Deutsche Reiterliche Vereinigung
14.11.2019 | 14:00 Uhr | fn-press

APO 2020: Pferdeführerscheine ersetzen ab Januar Basis- und Reitpass

Warendorf (fn-press). Richtiger Umgang mit den Vierbeinern will gelernt sein. Für die Vermittlung von Grundwissen rund ums Thema Pferd und den entsprechenden Umgang gilt ab 2020 eine Neuerung. Der Basispass Pferdekunde wird durch den Pferdeführerschein Umgang ersetzt, der Reitpass durch den Pferdeführerschein Reiten. Diese Pferdeführerscheine sollen für mehr Sicherheit, Unfallverhütung und Tierwohl sorgen – und sind nicht nur für Reiter.

Der Pferdeführerschein Umgang ist ab dem 1.1.2020 als Nachfolger des Basispass Pferdekunde die Voraussetzung zum Beispiel für das Reitabzeichen RA 5. Die entsprechenden Lehrgänge bieten Pferdesportvereine und Pferdebetriebe an. Für beide Führerscheine sind jeweils ca. 30 Lehreinheiten vorgesehen. Die Lehrgänge werden mit einer Prüfung abgeschlossen. Altersvoraussetzungen gibt es nur bei dem Pferdeführerschein Reiten; die Teilnehmer müssen mindestens zehn Jahre alt sein.

Pferdeführerschein Umgang
Nicht nur für Reiter, sondern auch für alle anderen Personen, die mit Pferden umgehen (z. B. Eltern reitender Kinder), ist der Führerschein Umgang eine große Hilfe. Hier werden die Verhaltensweisen und Bedürfnisse der Pferde erläutert und die Teilnehmer lernen, diese zu verstehen und entsprechend darauf zu reagieren. Weiterhin deckt dieser Pferdeführerschein die Themenfelder Haltung, Fütterung und Gesundheit ab. Die praktischen Übungen zum Führen auf Reitanlagen und in Situationen aus dem öffentlichen Raum ergänzen die Theorie. Die abschließende Prüfung des Pferdeführerscheins Umgang besteht aus vier verschiedenen Stationen:
Station 1
Bei dieser handlungsorientierten Station geht es um den ersten Kontakt und die Pferdepflege. Dieser Teil der Prüfung findet auf der Stallgasse oder am Putzplatz statt. Wie hole ich mein Pferd korrekt aus der Box? Worauf muss ich beim Anbinden meines Pferdes achten? Wie putze ich mein Pferd? Weiterhin gehört zu dieser Station die Erläuterung der Handgriffe und der Ausrüstungsgegenstände.
Station 2
Die zweite Station überprüft Wissen zum Pferdeverhalten, zum verhaltensgerechten Umgang und zur Haltung, Fütterung und zur Gesundheit. Bedürfnisse und Verhalten des Pferdes, Haltungsformen und -anforderungen, Pferderassen, Farben, Abzeichen, Equidenpass und die Grundlagen der Anatomie sind hier Thema. Weiterhin werden Kenntnisse über die Gesundheitsvorsorge und Erste Hilfe-Maßnahmen abgefragt. Die Station behandelt zudem Sicherheitsaspekte und Unfallverhütung im täglichen Umgang, das Tierschutzgesetz und die Ethischen Grundsätze sowie das Führen im Straßenverkehr.
Station 3
An dieser Station wird die Praxis geprüft. Die Dreiecksvorführung ist in diesem Teil der Prüfung Pflicht. Der zweite Teil der Station bietet den Teilnehmern Wahlmöglichkeiten: Entweder absolvieren sie einen Bodenarbeitsparcours oder sie wählen das Vormustern. Bei diesen Übungen müssen die Teilnehmer darauf achten, die Sicherheits- und Unfallverhütungsaspekte zu beachten. Ein besonderer Fokus wird hier auf die Kommunikation der Teilnehmer mit dem Pferd beim Führen gelegt.
Station 4
Die zweite Praxisstation fragt Wissen zum Umgang mit Pferden im öffentlichen Raum ab. Wie bringe ich mein Pferd auf die Weide und was muss ich alles dabei beachten? Wie verlade ich mein Pferd und welche Vor- und Nachbereitung gehört zum Transport des Pferdes dazu? Weiterhin müssen die Teilnehmer ihr Wissen über Begegnungen mit anderen Verkehrsteilnehmern zeigen (z. B. mit einem Radfahrer, einem Auto, einem anderen Pferd …).

