Deutsche Reiterliche Vereinigung

Michael Jung

Vielseitigkeitsreiter

Michael Jung - Foto: FN-ArchivSeine Erfolgsserie begann der Schwabe bereits als Nachwuchsreiter. Beispielhaft durchlief er das Aufbauprogramm des deutschen Vielseitigkeitssports, von der Goldenen Schärpe über das Bundesnachwuchschampionat bis zu den Deutschen Meisterschaften der Jungen Reiter. Sechs Mal nahm er an Nachwuchs-EM teil und beendete 2003 seine Junge-Reiter-Zeit als Europameister. Im selben Jahr erhielt er für seine Erfolge in Dressur und Springen bis zur Klasse S das Goldene Reitabzeichen.

Der Wechsel ins Seniorenlager gelang nahtlos. 2005 gewann er in Schenefeld seine erste Drei-Sterne-Prüfung und wurde im selben Jahr mit einem braunen Württemberger namens Sam the Schwäbisch Man Fünfter bei den Bundeschampionaten in Warendorf. Damals ahnte noch niemand, dass dieser unter dem Namen La Biostetique Sam FBW eine bislang einzigartige Karriere machen würde: Auf Bronze bei seiner ersten Europameisterschaft 2009 in Fontainebleau folgte der Weltmeistertitel 2010, Doppel-Gold bei den EM 2011 und den Olympischen Spielen in London. Vier Jahre später krönten Jung und Sam ihre Erfolgsbilanz durch den wiederholten Gewinn der olympischen Goldmedaille in Rio 2016. Im selben Jahr wurde Jung, acht Jahre nach bestandener Prüfung zum Pferdewirtschaftsmeister, zum bislang jüngsten Reitmeister Deutschlands ernannt.

Jungs Erfolge blieben aber nicht auf Sam beschränkt. 2013 wurde er Doppel-Europameister mit Halunke FBW, 2014 Mannschafts- und Vizeweltmeister mit Rocana FST, ein Jahr später im schottischen Blair Castle Doppel-Europameister mit fischerTakinou. 2017 beendete er die EM im polnischen Strzegom mit fischerRocana FST auf dem Silberrang. Bei seinem zweiten Auftritt bei einer EM in Luhmühlen nach 2011 hatte Jung 2019 den Hannoveraner fischerChipmunk FRH gesattelt, der 2018 noch mit Julia Krajewski bei den Weltreiterspielen in Tryon am Start war. Jung und Chipmunk holten mit der deutschen Mannschaft in Luhmühlen Gold und Silber in der Einzelwertung.

2021 folgte der Deutsche Meistertitel in Luhmühlen, mit dem sich Michael Jung und Chipmunk ihren Platz für die Olympischen Spiele in Tokio sicherten. In Tokio gingen sie nach der Dressur in Führung, doch dann gab es im Gelände elf Strafpunkte für das Auslösen eines Sicherheitshindernisses. Am Ende landeten sie auf Rang acht. Das deutsche Team erkämpfe sich mit drei Nullrunden im Springen Platz vier. Bei den Europameisterschaften 2021 in Avenches in der Schweiz startete Michael Jung mit fischerWild Wave und holte Silber mit dem deutschen Team mit Andreas Dibowski, Anna Siemer und Ingrid Klimke. In der Einzelwertung wurde er Vierter mit fischerWild Wave. 

2022 verteidigt Michael Jung seinen DM-Titel erfolgreich: Im Sattel des elfjährigen Iren Highlighter belegt Jung nicht nur Platz eins in der internationalen Wertung der Vier-Sterne-Prüfung (CCI4*-S), sondern sicherte sich als bester Deutscher auch seinen insgesamt dritten Meistertitel. Bei den Weltmeisterschaften 2022 in Pratoni del Vivaro sehen Michael Jung und fischerChipmunk FRH nach ihrer glänzenden Dressurvorstellung und einer Nullrunde im Gelände eigentlich schon wie die sicheren Sieger aus. So gut sind die beiden, dass sie sich sogar einen Abwurf im Springen leisten können. Und dann werden es zwei – der zweite Fehler ausgerechnet am letzten Hindernis. Das bedeutet Platz fünf für den Weltmeister von 2010. Nach der ersten Enttäuschung nimmt Jung es sportlich: „Wir haben super gekämpft mit dem Team und haben uns da ganz nach vorne gearbeitet. Da können wir jetzt erstmal stolz drauf sein." 

