Deutsche Reiterliche Vereinigung
31.07.2023 | 10:35 Uhr | Adelheid Borchardt

30. Bundeschampionate: Im Gespräch mit Reinhard Wendt

Der erste Turnierleiter erinnert sich an die Anfänge der Veranstaltung in Warendorf

Reinhard Wendt. Foto (c) Kaup

In diesem Jahr finden die Bundeschampionate zum 30. Mal in Warendorf statt. Grund genug, über die Anfänge Deutschlands größter Pferdezuchtveranstaltung in der Stadt des Pferdes zu sprechen. Einer, der von Anfang an dabei war, ist Reinhard Wendt. Als erster Turnierleiter der Bundeschampionate hat der frühere Geschäftsführer des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR) und des FN-Bereichs Sport das sogenannte Schaufenster der deutschen Pferdezucht in der Emsstadt etabliert. Im Gespräch mit Radio WAF-Redakteurin Ina Atig geht es um nächtliche Planspiele, organisatorische Herausforderungen, gefährdete Richter und andere Anekdoten. Das ganze Gespräch ist Teil einer Serie des Podcast „Pferdeverstand“. Hier ein paar Auszüge:

Schaffen wir das?
Reinhard Wendt: "Seit 1989 fanden die Bundeschampionate an wechselnden Standorten statt. Allerdings zeigte sich, dass das für eine Veranstaltung dieser Größenordnung eigentlich nicht mehr leistbar war. Um die Bundeschampionate zu sichern, stand damals das DOKR und Bundesleistungszentrum (heute Bundesstützpunkt Reiten) als Austragungsort zur Debatte. Und dann hab ich hier bei mir zu Hause eine Nacht lang gesessen und habe einen Organisationsplan geschrieben. Jetzt erstmal nicht, um das wirklich zu machen, sondern um für mich selber eine Idee zu haben, schaffen wir das überhaupt. Und nach dieser Nacht war ich ziemlich überzeugt, wir können das schaffen und dann ging es halt in die Gremien, da haben natürlich viele dann mitgeholfen.“

Können die das?
Wendt: „Die Reaktionen waren natürlich unterschiedlich. Erstmal war es eine große Überraschung, dass man sowas vorhat und dann das große Fragezeichen, ob die Warendorfer denn sowas überhaupt können.“

Aufbruchstimmung
Wendt: „Als bekannt wurde, hier kommt das Bundeschampionat hin, da war eine richtige Aufbruchstimmung. Eigentlich in allen Vereinen und alle wollten irgendwie dabei sein … und wir hatten von Anfang an zwischen 400 und 500 freiwillige Helfer.“

Anspruch
Wendt: „Das Motto war am Anfang, in kleinen Schritten die Bundeschampionate immer besser zu machen. Aber wenn man das 30 Jahre lang macht, dann kommt irgendwann der Moment, wo kleine Schritte nicht mehr reichen. Und jetzt haben wir einen Turnierleiter Markus Scharmann, der intensiv damit beschäftigt ist, diesen Druck nicht nur zu denken, sondern den auch umzusetzen und das hat ja im letzten Jahr schon wunderbar geklappt und ich wünsche alles Gute, dass das auch so weiter klappt.“
„Meine Auffassung ist, dass dieses Bundeschampionat kein Hochglanz Turnier werden sollte, sondern ein Turnier, das die deutsche Pferdezucht darstellt und das deutsche Ausbildungssystem. Dieses Gefühl, dass wir noch an der Basis sind und dass das einen ländlichen Charakter hat, den sollten wir nicht aufgeben.“

Gefährliche Jobs
Wendt: „Es gab bei einem Bundeschampionat am Reitpferdeviereck große Proteste vom Publikum über die Bewertung der Richter und einer der Richter, der war gerade verletzt und ging an Krücken, der konnte also nicht so schnell flüchten. Die anderen Richter, die haben sich irgendwie aus dem Staub gemacht. … Das war schon auch eine skurrile Situation, dass der arme Kerl da mit seinen Krücken stand und nicht wegkonnte und sich dem Unmut des Publikums irgendwie erwehren musste.“

Begeisterung
Wendt: „Ich habe so viele Leute kennengelernt auf den Bundeschampionaten, mit denen ich bis heute in Kontakt bin, die jedes Jahr immer noch zu den Bundeschampionaten kommen, sich Urlaub nehmen und sagen, Leute treffen und ein Wochenende Spaß haben.“
„Das alles hat Volksfestcharakter angenommen. Die Stadt, die ja die läuft über von Menschen in den Nächten. Da kann man sich eigentlich nur auf die Schulter klopfen.“
„Ich bin überzeugt, der Besuch lohnt sich.“

Die HKM Bundeschampionate finden vom 30. August bis zum 3. September in Warendorf statt. Dieses Event stellt mit den besten Nachwuchspferden Deutschlands in den Disziplinen Dressur, Springen und Vielseitigkeit ein absolutes Highlight der deutschen Pferdezucht dar und ist ein Muss für jeden Pferdefan. Zahlreiche Aussteller laden zum Einkaufen ein, während gastronomische Stände für das leibliche Wohl sorgen. Darüber hinaus bietet ein umfangreiches Rahmenprogramm zusätzliche Abwechslung. Die Veranstaltung findet inmitten von Wäldern und Feldern statt und verspricht einen ereignisreichen und kurzweiligen Aufenthalt für alle Besucher. Mit der „Warendorfer Pferdenacht“ heißt die Stadt die Gäste an dem Wochenende auch mit Live-Musik, Festivalflair und Sonder-Öffnungszeiten zum Shoppen willkommen. Infos zur Veranstaltung unter www.hkm-bundeschampionate.de

Tickets: Preisbewusste Besucher sollten den Ticketvorverkauf nutzen, da die Karten dort günstiger sind als an der Kasse vor Ort. Tageskarten gibt es im Vorverkauf ab 16 Euro. Familienfreundlich haben Kinder nun bis 14 Jahre freien Eintritt (vorher bis zwölf). Zusätzlich sparen kann man als Persönliches Mitglied der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN). Persönliche Mitglieder erhalten in allen Preisstufen 25 Prozent Ermäßigung. Hier geht es zu den Tickets: www.eventim.de/artist/bundeschampionate. fn-press/Bo

 

Stand: 03.08.2023