Deutsche Reiterliche Vereinigung
25.09.2022 | 19:00 Uhr | Uta Helkenberg

DAM und DAC Münster: Titel für Hunzelar, Hoffrichter, Vosskötter, Oppermann und Lane

Laub Immobiliengruppe Deutsche Amateur-Meisterschaften waren wieder ein voller Erfolg

Deutsche Amateur-Meister 2022. Foto (c) Equitaris

Alle deutschen Amateur-Meister 2022 und die Medaillengewinner auf einen Blick. Foto (c) Equitaris/TBE

Münster (fn-press). Bereits zum sechsten Mal werden in diesem Jahr Deutsche Amateur-Meisterschaften ausgetragen, zum dritten Mal werden auch die Amateur-Champions auf M-Niveau ermittelt. Zum dritten Mal in Folge ist das Westfälische Pferdezentrum in Münster-Handorf Ausrichter. Das Teilnehmerfeld in Münster war so bunt wie immer. Ob Architektin oder Augenoptikerin, Bürokaufmann oder Diensthundeführerin bei der Polizei, Grundschullehrerin, Immobilienkaufmann oder Schmied, Zahntechniker oder Zeitsoldatin, ob 26 Jahre oder 66 - in jeder Berufssparte und in jedem Alter finden sich pferdebegeisterte Menschen, die neben ihrem Beruf in den Sattel steigen und erfolgreich bis zur mittleren und schweren Klasse auf Turnieren starten. Für sie sind die Laub Immobiliengruppe Deutsche Amateur-Meisterschaften und die Deutschen Amateur-Championate gedacht. Insgesamt wurden fünf Titel vergeben. Neue Deutsche Amateur-Meister sind Nadja Hunzelar (Springen), Franziska Voskötter (Dressur) und Caro Hoffrichter (Vielseitigkeit). Die neuen Amateur-Champions heißen Jessica Lane (Dressur) und Lisa Oppermann (Springen). Gold in den Länderwertungen gingen an die Landesverbände Hessen (DAC) und Rheinland (DAM). Das Fazit von Titelsponsor Malte Laub von der Laub Immobiliengruppe fiel kurz und präzise aus: "Grandioser Sport, tolle Bedingungen, tolles Wetter, zufriedene Gesichter, zufriedene Reiter - da kann man nur zufrieden sein." 

Sie startete als Vorletzte und stand am Ende ganz oben auf dem Treppchen des Deutschen Amateur-Championats Dressur: Jessica Lane mit ihrer dunkelbraunen Hannoveraner Stute Bambina Maxima (v. Bon Bravour). 73,625 Prozent erzielte sie für ihre Kür, die sie „so nebenbei“ hatte vorbereiten lassen. „Dass ich sie jetzt hier wirklich reiten darf, das ist eine Ehre. Es ging eigentlich darum, Spaß zu haben heute. Dass sie so abgeliefert hat, hätte ich nicht gedacht“, sagte sie hinterher. „Wir sind zum ersten Mal in Münster dabei, zum ersten Mal auf einem Übernachtungsturnier überhaupt und sie macht es hier einfach bombastisch.“ Ihre Stute hat Jessica Lane seit vierjährig und selbst ausgebildet. Trotz ihres Namens Bambina Maxima ist sie mit 1,60 Meter nicht die Größte – zumindest äußerlich. „Sie gibt immer alles, ist einfach ein absolutes Traumpferd und auch ein Turnierpferd. Sie liebt diese Atmosphäre, wenn sie das Glöckchen hört, spitzt sie die Ohren und ist einfach immer da und immer positiv. Ein Schatz im Handling und total unkomliziert“, schwärmt die Außendienstmitarbeiterin, die zwar aus Mainz kommt, aber für den Wiesbadener Reit- und Fahrverein und somit den Landesverband Hessen startet. Trainiert wird sie seit Kurzem von Saskia Henn, der sie auch den Sprung auf S-Niveau zu verdanken habe, wie sie sagt.