Auch 2023 gehört er mit fischerChipmunk bei der EM in Frankreich wieder zum deutschen Team und gewinnt gemeinsam mit Christoph Wahler, Malin Hansen-Hotopp und Sandra Auffarth Mannschafts-Silber. Als letzter deutscher Reiter war er ins Gelände gestartet. Mit einer schnellen Runde hätte er nicht nur seine Chance auf die Führung in der Einzelwertung sichern, sondern auch das deutsche Team ganz nach vorne bringen können. Seine Reise endete jedoch am Einsprung zum letzten Wasser. fischerChipmunk FRH verstolperte sich beim Landen, sein Reiter musste aus dem Sattel. „Das war einfach Pech. Er hat einen guten Sprung gemacht, ist einfach eingeknickt“, sagte Jung. 

  • Wohnort: Horb
  • geb.: 31. Juli 1982

fischerChipmunk FRH

  • Geschlecht: Wallach
  • Geburtsjahr: 2008
  • Rasse: Hannoveraner
  • Vater: Contendro I
  • Mutter: Havanna v. Heraldik xx
  • Besitzer: DOKR, Klaus und Sabine Fischer
  • Züchter: ZG Meyer-Kulenkampff
  • Pflegerin: Lena Steger

2021 Tokio/JPN Einzel fischerChipmunk 8.
2021 Tokio/JPN Mannschaft fischerChipmunk 4.
2016 Rio de Janeiro/BRA Einzel Sam FBW Gold
2016 Rio de Janeiro/BRA Mannschaft Sam FBW Silber
2012 London/GBR Einzel Sam FBW Gold
2012 London/GBR Mannschaft Sam FBW Gold

2022 Pratoni del Vivaro/ITA Einzel fischerChipmunk FRH 5.
2022 Pratoni del Vivaro/ITA Mannschaft fischerChipmunk FRH Gold
2014 Caen/FRA Einzel fischerRocana FST Silber
2014 Caen/FRA Mannschaft fischerRocana FST Gold
2010 Lexington/USA Einzel La Biosthetique Sam Gold
2010 Lexington/USA Mannschaft La Biosthetique Sam 5.

2023 Le Pin au Haras/FRA Mannschaft fischerChipmunk FRH Silber
2021 Avenches/SUI Einzel fischerWild Wave 4.
2021 Avenches/SUI Mannschaft fischerWild Wave Silber
2019 Luhmühlen/GER Einzel fischerChipmunk FRH Silber
2019 Luhmühlen/GER Mannschaft fischerChipmunk FRH Gold
2017 Strzegom/POL Einzel fischerRocana FST Silber
2017 Strzegom/POL Mannschaft fischerRocana FST Silber
2015 Blair Castle/GBR Einzel fischer Takinou Gold
2015 Blair Castle/GBR Mannschaft fischer Takinou Gold
2013 Malmö/SWE Einzel Halunke FBW Gold
2013 Malmö/SWE Mannschaft Halunke FBW Gold
2011 Luhmühlen Einzel La Biosthetique Sam FBW  Gold
2011 Luhmühlen Mannschaft La Biosthetique Sam FBW Gold
2009 Fontainebleau/FRA Einzel La Biosthetique Sam FBW Bronze
2009 Fontainebleau/FRA Mannschaft La Biosthetique Sam FBW 8.

