Deutsche Reiterliche Vereinigung
22.08.2013 | 21:48 Uhr | Uta Helkenberg

EM Para-Equestrian: Siege für Brenner und Trabert

Deutsche Mannschaft zeigt geschlossene Leistungen

Herning/DEN (fn-press). Während sich die deutschen Dressur-Damen im Regelsport bereits über Team-Gold freuen durften, haben die Para-Dressurreiter bei den Europameisterschaften erst die Hälfte des Weges in Richtung Mannschafts-Medaillen hinter sich. Heute gingen alle vier deutschen Teamreiter in der so genannten Mannschaftsaufgabe an den Start.

Erste Reiterin für Deutschland war Elke Philipp aus Treuchtlingen, die in Herning ihre Championats-Premiere feiert. Die an den Folgen einer Hirnhaut- und Kleinhirnentzündung leidende Reiterin startet in Grade Ia, der Abteilung der am stärksten gehandicapten Reiter. „Ihr Pferd Regaliz ist er sechsjährig und sehr schön ruhig geblieben bei seinem ersten Start auf einer Europameisterschaft. Das war mit 72,174 Prozentpunkten ein guter Einstieg für uns“, sagte Equipechefin Britta Bando (Hamburg). Der Sieg in Grade Ia ging an die zweifache Paralympics-Siegerin Sophie Christiansen mit Janeiro. Mit 76,391 Prozentpunkten erzielte sie das beste Ergebnis für das britische Team, ihre Mannschaftskollegin Anne Dunham sammelte mit LTJ Luca Normark 75,435 Prozentpunkte und belegte damit Platz zwei. Bereits am Vortag hatte Sophie Wells mit Valerius in Grade IV 74,333 Prozentpunkte für die Briten erzielt.

Spannend machte Britta Näpel (Wonsheim) ihren ersten Auftritt bei den EM in Herning. Als erste Starterin der Abteilung Grade II bekam die zweifache Silbermedaillengewinnerin von London den Applaus für eine vorangegangene Schauvorführung ab, musste bei viel Unruhe an den Ausstellungsständen aufs letzte Vorbereitungsviereck und landete beim Einreiten direkt neben dem Lautsprecher, als die Musik die Prüfung einläutete. Entsprechend fühlte sich ihre Stute Aquilina zunächst an „wie eine „Bombe mit sehr kurzer Zündschnur“, erzählte Näpel nach ihrem Ritt. „Das war bestimmt die Dressur in der schnellsten Zeit. Aber die Stute hat sich immer managen lassen, das muss ich ihr hoch anrechnen.“ Am Ende sprangen 68,971 Prozentpunkte für das Paar heraus – Platz drei.

Der Sieg in Grade II ging an Näpels langjährige Teamkollegin Dr. Angelika Trabert mit Ariva-Avanti, für deren Ritt die Richter auch die ein oder andere 9,0 zückten. Die Narkoseärztin aus Dreieich, der von Geburt beide Beine fehlen, hatte gesehen, wie es ihren Vorreiterinnen ergangen war und hatte den sicheren Weg eingeschlagen. „Ich bin total happy, auch wenn ich vielleicht noch etwas mehr auf Angriff hätte reiten können“, sagte Trabert. Für ihre Vorstellung erhielt sie 71,853 Prozentpunkte und verwies damit die vierte britische Teamreiterin Natasha Baker mit Cabral auf Patz zwei (69,765).

Besonderes Pech hatte in Grade II die dänische Reiterin Caroline Cecilie Nielsen. Ihr Pferd Leon war von der Umgebung so beeindruckt, dass es aus dem Viereck sprang und das Paar damit ausscheiden musste. „Das war wirklich schade. Wir haben ihr noch unser ‚friendly horse’ zur Verfügung gestellt, aber das hat auch nichts genützt“, sagte Britta Bando. Als „friendly horse“ bezeichnet man ein Pferd, das während einer Para-Dressurprüfung am Rand steht, um dem Pferd im Viereck Sicherheit zu geben.

Der Sieg in der letzten Abteilung des Tages, Grade III, ging einmal mehr an die erfolgreichste deutsche Para-Dressureiterin, Hannelore Brenner aus Wachenheim mit ihrer Stute Women of the World, mit der sie auch im Regelsport bis zur Klasse S siegreich und platziert ist. Das Ergebnis der beiden hätte allerdings noch besser ausfallen können, wenn sich Brenner nicht verritten hätte. „Ich habe mich einfach einen Punkt weiter gewähnt. Das war einfach eine Konzentrationssache. Ich habe mich da wohl selbst verrückt gemacht“, räumte Brenner. „Ansonsten bin ich bis auf ein paar Hakler sehr zufrieden. Das lag aber an mir, die Stute war einfach toll.“ Mit 69,684 Prozentpunkten blieb Brenner knapp unter der 70-Prozent-Marke. Zweiter in der Abteilung wurde der Franzose José Letartre mit 69,184 Prozentpunkten vor seinem Landsmann Samuel Catel mit Sable (66,026). 

Ab morgen geht es für die Para-Dressurreiter weiter mit der Championship-Aufgabe, deren Ergebnis gleichzeitig für die Teammedaille und für die Medaillen in der Einzelwertung zählt. „Und da können wir uns sicher noch steigern“, war sich Britta Bando sicher. 

Stand: 22.08.2013