Deutsche Reiterliche Vereinigung
05.07.2021 | 15:15 Uhr | fn-press

WM-Sichtung Voltigieren: Fredenbeck setzt sich erneut durch

Team von Gesa Bührig vor Köln und Ingelsberg / weitere Siege für Alina Roß und Jannik Heiland

Warendorf (fn-press). Die Sieger der dritten Sichtung für die Weltmeisterschaften im ungarischen Budapest (24. bis 29. August 2021) heißen Fredenbeck (Landesverband Hannover), Alina Roß (Mecklenburg-Vorpommern) und Jannik Heiland (Hannover). Diese Voltigierer setzten sich am vergangenen Wochenende am Bundesleistungszentrum in Warendorf vor den Augen von Bundestrainerin Ulla Ramge und der AG Spitzensport des DOKR gegen die hochkarätige Konkurrenz durch.

Das mit Spannung erwartete erneute Aufeinandertreffen der besten deutschen Voltigiermannschaften entschied das Team Fredenbeck für sich. Die Mannschaft vom Landesverband Hannover dominierte die letzte der drei Sichtungsturniere in allen drei Wertungsdurchgängen. Das Team von Trainerin und Longenführerin Gesa Bührig startete aufgrund des verletzungsbedingten Ausfalls ihres Vierbeiners Claus mit Ersatzpferd Captain Claus und kam auf 7,976 Punkte in der Pflicht und damit bereits auf einen Abstand von über sechs Zehntel auf die Konkurrenz. Mit den beiden folgenden Küren untermauerten die Deutschen Meister von 2018 dann ihren derzeitigen Status und kamen mit ihrer Kür zum Thema „Unleash yourself" (Lass dich entfesseln) auf 8,966 und 8,901 Punkte. Das machte in der Endabrechnung 8,614 Punkte und den deutlichen Sieg. Im Anschluss an den Wettkampf wurde die Gruppe erstmals für das Championat nominiert. Bundestrainerin Ulla Ramge: „Es war wieder ein Genuss, die Kür anzuschauen. Dass die Mannschaft auf zwei Pferden eine solche Leistung abrufen kann, ist etwas ganz Besonderes. Es war eine klare Nominierung.“ Auch Gesa Bührig war stolz und zufrieden mit ihren Athleten. Nach den Vorleistungen hatten die Hannoveraner mit einer Nominierung gerechnet. „Wenn es dann aber wirklich offiziell ausgesprochen wird, ist das nochmal etwas ganz Spezielles“. Vor etwa zehn Jahren hatte die heute 35-Jährige angefangen, den Voltigiersport in Fredenbeck zu professionalisieren. „2011 haben wir wirklich ernsthaft angefangen, an großen Zielen zu arbeiten. 2012 waren wir dann erstmals auf einer Deutschen Meisterschaft und haben erste kleinere Erfolge gefeiert. Da habe ich angefangen daran zu glauben. In den vergangenen Jahren war es oftmals sehr knapp, jetzt hat es gereicht. Wir sind sehr glücklich“, berichtete Bührig, die ihrem Team und den Pferden nun ein paar Tage Pause gönnt, bevor es in die unmittelbare Vorbereitung auf das Championat geht.

Platz zwei zur dritten Sichtung ging an das Team NORKA Automation des VV Köln-Dünnwald. Die Rheinländer um Longenführer und Trainer Patric Looser kamen mit Pferd Calidor in der Endabrechnung auf 8,194 Punkte und landeten in der finalen Kür mit 8,849 Zählern nur knapp hinter Fredenbeck. „Wir waren sehr zufrieden mit der abschließenden Kür“, resümierte Looser. Platz drei ging an das Team Ingelsberg. Die Bayern um FN-Voltigiermeister und Longenführer Alexander Hartl, die zur zweiten Sichtung auf Rang zwei gelandet waren, kamen diesmal mit ihrem Pferd Lazio auf 8,119 Punkte und wurden als Reserve-Team nominiert. Ulla Ramge: „Die beiden Gruppen liegen sportlich ganz eng beieinander und haben Weltklasse-Küren. Die Entscheidung für Ingelsberg als Reserve fällt aufgrund der Tatsache, dass Lazio das erfahrenere Pferd ist und konstantere Durchgänge gezeigt hat.“ Die Bundestrainerin betonte: „Dass wir drei Teams auf diesem hohen Niveau haben, da bin ich schon sehr dankbar.“

