Deutsche Reiterliche Vereinigung
17.12.2020 | 15:20 Uhr | Adelheid Borchardt

Ehrenamt: Die Möglichkeit, sich persönlich weiterzuentwickeln und zu wachsen.

Interview mit den Landesjugendsprechern

Warendorf (fn-press). Was haben Beverly Haertrich, Kira Schönberg und Noel Schlees gemeinsam. Sie alle sind Beispiele für das erfolgreiche Landesjugendsprecher-Konzept, um jungen Nachwuchs für das Ehrenamt im Pferdesport zu gewinnen. Sie alle waren oder sind wie jetzt Noel Schlees als Bundesjugendsprecher Mitglied der Bundesjugendleitung geworden. Dem höchsten Gremium, das in der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) die Belange der Jugend vertritt. FN-aktuell hat mehrere Landesjugendsprecher zu ihrem ehrenamtlichen Engagement befragt: Rede und Antwort standen Viktoria Beck (23 Jahre, Erzieherin, Landesjugendsprecherin im Pferdesportverband Thüringen), Paula Braun (22 Jahre, LJS Rheinland-Pfalz), Anna-Lena Dengel (22 Jahre, Studentin Grundschullehramt, LJS in Rheinland-Pfalz), Henriette Franziska Dierkes (23 Jahre, Agrarwirtschafts-Studentin, LJS in Mecklenburg-Vorpommern), Lysanne-Jana Engler (23 Jahre, Duales Studium der Betriebswirtschaftslehre, LJS in Sachsen), Marie-Helene Fischer (25 Jahre, Produktmanagerin, LJS in Thüringen), Julia-Marie Müller (21 Jahre, Soldatin auf Zeit / Offiziersanwärterin / Studium an der Bundeswehr-Uni, LJS in Sachsen), Kira Schönberg (25 Jahre, Mitarbeiterin beim Pferdesportverband Hannover, LJS in Hannover), Katharina Steube (25 Jahre, Betriebswirtin und Studentin im Master „Strategisches Management“, LJS in Hannover) und Noel Schlees, 24 Jahre, duales Studium / Beamter im kommunalen Verwaltungsdienst, LJS in Westfalen und frisch gebackener Bundesjugendsprecher).

FN-aktuell: Was macht ein Landesjugendsprecher? Was sind die Aufgaben?
Marie-Helene Fischer: Ich zähle es mal auf: Leitung des Landesjugendteams, falls vorhanden, Repräsentation seiner Landespferdesportjugend, Bindeglied und Sprachrohr zwischen Jugendlichen und dem Landesverband oder auch in anderen Bereichen, Interessenvertretung, Planung und Organisation von Events, Weiterbildungen, etc. und teilweise Mitsprache/Stimmrecht in Gremien/Ausschüssen und Vorständen.
Noel Schlees: Ein Landesjugendsprecher ist Mitglied im Jugendteam vertritt die Jugend bzw. das Jugendteam des Pferdesportverbandes in Sitzungen und Gremien. Nach Innen im Jugendvorstand des Landesverbandes und nach Außen z.B. bei den Treffen des FN-Juniorteams oder auf der Bundesjugendausschusssitzung.

FN-aktuell: Wie wird man Landesjugendsprecher?
Henriette-Franziska Dierkes: Ich habe bereits viele Jahre vor meiner Wahl an Angeboten der vorangegangen Landesjugendsprecher teilgenommen und kam somit schon früh mit diesem Ehrenamt in Berührung. Meine Vorgängerin war eine gute Freundin und legte mir ihre Nachfolge ans Herz.
Katharina Steube: Es hat damit angefangen, dass wir als Jugendsprecher im Verein gewählt wurden und somit auch zur Jugendvollversammlung des Landesverbandes eingeladen wurden. Wir – also meine Kollegin Kira und ich - haben uns schon von Beginn an für andere Ebenen interessiert und uns gefragt, was die anderen so machen. Nach der Versammlung haben wir die Landesjugendwartin angesprochen und gefragt, ob wir uns irgendwie einbringen können. Daraufhin haben wir zwei Jahre lang ohne Amt das Jugend-Camp auf unseren Landesmeisterschaften als Betreuer unterstützt. Bei der nächsten Jugendvollversammlung haben wir uns zur Wahl aufstellen lassen und wir wurden Landesjugendsprecher.

