Deutsche Reiterliche Vereinigung
29.08.2021 | 07:00 Uhr | fn-press

WM Voltigieren: Gold und Silber im Pas de Deux

Derks/Kay und Congia/van Gerven sorgen für maximale Ausbeute in Budapest

Budapest/HUN (fn-press). Auch der zweite Entscheidungstag der Voltigier-Weltmeisterschaften im ungarischen Budapest brachte den deutschen Voltigierern um Bundestrainerin Ulla Ramge (Warendorf) die maximale Ausbeute – wie schon am Vortag mit Gold im Nationenpreis. Im Finale des Pas-de-Deux-Wettbewerbs siegten Janika Derks (Dormagen) und Johannes Kay (Neuss) vor Chiara Congia und Justin van Gerven (beide Köln). In den Einzeldisziplinen stand das Technikprogramm auf dem Plan.

Zwei Paarungen dürfen eine Nation bei kontinentalen Titelkämpfen im Doppelvoltigieren vertreten. Traditionell sind die schwarz-rot-goldenen Vertreter dabei stark unterwegs. So auch in diesem Jahr in der „National Riding Hall“ mitten im Zentrum von Budapest. Am Ende des zweiten Wettkampftages gab es nach zwei Kürdurchgängen ein eindeutiges Ergebnis zu Gunsten der deutschen Athleten. In der Donau-Metropole sicherten sich die „German Eagles“ die beiden obersten Podeste.

Besonders überzeugen konnten Janika Derks und Johannes Kay. Die Athleten vom RSV Neuss-Grimlinghausen hatten sich gemeinsam mit ihrem 14-jährigen Oldenburger Humphrey Bogart OLD und Longenführerin Nina Vorberg bereits im ersten Durchgang mit 8,788 Punkten in eine hervorragende Ausgangslage gebracht. Im Finale konnten sich die Rheinländer dann noch einmal steigern und kamen in der Tageswertung auf 9,083 Punkte. Das machte im Endergebnis 8,936 Zähler und somit den deutlichen Sieg.

„Janika und Johannes haben zwei super Runden abgeliefert. Heute gab es einen kleinen Haken, aber der war auf jeden Fall kleiner als der in der ersten Runde“, analysierte die langjährige Trainerin des Duos, Jessica Lichtenberg. Die FN-Voltigiermeisterin war vor allem beeindruckt von Johannes Kay. Der hatte nämlich während der Kür seinen rechten Voltigierschuh verloren, unbeeindruckt weitergeturnt und war am Ende sogar einen freien Radabgang gesprungen. Lichtenberg: „Es war eine sehr saubere Kür. Turnerisch sind die beiden sehr stark und haben es sich verdient.“ Die Goldmedaille ist für Lichtenberg eine völlig neue Ebene: „Es bedeutet mir extrem viel, die beiden so einen Titel nach Hause fahren zu sehen. Mein Anteil an diesem Doppel in diesem Jahr ist verschwindend gering. Aber das ist das Geniale daran. Man sieht, dass Athleten erwachsen werden und lernen, alleine zurecht zu kommen und ihr eigenes Ding machen. Das finde ich eigentlich das Schöne daran. Ich habe Janika und Johannes nun ein paar Jahre begleitet und die Kür von diesem Jahr ist jetzt komplett ihr eigenes Werk und damit haben sie sich emanzipiert und das freut mich am meisten.“

Johannes Kay, der mit der ersten Kür noch recht zufrieden war, beschreibt den Finaldurchgang als echte Tortur: „Der finale Durchgang war ehrlich gesagt vom Feeling her nicht so toll. Direkt nach dem Aufgang hatte ich mir den Schuh halb ausgezogen und mir wurde ziemlich schnell bewusst, dass ich ihn ausziehen muss, weil ich ihn nicht mehr anbekommen würde. In diesem Moment macht man sich dann Gedanken, an welcher Stelle der Kür der beste Moment ist und ich muss gestehen, dass ich ehrlich gesagt, nicht so der Fan von Multitasking bin. Aber heute musste es mal so laufen.“ Janika Derks sah die Umstände derweil entspannter: „Ich war mir sicher, dass er es trotzdem schafft.“ Stolz waren beide vor allem auf Humphrey Bogart OLD, der eine super Runde ablieferte und sich auch nicht vom Schuh ablenken ließ, der mitten auf der Zirkelbahn lag.

Ein klein wenig besser als Derks und Kay war im zweiten Durchgang nur die deutsche Konkurrenz: Chiara Congia und Justin van Gerven sicherten sich mit ihrem 13-jährigen Hannoveraner Highlight sowie Longenführerin Alexandra Knauf die Bestwertung von 9,092 Punkten. Aufgrund eines abzugsträchtigen Sturzes im ersten Durchgang (8,199) blieben die amtierenden Europameister vom Team NORKA des VV Köln-Dünnwald jedoch deutlich hinter Derks und Kay und freuten sich mit gesamt 8,646 Punkten über die Silbermedaille.