Vor dem internationalem Richtergremium in Warendorf hinterließ Jannik Heiland bei den Herren zur dritten und abschließenden Sichtung in der Dressurhalle des DOKR ebenfalls einen bleibenden Eindruck. Zur erste Sichtung musste der 28-Jährige aus Wulfsen noch verletzungsbedingt auf einen Start verzichten. Beim zweiten Einladungsturnier in Warendorf war der Vize-Weltmeister von 2018 dann auf Rang drei gelandet. Nun war der Vize-Europameister von 2019 schließlich wieder voll und ganz in Harmonie mit seinem Pferd Dark Beluga und Longenführerin Barbara Rosiny. Das Erfolgs-Gespann startete mit Platz drei in der Pflicht in den Wettkampf und schob sich anschließend mit den Siegen in Technikprogramm (8,137) und der Kür (8,706) auf den ersten Platz vor. Damit verbuchte Heiland in der Endabrechnung 8,389 Zähler und den deutlichen Sieg. „Das Turnier war für Jannik erst der zweite Wettkampf und es war klar zu sehen, dass er wieder in die Wettkampfsituation hineinfindet. Er kam mehr zu Präzision, harmonierte mehr mit dem Pferd und konnte sich besser auf seine Höchstschwierigkeiten konzentrieren. Das war eine klare Steigerung“, stellte Ulla Ramge fest.

Rang zwei ging an Jannis Drewell. Der Westfale, der während der Veranstaltung seinen 30. Geburtstag feierte, landete zum dritten Mal auf Rang zwei. Mit seinem zwölfjährigen Oldenburger Qualimero OLD und Longenführerin und Mutter Simone Drewell verbuchte der Europameister der Heim-EM von Aachen 2015 unter anderem durch seine Kür zur Bon-Jovi Power-Ballade „Always“ insgesamt 8,166 Punkte. Rang drei sicherte sich Thomas Brüsewitz aus Köln. Der 27-Jährige vom Team NORKA des VV Köln-Dünnwald, der die ersten beiden Sichtungen gewonnen hatte, kam diesmal mit seinem zwölfjährigen KWPN-Wallach Eyecatcher und Longenführerin Alexandra Knauf auf 8,056 Punkte. „Dass er super drauf ist und sehr gut aus dem Wintertraining und der Corona-Zeit gekommen ist, das hat er über alle drei Turniere hinweg gezeigt. Für ihn stehen jetzt noch kleinere Hausaufgaben an“, sagte Ramge.

Platz vier erturnte sich Julian Wilfling aus Untermeitingen. Der 25-jährige Bayer kam mit Pferd For Ever und Longenführer Alexander Zebrak auf total 7,707 Punkte. Nicht an den Start gehen konnte Viktor Brüsewitz. Der 31-Jährige aus Wulfsen bei Hamburg war bei der ersten Sichtung auf Platz drei und zur zweiten Sichtung auf Rang vier gelandet und musste seine Teilnahme an der WM-Sichtung schweren Herzens aufgrund des Ausfalls seines Pferdes absagen und sich auf den Start mit dem Team Fredenbeck konzentrieren. Ulla Ramge: „Viktor spielt eine ganz wichtige Rolle in der Mannschaft. Ich bin überzeugt davon, dass es ihm gelingen wird, diese Aufgabe in vollem Umfang zu erfüllen.“

