Deutsche Reiterliche Vereinigung

Auslauf und Weide

Freie Bewegung ist für Pferde ein Muss

Pferde müssen raus. Als Steppentier sind Pferde Lauftiere. Es liegt auf der Hand, dass sie ausreichend freie Bewegung brauchen, um physisch und psychisch gesund zu bleiben. Der Pferdekörper ist dafür gemacht, ständig in Bewegung zu sein. Und deshalb haben domestizierte Pferde noch immer einen ähnlichen Bewegungsbedarf wie ihre wildlebenden Vorfahren.

Auslauf und Weide - Foto: Lehmann

Mangelnde Bewegung macht Pferde auf Dauer krank. Die Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) nennen Verhaltensstörungen und Schäden „insbesondere am Bewegungsapparat“ als Folge von Bewegungsmangel. Ebenso beeinträchtigt Bewegungsmangel den Selbstreinigungsmechanismus der Atemwege und den gesamten Stoffwechsel des Pferdes. Am Ende des Tages ist ein Pferd, das regelmäßig – also täglich – ausreichend freie Bewegung bekommt, ausgeglichener und zufriedener. Ein weiterer Pluspunkt: Es begegnet unbekannten Situationen weniger schreckhaft, da es sein natürliches Erkundungsverhalten im Auslauf oder auf der Weide ausüben kann. Das alles macht den Umgang miteinander für Pferd und Reiter sicherer. Es handelt sich bei der freien Bewegung übrigens um die Möglichkeit, die das Pferd bekommt, sich frei zu bewegen. Wenn es im Auslauf nur herumsteht, ist das auch in Ordnung. Auch wenn es sich nicht bewegt, kann es die vielen weiteren Pluspunkte des Tapetenwechsels nutzen. Beispielsweise seine Umgebung erkunden und beobachten, sich wälzen, sonnen, im Schritt umherwandern oder Fellpflege mit seinen Artgenossen betreiben.

Bei regelmäßiger freier Bewegung sinkt zudem das Verletzungsrisiko. Der Bewegungsapparat wird gestärkt, der ganze Körper des Pferdes wird widerstandsfähiger. Pferde, die viel Zeit auf der Weide oder im Auslauf verbringen, haben zum Beispiel nachweislich eine höhere Knochendichte. Außerdem entwickeln Pferde Trittsicherheit und stolpern deutlich weniger, wenn sie sich regelmäßig auf unterschiedlichen Böden bewegen.

Täglich mehrstündige Bewegung

Auf die Frage, wie viel freie Bewegung ein Pferd braucht, geben die BMEL-Leitlinien eine klare Antwort. Hier heißt es: „Pferde haben […] einen Bedarf an täglich mehrstündiger Bewegung.“ Dr. Christiane Müller, FN-Tierschutzbeauftragte und öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für Pferdehaltung, -zucht und -sport, erklärt: „Mehrstündig bedeutet mindestens zwei Stunden.“ Doch ist Bewegung nicht gleich Bewegung. „Kontrollierte Bewegung (Arbeit, Training) beinhaltet nicht die gleichen Bewegungsabläufe wie die freie Bewegung, bei der die Fortbewegung im entspannten Schritt überwiegt, aber auch überschüssige Energie und Verspannungen abgebaut werden können“, sagen die Leitlinien. Was folgt, ist essentiell: „Daher kann kontrollierte Bewegung die freie Bewegung nicht vollständig ersetzen.“ Der Pferdebesitzer kann den täglichen Bewegungsbedarf eines Pferdes in Kombination decken, sagt Dr. Müller. Sprich: Eine Stunde reiten und eine Stunde Zeit im Auslauf oder auf der Weide, bei kürzerem Training entsprechend länger. Das ist das absolute Minimum. Klar ist: Je länger ein Pferd sich frei bewegen kann, desto besser! Pferde, die nicht kontrolliert bewegt werden können, wie zum Beispiel Jungpferde oder Zuchtstuten, brauchen unbedingt täglich mehrstündige freie Bewegung.