In der Finalqualifikation noch auf Platz eins, landete Antje Tepel vom Landesverband Westfalen mit ihrer Samba- und Mambo-Kür auf Platz drei. Das bedeutete am Ende die Silbermedaille für die Diplom-Kauffrau und Geschäftsführerin aus Hamm und ihren Westfälischen Rock Forever-Sohn Raffaello Santi S. Den zweiten Platz in der Kür belegte Janna Gebauer-Jochheim aus Berlin. Die 27-jährige Studentin und ihre Oldenburger Fidertanz-Tochter TI Feel the Rhytem hatte erst über das Kleine Finale den Weg in die Kür gefunden. Am Ende verpasste sie knapp den Platz auf dem Treppchen und wurde Vierte. Über die Bronzemedaille durfte sich eine weitere Reiterin aus Hessen freuen: Svenja Deußer aus Büttelborn. "Das ist super. Ich bin völlig ohne Erwartungen hierhergekommen" sagte die 36-jährige gelernte Industriekauffrau, eine angeheiratete Cousine von Daniel Deußer und "die einzige Dressurreiterin in einer Springreiterfamilie". Sie war mit ihrem Hannoveraner Hengst Conroy GT (v. Chacco Chacco) Dritte in der Finalqualifikation gewesen und landete im Kür-Finale zu Klängen von „Cold as Ice“ auf Rang sechs. 

Die erste Deutsche Amateur-Meisterin Vielseitigkeit, die zusammen mit den Meistern der anderen olympischen Disziplinen gekürt wurde, ist Caro Hoffrichter. Die 31-jährige Rechtsanwältin aus Duisburg war mit gleich zwei Pferden in der offen ausgeschriebenen internationalen Vielseitigkeitsprüfung (CCI3*-S) am Start. Mit Lucky van het Trappershof startete sie als Führende nach Dressur und Gelände ins abschließende Springen und war mit einem Endstand von 31,7 Minuspunkten nicht zu schlagen. Ebenfalls fehlerfrei kamen Laura Jahn aus Neu Duvenstedt mit Sööte Deern (33,9) und die Politikwissenschaftlerin Elena Otto-Erley aus Warendorf mit Finest Fellow ins Ziel (36,8). Sie gewannen damit Silber und Bronze.

„Natürlich wünscht man sich das, es sind ja immer so viele Gute dabei. Das ist schön, wenn man zuhause im Job mal sagen kann, jetzt hat es mal richtig gut geklappt. Wenn man dann Deutscher Amateur-Meister wird, ist das ja schon etwas, was man sehr gut vorzeigen kann. Klar, wünscht man sich das, aber es geht eben nicht auf Knopfdruck und es sind ja immer drei Teilprüfungen, die klappen müssen. Deswegen bin ich total zufrieden, beide Pferde waren total spitze und haben sich keine Fehler erlaubt an diesem Wochenende“, sagte die Siegerin Caro Hoffrichter. Dass sie in Münster dabei war, war eher Zufall. „Aber wir sind alle sehr begeistert, dass das jetzt hier stattfand. So mit den Spring- und Dressurreitern zusammen, das war schon ein ganz anderes Flair. Es hat richtig Spaß gemacht, eine ganz tolle Veranstaltung“, sagte sie. „Wenn das alles zusammen ist, hat man auch das Gefühl, dass es was Besonderes ist.“ Eine Fortsetzung ist also erwünscht.

Die Länderwertung, die in diesem Jahr nach DAC und DAM getrennt vergeben wurde, ging im Deutschen Amateur-Championat an den Landesverband Hessen, der die Sieger sowohl in der Dressur als auch Springen stellte. Auf dem Silberrang landete der gastgebende Verband Westfalen, gefolgt vom LV Hannover auf dem Bronzerang. Für diesen punktete Dressurreiterin Katharina Knösel (Lamspringe) mit Lemberger sowie Springreiterin Marlies Struck (Gusborn) mit Asti*s First.  

