Deutsche Reiterliche Vereinigung
27.05.2023 | 20:00 Uhr | Uta Helkenberg

Wiesbaden: Sechster Sieg für Michael Jung

Platz zwei für Julia Krajewski / Calvin Böckmann gewinnt U25-Förderpreis

Michael Jung mit fischerChipmunk FRH. Foto (c) Stefan Lafrentz

Michael Jung gewinnt zum sechsten Mal die Vielseitigkeit beim Wiesbadener Pfingstturnier - 2023 mit fischerChipmunk FRH. Foto (c) Stefan Lafrentz

Michael Jung hat zum sechsten Mal die internationale Vielseitigkeit beim Pfingstturnier im Wiesbadener Schlosspark gewonnen. Als letzter Starter im finalen Geländeritt konnte er sich mit sogar ein paar Sekunden mehr Zeit lassen als erlaubt , ohne seinen Sieg vor Olympiasiegerin Julia Krajewski zu gefährden. Auf dem dritten Platz beendete der Wiesbaden-Debütant Calvin Böckmann das CCI4*-S und sicherte sich damit zugleich die Sonderwertung im U25-Förderpreis Vielseitigkeit.

„Wir hatten hier ganz tollen Sport und haben, glaube ich, unsere Vielseitigkeit super präsentiert“, sagte Jung nach seinem Sieg. Dank einer mit nur 21,3 Minuspunkten bewerteten Dressur und einem fehlerfreien im Springen brachten er und sein Hannoveraner fischerChipmunk FRH ausreichend Vorsprung fürs Gelände als letzte Teilprüfung mit. Beim Ritt durch den Schlosspark und auf der Schlussrunde durch das Springstadion musste es Jung daher auch nicht auf eine Nullrunde ankommen lassen. Er ließ aber auch nichts anbrennen. „Er hatte den Gang drin und richtig Spaß“, sagte er über sein Pferd. Allerdings dürfe man den Kurs in Wiesbaden auch nicht unterschätzen. „Das ist eine toughe Prüfung, da die Zeit so knapp ist, die Kurven so eng sind und viele Hindernisse überraschend kommen“, sagte Jung. Sein Endstand: 23,7 Minuspunkte.

Julia Krajewski saß in Wiesbaden im Sattel des neunjährigen Holsteiners Nickel. Das Paar startete mit zwei nach Dressur und kassierte wie Jung lediglich Zeitfehler im Gelände. Endstand: 29,4 Minuspunkte. Nickel war das Juniorenpferd ihrer Schülerin Sophie Rössel und wurde ihr von dieser zur Verfügung gestellt, da sie sich für längere Zeit in Neuseeland aufhält. „Ich habe ihn schon bei einem Indoor-Event und beim Jump-and-Drive in Aachen geritten. Das hat er immer super gemacht. Er ist ein total ehrliches Pferd und unkompliziert, der immer macht, was er soll“, sagte sie. Im vergangenen Jahr gewannen die beiden bereits ein CCI3*-L, in diesem Jahr wollen sie die Sache noch gezielter angehen. „Nickel macht ernst“, sagte sie schmunzelnd. „Er wird jetzt erst so richtig Sportler und ist noch lange nicht da, wo es mal hingehen kann.“

Auf dem dritten Platz nach Julia Krajewski landete ein Schüler der U25-Bundestrainerin: Calvin Böckmann aus Warendorf. Der 22-jährige Sportsoldat war mit seiner Stute Altair de la Cense der schnellste Deutsche im Gelände – nur eine Sekunde über der erlaubten Zeit (Endstand: 33,7 Minuspunkte). Damit überrundete er Malin Hotopp-Hansen (Gransebieth), die in Wiesbaden ihre aktuelle Serie vorderer Plätze fortsetzen konnte und mit Carlitos Quidditch K Platz vier belegte (37,7 Minuspunkte).

