Deutsche Reiterliche Vereinigung
30.11.2018 | 10:30 Uhr | Maike Hoheisel-Popp

Gründerwettbewerb: Das sind die Neuen

Gewinner-Ponyreitschulen präsentieren sich bei Auftaktveranstaltung

Münster (fn-press). Die Gewinner der dritten Runde des Gründerwettbewerbs für Ponyreitschulen, den die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) in Kooperation mit dem Verein Pferde für unsere Kinder ausrichtet, haben sich bei einer Auftaktveranstaltung im Westfälischen Pferdemuseum in Münster vorgestellt. Alle eint das Ziel, sich mit neuen Konzepten der Nachwuchsförderung im Pferdesport zu widmen und dabei den Fokus auf kleine Kinder ab vier Jahren zu legen.

Dass dies für die gesamte Vereins- und Betriebsentwicklung im Pferdesektor von enormer Bedeutung ist, verdeutlichte Thomas Ungruhe, Leiter der FN-Abteilung Breitensport, Vereine und Betriebe, am Rande der Veranstaltung. „Die Erfahrung zeigt, dass wir Kinder an andere Sportarten verlieren, wenn wir uns nicht rechtzeitig, und das bedeutet bereits im Kindergartenalter, mit passenden Angeboten an sie und ihre Eltern wenden“, sagte Ungruhe. „Wir haben viele gute Argumente für unseren Sport. Studien zeigen, dass der Umgang mit Pferden sich positiv auf die Kindesentwicklung auswirkt“, so Ungruhe weiter. Leider gäbe es flächendeckend bisher zu wenig qualifizierte Ponyreitschulen, die auf diese extrem junge Zielgruppe eingestellt seien.

Genau aus diesem Grund wurde von der FN 2016 der Gründerwettbewerb für Ponyreitschulen ins Leben gerufen. Mit ihm werden Vereine und Betriebe gefördert, die eine Ponyreitschule für Kinder im Alter von vier bis zwölf Jahren gründen oder ihre bestehenden Angebote auf diese Zielgruppe erweitern. Solchen Vorhaben blicken auch die zehn Gewinner der dritten Runde mit Freude entgegen. Um ihre Projektvorhaben umzusetzen, erhalten sie über die gesamte Projektlaufzeit von einem Jahr eine individuelle Beratung, eine finanzielle Förderung von 5.000 Euro sowie diverse Sachleistungen. Außerdem profitieren sie von der Vernetzung mit anderen Vereinen und Betrieben. So gab es bereits bei der Auftaktveranstaltung in Münster die Möglichkeit, die Gewinner der vorangegangenen beiden Jahre kennenzulernen, sich mit ihnen auszutauschen und wertvolle Tipps mit nach Hause zu nehmen.

Und das sind die zehn Gewinner der dritten Auflage des Gründerwettbewerbs für Ponyreitschulen (FN):

Reitschule Birkenhof (LV Baden-Württemberg): In Neuhausen im Enzkreis, südöstlich von Pforzheim, leitet Lara Philipp als Pferdewirtin und studierte Agrarwirtin gemeinsam mit ihren Eltern einen Pferdebetrieb, der bisher auf die beiden Betriebszweige Pensionspferdehaltung und Ackerbau ausgerichtet war. Nun möchte Lara Philipp, die in der Vielseitigkeit international bis Ein-Sterne-Niveau erfolgreich und auch Jugendwartin im ortsansässigen PSV Birkenhof Neuhausen e. V. ist, den Betrieb um eine Ponyreitschule erweitern. Für das Projektvorhaben sollen Ponys angeschafft und Unterrichtsangebote konzipiert und eingeführt werden. Langfristig sind auch Kooperationen mit Kindergärten und Grundschulen sowie Ausflüge und Projekttage geplant. Lara Philipp legt dabei Wert auf eine vielseitige Grundausbildung, bei der auch das Wissen um die Natur des Pferdes nicht zu kurz kommt.

Tierarztpraxis und Reitschule Brigitte Phillips (LV Hessen): In Elbtal-Dorchheim bei Limburg möchte Pferdewirtin Saskia Nies auf der Reitanlage von Tierärztin Brigitte Philipps die seit 2013 bestehende Reitschule um spezielle Angebote für vier- bis zwölfjährige Kinder erweitern. Auf der Anlage, die auch als „Lindenhof“ bekannt ist, sind neben zwei Shetland- und zwei Endmaß-Ponys aktuell vor allem Großpferde als vierbeinige Lehrmeister vorhanden. Die werden in kleinen Herden im Offenstall gehalten. Um als einzige Reitschule der Gemeinde mehr Kindern den Zugang zu Pferden zu ermöglichen und in dem Zuge auch Kooperationen um Kindergärten und Schulen aufbauen zu können, müssen weitere Ponys her. Zudem wird ein Theorie- und Aufenthaltsraum benötigt. Ziel ist es, den Reitschülern eine vielseitige Grundausbildung und dabei auch die Teilnahme an Lehrgängen und Turnieren zu ermöglichen.