Pferdeführerschein Reiten
Der Pferdeführerschein Reiten richtet sich an alle, die reiten – egal, ob als Sport- oder Freizeitbeschäftigung. Die Teilnehmer erlernen hier das Einmaleins des Reitens: Von den Ethischen Grundsätzen und Grundlagen zur Pferdegesundheit über das Vorbereiten des Pferdes zum Reiten (insbesondere Ausreiten) und den richtigen Sitz bis hin zu Verhaltensregeln beim Ausreiten, Erster Hilfe und angemessenem Umgang mit Umwelt und Natur werden alle Bereiche abgedeckt. Der Pferdeführerschein Reiten gilt als Kompetenznachweis für das sichere Reiten und Ausreiten. Er ist vor allem für Reiter interessant, die gerne mit ihrem Pferd ins Gelände gehen. Der Pferdeführerschein Reiten umfasst, wie der Pferdeführerschein Umgang, 30 Lehrstunden und eine abschließende Prüfung. Auch hier besteht die Prüfung aus vier verschiedenen Stationen.
Station 1
Hier sollen die Teilnehmer zeigen, dass sie ihr Pferd richtig zum Reiten vorbereiten, also das Pferd richtig pflegen, satteln und trensen können. Die entsprechenden Handgriffe und Ausrüstungsgegenstände müssen sie erläutern.
Station 2
Die Teilnehmer müssen beweisen, dass sie eine sichere Sitzgrundlage beherrschen, in allen Grundgangarten frei reiten können und die Bahnregeln kennen. Weiterhin wird die Hilfenabstimmung der Reiter überprüft und in der Abteilung geritten. Auch der Positionswechsel beim Reiten in der Gruppe sowie die nötigen Handzeichen zum Ausreiten werden überprüft.
Station 3
Diese Station überprüft das Wissen zum Reiten im öffentlichen Raum. Wie verhalte ich mich beim Ausreiten in einer Gruppe? Wie reite ich über verschiedene Geländebeschaffenheiten (z. B. Wasser, Bodenverhältnisse, bergauf, bergab)? Weiterhin müssen die Teilnehmer in verschiedenen Gangarten reiten, ihr Wissen über die Begegnung mit anderen Verkehrsteilnehmern praktisch beweisen (z. B. Fußgänger mit Hund, Motorräder, landwirtschaftliche Fahrzeuge …) und eine Straße sicher überqueren.
Station 4
An der vierten Station wird Wissen zur Pferdegesundheit, zum Tierwohl und zu den Grundkenntnissen der Reitlehre abgefragt. Ein Bereich sind die Ethischen Grundsätze, Bestimmungen des Tierschutzgesetzes und für Ausritte und Verkehrsteilnahme, Reiten im Verband sowie Verkehrsregeln. Weiterhin prüft die Station Wissen zum reiterlichen Verhalten in Bezug auf Umweltschutz, zum Verständnis für die Belange anderer Erholungssuchender sowie zur Rücksicht auf Land- und Forstwirtschaft und das Jagdwesen. Auch die Grundlagen der Pferdegesundheit, der Ersten Hilfe für Reiter und Pferd sowie die Grundkenntnisse der Reitlehre inklusive Reflexion der praktischen Prüfung werden abgefragt.

Prüfungsliteratur zum Pferdeführerschein Umgang mit dem Pferd und Pferdeführerschein Reiten erscheint in Kürze im FNverlagLina Meyer


Die häufigsten Fragen und ihre Antworten zu den neuen Pferdeführerscheinen


Warum führt die FN den Pferdeführerschein Umgang bzw. Reiten ein?

„Wir haben beide Qualifikationen vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Entwicklungen angepasst“, sagte Dr. Dennis Peiler, Geschäftsführer der Deutschen Reiterlichen Vereinigung Bereich Sport und des DOKR. „In einer Zeit, in der sich Reiter immer häufiger dafür rechtfertigen müssen, dass sie einem Pferd einen Sattel auflegen, müssen wir vorausdenken. Gewisse Dinge können wir nicht verhindern, aber was wir nicht verhindern können, müssen und können wir gestalten. Das ist unsere Verantwortung als Verband“, so Peiler. Sicherheit, Tierwohl und Verantwortung seien die Grundpfeiler, um das Pferd in Hobby und Sport zu erhalten.

Die Gesellschaft befindet sich in einem Wandel. Unter anderem wächst die Skepsis gegenüber der Haltung und der Nutzung von Pferden; immer häufiger wird ein transparenter Kompetenznachweis von Pferde- und anderen Tierhaltern gefordert. Als Bundesverband für Pferdesport und Pferdezucht ist es die Verantwortung der FN, das Leben mit Pferden zu bewahren, indem der Verband den gesellschaftlichen Wandel berücksichtigt. Mit den Pferdeführerscheinen stellt die FN sicher, dass pferdebegeisterte Menschen ein Grundverständnis von Pferden haben (Haltung, Fütterung, Krankheiten, Ethik, Umgang mit dem Pferd). So werden zum einen Sicherheitsrisiken für Mensch und Tier minimiert. Zum anderen verbessert es das Leben der Pferde durch fachgerechte Haltung und Umgang. Und: Die Führerscheine sind bundeseinheitliche Ausbildungs-Mindeststandards und Kompetenznachweise.

