Deutsche Reiterliche Vereinigung
01.04.2021 | 13:30 Uhr | Adelheid Borchardt

FN-Betroffenenrat: „Mitarbeit kann helfen, die eigene Stimme wiederzufinden"

dsj-Referentin Elena Lamby, Mitglied des Auswahlgremiums, im Interview

Warendorf (fn-press). Mit einem Betroffenenrat will die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) ihre Maßnahmen zur Prävention, Aufarbeitung und Intervention von sexualisierter Gewalt um die Sicht und Expertise Betroffener ergänzen. Noch bis zum 15. April können sich Betroffene, die im Zusammenhang mit dem Pferdesport sexualisierte Gewalt erlitten haben, für die Mitarbeit im FN-Betroffenenrat melden. Über dessen Bedeutung sprach FN-aktuell mit Elena Lamby von der Deutschen Sportjugend (dsj), Mitglied im Auswahlgremiums für den FN-Betroffenenrat. 

FN-aktuell: Warum ist es aus Ihrer Sicht wichtig, diesen Betroffenenrat einzurichten?
Elena Lamby: "Betroffene in die Arbeit zur Prävention, Intervention und Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt einzubinden ist wichtig, da sie Expert*innen aus eigener Erfahrung sind. Sie können blinde Flecken in der Präventionsarbeit aufdecken und mit ihren Anregungen Prozesse verbessern."

FN-aktuell: Wie stellen Sie sich die Arbeit des Betroffenenrates vor?
Elena Lamby. "Der Betroffenenrat kann sicher die vielen Maßnahmen der FN im Themenfeld der letzten Jahre mit seiner Expertise kritisch reflektieren und die FN bei der Weiterentwicklung beraten."

FN-aktuell: Für Betroffene ist das Erlebte oft mit Scham besetzt. Warum sollten sich Betroffene dennoch überwinden und sich für die Mitarbeit im Betroffenenrat melden?
Elena Lamby: "Die Entscheidung sich für einen Betroffenenrat zu melden, muss jede*r für sich selbst treffen. Es kann dabei helfen, im übertragenen Sinne, die eigene Stimme wieder zu finden, auch weil man mit seinen Erfahrungen nicht mehr alleine ist. Sexualisierte Belästigungen und Gewalt sind keine Einzelfälle. In einem Betroffenenrat kann man sich vernetzen und sich gemeinsam für den besseren Schutz von insbesondere jungen Menschen einsetzen."

 

Elena Lamby ist zuständige Referentin der Deutschen Sportjugend Referentin für Prävention sexualisierter Gewalt. Die Diplom-Pädagogin engagiert sich mit großer Leidenschaft seit 2012 für den Kinder- und Jugendschutz im Sport. Sie gehört zum sogenannten Auswahlgremium, das auf Basis der vertraulichen Interessensbekundungen den FN-Betroffenenrat beruft. Dem Auswahlgremium gehören außerdem an:

  • Julia von Weiler vom international agierenden Verein gegen sexuellen Kindesmissbrauch Innocence in Danger e.V. (IID), die bereits dem Auswahlgremium des Betroffenenrats des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs der Bundesregierung (UBSKM) angehörte.
  • Dr. Gaby Bussmann, Sportpsychologin am Olympiastützpunkt Dortmund. Die Diplom-Psychologin und Phsychologische Psychotherapeutin betreut seit 2003 die deutschen Kaderreiter. Sie unterstützt das Team bei internationalen Championaten wie Welt- und Europameisterschaften sowie Olympischen Spielen.
  • Dr. Harald Hohmann, FN-Vizepräsident und Präsident des Pferdesportverband Hessen. Der Rechtsanwalt und Notar war Vorsitzender der FN Präsidialkommission, die sich 2019/2020 unter anderem mit dem Thema sexualisierte Gewalt befasst hat.
  • Klaus Ridder, ehemaliger Geschäftsführer des Pferdesportverbandes Westfalen. Seit mehr als vierzig Jahren ist er auch in verschiedensten ehrenamtlichen Funktionen auf Vereins- und Verbandsebene sowie im Turniersport – insbesondere als Turnierrichter tätig,
  • Sönke Lauterbach, FN-Generalsekretär und Vorsitzender des Geschäftsführenden Vorstandes der FN.
  • Maria Schierhölter-Otte, Leiterin der FN-Abteilung Jugend und FN-Ansprechpartnerin zum Thema sexualisierte Gewalt im Pferdesport.

Wer im Betroffenenrat mitarbeiten möchte, kann sich noch bis zum 15.4.2021 melden. Alles Interessensbekundungen und die damit verbundenen Daten werden vertraulich behandelt. Ausführliche Informationen zum Betroffenenrat und das Formular zur Interessensbekundung finden sich auf der FN-Homepage unter www.pferd-aktuell.de/deutsche-reiterliche-vereinigung/verbandspositionen/schutz-vor-sexualisierter-gewalt.

Stand: 01.04.2021