Bundestrainerin Ulla Ramge zeigte sch über die Leistung von beiden Pas-de-Deux begeistert: „Es war eine große Freude und ein großer Genuss, diese Leistungen anzuschauen. Das haben auch die anderen Nationen neidlos anerkannt. Ein großes Lob haben wir neben den turnerischen Leistungen auch für unsere Pferde erhalten. Das freut mich besonders, denn Voltigieren ist Pferdesport und Pas-de-Deux auf diesem Niveau hätte auch das Potenzial, olympisch zu werden.“

Auf Rang drei landeten die starken Amerikaner Haley Smith und Daniel Janes, die die globalen Titelkämpfe mit ihrem Pferd Diva (extra aus Kalifornien eingeflogen) und Longenführerin Carolyn Bland mit insgesamt 8,469 Punkten beendeten und am Finaltag auf 8,845 Zähler kamen. Rang vier ging an die Österreicherinnen Romana Hintner und Eva Nagiller (8,12), gefolgt von den Schweizerinnen Jana und Alicia Bartschi (7,879).

EInzelwertung: Jannik Heiland und Janika Derks weiter auf Medaillenkurs
Die erste Prüfung des vorletzten Wettkampftages hatte bei den Herren angestanden. Hier waren die besten 15 Männer aus der Qualifikationsrunde (Pflicht und Kür) in der ersten Prüfung des zweiten Umlaufes – dem Technikprogramm – angetreten. Bei der einminütigen Kür, in die fünf vorgeschriebene Elemente aus diversen Anforderungen (unter anderem Sprungkraft und Beweglichkeit) integriert werden müssen, setzen sich traditionell die stärksten Voltigierer noch einmal vom Rest des Feldes ab und unterstreichen ihre besondere Klasse. So auch dieses Mal.

Herausragend präsentierte sich einmal mehr der amtierende Welt- und Europameister Lambert Leclezio. Der 24-jährige Franzose, der bereits die Pflicht und die Kür gewinnen konnte, setzte sich auch im dritten Wettbewerb klar an die Spitze des Feldes und erhielt auf seine Darbietung herausragende 9,083 Punkte. Die zweitbeste Performance des Tages zeigte Jannik Heiland. Der 28-Jährige aus Wulfsen voltigierte auf dem 18-jährigen Hannoveraner Dark Beluga – longiert von Barbara Rosiny – zu 8,659 Punkten und verwies damit den Franzosen Theo Gardies auf Rang drei (8,538). „Im Großen und Ganzen bin ich auf jeden Fall ziemlich zufrieden mit dem Technikprogramm. An ein, zwei Stellen musste ich ein bisschen arbeiten, zum Beispiel bei der Technikrolle, die generell nicht so meine Lieblingsübung ist. Da musste ich mich schon etwas zusammenreißen. Aber insgesamt hat es Spaß gemacht. Mal wieder ein richtiges Turnierfeeling mit Zuschauern – das war schon cool und das habe ich auch genossen“, berichtete Heiland.

Sein Teamkollege Thomas Brüsewitz aus Köln, der nach der ersten Runde auf Platz sieben liegt, konnte mit seinem Technikprogramm etwas Boden gutmachen. Der 27-Jährige landete mit seinem 12-jährigen KWPN-Wallach Eyecatcher und Longenführerin Alexandra Knauf auf Platz fünf (8,047).

Bei den Damen sicherte sich die Österreicherin Eva Nagiller den Tagessieg mit 8,59 Punkten vor ihrer Teamkollegin Jasmin Lindner (8,454). Platz drei ging an Janika Derks. Die 31-Jährige kam mit ihrem 18-jährigen Hannoveraner Dark Beluga – longiert von Barbara Rosiny – auf 8,41 Punkte und rangierte damit vor der Französin Manon Moutinho (8,229). Platz fünf sicherte sich die jüngste Athletin im deutschen Team: Alina Roß voltigierte mit DSP San Zero und Longenführerin Marion Schulze zu 8,112 Punkten. Damit lag die 20-Jährige noch vor der amtierenden Europameisterin Katharina Luschin (7,988) und der Schweizerin Marina Mohar (7,982). Hannah Steverding aus Herxheim landete in der Tageswertung auf Platz elf. Die 22-jährige Sportsoldatin voltigierte mit ihrem Pferd Royal Flash und Longenführerin Sophie Kuhn zu 7,414 Punkten. FN/Daniel Kaiser

So geht es weiter: 
Am Sonntag, 29. August. fallen drei Medaillen-Entscheidungen. Ab 10.30 Uhr ermitteln die Teams ihren Weltmeister anno 2021 – das Team Fredenbeck um Longenführerin und Trainerin Gesa Bührig startet um 11.09 Uhr. Ab 13.30 Uhr ermitteln die Top 15 Herren den Weltmeister. Um 15.30 Uhr folgen abschließend die Damen.

Hier gibt es die Ergebnisse. Weitere Informationen unter www.budapestvaulting2021.com/en

Stand: 29.08.2021