Noch einmal richtig spannend wurde es im Finale des Deutschen Amateur-Championats Springen. Superschnell und fehlerfrei waren in der Siegerrunde Lisa Kleine Lamping und ihr kleiner Rappe Quite Dynamic, denen damit der Sieg nicht zu nehmen war. Allerdings konnten die beiden ihren Titel von 2020 nicht verteidigen – in der zweiten Wertungsprüfung am Samstag hatte sich ein Fehler eingeschlichen. Die schwarz-rot-goldene Schärpe ging daher an Lisa Oppermann aus dem hessischen Gückingen. Die Garten- und Landschaftsarchitektin, Ehefrau von Springreiter Jörg Oppermann, hatte die zweite Wertungsprüfung für sich entschieden und wurde Dritte im Finale. „Ich bin das erste Mal hier dabei. Das war sehr aufregend. Ich hatte es erst gar nicht so auf dem Schirm, dass es die Meisterschaften gibt. Dann wurde ich angeschrieben, dass ich hier teilnehmen darf. Da haben wir uns natürlich sehr gefreut und uns darauf vorbereitet. Dann startet man mal so und das hat alles super geklappt“, sagte sie. Ihr Pferd Dame Noir, eine Hannoveraner Stute (v. Diamant de Semilly – Quidam de Revel) hatte ihr Vater als Fohlen gekauft. „Ich habe sie fünfjährig nach meiner Elternzeit angefangen zu reiten und jetzt haben wir uns hierher gearbeitet. Es ist ein ganz tolles Pferd“, schwärmte sie. Verstärkung in Münster erhielt die 33-Jährige durch ihre Mutter Bettina Eufinger. Diese hatte sich für die Deutschen Amateur-Meisterschaften qualifiziert, am Ende aber den Einzug ins sonntägliche Finale um einen Platz verpasst.

Die weiteren Medaillen blieben in Westfalen. Silber gewann die 42-jährige Architektin Alexandra Tebbe aus Ibbenbüren mit der Hannoveraner Stakkato-Tochter Skala ST, auf dem Bronzerang landete der 32-jährige Gebietsverkaufsleiter Kai Henrik Settertobulte aus Delbrück mit dem westfälischen Schimmelwallach Comet (v. Contendro I).

Die neue Deutsche Amateur-Meisterin Dressur ist nicht nur eine der jüngsten Teilnehmerinnen, sie hatte auch einen der kürzesten Anreisewege. Franziska Vosskötter aus Ostbevern mit dem elfjährigen Hannoveraner Dark Infinity (v Don Schufro). Ihre zu klassischer Musik vorgetragene Kür belohnten die Richter mit 75,475 Prozent und damit Platz eins. Nach der Finalqualifikation war das Paar noch Zweiter, doch die höher bewertete Platzziffer in der Kür sicherte ihr am Ende Gold vor der Physiotherapeutin Sophia Mehringer-Ambros aus dem bayrischen Thyrau und ihrem neunjährigen bayerischen Wallach Dantino (v. Dante Weltino) sowie der Apothekerin Bettina Tempel-Klein aus Lohmar im Rheinland mit Ballantines L, einem elfjährigen Hannoveraner von Belissimo M. „Es ist mega, das Wetter spielt natürlich auch mit. Es hat richtig Spaß gemacht mit der Kulisse“, sagte Franziska Vosskötter nach ihrem Sieg. „Mein Pferd ist jetzt elf, wir haben ihn seit er drei ist und ich habe ihn zusammen mit meinen Geschwistern und meiner Trainerin (Heike Ingebrand) selbst ausgebildet. Er geht seit knapp zwei Jahren S und das auch sehr erfolgreich. Es ist mein erstes S-Pferd, das wir so alleine dahin gebracht haben. Eigentlich sind wir mit ganz wenigen Erwartungen hierher gefahren. Bei so einem Starterfeld weiß man ja nie, wo man landet, wenn sich ganz Deutschland trifft. Dann wird alles neu gemischt und ich würde sagen, wir sind sehr zufrieden, wie alles gelaufen ist“, so die neue Meisterin, die in Hannover Food and Research Development studiert.

