Lutz Dechau, Nutteln) war 2013 Bundeschampion unter Louise Romeike, ehe er den Japaner Yoshiaki Oiwa zu den Weltmeisterschaften 2018 und 2022 sowie den Olympischen Spielen 2021 begleitete.

Ingrid Klimkes Mannschaftsweltmeisterin Escada FRH v. Embassy (Z.: Jürgen Stuhtmann, Winsen) war fünfjährig Zweite in Warendorf. Ein Jahr älter war Peter Thomsens späterer Holsteiner Mannschaftsolympiasieger Barny v. Barnaul xx (Z.: Volker Jacobs, Ostenfeld), als er Bundeschampionats-Silber holte.

Eldorado für Entdecker
Doch es sind nicht immer nur die Medaillenträger der Jahrgänge, die später im Sport ganz oben mitmischen. Warendorf ist ein Eldorado für Entdecker. Das Pferd, dem Michael Jung seine drei olympischen Goldmedaillen und eine in Silber verdankt, war bei seinen Bundeschampionatsauftritten mit dem Reitmeister Fünfter und Sechster. Die Rede ist von Sam FBW v. Stan the Man xx (Z.: Günter Seitter, Aidlingen), der neben Olympia- nicht nur WM- und EM-Gold in der Einzelwertung holte (zum Teil mehrfach), sondern auch die Fünf-Sterne-Klassiker Badminton und Burghley gewann.

Ähnlich erging es Ingrid Klimkes erfolgreichstem Buschpferd, Hale Bob OLD v. Helikon xx (Z.: Rolf Lück, Crailsheim). Auch er war sechsjährig Sechster, sicherte seiner Reiterin aber sowohl ihren ersten Fünf-Sterne-Sieg als auch zwei EM-Einzeltitel und zwei mit der Mannschaft – neben WM-Einzelbronze und Olympia-Silber (Mannschaft).

Auch in der Dressur gibt es diverse Beispiele für Spätblüher. Dorothee Schneiders Showtime FRH v. Sandro Hit, zweifacher Mannschaftsolympiasieger, Europameister mit dem Team und Silbermedaillengewinner in der Einzelwertung, war in Warendorf fünfjährig Elfter und sechsjährig Sechster.
Im US-Team bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen gingen gleich zwei Bundeschampionats-Ehemalige, die mithalfen, die Bronzemedaille für das Stars and Stripes-Banner zu holen: der Oldenburger Hengst Relevant v. Rubinstein (Z.: Heinz Lüers, Westerstede) von Lisa Wilcox und FBW Kennedy v. Tiro (Z.: Karl Gaissmaier, Ehingen) mit Robert Dover. Beide blieben bei ihren Bundeschampionatsauftritten medaillenlos. Du Soleil v. De Niro (Z.: Sven Kahrens, Dedelstorf) vertrat mit Kristy Oatley Australien bei den Olympischen Spielen 2016 und den Weltreiterspielen 2018. 2010 in Warendorf wurde er 13. im Finale der Sechsjährigen.

Der Hannoveraner Salinero v. Salieri (Z.: Horst Bünger, Essel), Anky van Grunsvens Olympiasieger in der Einzelwertung 2004 und 2008, ging fünfjährig mit Holger Schulze in Warendorf, kam aber über Rang 15 nicht hinaus. Don Auriello, Hannoveraner v. Don Davidoff (Z.: Joachim Poppe, Ruschwedel), zweifaches Olympia-, WM- und EM-Pferd der Schwedin Tinne Vilhelmson-Silfvén, war als Fünfjähriger 15. beim Bundeschampionat.

Dass Warendorf ein Sprungbrett ist, auch wenn es vor Ort nicht für einen Platz unter den Medaillenträgern reicht, beweist auch der Blick in den Parcours. Der Rheinländer Don Diarado v. Diarado (Z.: Dirk Lohmann, Schermbeck-Damm), Mannschaftsbronzegewinner der WM 2018 mit Maurice Tebbel und Teil des Olympiateams 2021, war sechsjährig 22. im Finale. Bei Olympia 2016 ging der westfälische Cornet Obolensky-Sohn Cannavaro (Z.: Robert Tönnissen, Senden) unter Matias Albarracin für Argentinien. Er war fünf- und sechsjährig in Warendorf am Start, erreichte aber keinmal das Finale. Auch Marcus Ehnings für Rio nominierter, aber letztlich wegen einer Verletzung verhinderter Cornado NRW v. Cornet Obolensky (Z.: Antonius Schulze-Averdiek, Rosendahl) war in Warendorf am Start: Fünfjährig Platz 23.

Fazit: Talentierte Pferde werden gezüchtet, Weltpferde werden erkannt und ausgebildet. Zu sehen sind viele von ihnen auch bei den HKM Bundeschampionaten – auch 2023 wieder, vom 30. August bis 3. September. Vorbeischauen lohnt sich, denn hier gibt es heute schon die Stars von Morgen zu sehen! 
fn-press/Dominique Wehrmann

Noch bis 30. Juni günstigste Tickets sichern

Bis zum 30. Juni haben Interessierte die Chance, ihre Tickets zu den günstigsten Konditionen zu erwerben. Ab dem 1. Juli wird der Vorverkaufspreis angehoben und die Eintrittskarten sind dann teurer als zuvor. Wer seine Tickets erst an der Kasse vor Ort kauft, muss mit dem höchsten Preis rechnen. Der Vorverkauf lohnt sich also.
Die dreistufige Preisstruktur gilt für alle Ticketkategorien: Ob Tages- oder Dauerkarte. Tageskarten gibt es ab 15 Euro. Die neue Preisstruktur ist auch familienfreundlich. Kinder haben nun bis 14 Jahre freien Eintritt (vorher bis zwölf). Zusätzlich sparen kann man als Persönliches Mitglied der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN). Persönliche Mitglieder erhalten in allen drei Preisstufen 25 Prozent Ermäßigung. Hier geht es zu den Tickets: www.eventim.de/artist/bundeschampionate. Und weitere Informationen zur Veranstaltung unter www.hkm-bundeschampionate.de 

Filmtipp: Schrieb nicht nur Bundeschampionatsgeschichte sondern auch Sport- und Zuchtgeschichte: Der Anfang des Jahres im Alter von 30 Jahren verstorbene Hannoveraner Hengst Stakkato. Fünf Jahre zuvor hat ein Filmteam die Vererberlegende im Ruhestand besucht.

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Stand: 30.08.2023