Birkenhof (LV Rheinland): Stephanie und Bernd Herold leiten seit 2003 den Pferdebetrieb Birkenhof in Nettersheim im Kreis Euskirchen. Die Reitanlage, die mittlerweile 50 Pferde, davon fünf Schulpferde beheimatet, wurde seitdem stetig weiterentwickelt. Reitunterricht wurde bisher vor allem für Erwachsene angeboten, Kinderreitstunden eher sporadisch in Form von Einzelreitunterricht gegeben. Das soll sich mit dem Gründerwettbewerb ändern: Geplant ist, zukünftig an bis zu sechs Wochentagen Kinderreitunterricht anzubieten. Mittelfristig sieht das Konzept dabei eine Erweiterung auf 50 bis 60 junge Reitschüler pro Woche vor. Dazu werden bis zu sechs Ponys benötigt. Auch die seit 2012 bestehenden Kooperationen mit einer Gesamt- und einer Förderschule in Form von Reit-AG´s sollen weiter ausgebaut werden. Um eine kindgerechte Infrastruktur zu schaffen, sollen die Sattelkammer umgebaut und ein Aufenthalts- und Theorieraums errichtet werden.

Reiterverein Graf von Schmettow Weeze e. V. (LV Rheinland): Der am Niederrhein gelegene Verein hat aktuell ca. 240 Mitglieder und bietet seit rund 40 Jahren Reitunterricht an. Bisher war dies auf der vereinseigenen Anlage für Kinder ab sechs Jahren möglich. Um die Nachfrage nach Kinderreitunterricht bedienen zu können, hat sich der Verein zum Ziel gesetzt, das Reitangebot für kleine Kinder auszuweiten und diese bereits ab 4 Jahren aufzunehmen. Dazu sollen ein neues Ponyreitschulkonzept geschaffen und daran anschließend ein rotierendes System etabliert werden, bei dem Kinder fortlaufend aus dem Pony- in den Großpferdeunterricht nachrücken und so dem Verein langfristig erhalten bleiben. Dazu sollen mit Hilfe des Gründerwettbewerbs weitere Ponys sowie Lern- und Unterrichtsmaterialien angeschafft und das Helferkonzept weiter ausgebaut werden. Das vielfältige Vereinsleben in Weeze umfasst auch Aktionen wie Pferdepflegetage, Übernachtungen im Pferdestall, Fahrradtouren, Reiterrallyes, Ausflüge und Reitturniere. Monika Peters, Reitlehrerin und Geschäftsführerin des Vereins, treibt das Projekt Ponyreitschule federführend voran.

Reit- und Ausbildungsbetrieb Walzhof (LV Rheinland-Pfalz): Der Reit- und Ausbildungsbetrieb Walzhof wird seit 2011 von Claudia und Marcus Drautzburg auf einer Anlage in der West-Pfalz geleitet. Seit 2017 befindet sich der Betrieb, der sich ursprünglich der Pensionspferdehaltung und Pferdeausbildung verschrieben hatte, in einem Umstrukturierungsprozess, der Fokus liegt nun vermehrt auf der Reitschule. Dazu sind bereits ein Kurssystem und ein Semesterkonzept für Reitunterricht vorhanden. Dank des Gründerwettbewerbs sollen die bestehenden Ponyreitschulkonzepte nun ausgebaut werden. In einem Gebiet mit hoher Pferdedichte soll so der großen Nachfrage nach Einsteigerkursen und einer kindgerechten Förderung entsprochen werden. Ein Alleinstellungsmerkmal des Betriebs ist es, dass auch Reitschüler auf Schulpferden turniersportlich gefördert werden.

Reitverein Hütherhof St. Wendel-Alsfassen e.V. (LV Saarland): Am Rande der gleichnamigen Kreisstadt ist auf der Anlage der Familie Jacob/Theobald der Reitverein St. Wendel-Alsfassen beheimatet. Dieser umfasst derzeit rund 470 Mitglieder, 33 Lehrpferde bzw. -ponys sowie ein spezielles Ponyführangebot, das gut angenommen wird. Um die große Nachfrage bedienen zu können, sollen in Zukunft zu den vorhandenen fünf Shettys weitere Ponys hinzukommen. Diese werden in einem Aktivstall im Herdenverband gehalten. Jugendwartin Isabell Schorr leitet das Gründerwettbewerbsprojekt, das es sich zum Ziel gesetzt hat, kleine Kinder spielerisch an Ponys heranzuführen und hierzu neue Angebote wie eine Mini-Reitstunde, einen Miniclub und einen Ponyclub schaffen. Hierzu müssen auch neue Trainer gewonnen werden, die auf dem Hütherhof die Chance bekommen, sich fort- und weiterzubilden.