Für Calvin Böckmann war es der erste Start in Wiesbaden. „Als ich das erste Mal durchs Gelände gegangen bin, habe ich schon gefragt, ob ich hier überhaupt richtig bin“, sagte er schmunzelnd. Der Gedanke sei aber schnell wieder verflogen, mit diesem Ausgang der Prüfung habe er jedoch nicht gerechnet. „Mit der Dressur war ich zufrieden, im Springen war es natürlich super mit der Nullrunde, aber dass es heute im Gelände so laufen würde, habe ich nicht erwartet.“ Seine Stute Altair de la Cense ("Ali") und er sind seit sieben Jahren ein Team und: „Wir vertrauen uns blind. Das kam uns hier entgegen“, so Böckmann.

U25-Förderpreis: Böckmann vor Schaaf und Schäfer-Gehrau
Insgesamt hatte Julia Krajewski sechs ihrer Reiterinnen und Reiter den Start in Wiesbaden empfohlen. Als Bester von ihnen sicherte sich Calvin Böckmann die Sonderwertung im U25-Förderpreis, der seit Jahren dank der Unterstützung von Professor Dr. Bernd Heicke finanziell ermöglicht wird.

Gleich zwei Pferde in vorderster Reihe platzieren konnte auch Anna Lena Schaaf. Mit der erst achtjährigen zweimaligen Weltmeisterin der jungen Vielseitigkeitspferde, Lagona OLD (v. Lavagon) belegte die 21-Jährige Platz fünf, mit ihrer Stute Fairytale den sechsten Platz. Letztere begleitete Anna Lena Schaaf bereits durch ihre erfolgreiche Juniorenzeit. Für Juni ist ihr erster gemeinsamer Start bei der „Senioren-DM“ geplant. Da die Sonderwertung im U25-Förderpreis aber nur an jeweils ein Paar vergeben wird, durfte sich Brandon Schäfer Gehrau mit Fräulein Frieda über den dritten Platz freuen. In der CCI4*-S-Wertung wurde der 23-Jährige, der ebenfalls in Warendorf lebt und trainiert, Siebter.

„Wiesbaden war auch Indikator für die EM“
„Es haben sich auch hier in Wiesbaden wieder ein paar junge Leute in Szene gesetzt. Sie haben in Dressur und Springen championatswürdige Leistungen gebracht. Das Gelände ist im Vergleich zu den Vorjahren anspruchsvoller geworden und ich glaube, es ist für Reiter unheimlich wichtig, dass sie einmal so schnell reagieren müssen, um keinen Fehler zu machen und einen Vorbeiläufer zu riskieren. Es ist auf jeden Fall ein Indikator, der mitbewertet wird. Jetzt kommen noch Luhmühlen, Aachen und Jardy und dann fallen die Würfel für die Europameisterschaften in Haras du Pin“, zog Bundestrainer Peter Thomsen die Prüfung sein Fazit von Wiesbaden.

Parcourschef Rüdiger Schwarz verabschiedet sich
Rund 9.000 säumten ersten Schätzungen zufolge die Geländestrecke im Wiesbadener Schlosspark. Gebaut wurde der Kurs wie seit vielen Jahren von Ex-Nachwuchsbundestrainer Rüdiger Schwarz – in diesem Jahr zum letzten Mal. „Er hat es in den ganzen Jahren geschafft, trotz größter Einschränkungen durch die landschaftsrechtlichen Bestimmungen, hier eine super Linienführung auf engstem, Raum hinzubekommen. Und wenn man die Strecke heute gesehen hat, die war wieder ganz anders als im letzten Jahr“, sagte Albert Schäfer, Vorstandsmitglied im Wiesbadener Reit- und Fahrclub und verantwortlich für die Vielseitigkeit und dankte Schwarz für seine Leistung. „Das ist sensationell, mit so einem Parcoursbauer zusammenarbeiten, der solche Strecken auf engstem Raum bauen kann.“ fn-press/Hb

Stand: 16.06.2023