Deutsche Reiterliche Vereinigung
06.09.2020 | 18:45 Uhr | Uta Helkenberg

BuCHa 2020: Titel für Rock Festival und Va Pensiero

Hannoveraner Doppelerfolg bei den dreijährigen Reitpferden in Warendorf

Warendorf (fn-press). Wie immer bilden auch 2020 die dreijährigen Reitpferde bei den Bundeschampionaten in Warendorf den Abschluss.  Wie schon im vergangenen Jahr wurde das Finale ohne Fremdreitertest ausgetragen. In der Gruppe der Stuten und Wallache, Preis des Gestüts Vorwerk, konnte sich Rock Festival als Favorit durchsetzen. Und auch bei den Hengsten gewann der nach der Finalqualifikation von vielen als Favorit gehandelte Va Pensiero. 

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In der Finalqualifikation hatte es sich bereits angedeutet, im Finale bestätigte sich der Eindruck: Der Hannoveraner Va Pensiero ist der neue Bundeschampion der dreijährigen Hengste. „Ein Pferd von großer Eleganz, mit wunderbaren Linien, einem edlen, schönen Gesicht und einem guten Fundament.“ Bereits bei der Beurteilung des Gebäudes von Va Pensiero sparte Dr. Carsten Munk, der zusammen mit Peter Olsson und Jürgen Uthoff das Finale, den Preis der Vereinigten Tierversicherung VTV, richtete, nicht an Lob. Dafür gab es 9,5, ebenso für den leichtfüßigen und dennoch kraftvollen Trab, den Galopp sowie Schritt. Das Beste kam zum Schluss: „Es fällt ins Auge, dass der Hengst absolut souverän im Auftreten ist, er ruht in sich, trotzdem ist er in Lage viel Energie zu entwickeln, er ist immer taktstabil aus klarer Losgelassenheit, mit hoher Elastizität, mit Antritt und immer vor dem Reiter – hierfür gibt es die glatte 10,0“. Mit einem Endergebnis von 9,5 war Va Pensiero trotz großer Konkurrenz der Sieg nicht zu nehmen.

Der neue Bundeschampion erblickte im Zuchthof Düvel das Licht der Welt und wurde im vergangenen Jahr in Verden gekört. Im Hengstkatalog hatte er die Nummer 103. „Wir hatten ihn zwar angekreuzt, wollten dann aber nicht so lange warten“, berichtete Burkhard Wahler vom Klosterhof Medingen. Auf Umwegen landete der braune Hengst dann doch beim Klosterhof Medingen, dank einer Kooperation mit den Besitzern. Seither sitzt Hannah Laser in seinem Sattel, die im vergangenen Jahr auch mit Damaschino den Titel bei den Dreijährigen holte. „Letztes Jahr sind wir noch nicht als Favorit angetreten, das war einfach noch eine Reitpferdeprüfung, da konnte ich noch sehr entspannt da reingehen. In diesem Jahr wollte ich gerne das Gefühl nochmal erleben, was wir letztes Jahr erfahren haben, aber dass es nun tatsächlich so kommt und wir solche Noten erreicht haben, ist schon toll“, sagt sie und verriet. „Beim Herfahren hatte ich genau das gleiche Gefühl wie mit Damaschino im letzten Jahr.“

Sie hatte sich nicht getäuscht. Wie schon beim Hannoveraner Championat in Verden verwies Va Pensiero wieder Rockabye v. Revolution – Belstaff auf den Silberrang. Auch der dunkelbraune Hengst aus der Zucht von Sally Hjort Schultz erzielte ausschließlich 9er Noten. Die Jury sah einen „großrahmigen, herrlichen Hengst, der kaum Wünsche offenlässt“ (9), mit großer Erhabenheit in Trab (9) und im Galopp, dabei in den Übergängen stets locker und durchlässig (9,5) sowie mit einer über die ganze Aufgabe positiven Grundspannung und gut getragener Halsung. Dafür gab es auch für Rittigkeit und Reiteigenschaften die 9,5.  Vorgestellt wurde Rockaby von Sina Aringer für die Helgstrand Dressage A/S. Auch für sie war es nach dem Sieg mit Fynch Hatton OLD bei den vierjährigen Hengsten die zweite Medaille an diesem Wochenende. „Ich freue mich, besser hätte es kaum laufen können. Es ist vorher schwierig einzuschätzen, es sind ja ganz junge Pferde. Ich hatte ein tolles Gefühl beim Abreiten und man muss ja auch fair sein den anderen Reitern gegenüber. Ich bin sehr zufrieden, er hat eine super Runde gezeigt und es sind ja nur minimale Abstände“, sagte sie.

„Seine Stärke ist, dass er keine Schwäche hat“, sagte Hengsthalter Ingo Pape über den drittplatzierten Macchiato, einen noblen Hengst von Morricone I - Just Perfect aus der Zucht von Norbert van Laak. Wie beim Westfalenchampionat wurde der dunkelbraune Hengst von Greta Heemsoth präsentiert, die sagte, noch nie ein Pferd mit einem solchen Charakter geritten zu haben. Für den energisch vorgetragenen Trab gab es die 9,5, außerdem eine glatte 9 für Schritt, Gebäude und altersgemäße Erfüllung der Aufgaben, dazu eine 8,5 für den Galopp. Insgesamt ein „sehr gutes (9.0)“ Gesamtergebnis für den jungen westfälischen Hengst.