hofpferde Seifertshain (LV Sachsen): Auf dem denkmalgeschützten Vierseitenhof an der Stadtgrenze von Leipzig hat Anne Lau im März 2017 ihre Reitschule gegründet. Die ausgebildete Reittherapeutin unterrichtet derzeit an vier Wochentagen insgesamt 74 Reitschüler, vor allem Kindergarten- und Grundschulkinder. Acht Ponys sind derzeit die tierischen Mitarbeiter in der Reitschule. Sie sollen im Gründerwettbewerbsjahr durch den Kauf von zwei weiteren Ponys verstärkt werden. Projektziel ist es, die Reitschule auszubauen, so dass mindestens 30 neue Kinderreitplätze geschaffen, das reguläre Kursangebot sowie das Ferienkurs- und Lehrgangsangebot erweitert und Schulprojekte etabliert werden. Auch die Reitanlage wird kontinuierlich erweitert und umgebaut. So steht unter anderem noch die Sanierung eines Stallgebäudes an, in dem neue Aufenthalts- und Theorieräume, kindgerechte Sanitäranlagen, eine Küche und Büros entstehen sollen. Langfristig ist auch geplant, selber kleine Hofturniere zu veranstalten.

Equi Fitness (LV Schleswig Holstein): Gut 20 Autominuten sind es vom Hamburger Stadtzentrum aus zu Almut Willmes und ihrer Reitschule Equi Fitness. Aktuell werden dort 50 Reitschüler pro Woche unterrichtet, bald sollen es doppelt so viele sein. Das Angebot in dem kleinen, familiären Reitschulbetrieb, den die Pferdewirtschaftsmeisterin seit 2012 führt, ist breit gefächert. Seit Ende 2017 gibt es die „Ponyzwerge“ für Kinder ab drei Jahren. Der „Ponyclub“ wurde im Jahr 2018 mit einer Gruppe für vier- bis sechsjährige begonnen, aufgrund der regen Nachfrage erweitert und auf Kinder bis zehn Jahren ausgeweitet. Während der Projektlaufzeit des Gründerwettbewerbs sollen nun das Gruppen- und Kursangebot noch weiter ausgebaut und das Unterrichtsmaterial für einen kreativen Reitunterricht aufgestockt werden.

Reit- und Fahrverein Friesoythe e.V. (LV Weser-Ems): Der Vorstand rund um die Projektverantwortliche Jennifer Haneke hat sich zum Ziel gesetzt, den Bereich der Frühförderung im Reitunterricht auszubauen. In dem 1953 gegründeten Verein wurde vor einem Jahr begonnen, Angebote für Kinder ab vier Jahren einzuführen. Die große Nachfrage bestätigt diesen Entwicklungsschritt. Nun gilt es, mit Blick auf Ponybestand, Anzahl und Qualifikation der Ausbilder, Stundenkontingent und neue Unterrichtskonzepte im Reitschulmanagement weitere Schritte zu gehen. Neue Mini-Angebote sollen einen Übergang zwischen den Mini-Longenstunden und den regulären Gruppenreitstunden schaffen. An verschiedenen Stationen sollen Kinder den Umgang mit Ponys erlernen können und spielerisch erste Reiterfahrungen sammeln. Insgesamt ist der Reitverein mit seinem Angebot breit aufgestellt und hat erst im Frühjahr 2018 nach Umbaumaßnahmen einen neuen Stalltrakt feierlich eingeweiht.

Pensions- und Ausbildungsstall Michael Brautmeier (LV Westfalen): In dem Pensionsstall in Delbrück bei Paderborn soll der Unterrichtsbetrieb für Kinder ab vier Jahren ausgebaut werden. Hierzu gilt es, passende Ponys zu finden und mehr Reitstundenplätze zu schaffen, da im Betrieb der Familie Brautmeier aktuell die Nachfrage nach Unterricht für kleine Kinder die bisherigen Kapazitäten übersteigt. Dem Betrieb rund um Michael Brautmeier, der die Einsteller betreut und Springunterricht erteilt, sowie Britta Brautmeier, die sich darauf fokussiert, die Reitschule auszubauen, ist die Vermittlung der klassischen Reitlehre wichtig. In den 2017 eingeführten Bambini-Kursen für Kinder ab zwei Jahren in Begleitung ihrer Eltern stehen jedoch Spaß, Sicherheit und ein altersgerechtes Programm im Vordergrund. Über die Ponyangebote finden häufig auch Eltern den Wiedereinstieg in den Reitsport und werden durch entsprechende Angebote abgeholt. In der Projektlaufzeit möchte der Betrieb vor allem an der die Unterrichtsangebote weiterentwickeln und den Reitbetrieb neu strukturieren.

Weitere Informationen zum Gründerwettbewerb für Ponyreitschulen gibt es unter www.pferd-aktuell.de/gruenderwettbewerb.

Stand: 30.11.2018