Haltung von Spitzensportpferden bei Marcus Ehning

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So müssen Auslauf und Weide aussehen

Um dem Anspruch an ausreichend freier Bewegung gerecht zu werden, braucht es Ausläufe und Weiden. Laut Leitlinien soll ein Auslauf für bis zu zwei Pferde mindestens 150 Quadratmeter groß sein. Pro weiteres Pferd braucht es zusätzlich 40 Quadratmeter Fläche. Vielerorts sind die Weiden in den Herbst- und Wintermonaten gesperrt. Dann müssen ganzjährig nutzbare, wetterfeste Ausläufe her. Der Boden solcher Ausläufe muss trittsicher, rutschfest und möglichst matschfrei sein. Naturböden halten den Strapazen durch Pferdehufe oft nicht stand. Deshalb empfehlen die Leilinien einen künstlichen Bodenaufbau, bestehend aus Tragschicht mit Drainage, Trenn- und Tretschicht. Und sollten anhaltende Regenfälle den Auslauf dennoch in eine Matschgrube verwandelt haben, heißt das nicht, dass die Pferde ihn nicht mehr nutzen können. Die Leitlinien stufen es als unbedenklich ein, wenn Pferde vorübergehend im Matsch stehen. Strahlfäule und Mauke drohen nur bei dauerhaftem Aufenthalt auf matschigen und zudem verunreinigten Böden. „Besser ein paar Stunden im Matsch als gar nicht raus“, sagt auch Dr. Müller.

Bei der Zeit, die ein Pferd täglich im Freien verbringt, gibt es nach oben hin keine Grenze. Vorausgesetzt, die Rahmenbedingungen stimmen. Befindet sich ein Pferd länger als vier Stunden in einem vegetationslosen Auslauf oder auf einer abgefressenen Weide, braucht es hier zusätzlich Raufutter. Fresspausen sollten nämlich möglichst nicht länger als vier Stunden andauern. Eine Tränke und einen Witterungsschutz braucht es hingegen nur, wenn das Pferd dauerhaft auf der Weide oder im Auslauf steht. Die Faustregel lautet: Mindestens drei Mal am Tag muss es sich satt trinken können.

Der richtige Zaun: Sicherheit für Tier und Mensch

Damit die Pferde ihrer freien Bewegung im Auslauf oder auf der Weide nachgehen und nicht anderswo, braucht es entsprechend Zäune. Hütesicher soll der Zaun sein. Dazu muss er stabil, gut sichtbar und hoch genug sein. In den Leitlinien heißt es: „Die Einzäunung muss so beschaffen sein, dass größtmögliche Sicherheit für Tier und Mensch gewährleistet ist.“ Der Zaun muss in seiner Höhe mindestens dem Ergebnis der Formel 0,75 x Widerristhöhe entsprechen, dabei sollen Pfähle zu einem Drittel im Boden stecken. Der Abstand zwischen den Pfählen beträgt 2,60 bis maximal fünf Meter. Jeder Zaun braucht zwischen zwei und vier Querabgrenzungen mit Abständen zwischen 40 und 70 Zentimetern zueinander. Bei Fohlen, Ponys oder sehr großen Pferden muss die Höhe entsprechend angepasst sein. Der Zaun kann aus Metallrohren oder Holz bestehen, bei ausreichend großen Flächen auch in Kombination mit einem Elektrozaun. Stacheldraht und Knotengitter sind als alleinige Einzäunung tierschutzwidrig und in der Pferdehaltung verboten.

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Jedes Jahr im Frühjahr suchen die Persönlichen Mitglieder und das Magazin Reiter Revue International im Haltungswettbewerb "Unser Stall soll besser werden" nach tollen Beispielen von Stall-Umbau- und Neubaumaßnahmen, die den Bedürfnissen der Pferde nach Licht, Luft, Bewegung und Sozialkontakt gerecht werden. Bewerben können sich Reitvereine, Pferdebetriebe und private Ställe, die einen neugebauten, modernisierten oder renovierten Stall mit mehr als zehn Pferden betreiben.

Ihr Ansprechpartner

Lauren Moore-Steinbach

Tel: 02581/6362-636
Fax: 02581/6362-543

lmoore-steinbach@fn-dokr.de

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Stand: 26.04.2021