Deutsche Reiterliche Vereinigung
23.08.2015 | 18:00 Uhr | fn-press

EM Aachen: Springreiterteam gewinnt Silber

Einzelfinale ohne Medaille für Deutschland

Aachen (fn-press). Das deutsche Springreiterteam mit Christian Ahlmann, Ludger Beerbaum, Daniel Deußer und Meredith Michaels-Beerbaum hat im Nationenpreis die Silbermedaille bei der Europameisterschaft in Aachen gewonnen. Gold sicherten sich die Niederlande.  Im Einzelfinale wurde der Niederländer Jeroen Dubbeldam Europameister, die deutschen Reiter gingen leer aus. 

Gold war zum Greifen nah, letztlich gewann das deutsche Springreiter-Team die Silbermedaille. Ein Springfehler verhinderte den Triumph in der Aachener Soers, die mit rund 40.000 Zuschauern die perfekte Kulisse für einen überaus spannenden Nationenpreis bot. Das deutsche Team erwischte einen perfekten Auftakt: Sowohl Meredith Michaels-Beerbaum und ihr überragend springender Schimmelwallach Fibonacci als auch Christian Ahlmann und sein niederländischer Hengst Taloubet Z überwanden den von Frank Rothenberger mächtig hoch und weit gebauten Parcours fehlerfrei. Als dritter Reiter war Ludger Beerbaum an der Reihe. Seine Holsteinerin Chiara fing gut an, doch an der dreifachen Kombination trat die Schimmelstute einmal die Stange herunter. Ebenso einen Fehler kassierten Daniel Deußer und Cornet d’Amour als letztes deutsches Paar. Damit war klar, dass die Equipe mit 12,4 Fehlerpunkten den zweiten Platz hinter den Niederländern (8,82) erzielt hat.

Bundestrainer Otto Becker kommentierte die deutsche Silbermedaille mit den Worten: „Zunächst waren wir etwas enttäuscht, denn das Team war phantastisch. Wir hatten keine einzige schlechte Runde, insofern ist es schade, dass wir Gold knapp verpasst haben, aber natürlich freuen wir uns auch über Silber.“ Ludger Beerbaum fügte hinzu. „Wir waren fokussiert, wieder ganz nach oben zu kommen, aber Silber ist natürlich kein Grund, im Erdboden zu versinken.“

Die niederländische Mannschaft bestätigte ihre herausragende Form, mit der sie in identischer Reiterbesetzung im vergangenen Jahr auch die Weltmeisterschaft in der Normandie gewonnen hatte. Überragender Reiter war wiederum Einzel-Weltmeister Jeroen Dubbeldam, der mit dem KWPN-Wallach Zenith in beiden Umläufen ohne Abwurf blieb. Dies gelang auch den beiden Schweizer Reitern Romain Duguet (Quorida de Treho) und Paul Estermann (Castlefield Eclipse), dem Spanier Sergio Alvarez Moya (Carlo) sowie dem für die Ukraine startenden Brasilianer Casio Rivetti (Vivant). Enttäuschend endete das Championat für die Mannschaft aus Frankreich (21,7). Nach dem ersten Umlauf am Donnerstag in Führung, musste sie sich schließlich mit dem fünften Platz zufrieden geben. Kein Teammitglied konnte an die Leistungen des Vortages anknüpfen.

Glücklich sind die Schweizer. Nach mäßigem Start ins Championat – im Zeitspringen lagen sie nur an 13. Stelle – fanden sie im Verlauf des Turniers zu guter Form zurück und freuten sich nicht nur über die Bronzemedaille, sondern auch über in Aachen geschaffte Qualifikation für die Olympische Spiele 2016. „Geschafft“ heißt es auch bei den Briten. Mit ihrem vierten Platz bei der EM sind sie im kommenden Jahr in Rio de Janeiro dabei. Den dritten noch zu vergebenden Olympia-Platz sicherten sich die Spanier. Manche Nationen haben die Hürde nicht genommen. Olympia wird, sofern es keine Nachrücker gibt, ohne Irland, Dänemark und Belgien stattfinden.

Einzelfinale: Jeroen Dubbeldam ist Europameister
Im Kampf um die Einzelmedaillen gingen die deutschen Reiter leer aus. Souverän sprang der niederländische Doppel-Weltmeister von 2014, Jeroen Dubbeldam, mit dem Wallach Zenith zum Titel. Bester deutscher Reiter war Christian Ahlmann auf Platz sieben, Meredith Michaels-Beerbaum und Ludger Beerbaum folgten auf Rang acht bzw. zwölf.

Otto Becker kommentierte das Einzel-Finale so: „Ich schaue ab sofort nur noch nach Rio de Janeiro. Nächstes Jahr bei den Olympischen Spielen wollen wir es besser machen.“ Der Bundestrainer war spürbar enttäuscht, dass die deutschen Aktiven wieder nicht fehlerfrei geblieben waren. „Es waren zwar nur kleine, leichte Fehler, aber die zählen ja auch.“ Die Ausgangsposition der vier deutschen Finalisten war nicht schlecht, aber es wollten im ersten Umlauf des abschließenden Springens keine Nullrunden gelingen. So summierten sich die Fehlerpunkte nach Zeitspringen, Nationenpreis und Finale bei Christian Ahlmann und Taloubet Z auf 9,65/Platz sieben, bei Meredith Michaels-Beerbaum und Fibonacci auf 10,09/Platz acht und bei Ludger Beerbaum und Chiara auf 12,75/Platz zwölf. Daniel Deußer und Cornet d’Amour wurden nach der ersten Runde disqualifiziert. Deußer war aus dem Steigbügel gerutscht und hatte dabei mit dem Sporen die Flanke des Schimmels aufgekratzt. Ludger Beerbaum bilanzierte nüchtern: „Wir waren schlicht und einfach nicht dran, und besonders heute war der Wurm drin.“

Die Favoriten aus den Niederlanden wurden den Erwartungen voll und ganz gerecht. Jeroen Dubbeldam und der elfjährige niederländische Wallach Zenith hatten in den fünf Parcours keinen einzigen Springfehler kassiert, lediglich ein Zeitfehler schlug zu Buche. Nun hat der 43-Jährige alle Einzel-Titel beisammen: Olympiasieger 2000 in Sydney, Weltmeister 2014 in Caen und Europameister 2015 in Aachen.

Die Silbermedaille gewann der Belgier Gregory Wathelet, der im Sattel des Holsteiners Conrad de Hus in beiden Umläufen des Finalspringens fehlerfrei geblieben war. 5,04 Punkte hatte er auf dem Konto (Sieger Dubbeldam 3,68). Bronze sicherte sich der Franzose Simon Delestre (7,76). Für ihn nahm das Championat nach dem verkorksten Nationenpreis seines Teams doch noch ein versöhnliches Ende. FN/hen

Stand: 02.09.2015