FN-aktuell: Was ist toll am Job als Landesjugendsprecher?
Paula Braun: Die Zusammenarbeit mit den anderen Mitgliedern, der Zusammenhalt und die großartigen Workshops bei Treffen der Landesjugendsprecher in Warendorf. Hier kann man persönlich auch viel mitnehmen. Die Events, an denen man teilnehmen darf und auch die Events die selbst organisiert und durchgeführt werden und dann das tolle Feedback hierfür zu erhalten.
Julia-Marie Müller: Egal welche Veranstaltung oder welches Event wir durchführen, alle sind hell auf begeistert und freuen sich. Diese Freude in den Augen und die Begeisterung sind all die Mühen wert. Natürlich durften wir durch die Möglichkeit des Helferteams zu den jährlichen DJM’s auch tolle Einblicke in den großen Sport sammeln, was eine genauso tolle Belohnung und auch eine super Anerkennung für unsere Arbeit ist.
Katharina Steube: Das ist eine lange Liste: Kennenlernen von interessanten Menschen im Pferdesport, das Netzwerk; tolle Veranstaltungen, Erlebnisse, Erfahrungen miterleben, der Zugang zu besonderen Events, Persönlichkeiten, etc. durch Landesverband und FN, Verantwortung übernehmen und mitentscheiden können; eigene Ideen zum Leben erwecken und sich verwirklichen; Sehen, wie die Jugendarbeit im Verband wächst und die nächste Generation nachkommt; Persönlichkeitsentwicklung, Soft Skills und Methoden erlernen durch Workshops und durch die Anwendung in der Jugendarbeit, Unterstützung, Wertschätzung, Anerkennung; Spaß und Freundschaften; Kontakte in der Pferdewelt; Persönliche Mitgliedschaft inklusive Rabatte und kostenloser Angebote

FN-aktuell: Wieviel Zeit kostet das Ehrenamt?
Viktoria Beck: Mal mehr, mal weniger. Je nachdem, was gerade ansteht. Aber es ist Arbeit, die mit den richtigen Menschen sehr viel Spaß macht.
Anna-Lena Dengel: Gerade, wenn irgendwelche Veranstaltungen stattfinden, sind es meist 3 bis 4 Tage. Allerdings gibt es auch ruhigere Zeiten.
Kira Schönberg: Die Zeit, die ich in mein Ehrenamt investiere, ist unterschiedlich und abhängig von den bevorstehenden Veranstaltungen. Dennoch gibt es eigentlich immer etwas für das Ehrenamt zu tun! Jedoch ist es wichtig, dass die Schule oder die Uni natürlich Vorrang haben müssen und man sich auch Mal bewusst zurücknehmen muss, wenn dort gerade besonders viel ansteht, wie z.B. Abitur oder die Thesis. Insbesondere unmittelbar vor Veranstaltungen oder in der Nacharbeit können es pro Tag schon mal 3 bis 4 Stunden für das Ehrenamt werden. An den Veranstaltungen selber ist man dann schon meistens das gesamte Wochenende von Freitag bis Sonntag ehrenamtlich im Einsatz. Gleichzeitig ist es sehr hilfreich, wenn man als Landesjugendsprecher Unterstützung durch das Hauptamt in der Geschäftsstelle des Landesverbandes bekommt.

FN-aktuell: Gibt es auch etwas, das nicht so toll ist am Amt als Landesjugendsprecher?
Anna-Lena Dengel: Ab und zu gibt es Phasen, die schon etwas stressig sind. Aber das, was dabei rauskommt, schwächt diesen Punkt definitiv ab.
Marie-Helene Fischer: Manchmal ist die Wertschätzung für die ehrenamtliche Arbeit einfach viel zu gering. Dazu kommen Steine die einem mitunter mit Absicht in den Weg gelegt werden. Aber auch an solchen Herausforderungen kann man wachsen.

