Deutsche Reiterliche Vereinigung
07.08.2022 | 22:15 Uhr | Uta Helkenberg

WM Herning: Deutsche Doppelvoltigierer auf Medaillenkurs

Chiara Congia und Justin van Gerven übernehmen die Führung im Pas de Deux

Chiara Congia und  Justin van Gerven. Foto (c) D. Kaiser

Chiara Congia und Justin van Gerven. Foto (c) Daniel Kaiser

Herning/DEN (fn-press). Bei den Weltmeisterschaften im dänischen Herning haben die deutschen Pas-de-Deux-Voltigierer Kurs auf Gold und Silber genommen. Auch die Einzelvoltigierer liegen weiter auf Medaillenkurs, wenngleich Frankreich sowohl bei den Herren als auch den Damen weiter die Führung innehat. Die Entscheidung sowohl im Einzel- als auch Gruppenvoltigieren fällt am Montag in der abschließenden Kür.

In der Damenkonkurrenz war die Französin Manon Matinhou nach der Pflicht auch im Technikprogamm das Maß der Dinge und führt mit 8,630 Punkten den Zwischenstand vor der abschließenden Kür an. Dahinter ordnet sich Championatsneuling Julia Sophie Wagner aus Leipzig mit Giovanni und Longenführerin Katja Wagner ein. Die 24-Jährige nimmt 8,310 Punkte mit ins Kürfinale. Das beste Technikprogramm aus deutscher Sicht zeigte allerdings Kathrin Meyer (Hamburg), vorgestellt von Gesa Bührig auf Capitain Claus. Die Mannschaftsweltmeisterin mit dem Team Fredenbeck im vergangenen Jahr erhielt die Note 8,377 und rückte mit 8,265 Punkten auf den vorläufigen Platz drei vor. „Ich bin sehr zufrieden mit meinem Programm heute und auch mein Pferd und meine Longenführerin haben einen super Job gemacht“, sagte sie. Sie sei vorher auch relativ entspannt gewesen. „Sobald ich anfangen kann, mich vorzubereiten, komme ich so in meine Routine hinein. Dann war ich in meinem Fokus und habe mich einfach nur darauf gefreut, in diese coole Arena einlaufen zu können.“

Pech aus deutscher Sicht hatte Alina Roß. Ihr Pferd Baron R war wie schon in der Pflicht schneller als sonst unterwegs gewesen. Zwar gelang es der Sportpolizistin vier der fünf vorgeschriebenen Technikelemente gekonnt zu platzieren, für den Bodensprung in den Schulterstand rückwärts gab es jedoch keine Punkte, da Baron zu dieser Zeit kurz im Außengalopp und dann für wenige Tritt in Trab gefallen war. Zudem kam sie beim Abgang etwas aus der Balance und musste kurz an den Boden fassen – auch das kostete. Für ihr Technikprogramm gab es daher die Note 7,095, was zusammen mit der guten Pflicht 7,730 Punkte bedeutet, Platz elf im Zwischenstand.

Welche entscheidende Rolle das Pferd auch im Voltigieren spielt, zeigte sich übrigens am Beispiel der WM-Dritten von 2021, Eva Nagiller aus Österreich. Ihr Pferd Lavalino war sichtlich von der Kulisse des Stadions in der Jyske Bank Boxen beeindruckt, schoss im Galopp und gab seiner Voltigiererin kaum eine Chance, ihr Können zu zeigen. Als Letzte im Zwischenstand sind ihre Chancen auf Verteidigung ihres Vorjahreserfolgs vorzeitig dahin.

Herren: Titelverteidiger Leclezio erneut unschlagbar
Bei den Herren rückte das deutsche Trio nach dem Technikprogramm noch näher zusammen. Das beste Zwischenergebnis nimmt Julian Wilfling mit in die abschließende Kür. Für den ehemaligen Junioren-Vizeeuropameister aus dem bayerischen Untermeitingen ist es der erste Start bei einem Seniorenchampionat. Mit den Noten 8,506 in der Pflicht und 8,647 für sein Technikprogramm erzielte er sein bislang höchsten Noten startet er mit 8,577 Punkten von Platz vier in die abschließende Kür. „Ich kann gar nicht sagen, ob es besser war als in Aachen. Ich habe einfach mein Ding gemacht. Erst am Jubel des Publikums habe ich gemerkt, dass es wohl gut war“, sagte der 26-Jährige, der in Herning mit dem Schimmel Aragorn und Longenführer Alex Zebrak am Start ist.