2022 Luhmühlen Einzel Highlighter Gold
2021 Luhmühlen Einzel fischerChipmunk FRH Gold
2020 Luhmühlen Einzel fischerChipmunk FRH 10.
2019 Luhmühlen Einzel Highlighter 4.
2019 Luhmühlen Einzel Corazon 7.
2018 Balve Springen fischerSolution 11.
2017 Luhmühlen Einzel Star Connection Silber
2012 Luhmühlen Einzel Weidezaunprofi's River of Joy Gold
2011 Luhmühlen Einzel Weidezaunprofi's River of Joy 6.
2010 Schenefeld Einzel Weidezaunprofi's River of Joy Silber
2009 Schenefeld Einzel Weidezaunprofi's River of Joy Silber
2006 Schenefeld Einzel Birkhof's Grafenstolz TSF Bronze

2023 Aachen CCIO4*-NC-S fischerChipmunk FRH 2.
2023 Aachen Team CCIO4*-NC-S fischerChipmunk FRH 1.
2021 Luhmühlen CCI 5* FischerWild Wave 5.
2016 Aachen CICO 3* FischerTakinou 1.
2016 Strzegom/POL CICO 3* FischerTakinou 2.
2016 Badminton/GBR CCI 4* La Biosthetique Sam FBW 1.
2016 Lexington/USA CCI 4* FischerRocana FST 1.
2016 Fontainebleau/FRA CICO 3* La Biosthetique Sam FBW 1.
2015 Burghley/GBR CCI 4* La Biosthetique Sam FBW 1.
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Michis Lehrmeister: Zwei Ponys prägten Michael Jung

„Mit Sally und Moritz fing mein Reiterleben an. Sally war ein 1,10-Meter Dartmoor-Pony, eine kleine Schimmeldame. Sie war drei oder vier als mein Bruder und ich sie bekommen haben. Ich war, glaube ich, vier Jahre und mein Bruder Philip sechs. Meine Mutter hat uns oft auf Sally spazieren geführt, immer abwechselnd. Deshalb wollte immer jeder unbedingt reiten – damit er nicht laufen muss. Der, der laufen musste, hat dann so lange gequengelt, bis er wieder mit Reiten dran war (lacht). Als ich sechs oder sieben war, kam Moritz dazu. Moritz war ein Rappe, ein etwas sportlicheres Pony als Sally, auch etwa 1,10 m groß. Bei Sally war die Herausforderung, eine ganze Runde im Galopp zu schaffen ohne runterzufallen. Moritz war schon etwas älter und braver, aber der ging im Gelände gerne stiften. Von ihm bin ich im Gelände so oft runtergefallen, dass ich eine Zeit lang gar nicht mehr drauf wollte. Dann hat mein Bruder, der ja doch größer und kräftiger war, ihm ein paar Manieren beigebracht und dann bin ich auch wieder aufgestiegen. Im Stall und im Umgang waren die beiden völlig brav, einfach tolle Ponys. Nur einmal hat Moritz mich in den Kopf gebissen. Wir haben verstecken gespielt und ich habe mich in seiner Box unter dem Heu versteckt. Ich glaube, da war er dann doch ein bisschen futterneidisch.

Mit Moritz habe ich sehr viel Zeit verbracht. Ich habe ihm auch eine Menge Kunststücke beigebracht, Knicks und so was, das konnte der alles. Sehr viel Spaß hatten Philip und ich auch mit den beiden Ponys auf der Koppel. Auf dem Koppelgelände hatten wir unser Baumhaus. Von dem sind wir runtergesprungen, dann rauf auf die Ponys, eine Runde rum im Galopp, wieder runter und wieder rauf aufs Baumhaus. So haben wir viele Nachmittage verbracht.

Ich glaube schon, dass diese beiden Ponys mein Durchsetzungsvermögen und die Disziplin im Umgang mit Pferden mitgeprägt haben. Auf jeden Fall hatten wir jede Menge Spaß!“

Stand: 17.01.2024