Deutsche Reiterliche Vereinigung

Olympische Spiele London 2012

Deutsche Reiter und Para-Reiter gewinnen zehn Medaillen

Bei den Olympischen Spielen 2012 in London folgten nach der Eröffnungsfeier am 27. Juli an zwölf Tagen Reitwettbewerbe, bei denen insgesamt sechs Goldmedaillen vergeben wurden. Reiter aus 41 Nationen wetteiferten um die Medaillen. Die deutschen Reiter gewannen zwei Goldmedaillen in der Vielseitigkeit, eine Mannschafts-Silbermedaille in der Dressur und eine Einzel-Bronzemedaille in der Vielseitigkeit. Die Paralympics schlossen sich vom 30. August bis 4. September an. Die deutschen Para-Reiter reisten mit zwei Mal Gold, zwei Mal Silber, zwei Mal Bronze und dazu Silber in der Mannschaftswertung nach Hause. Erstmals seit Jahren waren die Reiter bei den Olympischen Spielen wieder mittendrin im Geschehen und nicht auf die grüne Wiese oder gar wie 2008 in eine andere Stadt verbannt.

Impressionen aus London

 

Dressur: Silber für die deutsche Mannschaft

Helen Langehanenberg mit Damon Hill NRW, Kristina Sprehe mit Desperados und Dorothee Schneider mit Diva Royal gewannen in London die olympische Silbermedaille. Olympiasieger auf dem Dressurviereck wurden die Briten, die niederländische Equipe ritt zu Bronze. „Das waren großartige Leistungen. Die Reiterinnen und die Pferde haben ihre gute Form aus dem Grand Prix mit in den Special genommen. Dieses junge und neue Team hat sich phantastisch auf olympischem Parkett bewährt“, lobte Bundestrainer Jonny Hilberath und freute sich aufrichtig über die Silbermedaille „seiner Mädchen“. Von Gold zu träumen war zwar erlaubt, aber realistisch nur unter der Voraussetzung, dass die starken britischen Paare grobe Fehler gemacht hätten oder eines der Teampferde ausgefallen wäre. Helen Langehanenberg verpasste mit Damon Hill ganz knapp eine Einzelmedaille und wurde Vierte in der Kür. Gold ging an die Britin Charlotte Dujardin mit Valegro, Silber an die Niederländerin Adelinde Cornelissen (NED) mit Parzival und Bronze an Laura Bechtolsheimer (GBR) mit Mistral Hojris.


Springen: Deutsche Springreiter verpassen zweiten Umlauf

Bundestrainer Otto Becker brachte es nüchtern auf den Punkt: „Das war einfach nicht unsere Woche. Das müssen wir jetzt abhaken und nach vorne schauen.“ Das deutsche Team mit Marcus Ehning und Plot Blue, Meredith Michaels-Beerbaum und Bella Donna, Christian Ahlmann und Codex One und Janne-Friederike Meyer und Lambrasco verpasste im Nationenpreis als Zehnte den zweiten Umlauf. Dann ruhten alle Hoffnungen auf dem Einzel-Finale, für das sich zwei deutsche Paare qualifizieren konnten. Marcus Ehning und Plot Blue konnten ihre Chance aber nicht nutzen. Als drittletzter Starter des hochklassigen und extrem spannenden zweiten Umlaufs der Springreiter-Einzelwertung hätte er fehlerfrei bleiben müssen, um eine Medaille zu gewinnen. Zwei Abwürfe machten alle Hoffnungen zunichte und er wurde Zwölfter. Meredith Michaels-Beerbaum hatte schon in der ersten Runde mit ihrer noch jungen Hannoveraner Stute Bella Donna acht Fehlerpunkte kassiert und war für die zweite nicht mehr zugelassen. Olympiasieger wurde der Schweizer Steve Guerdat, das Stechen um Silber gewann der Niederländer Gerco Schröder vor dem Iren Cian O’Connor. Mannschafts-Gold gewann das britische Team, vor den Mannschaften aus den Niederlanden und Saudi-Arabien.


Vielseitigkeit: Doppel-Gold für Michael Jung und Sam

Die deutsche Vielseitigkeits-Mannschaft mit Sandra Auffarth mit Opgun Louvo, Michael Jung mit Sam, Ingrid Klimke mit Butts Abraxxas, Dirk Schrade mit King Artus und Peter Thomsen mit Barny holte zum zweiten Mal in Folge Gold bei Olympischen Spielen. Schon vor der letzten deutschen Reiterin – Ingrid Klimke – machte Michael Jung mit Sam mit einer Nullrunde im Springen „den Sack zu“ und sich selbst ein großartiges Geburtstagsgeschenk. Zu seinem 30. Geburtstag holte er sich nach dem Welt- und Europameistertitel auch den des Mannschafts-Olympiasiegers. Silber ging an die Schwedin Sara Algotsson-Ostholt mit Wega, Bronze in der Einzelwertung an Sandra Auffarth und Opgun Louvo. In der Mannschaftswertung gewann das Team aus Großbritannien Silber und die Neuseeländer Bronze.

Paralympics: Silber für die deutschen Para-Reiter

Mit schwerem Gepäck kehrten die deutschen Reiter von den Paralympics zurück. Sie gewannen in London zwei Mal Gold, zwei Mal Silber, zwei Mal Bronze und dazu Silber in der Mannschaftswertung. Zum deutschen Team gehörten Hannelore Brenner mit Woman of the World, Britta Näpel mit Aquilina, Dr. Angelika Trabert mit Ariva-Avanti, Lena Weifen mit Don Turner und Steffen Zeibig mit Waldemar.„Unsere Erwartungen haben sich voll erfüllt“, freute sich Equipechefin Britta Bando. Was aber noch mehr zählt: „Der Teamgeist hier in London war einfach unglaublich.“ In fünf verschiedenen Grades gab es bei Paralympics Medaillen zu gewinnen: Ia, Ib, II, III und IV – je nach Schwere der Behinderung. Doppel-Gold gab es in London für Hannelore Brenner, die damit ihre schon beachtliche Edelmetall-Sammlung weiter aufstockte. Die Wachenheimerin, die seit einem Reitunfall inkomplett querschnittgelähmt ist, trat in London als Titelverteidigerin an und wurde ihrer Rolle voll gerecht. Zu den Reitern mit der längsten Paralympic-Erfahrung zählte Dr. Angelika Trabert. Die Narkoseärztin, die ohne Beine zur Welt kam, gehört seit 1996 regelmäßig zum deutschen Team. Das Paar gewann in der Einzelwertung und in der Kür in Grade II jeweils die Bronzemedaille. Zu den beiden Reiterinnen, die vor ihr lagen, gehörte jedes Mal auch Traberts langjährige Teamkollegin Britta Näpel aus Wonsheim. Sie rangierte mit ihrer Stute Aquilina bereits im Teamtest auf Platz zwei. Viele Freudentränen flossen, als sie diesen Erfolg auch in der Einzelwertung und zuletzt auch in der Kür wiederholen konnte und damit zwei Mal Silber gewann.

Stand: 29.04.2020