Die finale Wertungsprüfung der Deutschen Amateur-Meisterschaften Springen bildeten den Abschluss und Höhepunkt der Veranstaltung. Der Sieg in der Springprüfung Klasse S* mit Siegerrunde ging an Fabian Legros aus Barsinghausen. Als letzter Starter unterbot der 33-jährige Bauingenieur noch einmal die Zeit aller vorangegangenen Nullrunden, für den Gesamtsieg reichte es allerdings nicht ganz. Wie vor zwei Jahren bei den Deutschen Amateur-Championaten gewann Legros die Silbermedaille. Seine OS-Schimmelstute Catelaya (v. Clarimo) hat er seit sie zweieinhalb ist, zunächst saß seine Schwester Nadine Legros im Sattel – Deutsche Amateur-Meisterin 2021. „Ende sechsjährig hat sie sie mir überlassen, weil ich da kein Pferd hatte. Seitdem haben wir uns kontinuierlich gesteigert und konnten in diesem Jahr sogar unser erstes S**-Springen gewinnen“, sagte der Vizemeister.

Neue Amateur-Meisterin ist die gelernte Steuerfachgehilfin Nadja Hunzelar aus Keppeln im Rheinland. Sie führte die Zwischenwertung an, musste in der Siegerrunde am Sonntag allerdings drei Abwürfe hinnehmen und wurde dort Achte. „Ich habe, ehrlich gesagt, nicht mehr damit gerechnet. Aber er hat toll gekämpft die drei Tage und es hat ja nun doch gereicht“, sagte sie. Für die 29-Jährige sind es bereits die dritten Amateur-Meisterschaften. „Letztes Jahr hatte ich Babypause und in diesem Jahr wollte ich wieder bis hierher kommen, das war das Saisonziel und das habe ich geschafft“, sagte sie. Ihr Pferd ist der zwölfjährige Westfale Quixx, den sie sechsjährig angeritten bekommen hat und mit dem sie mittlerweile elf S-Siege verzeichnen kann. „Ich finde es ein schöne Veranstaltung, ich mag es neue Leute kennenzulernen. Ich finde es toll, wenn auf dem Abreiteplatz einer auf schwäbisch „Steilsprung frei ruft, oder jemand ‚Moin, moin‘ sagt“, sagte sie.

Die Bronzemedaille ging an Markus Lahm aus Monsheim in Rheinland-Pfalz mit der neunjährigen Holsteiner Catoo-Tochter Cahla. Zwar war sein Bruder Carsten Lahm der Schnellere und Bessere im finalen Springen – Platz zwei, in der Endabrechung aber am Ende hatte der Ältere die Nase vorn. Beide waren als Junioren im Springsport erfolgreich, haben danach pausiert und sind erst seit einigen Jahren wieder im Sattel unterwegs. Die DAM 2022 war ihr erster Start in Münster. „Karrieremäßig ist das bei uns ein bisschen ausgelaufen, als wir die 21 Jahre überschritten hatten. Ich habe zwar während des Studiums immer mal junge Pferd geritten, war auch mal auf den Bundechampionaten, aber danach bin ich zwölf Jahre gar nicht geritten, war auch nicht auf Turnieren. Vor vier Jahren habe ich dann wieder angefangen – ganz von vorne, mit null Ranglistenpunkten. Meine Stute Cahla habe ich Ende fünfjährig beim Züchter gekauft und über Springpferdeprüfungen aufgebaut. So hat das wieder langsam Fahrt aufgenommen“, berichtete er. Den Grundstock für die Bronzemedaille legte Lahm mit einem Sieg in der zweiten Wertungsprüfung. „Ich bin da mit ein bisschen Wut reingeritten. Ich hatte am ersten Tag einen unnötigen Fehler, den ich mir ankreiden musste, und war 23ster und damit von der reellen Chance auf eine Medaille weit entfernt. Ich hatte also nichts zu verlieren. Ich dachte, entweder es klappt – oder wir haben eben unseren Spaß gehabt.“

Der Sieg Länderwertung in der DAM ging an den Landesverband Rheinland, der die Meister im Springen und in der Vielseitigkeit stellte sowie die Bronzemedaillengewinnerin in der Dressur. Über Silber durfte sich auch hier der LV Westfalen freuen, Platz drei ging nach Schleswig-Holstein.

Weitere Informationen unter www.pferd-aktuell.de/dam

Stand: 28.09.2022