„Ich denke mal, wir haben einen ausgesprochen guten Jahrgang hier gesehen, begonnen bei den Ponys, was die Dreijährigen betrifft, aber auch bei den Reitpferden. Wir haben herrlich konstruierte Pferde gesehen, mit wunderbarem modernen Körperbau und großlinige Pferde, wir haben gut gerittene Pferde mit viel Gangpotenzial gesehen. Man kann wirklich sagen, dieser Jahrgang hat uns sehr gut gefallen, was man auch daran sehen kann, dass es nicht nur ein paar Zehnen gegeben hat, sondern ganz viele Endnoten mit einer Neun vor dem Komma“, zog Dr. Carsten Munk Bilanz.

Dreijährige Reitpferde: Rock Festival siegt bei den Stuten und Wallachen
Der erste Start bei den Bundesschampionaten, zwei Siege und der Titel – das ist eine Bilanz, von der jeder Züchter, Besitzer und Reiter nur träumen kann. Joline Durand aus Riesenbeck ist alles in einem und landete mit ihrem ersten Fohlen gleich den ganz großen Wurf. Mit der Höchstnote 10 für Trab und Galopp und einer Endnote von 9,5 sicherte sie sich mit ihrem Rock Festival (v. Rock Forever – Fürstenball) die schwarz-rot-goldene Siegerschärpe. Der Hannoveraner fiel bereits bei der Finalqualifikation ins Auge und wurde im Finale seiner Favoritenrolle gerecht. Besonders hoben die Richter - Dr. Carsten Munk, Peter Olsson und Jürgen Uthoff – die Souveränität hervor, die der großrahmige Dunkelbraune in allen Gangarten ausstrahlte. Für den absolut taktsicheren Schritt sowie das Gebäude mit deutlichen Reitpferdepoints gab es jeweils eine 9,0. Auch die Ausbildung und Rittigkeit („Erfüllung der altersgemäßen Kriterien der Skala der Ausbildung“) ließ für die Richter kaum Wünsche offen, hier gab es die 9,5.

„Es ist Wahnsinn, unglaublich. Man geht ja schon mit gewissem Druck da rein, auch wenn man so als Favorit zählt, da ist man schon ein bisschen aufgeregter als sonst. Das dann nochmal so zu wiederholen, das ist schon Wahnsinn. Er war heute schon so ein bisschen kernig. Zuhause kommt er jeden Tag auf die Wiese, das fehlt ihm hier natürlich ein bisschen, aber er hat sich voll konzentriert im Viereck, so wie wir ihn kennen.“ Jetzt erwartet den Champion erst einmal eine wohlverdiente Pause.

Bereits in dritter Generation wird in der Familie Lagershausen gezüchtet. Ein Vize-Champion bei den Bundeschampionaten war bisher allerdings noch nicht dabei. „Wir haben auch schon gekörte Hengste gebracht, das war auch was Besonderes. Aber das ist der absolute Höhepunkt“, sagte Dr. Hans-Hermann Lagershausen, Züchter und Besitzer der Silbermedaillengewinnerin First Date OLD. „Die Mutter habe ich mal bekommen, weil die Reiterin sie aus Altersgründen abgegeben hat. Ich kannte sie länger und habe immer schon gedacht, das wäre mein Traumpferd. Ein bisschen unmodern vielleicht, aber wir haben ja in Oldenburg viele moderne Hengste“, sagte der Tierarzt. Als modernes, schickes Dressurpferd mit guten Points, Halsung, Oberlinie und Fundament (8,5), ausdrucksstarkem Trab (9) und einem „noch einen Tick besseren“ Galopp (9,5), beschrieben die Richter die Oldenburger Stute, die in Vechta bereits den Titel der Landeschampionesse gewinnen konnte. Ganz besonders gefiel jedoch das absolut losgelassene, sichere Schreiten der Stute bei genügend Raumgriff. Dafür gab es die glatte 10. Zusammen mit der Note 9,5 für Rittigkeit und Ausbildung ergab sich eine Gesamtnote von 9,3. Im Sattel von First Date OLD saß Veronika Steinhof. „Das Reitgefühl war einfach wahnsinnig gut. Die Stute macht immer mit, es gibt bei ihr eigentlich keinen schlechten Tag und ich bin froh, dass wir das heute so hinbekommen haben“, sagte sie. Sie war schon mehrfach bei Bundeschampionaten am Start, eine Medaille war allerdings noch nicht dabei. „Bei ihr habe ich schon beim Anreiten gemerkt, dass sie ein Ausnahmepferd ist.“

Auf dem dritten Platz landete eine weitere Oldenburger Stute, Ronja Räubertochter K von Bon Coeur – Romanov Blue Horse aus der Zucht und im Besitz von Friedrich Kuhlmann. Vorgestellt wurde die Reservesiegerin des Oldenburger Brillantringes von Hermann Gerdes, der mit Casey am Vortag auch schon die Bundeschampionesse der vierjährigen Reitpferde vorgestellt hatte. Ein modernes Sportpferd mit großzügigem Bewegungsablauf, bedeutender Schulterfreiheit und natürlicher Schwungveranlagung“, so das Urteil der Richter über Ronja Räubertochter K, die sich die Stute lediglich in etwas mehr Selbsthaltung gewünscht hätten. Mit einer 9 für den Galopp, jeweils der 8,5 für Trab, Schritt und das Gebäude sowie einer 8 für die Rittigkeit errechnete sich ein Endergebnis von 8,5. Hb

Stand: 06.09.2020