An wen richten sich der Pferdeführerschein Umgang / Pferdeführerschein Reiten?

Pferdeführerschein Umgang und Pferdeführerschein Reiten sind Kompetenznachweise. Die Führerscheine vermitteln grundlegende Kompetenzen und Fähigkeiten für den richtigen und artgerechten Umgang mit dem Pferd sowie für das sichere Reiten bzw. Ausreiten. Es geht um Grundlagen, die jeder Reiter, Pferdebesitzer und Pferdefreund beherrschen sollte. Interessant sind die Angebote also nicht nur für angehende Reiter, Fahrer oder Voltigierer sondern z.B. ebenfalls für noch etwas unerfahrene Pferdebesitzer und/oder Eltern reitender Kinder, die diese unterstützen wollen. Eine fundierte Ausbildung ist wichtig, um Unfällen vorzubeugen und ein Grundverständnis über die Verantwortung für den Partner Pferd zu schaffen.
Die neuen Führerscheine sollen so für mehr Sicherheit, Unfallverhütung und Tierwohl sorgen. Sie sind maßgeschneidert für Menschen, die mit ihrem Pferd nicht nur auf einer Anlage, sondern auch im Gelände unterwegs sind. Führen, vor allem aber Ausreiten bringen es oft mit sich, dass man mit dem Pferd Straßen nutzen muss und damit zum Verkehrsteilnehmer wird. Das stellt besondere Anforderungen an Mensch und Pferd.
Daher unterscheiden sich die beiden Qualifikationen in ihren jeweiligen Schwerpunkten: Beim Pferdeführerschein Umgang dreht sich alles um den artgerechten Umgang mit Pferden, von der Haltung über die Versorgung bis zum sicheren Führen im öffentlichen Raum. Er ist die Weiterentwicklung des Basispass, bietet aber noch mehr Praxisnähe und Alltagstauglichkeit. Und er ist auch Voraussetzung für den Pferdeführerschein Reiten. Dieser richtet sich an Reiter (sowohl freizeit- als auch turnierorientierte) und vermittelt Grundkompetenzen des Reitens – auch im öffentlichen Raum. Für beide gilt: Es geht um das Wohl des Pferdes.

Ist der Pferdeführerschein Umgang bzw. Pferdeführerschein Reiten verpflichtend?

Nein. Beides sind Ausbildungs- und Qualifikationsangebote. Da es sich bei diesen Qualifikationen um Grundkompetenzen rund ums Pferd und Reiten handelt, empfiehlt die FN jedem, diese Ausbildungs-Mindeststandards zu erwerben.
Wer ab 2020 ein Abzeichen ab Klasse 5 (Reiten, Fahren, Voltigieren, Longieren) machen möchte, der muss den Pferdeführerschein Umgang absolvieren, da der Basispass als bisherige Voraussetzung durch den Pferdeführerschein Umgang ersetzt wird.

Ab wann gibt es den Pferdeführerschein Umgang bzw. den Pferdeführerschein Reiten?

Der Pferdeführerschein Umgang und der Pferdeführerschein Reiten können ab dem 1. Januar 2020 gemacht werden.

Ist die Mitgliedschaft im Verein eine Voraussetzung für den Pferdeführerschein Umgang oder Reiten?

Nein.

Wo finde ich Lehrgänge in meiner Nähe?


Wann und wo Lehrgänge angeboten werden, wissen die für die jeweilige Region zuständigen Landespferdesportverbände. In jedem Landespferdesportverband gibt es einen Ansprechpartner, an den man sich wenden kann.

Weitere Informationen und noch mehr FAQ zu den Pferdeführerscheinen unter www.pferd-aktuell.de/ausbildung/fuehrerscheine-im-pferdesport

Über die Ausbildungs-und Prüfungs-Ordnung (APO)
Die Ausbildungs-Prüfungs-Ordnung (APO) ist das Regelwerk für die einheitliche Ausbildung und Prüfung im Pferdesport in Deutschland. Beschrieben und geregelt werden hier die Abzeichenprüfungen, die Prüfungen für Ausbilder und Turnierfachleute, die Ausbildung für Fachberater, für Pferdepfleger und Fachkräfte im therapeutischen Reiten. Der Berufsausbildung im Pferdesport ist ebenso ein Kapitel gewidmet wie der FN-Kennzeichnung von Betrieben und Vereinen. Die APO 2020 kostet 29,90 Euro mit beziehungsweise 21,90 Euro ohne Ringbuch und ist erhältlich im Buchhandel, in Reitsportfachgeschäften und direkt beim FNverlag in Warendorf, Telefon 02581/6362-154 oder -254, E-Mail vertrieb-fnverlag@fn-dokr.de oder Internet www.fnverlag.de.

Stand: 14.11.2019