FN-aktuell: Landesjugendsprecher ist ein Ehrenamt. Ihr engagiert Euch in Eurer Freizeit. Warum macht Ihr das? Was motiviert Euch?
Viktoria Beck: Ein Team aus tollen Menschen, mit denen man viel Neues erleben kann. Durch die FN bekommt man immer wieder tolle und einmalige Erlebnisse, bei denen es sich lohnt, dabei zu sein.
Henriette-Franziska Dierkes: Die positive Resonanz nach einem Projekt tut gut. Ich bereite anderen gerne eine Freude und habe Spaß am Organisieren. Eine wirklich große Motivation bringen die FN-Juniorteam-Treffen mit sich. Der Austausch mit den Landesjugendsprechern der anderen Landesverbände gibt einem neue Ideen und zeigt einem, dass man mit manchen Problemen nicht alleine zu kämpfen hat.
Kira Schönberg: Mir bereitet es viel Freude mit Gleichgesinnten Aktionen und Projekte durchzuführen, die in der Basis des Pferdesportes ankommen. Lachende Gesichter und Freude bei Projekten, wie z.B. dem Landesjugendtag, zeigen mir, dass unsere Aktionen richtig sind. Aber auch das WIR-Gefühl in unserer liebevoll genannten Jugend-Team-Familie, lässt mein Herz höherschlagen. Gemeinsam haben wir Spaß, Freundschaften entstehen und erreichen unglaubliche Ziele. Es ist ein tolles Gefühl etwas bewegen zu können.

FN-aktuell: Welche ehrenamtlichen Vorbilder habt Ihr?
Lysanne-Jana Engler: Für mich sind alle aktiven Vereine, die Turniere durchführen und den Kinder- sowie Jugendsport fördern, ein großes Vorbild. Ohne dieses ehrenamtliche Engagement kann der Reitsport sowie damit einhergehend der Leistungs- und Breitensport nicht stattfinden oder existieren. Deshalb ist es umso wichtiger diese zu unterstützen.
Julia-Marie Müller: Unsere Bundesjugendsprecherinnen sind tolle Vorbilder, da sie schon viel erreicht haben, aber nie aufhören und immer ihr Bestes geben.

FN-aktuell: Wenn Ihr anderen Jugendlichen das Ehrenamt schmackhaft machen wollt: Womit überzeugt Ihr sie? Warum lohnt es sich, sich freiwillig zu engagieren?
Paula Braun: Ich erzähle von den tollen Events, den Möglichkeiten, die das Ehrenamt einen gibt und welche Vorteile hieraus gezogen werden können. Zeige Fotos und erzähle auch von meinen persönlichen Erfahrungen und den Spaß, den ich dabeihabe. Ich versuche meine Intention weiterzugeben und hoffe, dass diese auch auf den anderen übergeht und ihn so begeistern zu können.
Lysanne-Jana Engler: „Ehrenamt ist keine Arbeit, die nicht bezahlt wird. Es ist Arbeit, die unbezahlbar ist.“ Ehrenamt ist nicht nur Arbeit, sondern es ist ein wichtiger Social Skill. Gemeinsam im Team oder im Verein können Arbeitseinsätze schnell gemeistert und neue Projekte und Events geplant sowie neue Freunde gefunden werden. Genauso gibt es als Ausgleich auch Möglichkeiten durch Seminar, Workshops oder Einladungen zu Events seine eigenen Fähigkeiten weiter zu fordern und zu fördern.
Noel Schlees: Ehrenamt ist die Möglichkeit Ideen in die Tat umzusetzen und so mitreden und mitgestalten zu können. Ehrenamt gibt einem die Möglichkeit, sich persönlich weiterzuentwickeln und zu wachsen.

Das Interview führte Adelheid Borchardt.

 

Stand: 17.12.2020