Zwei Plätze gutmachen konnte Jannik Heiland (Wulfsen), der in der Pflicht noch etwas unter seinen Möglichkeiten geblieben war (8,416), das sein langjähriger Partner Dark Beluga FRH (Longenführerin Barbara Rosiny) etwas flott unterwegs gewesen war. Mit der Note 8,713 erzielte er das zweitbeste Technikergebnis und rangiert nun im Zwischenstand mit 8,565 Punkten auf Platz fünf. „Im Vergleich zu gestern war das wie Tag und Nacht“, sagte der noch amtierende Vizeweltmeister. „Da war Beluga ein bisschen angespannt, an sich ist er das verlässlichste Pferd, das ich kenne. Heute war er wieder so wie immer. Ein paar Kleinigkeiten waren natürlich da, ganz zufrieden war ich nicht, aber sagen wir zu 95 Prozent.“

Ein paar kleine Schönheitsfehler wies das Technikprogramm von Thomas Brüsewitz (Köln) auf. „Da war zum Beispiel eine kleine Unwucht vor dem Flick-Flack, das sind so Kleinigkeiten“, erklärt Co-Bundestrainer Kai Vorberg. In der Pflicht hatte der Kölner mit Eycatcher (Longenführerin Alex Knauf) noch das beste Ergebnis des deutschen Herren-Trios erzielt, nach dem Technikprogramm musste er dann seinen Kollegen den Vortritt lassen. Allerdings geht es nur um Tausendstel, die im Voltigieren am Ende allerdings entscheidend sein können.

Mit Abstand auf Goldkurs liegt nach wie vor der für Frankreich startende dreimalige Weltmeister Lambert Leclezio, der mit einem souverän dargebotenen Technikprogramm erneut eine Wertnote über Neun erzielte: 9,221. Damit nimmt er 9,231 Punkte mit ins Kürfinale. Mit Abstand – 8,642 Punkte – folgt sein Landsmann Quentin Jabert, im vergangenen Jahr Vierter bei den WM in Budapest, auf Platz zwei. Auf den dritten Platz turnte sich der erst 16-jährige Shooting Star der Szene, Sam do Santos. Der mittlerweile schon nicht mehr zu den Geheimfavoriten zählende junge Niederländer nimmt 8,585 mit ins Finale und liegt damit nur einen Wimpernschlag vor den drei deutschen Voltigierern. Der Kampf um die Medaillen bleibt also bis zuletzt spannend.

Pas de Deux: Deutsche Domäne
Wie Lambert Leclezio bei den Herren, spielte auch das Kölner Duo Chiara Congia und Justin van Gerven im Pas de Deux gefühlt in einer anderen Liga. Zu den Klängen von „Black Magic Woman“ zelebrierten sie eine Kür mit Wow-Effekt und erhielten für Artistik und Technik Noten über 9, am Ende wurde daraus die Note 8,863. Einen Top-Einstand gaben auch Diana Harwardt und Peter Künne bei ihrer ersten WM in Herning, vorgestellt von Hendrik Falk auf DSP Sir Laulau. Mit der Wertnote 8,626 bestätigten die beiden ihre diesjährigen Erfolge und die Nominierung für Herning. Mit deutlichen Abstand rangiert das italienische Doppel – Rebecca Greggio und Davide Zanella – auf Rang drei (8,198). Die Entscheidung im Pas de Deux fällt am Mittwochvormittag im zweiten Kürdurchgang. 

Alle Informationen zur WM, den Teams, Wettkampf- und TV-Zeiten gibt es unter www.pferd-aktuell.de/wm2022

 

Stand: 07.08.2022