Deutsche Reiterliche Vereinigung
10.05.2013 | 17:45 Uhr | Susanne Hennig

Derby Hamburg: Italienischer Sieg in zweiter Derby-Qualifikation

Karl Brocks und Plinton wiederum bestes deutsches Paar

Hamburg (fn-press). Ob es einem deutschen Reiter vergönnt sein wird, am Sonntag das Deutsche Spring-Derby zu gewinnen, wird nach zwei Qualifikationen vom sprichwörtlichen Quäntchen Glück abhängen. Die ausländischen Konkurrenten zeigten starke, bilderbuchreife, souveräne Vorstellungen. Bester Deutscher war wie schon in der ersten Prüfung Karl Brocks (Syke) auf Platz fünf.

Mit gewaltiger Galoppade durchmaß der elfjährige Holsteiner Chicago den langen Parcours der zweiten Qualifikation für das Deutsche Spring-Derby am Sonntag. Im Sattel saß der italienische Forstwirt Emanuele Gaudiano, der im südhessischen Büttelborn lebt und trainiert. Nur 95,48 Sekunden hatte das Paar für den Parcours benötigt. So locker, wie dieses Pferd, ein Nachkomme von Chambertin, die kapitalen Hindernisse und insbesondere den Großen Wall nahm, gelang dies noch einigen vierbeinigen ausländischen Pferde-Kollegen: Auf Platz zwei folgte der zehnjährige Wallach Labors Wonderboy unter dem Niederländer Jur Vrieling, der schon in der gestrigen Prüfung seine Klasse demonstriert hatte (98,81). Der Sieger der ersten Qualifikation, Pius Schwizer aus der Schweiz, machte erneut seine Ambitionen auf den Sieg deutlich. Mit dem belgischen Wallach Ulysee, der 2009 zur Schweizer Goldmannschaft bei der Europameisterschaft gehört hatte, wurde er diesmal Dritter (99,1). Hinter dem viertplatzierten Briten William Funnell auf Dorada überzeugte wiederum Karl Brocks als bester deutscher Teilnehmer. In der ersten Qualifikation auf Rang fünf, schaffte er mit dem zehnjährigen französischen Schimmel Plinton in der zweiten Prüfung dieselbe Platzierung – zwar fehlerfrei, aber mit 105,43 Sekunden deutlich langsamer als die ausländische Konkurrenz. Im Ziel sagte er knapp: „Mein Herz pocht.“ Er war nicht der einzige Reiter, der schwer atmete. Der lange Parcours fordert nicht nur die Kondition der Pferde, sondern auch die der Reiter.

Das zweitbeste deutsche Ergebnis gelang Judith Emmers (Platz 6/108,03). In beiden Qualifikationen blieb die Bereiterin im Stall Ahlmann und Championesse der Berufsreiter/Springen fehlerfrei. Ihr zwölfjähriger westfälischer Wallach Papillon meisterte den Großen Wall mit einer Souveränität und Geschmeidigkeit, als ginge es darum, in einem ländlichen Stilspringen eine hohe Wertnote zu bekommen.

Marcus Ehning musste seinen zehnjährigen Hannoveraner Hengst Campell auf dem Wall ein wenig überreden und hätte beinahe Strafpunkte für eine Verweigerung kassiert, aber in letzter Sekunden fasst der Contendro-Sohn Vertrauen und blieb bis zum Rest des Parcours fehlerfrei (Platz 8/110,46). Ehning, der noch nie das Derby gewinnen konnte, aber einmal bereits Zweiter war, sagte skeptisch: „Nach der Unsicherheit heute auf dem Wall weiß ich nicht, ob das am Sonntag gut gehen kann.“

Carsten-Otto Nagel will es auch noch einmal wissen. Zweimal schon gewann der 50-Jährige das Derby (1999 und 2010). Im Sattel des 13-jährigen Oldenburgers Lex Lugar platzierte er sich an neunter Stelle. „Lex Lugar mag diese abwechslungsreichen Sprünge und mir macht es Freude, hier dabei zu sein“, kommentierte der Mannschafts-Welt- und Europameister aus dem Hamburger Vorort Wedel.

Eine erstaunliche Pferdepersönlichkeit ist der bereits 19-jährige Hello Max. Mit dem 31-jährigen Rheinländer Gilbert Tillmann (Grevenbroich) im Sattel überwand der Oldie alle Hindernisse fehlerfrei. In seine früheren „Job“ als Schulpferd hatte er seinen Reitschülern oftmals das Leben schwer gemacht und wurde letztlich als unreitbar ausgemustert. Im Sport fand er eine neue Bestimmung und kämpft heute mit seinem Reiter um Sieg und Platzierung. Mit beachtlichem Erfolg: Der Senior im Derby-Feld wurde immerhin Zehnter.

Thomas Kleis, 2009 Derby-Sieger, ließ es in den beiden Qualifikationen ruhig angehen. Schnelligkeit schien ihm egal, Hauptsache sicher und fehlerfrei lautete sein Plan, um seinen zehnjährigen, in Brandenburg gezogenen Wallach Quick Vainqueur optimal auf das Derby vorzubereiten (Platz 11). Zuversichtlich sagte er: „Ich glaube, dass ich am Sonntag gut mitspielen kann.“

Wie gesagt: Das nötige Quäntchen Glück gehört eben dazu…

Ergebnisse: www.engarde,de

Stand: 11.05.2013