Deutsche Reiterliche Vereinigung
24.03.2021 | 11:40 Uhr | Julia Basic

Ringreiten ist Kulturerbe der UNESCO

Besondere Würdigung der schleswig-holsteinischen Tradition

Kiel (fn-press). Die Deutsche UNESCO-Kommission hat die schleswig-holsteinische Tradition des Ringreitens in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Die Kulturministerin des Bundeslandes, Karin Prien, begrüßte diese Entscheidung und würdigte das Ringreiten als „sichtbaren Ausdruck von Zusammenhalt und Gemeinschaft".

Beim Ringreiten müssen die Teilnehmer*innen vom Pferderücken aus im Galopp mit einer stumpfen Lanze Ringe aufspießen, die in jeder Runde kleiner werden. Die Ringe werden dabei über der Reitbahn aufgehängt. Wer die meisten Ringe sticht, gewinnt den Wettbewerb. Rund um die Spiele haben sich Feste und Umzüge mit eigenen Ritualen und Bräuchen gebildet, schreibt die UNESCO (Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur) in einer Pressemitteilung. Darin heißt es weiter: Das Ringreiten entstammt der bäuerlichen Pferdewirtschaft und hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einer beliebten Freizeitbeschäftigung entwickelt, die zwischen Mai und August stattfindet. Möglich sind sowohl Einzel- als auch Mannschaftswettbewerbe. In Schleswig-Holstein gibt es heute rund 300 aktive Vereine mit etwa 9.000 Mitwirkenden, die Turniere mit Festumzügen organisieren.

Unter dem Titel „Immaterielles Kulturerbe“ sammelt die UNESCO mündliche Überlieferungen, Bräuche und Feste, darstellende Künste, Wissen und traditionelle handwerkliche Fertigkeiten. Die Expertenkommission hatte die Aufnahme des Ringreitens unter anderem damit begründet, dass diese Tradition an der Westküste Schleswig-Holsteins eine identitätsstiftende Wirkung habe und in der lokalen Bevölkerung sowie in den Reitvereinen tief verankert sei. Schleswig-Holsteins Kulturministerin Karin Prien begrüßte die Entscheidung: „Traditionen und Bräuche, die wir gemeinsam feiern und über viele Jahrzehnte erhalten, sind sichtbarer Ausdruck von Zusammenhalt und Gemeinschaft“, sagte sie. „Ich freue mich, dass das Ringreiten Eingang gefunden hat in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes.“ Mit der Entscheidung steht die traditionelle Sportart nun in einer Reihe mit dem Niederdeutschen Theater, dem Reet-Dachdecker-Handwerk, dem Biikebrennen sowie der Helgoländer Dampferbörte, die ebenfalls zum Immateriellen Kulturerbe des Bundeslandes zählen.

Insgesamt zeugen 126 Einträge im bundesweiten Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes von der Vielfalt des kulturellen Lebens in Deutschland. „Der Reichtum Deutschlands spiegelt sich in seiner beeindruckenden Kulturlandschaft wider. Die nun ausgezeichneten Bräuche, Handwerkstechniken und künstlerischen Ausdrucksformen machen diese thematische und geografische Vielfalt einmal mehr sichtbar und zeichnen sich durch eine vorbildliche Verbindung von gelebter Tradition und Zukunftsorientierung aus“, betonte der Vorsitzende der Kulturministerkonferenz und Berliner Senator für Kultur und Europa Dr. Klaus Lederer.

„Kultur Tag für Tag zu leben, ist für unsere Gesellschaft ungemein wichtig“, sagte Prof. Dr. Christoph Wulf, Vorsitzender des Expertenkomitees Immaterielles Kulturerbe in Deutschland und Vizepräsident der Deutschen UNESCO-Kommission. „Das wird uns in der Pandemie besonders bewusst. Wenn wir gemeinsam Traditionen pflegen, Wissen weitergeben und neue Wege finden, uns auszudrücken, entwickelt sich Zusammenhalt. Wenn wir miteinander singen, tanzen und feiern, entsteht Gemeinschaft. Deshalb brauchen wir das Immaterielle Kulturerbe. Es bringt höchst unterschiedliche Menschen zusammen.“

Quellen:
Pressemitteilung der UNESCO: https://www.unesco.de/kultur-und-natur/immaterielles-kulturerbe/20-neueintraege-ins-bundesweite-verzeichnis-des
Informationen des Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur (SH): https://www.schleswig-holstein.de/DE/Fachinhalte/L/landLeute/typischSH/traditionen_brauchtum/ringreiten.html

Stand: 24.03.2021