Auch bei den Damen waren nicht alle Kandidatinnen am Start. Die 31-jährige Ausnahme-Voltigiererin Janika Derks vom RSV Neuss-Grimlinghausen, Siegerin der ersten beiden Sichtungsturniere, verzichtete zur Schonung ihres 18-jährigen Hannoveraners Dark Beluga auf einen Start. Feliciano, das Pferd von Regina Burgmayr, zeigte während der Wettkampfvorbereitungen Taktunreinheiten, weshalb die Bayerin auf den Wettkampf verzichtete. Daraus ergab sich ein Dreikampf, den nach drei Durchgängen schließlich Alina Roß aus Userin für sich entschied. Die 20-Jährige vom Landesverband Mecklenburg-Vorpommern siegte in allen drei Umläufen (Pflicht, Technikprogramm und Kür). In der Endabrechnung verbuchte die jüngste Teilnehmerin der Damen-Konkurrenz, die seit vergangenem Jahr Mitglied der Sportfördergruppe der Polizei Mecklenburg-Vorpommern ist, mit dem 16-jährigen Brandenburg-Anhaltiner San Zero und Longenführerin Marion Schulze 8,064 Punkte. Auf Rang zwei landete Pauline Riedl. Die 27-Jährige vom Reitverein Aachen kam mit ihrem Longenführer Maik Husmann und ihrem Pferd William II auf total 7,744 Punkte. Enttäuschung gab es bei Hannah Steverding aus Herxheim. Die 22-jährige Sportsoldatin, die nach einer verpatzten ersten Sichtung beim zweiten Vergleich mit Rang zwei geglänzt hatte, kam diesmal auf Rang drei und ärgerte sich vor allem über einen Sturz in der Kür. Mit ihrem 15-jährigen Hannoveraner-Fuchs Royal Flash und Longenführerin Sophie Kuhn verbuchte das Gespann aus Rheinland-Pfalz insgesamt 7,473 Punkte, wurde aber dennoch für die WM in Budapest nominiert. „Wir haben mit Alina und Hannah zwei junge Voltigiererinnen, die sich allmählich an die Weltspitze heranarbeiten und die wir nun erstmals mitnehmen. Das ist ganz klar auch eine Investition in die Zukunft. Ich bin sicher, dass Hannah mental ihren Weg findet, um ihre Leistung auch konstanter in den Wettkampf bringen zu können“, sagte Ulla Ramge. Beeindruckt zeigte sich die 58-Jährige auch von Pauline Riedl. „Pauline hat sich nach einem Vereins- und Pferdewechsel durch eine schwere Zeit gekämpft und aus ihrer persönlichen Situation das Maximale herausgeholt.“

Im Pas-de-Deux sorgte das Duo Janika Derks (31) und Johannes Kay (26) vom RSV Neuss-Grimlinghausen für den dritten Sieg im dritten Sichtungsturnier . Die Rheinländer, die bei der EM 2019 in Ermelo bereits Silber gewonnen hatten, zeigten mit ihrem 14-jährigen Oldenburger Humphrey Bogart OLD und Longenführerin Nina Vorberg noch einmal ein Stück mehr Harmonie als zu den vorangegangenen Turnieren und kletterten von 8,757 Punkten (1. Sichtung) über 8,97 Punkte (2. Sichtung) nun erstmals über die Marke von neun Punkten. 9,108 Zähler verbuchten die Ausnahme-Voltigierer nach zwei Umläufen, bei denen sie ihre abstrakt gehaltene Kür-Choreografie präsentierten. „Inspiriert hat uns der Moment, wenn nach einem starken Gewitter die ersten Sonnenstrahlen wieder hervorkommen“, erläuterte Kay. Platz zwei erturnten sich Justin van Gerven (25) und Chiara Congia (23). Die Rheinländer vom Team NORKA des VV Köln-Dünnwald, die in Ermelo 2019 den EM-Titel gewonnen hatten, kamen mit ihrem Pferd Highlight HE und Longenführerin Alexandra Knauf auf 8,544 Punkte. Diana Harwardt (20) und Peter Künne (20) vom Landesverband Berlin-Brandenburg waren  bei der letzten Sichtung nicht am Start. Nominiert für Budapest wurden Derks und Kay sowie Gerven und Congia. Ulla Ramge: „Janika und Johannes sind hier bei der dritten Sichtung noch einmal mehr in Harmonie gekommen und auch das Pferd hat dank des Verdienstes von Nina Vorberg deutlich die volle Qualität zeigen können. Damit wurde hier bereits die Marke von neun Punkten erreicht und ich habe auch den Eindruck, dass Chiara und Justin ebenfalls auf dem Weg in diese Regionen sind, obwohl sie ja mit ihrer Stute Highlight gerade die erste Saison bestreiten.“ FN/Daniel Kaiser

Stand: 06.07.2021